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Auch wenn noch nicht alles gelingt: Union holt ein hochverdientes Unentschieden in Sinsheim

Keine 72 Stunden nach dem Abpfiff in Helsinki wollte der 1. FC Union Berlin unter Beweis stellen, dass auch die enge Termin-Taktung keine allzu großen Negativauswirkungen auf das eigene Spiel hat. Gegen einen ausgeruhten Gegner gelang das zwar nur phasenweise. Unter dem Strich steht aber ein hochverdientes 2:2-Unentschieden bei der TSG Hoffenheim.

Langsam scheint sich ein Muster abzuzeichnen. Wie schon in den vorherigen Pflichtspielen dieser noch jungen Saison startete Union offensiv in die Partie und ging früh in Führung.

Mit dem ersten Bundesliga-Tor von Niko Gießelmann für Union – welches durch eine schöne Seitenverlagerung von Robin Knoche und eine präzise Flanke von Julian Ryerson sehenswert eingeleitet wurde – ging das Team von Urs Fischer wie schon gegen Leverkusen und KuPS innerhalb der ersten zehn Minuten in Führung (auch im DFB-Pokal gegen Türkgücü dauert es nur 23 Minuten bis zum ersten Tor).

Ähnlich wie gegen Leverkusen sorgte der Führungstreffer allerdings für einen Bruch in Unions Spiel, sodass Hoffenheim genau wie Leverkusen schnell der Ausgleich gelang. Nach hohem Pressen der TSG, welches wir ja auch von Union diese Spielzeit schon häufiger gesehen haben, brachte Haraguchi Ingvartsen mit einem Rückpass in Bedrängnis, woraufhin große Unordnung in Unions Abwehrverbund entstand. Urs Fischer sprach nach dem Spiel davon, dass das Gegentor zum 1:1 „fast ein Geschenk von uns“ war.

Bis zur Halbzeitpause kontrollierte dann der Gastgeber trotz eines Lattenkreuz-Freistoß-Knallers von Max Kruse und dem wieder mal sehr agilen und stets Anspiel-bereiten Taiwo Awoniyi die Partie.

Folgerichtig fiel nach gut einer halben Stunde dann auch der Führungstreffer bei dem sowohl Marvin Friedrich als auch der erstmalig von Anfang an eingesetzte Paul Jaeckel zu weit aus der Kette herausschoben und dann durch einen genialen Steilpass von Andrej Kramaric überspielt wurden.

Sehr interessant fand ich, was Marvin Friedrich nach dem Spiel auf Dazn zur Situation vor dem 1:2 sagte:

„Wir haben unsere Spielprinzipien, die wir in jedem Spiel durchziehen wollen. Offensiv verteidigen, durchschieben. Beim Gegentor hat es nicht ganz so gut geklappt.“

Nach der Pause gelang es dann auch wieder vermehrt diese Philosophie umzusetzen, sodass einerseits Hoffenheim zu weniger Torchancen kam und anderseits Union sich einige Chancen herausspielte. Der Ausgleichstreffer zum späteren Endstand gelang bereits in der 47. Minute. Max Kruse ließ zunächst zwei Gegenspieler mit einer geschmeidigen Bewegung hinter sich und spielte dann einen exzellenten Pass in die Tiefe, den Taiwo Awoniyi im zweiten Versuch versenkte.

Taiwo Awoniyi bejubelt den Ausgleichstreffer, Foto: Matze Koch

Auch danach spielte Union einen gefälligen Ball und hätte mit etwas Glück vielleicht sogar drei Punkte mit nach Berlin nehmen können.

„Einen Punkt in Hoffenheim mitzunehmen, ist für uns ganz gut, aber wir hatten auch die ein oder andere gute Chance, mit der wir das Spiel hätten gewinnen können.“ (Niko Gießelmann über das Spiel)

Stattdessen sah Marvin Friedrich in der Nachspielzeit die gelb-rote Karte und fehlt damit im Heimspiel gegen Gladbach. Insgesamt lässt sich neben vielen positiven Eindrücken auch noch festhalten, dass Union auch im vierten Pflichtspiel ungeschlagen bleibt. Und das vollkommen verdient. Gerade mit Hinblick auf die bisherigen Gegner ist dies eine tolle und vor allem beruhigende Erkenntnis.

Union hat ein neues Traumduo

Mit Taiwo Awoniyi und Max Kruse scheint Union ein neues-altes Traumduo zu haben, das sich in dieser Spielzeit noch viel häufiger als zuvor sucht. Und vor allem auch findet.

Der Kicker hat es in seiner heutigen Montag-Ausgabe, wie ich finde, ganz treffend beschrieben:

Der eine ist nicht der Schnellste, aber er macht das Spiel schnell. Der andere ist technisch nicht der Beste, aber er rennt bestens. Allein hätten sie es wohl schwerer, zusammen aber sind Max Kruse und Taiwo Awoniyi derzeit die Erfolgsgaranten des 1. FC Union. Kruse traf zweimal, Awoniyi viermal – bei bisher acht Toren der Eisernen.

Auch Urs Fischer hatte einen ähnlichen Ansatz und erklärte warum die beiden Offensivspieler sich so gut ergänzen:

„Sie finden sich im Moment. Automatismen helfen dir da, wenn der eine vom anderen weiß, wie er sich bewegt. Wir haben mit Max einen Kreativspieler, der den letzten Pass spielen kann, und mit Taiwo einen Spieler, der immer wieder die Tiefe sucht.“

Gerade Awoniyi scheint sich, auch wenn es immer noch viel Entwicklungspotenzial (erster Kontakt, richtiger Zeitpunkt zum Abspiel) gibt, wirklich zum Torjäger zu entwickeln. Darüber hinaus ist er als permanente Anspielstation für Bälle in die Tiefe enorm wichtig für Unions Spiel.

Weitere Erkenntnisse zum Spiel in Sinsheim

Die Spieler setzen die Vorgaben (siehe Friedrich-Interview) des Trainerteams um, auch wenn noch nicht alles perfekt aufeinander abgestimmt wirkt. Dies ist angesichts der erneut großen Veränderungen im Kader aber zu erwarten gewesen.

Zudem gab es in meinen Augen gestern bereits Verbesserungen gegenüber dem Leverkusen-Spiel zu beobachten. Gerade nach der Halbzeitansprache von Urs Fischer, bei der es laut Union-Trainer „um Kompaktheit, Balldruck, das Spiel mit dem Ball, Bewegung ohne Ball“ ging, hatte Union wieder mehr Zugriff auf das Spiel und kam kaum noch in ernsthafte Bedrängnis.

Dabei wird es vor allem darauf ankommen, die richtige Balance zwischen Offensive und Defensive zu finden wie Spieler und Trainer unisono betonten. Und auch zwischen den Halbzeiten. In beiden Bundesliga-Spielen baute Union nach eigenem Führungstor massiv bis zur Pause ab, um dann im zweiten Durchgang wieder sehr ordentlich und deutlich präsenter aufzutreten.

Darüber hinaus hatte ich teilweise schon das Gefühl, dass Robert Andrichs Präsenz in Unions zentralen Mittelfeld fehlt. Hoffenheim gelang es in meinen Augen zu häufig, aus der Mitte Gefährliches zu kreieren. Insbesondere wenn mit Rani Khedira nur ein reiner Defensiver im Mittelfeld spielt.

Insgesamt war das Unentschieden aber hochverdient. Schaut man auf die xGoals-Werte wäre sogar ein Union-Sieg berechtigt gewesen. Nach zwei Spielen gegen Vereine mit größeren Ambitionen bleibt also festzuhalten, dass man mit den zwei Unentschieden vollkommen im Soll ist. Mit etwas Glück hätte in beiden Partien sogar noch mehr herausspringen können. Bemerkenswert wenn man davon ausgeht, dass das Team von Urs Fischer noch lange nicht sein volles Potenzial ausgeschöpft hat.

Medienberichte zum Spiel

Und sonst so

KuPS hat sich für das Playoff-Rückspiel warm geschossen und dabei genau das Ergebnis erzielt, welches am Donnerstag im Olympiastadion zur Verlängerung reichen würde.

Während Unions 1. Frauenteam den finalen Test vor dem Saisonstart verloren hat, fuhren die 2. Frauen einen sehr hohen Kantersieg beim Pflichtspielstart ein. Sie gewannen beim Friedrichshagener SV mit 12:1.

Taktik&Suff hatten es anscheinend sehr eilig und haben schon den Podcast zum Auftritt im Kraichgau veröffentlicht.

Bis auf die Union-Gesänge (vor allem „Unsere Liebe, unsere Mannschaft, unser Stolz, unser Verein“ war gut vernehmbar) konnte man sich als Fernseh-Zuschauer*in beim Union-Spiel in Hoffenheim aufgrund des nahezu nicht vorhandenen Heim-Supports akustisch teilweise an die Geisterspiele zurückversetzt fühlen. In Frankreich ging es zwischen Nizza und Marseille dagegen so hitzig zu, dass das Spiel nach einem Platzsturm von einigen Fans  abgebrochen wurde.

 


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11 Kommentare zu “Auch wenn noch nicht alles gelingt: Union holt ein hochverdientes Unentschieden in Sinsheim

  1. 5:1 würde sich nicht reichen, da keine Auswärtstorregel mehr, oder? 5:0 oder 6:1

    • Doch, 5:1 würde reichen. Wir haben schließlich 4:0 im Hinspiel gewonnen, sodass es dann ein 5:5 ergeben würde. Bei einem 5:0 und 6:1 wäre KuPS weiter.

    • Da steht ja auch „zur Verlängerung reichen würde“. Bei einem 1:5 im Rückspiel stände es also nach dem 4:0 im Hinspiel insgesamt 5:5 und somit gäbe es Verlängerung.

  2. 5:1 am Donnerstag würde natürlich locker reichen weil mit dem 0:4 aus dem Hinspiel würde es dann 9:1 stehen :-)

  3. Verlä-what? ?

    Wir machen vielleicht unsere eigene Verlängerung nach dem Abpfiff… ???

  4. Ich frage mich ja auch momentan was mit Keita Endo los ist. Für ca. 1 Mio. geholt und jetzt die letzten Spiele noch nicht mal im Kader. Verletzt scheint er ja nicht zu sein.

    • Große Auswahl in der Offensive, da können nun mal nicht alle im Kader sein.

  5. zentralesMittelfeld

    Nach der 1. Halbzeit hatte ich die Sorge, dass Hoffenheim uns komplett überrennt. Teilweise war es schon sehr einfach, wie sie durch das Mittelfeld spazieren konnten. Die Kombination Khedira – Haraguchi hat mich bislang noch nicht überzeugt. Auch Ingvartsen war nahezu unsichtbar. Und ja, es sind auch Nachwehen vom Andrich-Transfer (wie es Felix auch schreibt), ich fürchte die werden uns noch ein Weilchen begleiten.

    Nach der Pause, auch durch den schnellen Treffer von Taiwo, wirkte es aber wesentlich kontrollierter und geordneter. Ich kann jetzt auf die Schnelle nicht sagen, welche Umstellung in der Pause gab, aber die 2. Halbzeit hat mir dann sehr gut gefallen, teilweise war man sogar spielbestimmend, was ich gerade auswärts für ein gutes Zeichen halte.
    Wenn man daran anknüpft, ist die Mannschaft auf einem sehr guten Weg.

    Auch die paar mitgereisten Unioner haben tolle Unterstützung geleistet.
    Freue mich schon auf Donnerstag, hoffentlich wird es eine dicke Party mit allen Unionern, auch so ein bisschen stellvertretend für die herrausragende letzte Saison.

  6. Wir haben gegen 2 Gegner, die beide in ganz guter Frühform sind, jeweils einen Punkt geholt – damit darf man zufrieden sein. Dass aber in beiden Fällen der Zugriff in der ersten Halbzeit nicht so recht geklappt hat, macht mir auch ein bisschen Sorge. Dass es anders geht, selbst ohne Andrich, hat jeweils Halbzeit 2 gezeigt, deshalb glaube ich nicht unbedingt, dass es eine Frage des Personals ist. Auch wenn ich leider zustimmen muss, dass das Mittelfeld insgesamt noch nicht so überzeugend agiert wie in weiten Teilen der vergangenen Saison.

  7. Marco Britze

    Weiß jemand, was mit Puchacz war?

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