Union spielt heute Abend im Westfalenstadion gegen Borussia Dortmund. Das ist für mich vielleicht das Spiel mit der größten Bandbreite möglicher Verläufe für Union in der Bundesliga. Das Spiel kann so ähnlich laufen wie das Hinspiel in dieser Saison, als es Union gelang, Dortmund defensiv zu ersticken und offensiv Fehler zu nutzen. Oder es kann so laufen wie das Rückspiel in der vergangenen Saison, als Dortmunds Qualität überwältigend für Union war. Weil außerdem Dortmund genauso inkonstant in seinen Leistungen ist wie Union in seiner Spielanlage, habe ich wirklich kein Gefühl dafür, in welche Richtung das Spiel heute ausschlagen wird.
Eine Vorschau auf das Spiel aus BVB-Perspektive gibt es beim Yellow Wall Podcast im letzten Teil der aktuellen Folge. Und auch die Alte Podcasterei hat es geschafft, ihre Episode zu veröffentlichen, bevor Union wieder spielt.
Das sind die Vorberichte der Berliner Medien:
- Trimmel ist Unions Mann für den BVB (Kurier)
- 1. FC Union muss gegen Borussia Dortmund mehr als nur eine Naturgewalt stoppen (Berliner Zeitung)
- Nur Unions Trimmel kann mit dem BVB mithalten (BZ)
- Union in Dortmund – zwischen Hoffen und Haaland (Morgenpost)
- Englische Woche mit besonderen Maßnahmen (Tagesspiegel)
Der Kurier hat außerdem einen Zwischenstand der Union-Kneipen-Soli-Aktion.
Rest in Shame, Super League
Die „Super League“, die von den „Besitzern“ und Präsidenten von 12 Fußball-Entitäten am späten Sonntag-Abend ausgerufen wurde, ist schon gestern Abend wieder kollabiert, als die sechs englischen Teilnehmer ihren Rückzug daraus bekannt gegeben haben (mit größtenteils ziemlich peinlichen Statements). Dass die spanischen und italienischen Teilnehmer öffentlich noch daran festhalten, spricht nicht für ihren Realitätssinn. (Update: Es hat nur noch eine Stunde gedauert, bis sich das auch erledigt hat.)
Das erste Superleague-Halbfinale: Juve-Milan; Real Madrid-Barcelona ermitteln, wer das Licht ausmacht. https://t.co/0GQzneSkva
— Javier Cáceres (@elcaceres) April 21, 2021
Das ist das Resultat davon, dass dieses Vorhaben mit unfassbarer Inkompetenz, Ignoranz und Arroganz eingeläutet wurde. Denn es war einfach an keiner Stelle zu Ende gedacht, und zwar auch nicht, wenn man die Maxime, dass die abtrünnigen Clubs mehr Geld wollen und sich einen Scheiß um alles andere im Fußball interessieren, voraussetzt. Sie hatten zwar einen 3,5-Milliarden Startkapital-Kredit mit der Bank JP Morgan vereinbart, den viele von ihnen offensichtlich brauchten, um aktuelle Schulden zu bezahlen – wie man das mit Startkapital für ein neues Geschäftsprojekt eben so macht. Selbst davon abgesehen war dieses Geld ja nicht umsonst und wurde den beteiligten einfach nachgeschmissen (ja, dass das nicht passiert wird einige von ihnen überraschen), sondern die Franchise Liga war darauf angewiesen, es Wert zu sein. Sie hatte aber weder übertragende TV-Sender, noch Sponsoren (Kandidaten für beides haben sich öffentlich dagegen positioniert) und vor allem kein Publikum. Denn man kann die bisherigen Fans der beteiligten Clubs ja „legacy fans“ (überholte Anhänger) nennen, wenn man sie ausbootet, muss man trotzdem erstmal zeigen, dass das, was dann übrig ist, irgendjemanden sonst interessiert.
1. We say in Soccernomics: "Anyone who spends any time inside football soon discovers that just as oil is part of the oil business, stupidity is part of the football business." https://t.co/lB7ZD4tAji
— Simon Kuper (@KuperSimon) April 20, 2021
Damit kommt man auch zu den Spielern und Trainern der beteiligten Clubs, die durchaus viel Anerkennung dafür verdienen, dass sie sich zum Teil offen gegen diese Scheißidee positioniert haben und damit auch dazu beigetragen haben, dass sie so schnell kollabiert ist. Fußball ist nichts ohne Fans, auch das hat sich in den letzten Tagen bestätigt. Aber er ist noch weniger als nichts ohne die Menschen, die wirklich auf dem Rasen stehen.
The ESL: flying on Sunday night, staggering as Monday went on, hanging onto the ropes by Tue lunchtime. Now Pep Guardiola has smashed it over the head with a frying pan.
Not dead yet, but lumbering, shambolic, wounded, humiliated. pic.twitter.com/8Ml7ZDFskI
— Nick Harris (@sportingintel) April 20, 2021
Und neben diesen Punkten (Sport, Vermarktung, Finanzierung) war auch alles andere an der nicht-so-super Liga eine Shitshow. Es gab keinen Plan, wer alles über die 12 hinaus daran teilnehmen sollte. Die drei als privilegierte Gründer geplanten Bayern, Dortmund und PSG haben nicht mitgemacht. Und welche fünf Vereine aus dem großen Pool derer, denen die Super Liga mit ihrer Gründung 24 Mittelfinger gezeigt hat, auf welcher Grundlage daran teilnehmen sollten, war völlig unklar. Es gab genau keine Details über die Organisation des Frauenfußballs in der „Super League“. Ach ja, und eine Trophäe gab es auch nicht.
Was an dem Projekt alles dumm war, fasst dieser Twitter-Thread von gestern Vormittag gut zusammen:
SO many things wrong with the ESL, it's obvious. But sticking purely to numbers: it doesn't even stack up & the 6 English clubs who embarrassed themselves so cringingly with statements on Sun should ask J Glazer to explain the back of his fag packet. 1/n
— Nick Harris (@sportingintel) April 20, 2021
Mit dem Einstürzen des „Super League“ Kreditkarten-Hauses hat sich in gewisser Weise übrigens bestätigt, was Dirk Zingler darüber gesagt hat: Dass es ohne Beteiligung der deutschen Vereine nicht funktionieren wird. Ich glaube allerdings auch nicht, dass mit Bayern und Dortmund die letzten zwei Tage sehr anders gewesen wären, außer dass es auch dort heftige Reaktionen gegeben hätte. Der entscheidendere Punkt für deren Implosion in dem, was Dirk Zingler über die „Super League“ sagte, ist dass sie keinen neuen Wert schaffen würde. Auf jeden Fall keinen, der aufwiegt, was sie kaputt macht. Der Millernton fasst in seinem täglichen Blog die Ereignisse und die Gemengelage gut zusammen.
Natürlich ist jetzt im Spitzenfußball immer noch vieles kaputt, das war es ja auch vor drei Tagen schon. Aber das Scheitern dieses Versuchs ist trotzdem wichtig, denn er hätte auf sehr grundsätzliche Weise in Frage gestellt, wie und dass der Fußball als Sport funktioniert. Dass das eine noch schlimmere Option ist, macht die Champions League Umgestaltung, die am Montag beschlossen wurde, aber natürlich nicht besser. Mit deren System einer 36er-Liga, in der jeder Teilnehmer nur gegen zehn der 35 anderen spielt, es aber trotzdem eine gemeinsame Tabelle und Play-offs vor den KO-Runden gibt, rudert man schon halbwegs über den Atlantik zu einem NFL-Modell, auch wenn man nicht in den Hafen einer geschlossenen Liga einläuft.
Dieser letzte Punkt macht aber trotzdem einen echten Unterschied. Und zwar auch für Union: Wenn es eine geschlossene Super League gäbe und – kontrafaktisch – die deutschen Spitzenvereine Teil davon wären, aber trotzdem in der Bundesliga spielen würden, dann wäre etwa Unions Spiel heute Abend gegen Dortmund sehr viel weniger bedeutend als unter dem aktuellen Modell. Natürlich wollen wir immer und vor allem Union sehen, aber eben schon in Wettbewerben, die etwas bedeuten, und Teil davon ist, ob Union heute Dortmund die Champions-League-Qualifikation versauen kann. Doof nur, dass unter der Neuregelung der Champions League mit zwei per Koeffizient vergebenen Plätzen nicht nur von ihren Ergebnissen, sondern auch davon abhängt, ob Juventus und Liverpool es in ihren Ligen auf die CL-Plätze schaffen.
Und ja, nach den aktuellen Regeln würden diese Möchtegern-Coupisten von dem wettbewerbsfeindlichen Sicherheitsnetz profitieren. Dass sie in dieser Weise oder mit mehr Geld aus den UEFA-Töpfen für das Scheitern ihrer „Super League“ belohnt werden, ist ein Unding.
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Mir kommen die ursprünglich angepeilten 15 Exklusivliga-Gründervereine alle zu gut weg, also konkret deren Führungsfiguren und Besitzer (die Reaktionen der Spieler und Trainer muss ich auch positiv anerkennen!). Auch die beiden deutschen Klubs, die das Vorhaben bisher keineswegs gebremst haben. Wie deren Beteiligung an den Geheimgesprächen aussah wollte ja eigentlich auch niemand wissen, Teile der Antwort hätten vermutlich einige verunsichert…
Keiner der 15 Fussballkonzerne, die in der exklusivliga als Gründungsmitglieder vorgesehen sind/waren, hat sich davon distanziert bevor der richtige Shitstorm diese Woche losging. Es wäre viele Jahre lang Zeit dafür gewesen, sich mal 30 Sekunden lang auszudenken was dieser Exklusiv-Ansatz insgesamt bedeutet.
Ich gehe davon aus, dass die Geschichte an sich noch lange nicht erledigt ist. Ob die Exklusivliga auf die harte Tour kommt oder durch eine UEFA, die sich als Korruptionsversteher nur zu gern erpressen lässt um die mehr oder weniger gleichen Bedingungen einer Exklusivliga selber zu etablieren. Weitestgehend ist das ja mit der aktuellen „Reform“ schon erfolgt.
Noch ein Jahr auch nur teilweise pandemiebedingte Einschränkungen und der nächste Anlauf ist garantiert. Oder es bedarf radikalen Veränderungen im bestehenden System, aber das wäre ja Sozialismus (so Hoeness et al), also geht das nicht…
Ich geh davon aus, dass die Super League nur eine Nebelkerze war, um die Reform der CL lautlos durchzudrücken
Hey Daniel,
ich würde auch dem Eroll-Zejnullahu-Fanclub beitreten.
Aber wenn soviel „Englisch“ gesprochen wird, wie deine „Einschübe“ hier, kann ich nicht folgen!?
Hoffen wir auf einen Superabend der Eisernen!
Grüße aus Köpenick!
u.n.v.e.u.
tut mir leid, aber die Geschichte hat halt vor allem auf Englisch stattgefunden…
No more words needed, Daniel! Danke. ?
Eisern.
PS. Wenn wir heute mithalten können, mach´ ich zur Feier des Tages meine O’Donnell Moonshine „Wilde Beere“ Alte Försterei Edition auf. ;)