Blog State of the Union

Wie sehr ist die Form von Petar Musa wie eine Ketchup-Flasche?

Der Kurier und der Tagesspiegel schreiben heute über Petar Musa, der gegen Stuttgart nach einigen vergebenen guten Chancen in den vergangenen Spielen sein erstes Tor für Union gemacht hat. Seit Musa auf Leihbasis von Slavia Prag zu Union gewechselt ist, hatte sich zwar hier und da angedeutet, wie er als beweglicher und kopfballstarker Spieler in Unions Mannschaft passen könnte, war aber auch zu sehen, dass er sich in der Bundesliga schwer tat, effektiv zu spielen. Das betraf nicht nur Abschlüsse, sondern auch Ballverarbeitungen in anderen Situationen auf dem Feld. Relativ oft haben auch technische Fehler zu Ballverlusten geführt, und das ist ein Bereich, in dem Musa deutliche Schwächen hat.

Gegen Stuttgart war nun aber auch klar zu sehen, warum Musa exzellente Werte im Pressing in seinem Scouting-Bericht stehen hat. Das war für mich fast der wichtigere Anhaltspunkt dafür, was in den kommenden Spielen und vielleicht darüber hinaus von ihm zu erwarten ist. Denn ich bin nicht besonders überzeugt davon, dass Tore von Stürmern wie Ketchup aus einer Flasche kommen, wir von Musa nach seinem ersten Treffer jetzt viele weitere zu erwarten haben. Auch für Skepsis darüber gibt es übrigens Anhaltspunkte in seinen bisherigen Leistungsdaten, denn Musa bleibt mit seinen Toren insgesamt hinter seinen expected Goals-Werten zurück. Überhaupt sind diese Werte im Vergleich mit anderen Stürmern sehr niedrig, ebenso wie seine Beiträge im Passspiel, im Dribbling und im Vorbereiten von Chancen für Mitspieler.

petar Musa Union Berlin
Petar Musa erzielt das Tor zum 2:0 gegen Stuttgart. Photo: Matze Koch.

An meiner grundsätzlichen Einschätzung Musas – dass er ein Spieler mit bestimmten Qualitäten, aber auch klaren Schwächen ist – ändert ein Tor also natürlich nicht alles. Aber ich würde dafür plädieren, dass Musas erstes Tor doch für eine Sache ein endgültiges Ende bedeutet: Das offensichtliche Wortspiel mit seinem Namen.

Das sind die weiteren Berichte über Union:

Podcast

Im Podcast über das Spiel gegen Stuttgart haben wir über Christopher Trimmels Vorlagen, die Unentspanntheit der VfB-Twitter-Timeline, und die Aussichten für den Rest der Saison gesprochen.

Und auch ein bisschen über die Corona-Kompatibilität der Versammlung von Union-Fans am Stadion und den Umgang des Vereins damit. Der RBB und der Kicker greifen eine Polizeimeldung auf und nennen eine Zahl von 700 Union-Fans vor Ort, die Angaben dazu, wie viele Menschen sich versammelt haben, gehen aber auseinander.

Union hat derweil angekündigt, dass am Mittwoch ein Schnelltest-Zentrum auf dem Parkplatz vor dem Fanhaus eröffnet, in dem man sich kostenfrei per Antigen-Test auf das Coronavirus testen lassen kann. Dazu auch die Morgenpost.

Exklusivliga

Ein bisschen haben wir im Podcast auch über die Neuigkeit von gestern gesprochen: Nachdem ein Bericht der New York Times angekündigt hatte, dass 12 europäische Clubs sich auf die Gründung einer europäischen Exklusivliga (denn nein, die ist nicht „super“) festgelegt haben, wurde dieses Projekt am Abend auch noch vorgestellt. Die nationalen Ligen und die UEFA haben angekündigt, die Clubs und Spieler in dieser Exklusivliga von ihren Wettbewerben auszuschließen. Die „führenden europäischen Vereine“, wie sich die Teilnehmer der neuen Liga selbst nennen, hatten angekündigt, weiter in ihren nationalen Ligen spielen zu wollen. Auch dieses Statement ist nicht ganz frei von eher heuchlerischen Aussagen aus dem Mund der UEFA. Aber vielleicht wird nun, nachdem die Drohung der Aufkündigung des Europapokals durch einige prominente Clubs erfüllt ist, zumindest die Superligisierung der Champions League fallen gelassen.

Die Anmerkung von Dirk Zingler, dass sich das Streben nach einer Exklusivliga vor allem aus wirtschaftlichem Versagen der Clubs, die daran teilnehmen wollen, speist, untermauert übrigens diese Graphik über deren Verluste in der Saison 2019/20 des Fußball-Finanz-Experten Swiss Ramble:

Es gibt noch einiges mehr über diese Entwicklung zu sagen, sowohl darüber, was sie für die traditionellen Wettbewerbe und Vereine wie Union bedeutet. Aber auch darüber, wie die Exklusivliga sich eigentlich ihr eigenes Publikum vorstellt und ob sie sich damit nicht vielleicht doch gravierend täuscht, und es dieses Publikum nicht wirklich gibt. Aber ich fürchte, wir werden noch etwas Zeit haben, das weiter auszuführen…


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13 Kommentare zu “Wie sehr ist die Form von Petar Musa wie eine Ketchup-Flasche?

  1. Nach dem Spiel waren 250, maximal 300, Unionfans im Stadionumfeld, davon die meisten mit Maske und/oder Abstand. Warum hier die Polizei und die nachplappernden Medien die „gewaltbereiten“ Fans (deren Zahl gemessen an der Gesamtzahl natürlich auch nicht im Ansatz stimmt und man ja die generelle A-B-C-Kategorisierung von Fans stark anzweifeln darf) heraushebt, wo doch weder Gewalt verübt noch absehbar war … man hat kurz dem Verein „applaudiert“ und das ganze war nach 20 Minuten vorbei – im Übrigen von ganz allein und ohne jegliches zutun der nachrückenden Polizei. Die Verstärkung kam erst, als alle Fans weg waren. In dem Polizeibericht stimmt fast nichts.

  2. Watzke har gerade erklärt Gegner von diesem Super LKeague zu sein, aber in gleichem Statement sagt er, er unterstützt den CL Reform, die schon eine Zumutung wäre. Dieser CL-Reform kann ja auch nicht das Kompromiss sein.
    Ich verstehe die Neigung jetzt zu sagen: Lass die zwölf Vereine gehen, schmeisse die sogar aus den Nationalligen raus (siehe auch Gary Neville gestern auf Sky). Aber es ist einfach schlecht für den Fußball, linksum oder rechtsum, dass es diesen Streit gibt. Mal davon abgesehen dass Arsenal und Spurs im moment nicht gerade europäische Spitze sind.

    • Der Sepp

      Es ist nur die logische Konsequenz der Entwicklung der letzten Jahre. Solche geschlossenen Profi-Ligen gibt es inzwischen in so vielen professionellen Sportarten, da war es nur eine Frage der Zeit, bis dieser Vorstoß den europäischen „Spitzenfußball“ erreicht. Sollen sie halt machen. Mir ist es wirklich, wirklich total egal.
      Das aktuelle System (es gibt in den meisten Ligen ein oder zwei starke Teams, die ständig an der CL teilnehmen und der Rest dümpelt dahinter so vor sich hin) scheint ja auch nicht für den „Rest der Liga“ bzw. das komplette System förderlich zu sein, weil am Ende nur die ein/zwei großen Teams richtig Geld verdienen.
      Dann lasst sie doch abziehen und mit dem Rest versucht man, ein möglicherweise sogar gerechteres Verteilungssystem aufzubauen. Klingt naiv, aber nun ja… hoffen kann man ja mal.

  3. @Martin Behnke Falls du dich wunderst, warum dein Kommentar verschwunden ist. Wir dulden bei aller Emotion keine Beleidigungen in den Diskussionen.

    • Thomas Leidig

      Ich finds auch ok sollen se gleich noch ne liga für Leverkusen, Wolfsburg, rattenbal, hoffenheim usw machen.
      Oder am besten wieder in ost und west teilen wenn man sich schon ne Liga selfmade machen kann.

  4. Wodka-iceT Mate

    Von mir aus dürften sie herzlich gehen, ich befürworte es sogar.
    Dann sind die möchtegern big player weg und man hat ein etwas ausgeglichen webbewerb mit allerlei truppen aufn ähnlichen level, dann macht es auch wieder spass und die leute haben zur großen teil bock auf authentische Mannschaften aufn fast gleichen leveln, das steigert sogar ein stückweit die Attraktivität der jeweiligen liga. Einige wollen mir aber einreden das wenn die Zugpferde weg fallen ( messi, ronaldo, Neymar und co) die ligen dann noch mehr an Bedeutung verlieren. Seh ich überhaupt nicht so. Grade ein barca-real kommt mir so aus den ohren raus. Da ist einfach kein gefühl der Identität dahinter wenn ich es als zuschauer in meinem falle sehe, es ist so weltfremd und egal/belanglos.
    Bitte alle abschieben und die lücken mit kleinen Kämpfenden teams füllen und die Identität ist wieder da und nicht nur bei meinen verein um die ecke, sondern auch mal übern Tellerrand der Bundesrepublik.

  5. @Thomas Leidig
    Na klar. Und am besten Leute wie Adolf Prokop re-aktivieren:
    „Im nationalen Fußball entstanden mitunter Zweifel an seiner Neutralität. Als Offizier im besonderen Einsatz des Ministeriums für Staatssicherheit wurde ihm während seiner Zeit als Schiedsrichter der DDR-Oberliga eine für den dort dominierenden BFC Dynamo günstige Parteilichkeit unterstellt.“ Q wiki)

  6. Thomas Leidig

    @uli 49

    Man kann auch übertreiben;)

    Aber Rostock macht nunmal mehr Spaß als Leverkusen;)

    • Rostocker

      Nein, macht es nicht!

    • Maria Draghi

      In Leverkusen kann man auf offener Straße furzen, ohne dass es jemand merkt.

      Jedenfalls nicht am Geruch, nur am Geräusch… :-)

  7. Rostocker

    Nein, macht es nicht!

  8. Maria Draghi

    Die technisch-statistischen Details eines Spielers sind manchmal nur die halbe Wahrheit. Der Paciencia (Ex-Frankfurt) hatte vor zwei Jahren mal einen Lauf mit Wahnsinnswerten in allen Statistiken. Davon war aber jetzt schon über ein Jahr lang nichts mehr zusehen…

  9. Cool, danke für den Verweis zu Swiss Ramble. Mehr Hintergrundinformationen braucht es gar nicht. Die Zahlen begleiten den gefühlten Schwund an Authentizität.

    Denke aber auch, das die Entwicklung nicht zu stoppen ist.
    Erwische mich selbst auf dem Sofa und konsumiere Fussball. Hand aufs Herz, alleine Liverpool lieferte in den vergangenen Spielzeiten unglaublichen Sport. Befeuert von emotionalen „Normalos“ an der Anfield Road.

    Nur für den Fall, das Union international groß auflegt und die Ansetzung es so will, möchte ich mal sehen, wer freiwillig nicht ins Stadion geht, sollte z.Bsp . Liverpool vorfahren.?

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