Blog State of the Union

Unions Leistungen waren die ganze Saison über so stabil wie die Ergebnisse

Der Rasenfunk hat gestern seinen großen Saisonrückblick veröffentlicht, in dem wie immer ausführlich für jeden Bundesligaverein ein Fazit gezogen wird. Über Union hat dabei Steffi aus unserem Team gesprochen und dabei sehr schön geschildert, wie unfassbar gut diese Saison von Union sportlich war.

Eine Frage, die Max vom Rasenfunk Steffi in dem Gespräch gestellt hat, finde ich für die kommende Saison besonders interessant: Welche Spieler, die bereits jetzt im Kader standen, könnten in der nächsten Saison eine größere Rolle spielen? Max erwähnte dabei Sebastian Griesbeck, bei dem ich eher skeptisch bin, dass er in der Bundesliga deutlich mehr und besser spielen kann.

Der klarste Kandidat für eine deutliche Weiterentwicklung ist Keita Endo, der bisher sein Potential noch längst nicht ausgeschöpft hat, aber mit der Verpflichtung über den Sommer hinaus das Vertrauen des Vereins bekommen hat. Außerdem wäre es schön, wenn Julian Ryerson mehr Spielzeit bekäme. Bei ihm bin ich mir aber noch nicht sicher, wo: So couragiert er gegen Leipzig dort gespielt hat, sehe ich ihn nur bedingt im zentralen Mittelfeld. Als rechter Verteidiger dürfte Christopher Trimmel weiter die erste Wahl sein. Und für Links hat Union ja Tymoteusz Puchacz verpflichtet. Aber vielleicht ergeben sich ja aus Vertretungen oder auch zeitweisen Vorteilen für Ryerson auf den drei Positionen zusammen mehr Spielanteile. Und in dieser Saison hat Ryerson immerhin ein Drittel der Minuten in der Bundesliga gespielt.

Statistisches Saisonfazit

Das Saisonfazit im Rasenfunk hat mich daran erinnert, mir nach dem Abschluss der Liga noch einmal anzuschauen, wie die Unions Leistungen zugrunde liegenden Daten sich entwickelt haben. Im Verlauf der Saison haben wir schon ein paar Mal darauf hingewiesen, dass die das sehr gute Abschneiden in der Tabelle unterfüttert haben.

Union Berlin Urs Fischer
Urs Fischer und sein Team haben sich die phantastischen Ergebnisse wirklich verdient. Photo: Matze Koch.

Und daran hat sich auch am Ende wenig geändert. Schaut man etwa auf die Tordifferenz nach expected goals, dann ist Union Achter, also nur einen Platz hinter der realen Platzierung (Quelle wie für alle Zahlen: FBRef). Union hat da eine positive Bilanz, hatte also über die Saison in den 34 Spielen insgesamt die besseren Torchancen als die Gegner. Alle Mannschaften hinter der Mannschaft von Urs Fischer haben da ein negatives Verhältnis. Und Unions echte Tordifferenz ist ein wenig besser als die nach expected goals, aber nicht viel (+7 in tatsächlichen Toren, +4,5 xG).

Das beruht vor allem auf der Defensive: Nach den eigenen xG ist Union 12., nach denen für die Gegner 5. in der Bundesliga. Schaut man sich an, wie Union verteidigt hat, zeigt sich eine Verteidigung, die umso aktiver (verglichen mit anderen Mannschaften) wird, je näher der Gegner dem Tor kommt. Und die gegnerischen Spielern vor allem sehr wenig Zeit für Einzelaktionen wie Dribblings lässt. Union setzt Gegner in deren erstem Drittel des Spielfelds am wenigsten von allen Bundesligamannschaften unter Druck, aber macht dann Aktionen in den gefährlichen Räumen schwer.

Die viel beschworene spielerische Weiterentwicklung ist ebenfalls in den Statistiken sichtbar: Bei Ballbesitz, Passquote, der Zahl kurzer Pässe oder von Abschlüssen aus dem Spiel heraus liegt Union jetzt im Mittelfeld in der Bundesliga – das war in der vergangenen Saison noch nicht so.

Noch ein Nachtrag zu dem, was ich hier vor ein paar Tagen über Perspektive bei Unions Kaderzusammenstellung geschrieben habe: Bezieht man mit ein, welche Spieler wie viel gespielt haben, war Union zusammen mit Bayern mit im Schnitt 27,3 Jahren die älteste Mannschaft der Liga.

Die Berliner Medien

Die Berliner Zeitung und die BZ beschäftigen sich mit Unions Qualifikation für die Confi-League, letztere im Gespräch mit Karim Benyamina.

Union Podcasts

Sowohl von der Alten Podcasterei als auch von Wir – Union vereint gibt es neue Podcastfolgen, die ich aber beide noch nicht hören konnte. Letztere ist eine Koproduktion mit dem Union-Format Taktik & Suff, das ich noch nicht wirklich auf dem Schirm hatte. Und zwar unter anderem, weil er nur bei Soundcloud oder Spotify und nicht als richtiger Podcast erscheint. Es braucht also Umwege, um ihn mit einem Feed auch als Podcast zu abonnieren.

Und sonst so

Einen weiteren sehr interessanten Podcast veröffentlicht gerade der Millernton aus St. Pauli mit der Serie Being Timo Schulz, von der bisher die ersten beiden Teile erschienen sind. Timo Schulz ist langjähriger Spieler von St. Pauli und seit dieser Saison Trainer des Vereins. Für den Podcast hat er sich über die Saison immer wieder mit Tim vom Millernton darüber unterhalten, wie er Fußball spielen lassen will, wie die Umsetzung des Plans mit der Mannschaft gelingt oder wie er sich auf Gegner vorbereitet. Das ist sehr offen und ehrlich, und die Saison von St. Pauli (okayer Start, desaströse Hinrunde, starke Serie in der Rückrunde, Austrudeln) gibt da auch einiges an Spannung her. Und außerdem kam bisher in beiden Teilen Max Kruse mit seiner „scheiß egal“-Mentalität vor.


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