Blog State of the Union

Unions zukünftige Stürmer: Sorgen und Hoffnung

Bei der WM-Qualifikation hat Marcus Ingvartsen für das erste Union-Tor gesorgt. Und das standesgemäß bei einem Ergebnis, das uns wohlig warme Erinnerungen an den 21. August 2005 zurückbringt. Unions Offensivspieler kam eine  knappe Viertelstunde vor Schluss ins Spiel und schoss einen geblockten Ball von der Strafraumlinie humorlos ins Tor (hier gibt es ein Video davon). Aber ohne ihn wäre es nicht zu diesem unvergesslichen Spielstand gekommen.

Ebenfalls zum Einsatz kamen Joel Pohjanpalo beim 1:1 in der Ukraine und Christopher Trimmel beim 3:1 von Österreich über die Färöer. Beide wurden wie Ingvartsen für die letzten 15-20 Minuten eingewechselt.

Da es noch ein drittes Qualifikationsspiel gibt, können nicht alle Nationalspieler zu Beginn der Trainingswoche morgen dabei sein. Am Mittwoch kommt es beim Duell Österreich gegen Dänemark zum Duell zwischen Christopher Trimmel und Marcus Ingvartsen. Für Union ist es ein Glück, dass das Bundesligaspiel gegen Hertha erst am Sonntagabend stattfindet, so dass die Nationalspieler hoffentlich auch für dieses Spiel vollständig zur Verfügung stehen.

Spielankündigungsplakat für das Berliner Derby zwischen dem 1. FC Union und Hertha BSC
Spielankündigungsplakat für das Berliner Derby zwischen dem 1. FC Union und Hertha BSC, Foto: Sebastian Fiebrig

Apropos Hertha: Der RBB hat eine Bildergalerie der Hertha-Union-Duelle der Neuzeit, die Anlass für so manche Erinnerung bietet. Allerdings ging bei mir angesichts der Geschichtsklitterung beim Bild des ersten Bundesligaderbys der Puls etwas hoch. Wir erinnern uns an den Pyrobeschuss, der ausschließlich aus dem Gästeblock kam und zu Spielunterbrechungen führte. Dazu schreibt der RBB: „Doch das Sportliche rückte schnell in den Hintergrund. Beide Fanlager zündeten Pyrotechnik, die auch auf den Rasen oder Richtung Tribünen flog.“ Das ist doch etwas irreführend dargestellt, um es höflich zu sagen.

Screenshot: RBB
Screenshot: RBB

Zuschauer rücken erst einmal in weite Ferne

Berlin nimmt angesichts des Wachstums der Infektionszahlen Abstand von weiteren Modellversuchen mit Schnelltests und Zuschauern (Tagesspiegel, Kicker). Das ist sicher nachvollziehbar, aber aus Unionsicht auch ärgerlich. Denn dieser Test muss erst einmal stattfinden, um darauf aufbauend ein Konzept für zumindest eine Teilzulassung von Zuschauern ins Stadion in die Tat umzusetzen.

Als wir gestern erstmals nach Quarantäne-Ende wieder als ganze Familie nach draußen durften, spazierten wir an den Plakaten für die Ärzte-Konzerte im August 2022 vorbei und ich habe mir die Frage gestellt, was wir wohl eher erleben würden. Das Konzert der besten Band der Welt oder ein Heimspiel von Union? Ich bin Optimist und tippe auf Union. Natürlich auch deswegen, weil sicher Zuschauer ins Stadion dürfen, wenn die Rahmenbedingungen für die Ärzte-Konzerte stimmen.

Sorgen und Hoffnung im Union-Angriff

Der Kicker nimmt in seiner Montagsausgabe noch einmal Bezug auf das Testspiel gegen Braunschweig und die Zukunft von Suleiman Abdullahi. Die sieht trotz der zwei Tore gegen Union und Vertrag bis 2022 nicht allzu rosig aus. Das liegt zum einen an seiner Einstellung als Profi (laut Kicker sind die Sprachkenntnisse sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch weiter nicht gut) und an seiner Verletzungsanfälligkeit.

Nimmt man diese beiden Faktoren und wiegt sie mit dem Potential von Abdullahi (Durchsetzungsfähigkeit und Tempo) ab, kommen wahrscheinlich alle zu dem Schluss, dass er sicher kein Angreifer ist, dem man 28-34 Spiele in der Saison zutraut und auf dem man seine Überlegungen für die Union-Offensive 2021/22 aufbaut.

Suleiman Abdullahi im Duell mit Sebastian Griesbeck beim Test zwischen Braunschweig und Union, Foto: Sebastian Räppold / Matthias Koch

Hoffnung macht dagegen Malick Sanogo, der allerdings erst 16 Jahre alt ist. Beim Freundschaftsspiel der U19 gewann Union gegen Dynamo Dresden mit 4:0 und Sanogo schoss dabei zwei Tore (Zusammenfassung auf fussball.de). Die Bild/BZ beleuchtet den Angreifer etwas näher und lässt André Hofschneider sagen, dass er sich sicher sei, dass Sanogo ein Fußballprofi werde. Diese Aussage ist nicht allein auf die Bundesliga, sondern auch auf die Zweite Liga und die 3. Liga bezogen.

Malick Sanogo beim Testspiel zwischen dem 1. FC Union und Eintracht Braunschweig, Foto: Sebastian Räppold / Matthias Koch

Ich finde gut, dass der BZ/Bild-Artikel auch die Trainingsbedingungen im Nachwuchs beleuchtet. Denn dort dürfen bis auf einige Kaderspieler die Mädchen und Jungen nicht als Mannschaft trainieren. Erinnern wir uns an den Fitnesszustand der Profis nach der mehrwöchigen Shutdown-Phase im Frühjahr 2020 und ihre Schwierigkeit, sich wieder ins Spiel zu finden, kann man der düsteren Prognose von André Hofschneider (Cheftrainer des Nachwuchsleistungszentrums) nur zustimmen, der einen Corona-Knick im Nachwuchs kommen sieht.

Und sonst so?

Was die mögliche Reform der Champions-League betrifft, bin ich völlig desillusioniert (hier die Details bei der Sportschau). Denn das ganze Prinzip folgt den bisherigen Mechanismen bei der Erhöhung von Einnahmen von Verbänden. Lässt sich aus bisheriger TV-Vermarktung nicht mehr Geld holen, werden entweder neue Wettbewerbe erfunden (Uefa Nations League, Uefa Conference League, Fifa Confederations Cup, etc.) oder es wird der Modus bestehender Wettbewerbe so geändert, dass mehr Spiele mit gesicherten Teilnehmern stattfinden, so dass über die Erhöhung der Spiele auch die Erlöse steigen.

Für die Champions League, die ich im Gruppen-Modus schon seit Jahren nicht mehr verfolge, würde die aktuelle Reform über 100 Spiele mehr je Saison bedeuten. Dass dies zu Lasten der nationalen Wettbewerbe geht, dürfte klar sein. Gleichzeitig will sich die Fifa immer mehr in Clubwettbewerbe einmischen. Die Regionalität von Duellen, aus denen wir so viel ziehen, wird dabei ignoriert. Es wäre in der Tat ehrlicher, würden sich die Befürworter von Wettbewerben wie der Super League tatsächlich dorthin verabschieden und aus ihren nationalen Ligen abmelden, denen sie zum Teil sowieso schon entwachsen sind.

Während Joe an der Lego-Version des Stadions an der Alten Försterei baut, gab es für den Jungen das Trikot des 1. FC Union zum Geburtstag. Und wenn wir schon von Geburtstag sprechen, können wir auch Marius Bülter gratulieren, der heute 28 Jahre alt wird.

Wer Lust an Audio-Collagen hat, kann sich diese fast 45 Minuten lange Collage des Deutschlandfunks zum 50-jährigen Jubiläum des Tor des Monats der Sportschau gönnen. Da geht es nicht nur um die Entstehung der Rubrik, um die merkwürdigsten Auftritte, wie dem Los-Skandal von Michael Rummenigge oder prämierte Eigentore, sondern auch um den Umgang mit Frauen in der Sendung, deren Treffer zum Tor des Monats gewählt wurden.

 


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10 Kommentare zu “Unions zukünftige Stürmer: Sorgen und Hoffnung

  1. Es wird schwierig junge Spieler, die viel Potential haben zu halten, wenn man ihnen keine Perspektive auf Profi Einsätze gibt, siehe Fisnak Aslani. Ich hoffe, das einige Jugendspieler Einsätze bekommen, wenn das Ziel Klassenerhalt fix ist, fände ich sonst sehr schade um die Talente wie Matthis Bruns oder Malick sanogo.

    • Das ist die große Kunst. Fisnak kommt bisher -auch bedingt durch eine längere Verletzung- auch bei Hoppenheim nur auf 13 Einsätze in der RL.

  2. lysander

    achja Die Ärzte… die waren mal in den Achtzigern richtig gut.

  3. Ich setze meine Meinung aus den Tweets mal noch hier rein, zum Diskutieren :-)

    Pohjanpalo würde ich stand jetzt für knapp 5 Mio (?) wohl eher nicht verpflichten.
    Dafür Serdar Dursun, ablösefrei aus Darmstadt. Gab ja mal ne Meldung, dass das Ding wohl klappt.

    Taiwo würde ich natürlich versuchen noch ein Jahr länger zu leihen – danach hat er noch ein Jahr beim LFC – wer weiß, wer weiß. Träumen darf man ja.
    Ujah würde ich einen stark leistungsbezogenen Vertrag anbieten, damit er zum Einen ganz in Ruhe gesund und spielfit werden kann und zum Anderen könnte er dann auch nochmal eine gute Ergänzung werden, sofern er nochmal ansatzweise an seine Form rankommt.

    Petar Musa hat mir zuletzt von Beginn an schon gut gefallen – mal sehen, was er uns die nächsten Wochen noch anbietet.

    Sanogo und anderen jungen Spielern, muss man nun einfach mal eine Perspektive bieten.
    Sie mittrainieren lassen, und wenn die Leistung im Training stimmt – wann immer möglich auch mal im Spiel Erfahrung sammeln lassen.

    Zusammen mit Spielern wie Kruse, Endo, Becker, Bülter und Ingvartsen, wäre mir da nicht Bange.
    Und wer weiß, wen Oli Ruhnert evtl noch aus dem Hut zaubert.

    Gogia wird den Verein wohl leider verlassen. Denke jeder würde sich wünschen, er käme hier auch sportlich mehr zum Zug. Aber Urs wird da schon seine Gründe haben, leider.

    • Ist ja auch in der Vergangenheit schon vorgekommen, dass Verträge auch vor dem Ende der Vertragslaufzeit beendet wurden. Damit könnten auch evtl. Transfers wie Awoniyi oder Karius zustande kommen. Denke das Liverpool da auch kompromissbereit wäre. Bleibt nur die Frage ob diese Transfers sinnvoll wären, ich denke eher nicht. Aber gefühlt jedes Jahr ein Umbruch mit 8-10 neuen Spielern finde ich auch sehr fraglich… naja unsere Führungsetage wird eine Idee haben „In Oli Ruhnert we trust“!

    • Da bin ick absolut bei dir. Es wäre super, wenn man es schafft, den Stamm der Mannschaft über ein paar Jahre zusammen zu behalten. Wird sich aber glaube die nächsten 2-3 Jahre nur bedingt realisieren lassen. Und von daher bin ick doppelt froh, dass wir mit Oli und Urs zwei haben, denen wir absolut vertrauen können.

      Bei Karius würde eine langfristige Verpflichtung nur Sinn machen, und möglich sein, wenn er zur Nr. 1 aufsteigt. Aber da wird es keine Garantie geben. Beide haben die Qualität dafür.
      Und bei Awoniyi ist es ja so, wenn er sich weiter stetig verbessert, werden auch dementsprechend verlockende Angebote kommen… ist ja alles nichts neues..

      Insgesamt dürfte es sicher ein spannender Transfersommer werden, leider auch mit dem einen oder anderen schmerzhaften Abgang (Friedrich, Gogia…)

  4. Wuhleblut

    Das Video von ingvartsens tor ist auf privat gesetzt und nicht verfügbar

  5. Übrigens schreibt auch Matze Koch in der heutigen FuWo darüber das beide Seiten beim. Derby 2019 gezündelt haben.

    • Na dit stimmt ja grundsätzlich auch.
      Aber es wurden keine Pyros/Raketen durch Unioner Richtung Gästeblock oder andere Tribünen geschossen.

  6. […] gestrigen SotU hat Sebastian schon über die Champions League-Reform (Statement ProFans) berichtet. Dies ist […]

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