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Union im Saisonfinale: Danke sagen mit Sprunghöhe

Der 1. FC Union Berlin spielt heute im Stadion an der Alten Försterei das letzte Spiel der Saison. Weil die Abstiegsplätze dabei 16 Punkte hinter Union liegen, ist das für die Unioner:innen, die erstmals seit dem Beginn der Saison wieder im Stadion dabei sein dürfen, unabhängig vom Ergebnis eine Gelegenheit, den Verein und die Mannschaft für eine herausragende Saison zu feiern.

Union Berlin
Union beim ersten Bundesligaspiel gegen Leipzig, Photo: Matze Koch

Aber dass es dabei sogar noch um mehr geht, weil Union mit dem siebten Platz, den es heute verteidigen will, in einen Europacup kommen kann, gibt dem Spiel noch mehr Fallhöhe. Wobei Fallhöhe nicht der richtige Begriff ist. Ich nenne es lieber Sprunghöhe.

Bei der Pressekonferenz gestern vor dem Spiel konnte man jedenfalls Urs Fischer die Lust anmerken, diesen Sprung wirklich zu machen. Auch wenn es von Unions Trainer natürlich keinen überbordenden Optimismus gibt, sondern er auch auf Fragen nach Europa mit der typischen Konzentration darauf antwortet, was die Mannschaft machen muss, um das Spiel positiv zu gestalten.

Die personellen Vorbedingungen für ein gutes Ergebnis sind jedenfalls nicht einfach für Union: Mit Grischa Prömel und Robert Andrich fehlen zwei Stützen in der Zentrale, mit Joel Pohjanpalo der zuletzt treffsicherste Stürmer. Wir müssen also hoffen, dass Taiwo Awoniyi schon fit genug ist für ein ganzes Spiel, dass Sebastian Griesbeck an sein Leistungsoptimum kommt und dass sich Christian Gentner mit noch einem sehr guten Spiel von Union verabschiedet.

Apropos Verabschiedungen: Die gehören zum Ende jeder Saison und zu den Dingen, an denen ich besonders gerne teilhaben würde, könnte ich heute im Stadion sein. Von Gentner, Akaki Gogia, Christopher Lenz, Florian Hübner und vielleicht noch weiteren Spielern wird sich Union heute 45 Minuten vor Anpfiff auf dem Rasen verabschieden. Ich würde ja jetzt sagen, dass man das im Kopf haben und rechtzeitig im Stadion sein sollte. Aber ich glaube nicht wirklich, dass das heute anwesende Publikum den Bundesliga-Zeitplan bei Union schon wieder verlernt hat, nach dem das gar nicht früh ist.

Der Gegner in diesem Spiel, in dem Union seine wahrscheinlich beste Saison der Vereinsgeschichte krönen kann, ist das Marketingkonstrukt aus Leipzig. Mit Spielen gegen „Rasenballsport“ sind bei Union eigentlich immer Proteste gegen dieses Konstrukt verbunden. Vor dem Spiel heute gab es dazu keine öffentlichen Communiqués aus Unions Fanszene. Das heißt aber nicht, dass es nicht im Stadion präsenten Protest geben wird, und/oder man sich quasi spontan darauf einigt, etwa wieder für die ersten 15 Minuten des Spiels in Protest zu schweigen.

Das schreiben die Berliner Medien

Natürlich geht es auch in der Berliner Presse um die mögliche Europacup-Qualifikation:

Beim Spiel heute wird Union übrigens Trikots mit dem Slogan „Danke Unioner!“ anstelle des Sponsorenlogos tragen.

Gleichzeitig hat Union bekannt gegeben, dass die Immobilienfirma Aroundtown Hauptsponsor des Vereins bleiben soll. Daran, dass viele Unioner:innen die Rolle dieses Unternehmens in der Gesellschaft, gerade in Berlin, sehr kritisch sehen, dürfte sich in den zwei Jahren seit dem Beginn des Engagements als Hauptsponsor wenig geändert haben.

Und sonst so

Außerdem gibt es im Nachrichten-Podcast Der Tag eine Episode über eine Initiative für mehr Frauen auf Funktionärsebene im Fußball. Das ist ein Bereich, in dem auch Union durchaus noch zu tun hat.

Und nach den Fan-Ansammlungen und Ausschreitungen vor einer Woche in Dresden beschäftigen sich die Zeit und der Freitag mit den Hintergründen der Ereignisse.


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23 Kommentare zu “Union im Saisonfinale: Danke sagen mit Sprunghöhe

  1. Michael

    Und ich bin erstaunt das es das Sondertrikot nicht zu kaufen gibt.
    Nicht das ich es haben will, ist aber heute Usos alles gleich vermarkten zu wollen. Daumen hoch!

  2. „Daran, dass viele Unioner:innen die Rolle dieses Unternehmens in der Gesellschaft, gerade in Berlin, sehr kritisch sehen, dürfte sich in den zwei Jahren seit dem Beginn des Engagements als Hauptsponsor wenig geändert haben.“

    Gibt es tatsächlich viele Unionfans, die das Unternehmen kritisch sehen oder sind es nicht noch viel mehr, denen das eigentlich egal ist?

    • @Sebastian Genug, um das so zu sagen.

    • Der Sponsor verursacht mir Übelkeit und daher übe ich mich in Gleichgültigkeit. Ist ja nicht so, als hätte man da Einfluß drauf, oder etwa doch?

    • Ich glaub tatsächlich, dass es vielen eigentlich egal ist. Wenn es ‚Deutsche Wohnen‘ gewesen wäre, wäre es anders gewesen. Wobei AroundTown ja auch nix anderes ist als ein Investor der viel Gewinn erzielen möchte mit ‚Investitionsobjekte‘, was aber immer noch Wohnungen sind worin Menschen wohnen die nicht abgezockt werden möchten. Deswegen ist es mir persönlich nicht egal, aber jeder darf dazu ja seine Meinung haben.

    • Andreas

      @Bas
      Dir ist hoffentlich klar das „Gewinn erzielen“ der Sinn und Zweck eines jeden Unternehmens ist, ansonsten wäre es Hobby. Und da Aroundtown hauptsächlich in Gewerbe und Büroimmobilien investiert ist es mir tatsächlich egal, weil es mich nicht die Bohne interessiert wieviel Miete Lidl, Aldi oder irgendwelche Billigklamotten-Ketten bezahlen.

    • Also in unserer Bezugsgruppe von ca. 20 Leuten wird dieser Sponsor komplett verachtet weshalb sich bisher auch keiner ein Erstligatrikot zugelegt hat.

    • Eiserner

      @sebastian Beim Ausstatter war das Trikot ohne Aroundtown zu kaufen und es war verdammt schnell ausverkauft.

  3. Eher zweiteres. In unserer Blase werden sie abgelehnt, aber ich würde sagen, in der breiten Mehrheit herrscht eher Schulterzucken.

  4. Ich würde mir gerne das aktuelle Union Trikot kaufen, aber der aktuelle Sponsor ist ein No-Go auf meiner Brust. Ist es sicher, dass das Aktionstrikot nicht in den Verkauf geht…? Fände ich sehr schade.

  5. Danke, Unioner, nicht Danke, Unionende, nicht Danke, Unioner:innen! Auch das ist ein sehr erfreuliches Signal der Bodenständigkeit des Vereins, Danke!

    • Danke Walter! (Und nicht Waltender oder Walter:in ?)

    • Der Sepp

      Ich halte es da mit Mike Krüger:
      „Mein Gott Walter!“

  6. Ich habe auch große Bauchschmerzen mit dem Sponsor und beneide alle die heute verabschieden dürfen, freue mich aber nächste Saison zb Fusballgott Lenzi noch mal vor vollem Haus Tschüss sagen zu können.

    Und alle Walters und Netis machen mir auch Bauchschmerzen aber wir sind ja alle Unioner*innen von daher halte ich das aus.

    Schönes Spiel euch allen!

  7. Wenn mir langweilig ist, erzähle ich den Leuten manchmal, dass ich Tofu esse. Zack! Stimmung. (Es darf übrigens jede:r nach eigenem Geschmack gendern oder nicht. Krass, oder?)

  8. Tofu isst ein Stimmungskiller

  9. Daniel und Daniela, Stefan und Stefanie.
    Vornamen die sich hervorragend zum gendern eignen,
    aber wenn der eigene Vorname gegendert wird, hört der Spass auf.

  10. Senger, Alexander

    Liebe UNIONER!
    Ich kenne noch Zeiten, von 1990-1999, da war man bei UNION, über jeden neuen Sponsor, der uns half sehr dankbar. Denn viele Sponsoren, von damals beendeten schnell aus unterschiedlichen Gründen, das Sponsoring bei UNION. Gerade auch nach dem Lizenzentzug 1993. Aber auch Folgejahre, bis durch Hr. Bertram kinowelt, mit Hr. Kölmel kam, aber auch NIKE oder Scania und COCA-Cola. Darum kann ich die Diskussion über unseren Hauptsponsor überhaupt nicht verstehen, als UNION-Mitglied, seit 20.01. 1990 und Fan seit August 1985. Und möchte meinen, wir sollten dankbar sein, das durch den Wirtschaftsrat und andere Vereinsgremien unter Dirk Zingler, aber auch Joachim Gericke nun auch größere Sponsoren UNION interessant finden, innerhalb der letzten 20 Jahre und wir seit 2005/2006, suzessive, etwas NEUES aufgebaut werden konnte und heute ständig auch noch wird. Daher kann ich diese Diskussionen über unseren Hauptsponsor überhaupt nicht verstehen, auch weil ich noch ganz andere Zeiten, bei UNION erlebt habe. Sorry, das wollte ich mal anmerken dürfen. Mit Eisernen Grüßen, A.Senger aus Pankow

  11. Martin Behnke

    Wenn mal Onkel Antons Bio-Bauernhof, Tante Steffies Teeladen, oder Willis Windenergie die einzig möglichen Sponsoren für Union sein dürfen, dann wirds irgendwann knapp mit dem Verbleib im Profibereich.

    Da hat sich bisher auch niemand dran gestossen: Ist ne Werbung für nen Hersteller von Genussgiften jetzt besser als nen Wiesenhof, oder Gazprom ?

    Mit dem erreichen des Conference-Cups wird der Verein auch für zweifelhaftere Sponsoren interessant. Solange die sich dann nicht unbedingt im Aufsichtsrat finden, oder die Alte Försterei zur „Deutsche-Wohnen-Kampfarena“ wird, ist doch alles OK.

    Zinglers etwaige Nachfolger (irgendwann/Koch?) haben dann auch bereits 20 Jahre hinter sich… da schliesse ich nen kompletten Werteverfall mal aus.

  12. Maria Draghi

    Skandia, nicht Scania, war mal Sponsor… :-)

    Ansonsten teile ich deine Meinung, dass der Autor mit „Daran, dass viele Unioner:innen die Rolle dieses Unternehmens in der Gesellschaft, gerade in Berlin, sehr kritisch sehen, dürfte sich in den zwei Jahren seit dem Beginn des Engagements als Hauptsponsor wenig geändert haben.“ wohl etwas vorschnell seine eigene Meinung auf „viele“ andere Unioner projiziert.

    Ich persönlich glaube, dass heute deutlich weniger Unioner diesen Sponsor negativ einschätzen als vor zwei Jahren. Corona dürfte auch diesem Unternehmen (Gewerbeimmobilien, nicht Wohnimmobilien) zugesetzt haben, sodass die Mär vom bösen Miethai wohl schwer haltbar ist.

    • Aroundtown ist auch am Markt für Wohnimmobilien tätig. Zwar agiert das Unternehmen nicht direkt sondern ist an Grand City Properties beteiligt. Ob es sich bei diesem Unternehmen um einen problematischen Vermieter handelt, kann ich aber nicht beurteilt. Ich persönlich hätte lieber einen anderen Hauptsponsor. Aber ich kenne auch genug Fans, denen das ziemlich am A… vorbeigeht. EISERN und dann bis August wieder im Stadion und vielleicht auch auf Auswärtsfahrt zu Pogon Sczcecin.

  13. Maria Draghi

    Residential macht 14% des Portfolios aus, 86% sind also keine Wohnimmobilien.

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