„Ich glaube, dass wir noch ein bisschen brauchen“, sagte Robert Andrich gestern nach dem 1:0 gegen Türkgücü München bei AFTV auf die Frage, ob die Mannschaft nach dem ersten Pflichtspiel schon drin sei im Wettkampfbetrieb. Und das Spiel in der ersten DFB-Pokalrunde zeigte ganz gut, wo Union noch zu arbeiten hat. In der ersten Viertelstunde musste sich das Team noch sortieren und brauchte fast die gesamte erste Halbzeit, um sich ordentlich nach vorne durchzuspielen.
Union fehlt die Präzision vor dem Tor
Das 1:0 durch eine hervorragende Balleroberung von Taiwo Awoniyi, bei der sich Münchens Paterson Chato vorgekommen sein muss, als sei er vom Zug überfahren worden, war eine Ausnahme in einer chancenarmen ersten Hälfte. In Halbzeit zwei kam Union offensiv besser in die Partie vergab aber reihenweise beste Chancen. Awoniyi traf mit einem unkonventionellem Schuss den Pfosten und Rani Khedira vergab freistehend vor Tükrgücüs Keeper Vollath.
Weil der Kommentator bei Sky nicht ganz sattelfest mit Unions Spielernamen war und Khedira in der Situation Kruse nannte, sagten wir vor dem TV sehr sicher: „Kruse hätte den gemacht.“ Doch der belehrte uns wenige Minuten später alleinstehend vor dem Torhüter eines Besseren. Der eingewechselte Kevin Behrens traf später noch aus dem abseits das Tor.
Dass sich die fehlende Präzision und Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor nicht rächte, lag zum einen an einer gewissen Harmlosigkeit Türkgücüs. Deren Spieler taten sich schwer, die defensive Grundordnung zu verlassen, weshalb sich offensiv nur wenige Anspielstationen auftaten. Zudem hatte Unions Defensive keine Lust auf großes Theater. So holten sich Knoche, Khedira und Ingvartsen in der zweiten Halbzeit jeweils für taktische Fouls Gelbe Karten ab. In den letzten 15 bis 20 Minuten agierte Union zu passiv und brachte dadurch Türkgücü noch einmal etwas ins Spiel.
Ist der Kampf um die Nummer 1 im Tor schon entschieden?
Auch hinten fehlte wie in der Offensive noch die hundertprozentige Abstimmung, aber größtenteils war das schon überzeugend. Andreas Luthe zeigte ein, zwei kleine Unsicherheiten (einmal beim Herausspielen, als er beinahe Türkgücü zum Treffer einlud, einmal als er einen Schuss erst im Nachfassen knapp vor dem Gegner sicher hatte).
Ist mit Andreas Luthes Einsatz nun der Kampf um die Nummer eins entschieden? Ich wäre mir da nicht so sicher und bin da ganz beim Kicker in der heutigen Montagsausgabe. Selbst wenn Luthe gerade einen kleinen Zeitvorsprung von Frederik Rönnow hat, so ist der nicht in Stein gemeißelt. Spätestens wenn Union in der nächsten Saison seine Torwart-Hierarchie verändert (Luthes und Jakob Busks Verträge enden da, Lennart Moser kehrt von der Leihe zurück), sollte die Chance von Rönnow kommen.
In der aktualisierten Neuausgabe von Wir werden ewig Leben (kommt am 19.8. für 12 Euro in den Handel) gibt Christoph Biermann in einem kurzen Text zur vergangenen Saison auch den kleinen Einblick, dass Andreas Luthe intern zu Beginn der vergangenen Saison auch nicht unumstritten war und etwas benötigte, um zur unumstrittenen Nummer eins zu werden. Bleiben wir bei Robert Andrichs Satz: „Ich glaube, dass wir noch ein bisschen brauchen.“
Peinliches Verhalten der Türkgücü-Fans
Was übrigens weg kann, sind die Anhänger von Türkgücü, die sich wie Erstklässler auf Koks verhielten. Jede Aktion hatte den unübersehbaren Subtext „Beachtet mich!“ Seien es die gereckten Mittelfinger beim Auflaufen der Mannschaften, die explizit frauenfeindliche Beschimpfung gegen Max Kruse, die zwei Böllerzündungen oder die in ihrer Hilflosigkeit fast schon witzigen „Hahohe, Hertha BSC“-Rufe. Ein in jeder Hinsicht peinlicher Auftritt von mit Testosteron, aber wenig Verstand vollgepumpten Männern.
Stimmung im Block von @turkgucumunchen beim Spiel gegen @fcunion trotz Rückstand bestens. #HaHoHe pic.twitter.com/t8Z5PrKbzC
— Christoph Gabler (@christophgabler) August 8, 2021
Besuch von Rafal Gikiewicz
Gefreut habe ich mich dagegen über den Besuch von Rafal Gikiewicz, der mit Augsburg schon am Samstag die zweite DFB-Pokalrunde erreichte.
Hier sind alle Spielberichte der Berliner Medien:
- Max Kruse schießt Union eine Runde weiter (Kurier)
- Kruse ist der Goldjunge (Bild)
- Kruse schießt Union in die zweite Runde (Morgenpost, Bezahl-Link)
- Max Kruse schießt den 1. FC Union Berlin bei Türkgücü München in Runde zwei (Berliner Zeitung, Bezahl-Link)
- Kruse nimmt Chatos Einladung an: Union siegt bei Türkgücü (Kicker)
- Kruse schießt Union bei Türkgücü zum Sieg (RBB)
Wer lieber eine alkoholgeschwängerte Analyse der Partie möchte, ist mit der aktuellen Podcast-Episode von Taktik&Suff sehr gut bedient. Ich bedanke mich bei Team Suff für die Erinnerung an Unions Versuch einer Torwart-Rotation zwischen Mo Amsif und Daniel Haas (never forget).
„Fessel-Bett“ out now.
Wir sind back im Game und es war so schön!
Überall wo es Podcasts gibt! https://t.co/wNwrtyCuxa#tgmfcu #taktikundsuff #bierbierzwei— Taktik&Suff (@taktikundsuff) August 8, 2021
Auf den anderen Plätzen
Unions Frauen gewannen am Samstag ihr Testspiel gegen den VfR Warbeyen (2:1) und holten am Sonntag im Test gegen die zweite Elf von Wolfsburg ein respektables 1:1.
Im Nachwuchs-Cup konnte sich Hertha BSC im Stadion an der Alten Försterei durchsetzen. Die U17 von Union konnte sich wie berichtet nicht für die Finalrunde qualifizieren, erreichte aber den 5. Platz am Sonntag beim Ausspielen der übrigen Plätze (Bericht auf der Vereins-Website).
Heute um 16.30 Uhr geht es weiter mit dem Testspiel der Profi-Mannschaft gegen Hildesheim:
#Infotweet Für das Testspiel #FCUVFV sind folgende Hinweise zu beachten – vielen Dank! pic.twitter.com/v4rqWdq0Tp
— Stadion An der Alten Försterei (@StadionAdAF) August 9, 2021
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Die neue Auflage des Buches kostet wirklich 6€ weniger als die Erstausgabe?
@michael Ja, in der Tat. Ich bin null Experte, was Buchverlage betrifft. Vielleicht liegt das daran, dass es jetzt als Taschenbuch gilt. Vorher war es eine Paperback-Ausgabe. Für mich als Außenstehenden sehe ich da keine Unterschiede außer den Preis. Aber möglicherweise ist das Format etwas kleiner.
Ich gebe mal den Klugscheisser: Paperback ist das Taschenbuch, Hardcover ist das Buch mit dem festen, wertigeren Einband und deshalb meist teurer.
Tja, wenn man nur digital unterwegs ist…?
@grübel Genau das dachte ich auch. Aber Kiepenheuer & Witsch macht genau bei Biermanns Buch den Unterschied zwischen Paperback und Taschenbuch.
„Was übrigens weg kann, sind die Anhänger von Türkgücü, die sich wie Erstklässler auf Koks verhielten. Jede Aktion hatte den unübersehbaren Subtext “Beachtet mich!”“
– Puh, tja. Fußballfans halt? Nicht immer ganz treffsicher im Geschmack? Ich hätte dem gar keine Erwähnung geschenkt.
@Sebastian
Habe mich nochmal bei meiner buch-und verlagstechnisch studierten Tochter erkundigt: Wir wissen mehr als Kiepenheuer&Witsch !
Aber es gibt größere Probleme auf dieser Welt.
Lebenslanges Lernen: ;-)
https://www.epubli.de/blog/hardcover-paperback-taschenbuch