Blog State of the Union

Die beste 5-2 Niederlage

Union hat in Frankfurt mit 5-2 verloren. Das liest sich erst einmal relativ desaströs, aber zur Wahrheit dieses Spiels gehört auch, dass ich mich spontan nicht wirklich an ein Spiel erinnern kann, indem eine Mannschaft besser gespielt und so hoch verloren hat. Und nicht zuletzt das Eigentor von Robert Andrich gab dem Spiel einen ziemlich freakigen Anstrich.

Bei diesem Eigentor hatte Andrich sich nicht vergewissert, dass sein Torwart bereit war, den Ball entgegen zu nehmen, und daher nicht gesehen, dass Andreas Luthe ausgerutscht und das Tor leer war. Und tatsächlich wäre es einfach, diesen bizarren Moment als Knackpunkt im Spiel zu betrachten, denn darauf folgten zwei weitere Gegentore in nur etwas mehr als fünf Minuten.

Aber Unions Problem in der ersten Halbzeit bestand weniger in diesem krassen Aussetzer als darin, dass Union Frankfurt ein paar Mal zu häufig Gelegenheit ließ, seine Stärken auszuspielen: Beim 1-0 wurde Marvin Friedrich einmal für ein Herausrücken aus der Dreierkette bestraft, weil Filip Kosti? das so entstandene Loch ausnutzte. Beim 1-3 leistete sich Union einen Ballverlust mit sieben Spielern vor dem Ball. Und beim 1-4 kurz darauf wirkte Union konsterniert und schaffte es nicht, in einen Zweikampf zu kommen.

Robert Andrich Eigentor Union Berlin Eintracht Frankfurt
Robert Andrich hat gegen Frankfurt tatsächlich auch wieder sehr gut gespielt, Photo: Matze Koch.

So war es zwar sehr harsch, dass Frankfurt mit drei Schüssen aufs Tor auf vier Tore kam. Aber es war zum Teil auch folgerichtig aus den Aktionen, die Union zugelassen hatte.

Trotzdem: In weiten Phasen des Spiels (bis zu Frankfurts zweitem Tor, und zwischen dem 4-1 und dem 5-2) war Union die bessere Mannschaft in diesem Spiel. Das Defensivkonzept mit tiefem Mittelfeldpressing ist im Prinzip aufgegangen (siehe oben), und die Angriffsbemühungen haben vor allem dank sehr sehr guter Diagonalbälle von Nico Schlotterbeck und wieder guter Standards Gefahr ausgestrahlt. Nicht umsonst musste Frankfurt mehrmals den Ball von der Linie klären.

In der zweiten Halbzeit überließ Frankfurt freilich Union den Ball und hoffte auf Konter. Dass Union in dieser Phase gut spielte, lässt sich aber daran festmachen, dass die Eintracht eben nicht zu einem dieser Konter kam, der das Spiel früher endgültig entschieden hätte, und dass Union weitere gute Chancen hatte. 25 Torschüsse, davon 19! im Strafraum, sind mit etwas Abstand der beste Wert in dieser Saison für Union.

Ein bisschen wurde das Pech/die Ineffizienz bei Unions Abschlüssen aber auch schon dadurch ausgeglichen, dass das 1-1 von Max Kruse nicht hätte zählen dürfen. Denn Julian Ryersons Aktion gegen Makoto Hasebe war wirklich ein Foul (Einschätzung auch von Collinas Erben), und es ist ein bisschen rätselhaft, warum der VAR das nicht beanstandet hat. Ja, uns soll es recht sein, aber es wäre schon gut, wenn das System funktionieren würde.

Andreas Luthe war gestern dann noch im Sportstudio zu Gast, und hätte sich dafür sicher einen besseren Tag denken können.

Thema waren dabei auch die Kopfverletzungen, die Luthe in der letzten Zeit erlitten hat.

Und niemals vergesssen

Wir haben gestern Abend auch noch eine neue Folge unseres Union-Geschichtspodcast aufgenommen: Sebastian hat vom „Schuhkrieg von Cottbus“ erzählt. Was sich dahinter verbirgt, erfahrt ihr in der Folge.


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24 Kommentare zu “Die beste 5-2 Niederlage

  1. Horstworking

    Zu dem Eigentor kann ich deine Sichtweise nicht ganz teilen. Luthe ist erst nach dem Pass ausgerutscht. Er stand allerdings neben dem Tor bereit für den Rückpass, den Andrich allerdings entgegen aller Logik und Trainingslehre in Richtung Tor gebracht hat.

  2. „Denn Julian Ryersons Aktion gegen Makoto Hasebe war wirklich ein Foul, und es ist ein bisschen rätselhaft, warum der VAR das nicht beanstandet hat.“
    Nun, das sehe ich komplett anders und die Berichterstattung hat mich dahingehend wirklich übelst genervt.
    Eventuell hat der VAR ja auch gesehen, dass Hasebe nur gegen Ryerson läuft, ohne Bemühung Richtung Ball, während Ryerson eben genau den spielen will und praktisch Null den Gegner attackiert. So blöd es klingt, aber tatsächlich ist Hasebe gegen den Fuß gelaufen und nicht der Fuß gegen Hasebe. Lässt sich Ryerson fallen (was ich nie sehen will), müsste es 11er geben. Schaut es euch nochmal an!

    • Sehe ich ähnlich.
      Der Treffer von Ryerson gegen Hasebe folgt aus dem Check von Hasebe und der durch Ryerson verlorenen Balance.
      Vor allem kommt in der Diskussion auch zu kurz, dass Hasebe, zu allererst den Ball mit der Hand spielt. Das ist da ein klarer Strafstoß und vermutlich rot für Hasebe (letzter Mann!).

      An der Stelle kann man dann fast diskutieren, ob Union in der Situation benachteiligt wurde, weil Kruse hätte den Strafstoß ja verwandelt. ?

    • Völlig korrekt – sehe ich auch so!

    • Maria Draghi

      Die mediale Berichterstattung – inklusive Collina – ist hier, ähnlich wie bei der einen Szene in Freiburg vor einigen Wochen, doch sehr einseitig. Aber ein Abdruck auf dem Oberschenkel ist eben noch kein hinreichender Beweis für ein Foul. Ja, der Foulende kann den Gefoulten (aktiv) getroffen haben. Es können sich aber auch beide aufeinander zubegewegt, oder sich sogar der getroffene allein auf den „foulenden “ zubewegt haben. Auch dann gibt es einen Abdruck auf dem Oberschenkel, obwohl es eben kein Foul war.
      In meinen Augen kann der Schiri das Tor wegen gefährlichem Spiel oder wegen hohem Bein durchaus wegpfeiffen, aber nicht wegen Foul. Ein solches war es in meinen Augen nicht.

      Die Formulierung „schönstes 2:5 der Uniongeschichte“ dürfte es aber sehr gut treffen.

  3. silberhacke

    ich sehe es wie die vorredner – hasebe läuft in ryarson – kein foul, und luthe läuft an der linie entlang, um den rückpass kurz zu machen – andrich schaut zwar hoch, aber nur, um sich zu vergewissern, dass kein frankfurter im weg steht, bemerkt aber leider nicht, dass luthe parallel gelaufen ist – eigentlich sehr gut von luthe, nur leider , naja wir wissen, wie es ausging ….
    pohjanpalo hier nicht zum trocknen rauszuhängen, ist ehrenhaft, aber die vergeigten möglichkeiten (nicht nur in diesem spiel) überhaupt nicht zu erwähnen, ist auch merkwürdig. ich finde, er könnte langsam mal eins machen …

  4. Marcus hat noch ein paar interessante Zeilen zum Thema Union-Finanzen geschrieben.

    https://twitter.com/ostfux/status/1373225650564268032

  5. Re: Ryerson Foul

    Ich bin da komplett bei Collinas Erben, deren Einschätzung ich eigentlich auch verlinken wollte, das ist jetzt nachgeholt.

  6. silberhacke

    teile die collina-auffassung überhaupt nicht. die begründung besteht einzig in der anführung von stollen gegen oberschenkel bzw. hosenstoff – also hart gegen weich – eine solche regel ist mir unbekannt. hasebe geht nicht zum ball – darauf kommt es an. wohlwollend könnte man sagen, er will sich zwischen ball und ryarson bringen. da war ryarson aber schon bzw sein fuß, weshalb es dann zur berührung gekommen ist, und weshalb der schiedsrichter auch so entschieden hat. wenn man es genau nimmt, haben wir es eher mit einem foul von hasebe an ryarson zu tun, weil er ohne ball in den spieler geht. dass er das mit dem oberschenkel voran tut liegt daran, dass er zu spät ist. es sieht halt erstmal dramatisch und schmerzhaft aus, weshalb hasebe auch bis zur finalen entscheidung mit schmerzverzerrtem gesicht und prüfblicken am boden liegen bleibt. na ja man kennt das ja …

  7. Pech und Schwefel

    Da war kein Foul.

    Ryerson wollte mit der Fußspitze an den Ball kommen.

    Der Frankfurter ist in Ryerson reingerempelt.

  8. Musiclover

    Es ist für mich ziemlich unverständlich, wie Collinas Erben zu dieser zweifelhaften Einschätzung gelangen. Das war ein klares Foul an Ryerson und hätte zu einem Elfmeter führen müssen, wenn der Ball nicht im Tor gelandet wäre. Vorteil angezeigt vom Schiri? ????

  9. Mein erster Impuls war auch: Foul von Hasebe an Ryerson. Nachdem ich später mit abgekühltem Blut die Bilder nochmal gesehen habe bin ich auch bei Collinas Erben / Daniel, also Foul von Ryerson. Allerdings hat der Schiri die Szene in Echtzeit wahrscheinlich so bewertet wie ich zunächst und der VAR hat diese Deutung dann auch nicht als „klar falsch“ eingestuft sondern im Rahmen des Ermessensspielraum als korrekt bewertet. Insofern finde ich nicht, dass das Prinzip VAR in diesem Fall nicht fehlgeschlagen ist.
    Eisern Konrad

  10. Andrich hat vor den Rückpass extra geschaut wo Luthe steht. Was macht Andrich der knallt das Ding auf die qndere Seite ins Tor. Luthe war da chancenlos.

  11. silberhacke

    ich glaube, andrich hat überhaupt nicht auf luthe geachtet, sondern nur auf dunkle trikots geschaut.
    andrich spielt dann quasi blind aufs tor … und tor.
    möglicherweise hat luthe sich nicht genügend bemerkbar gemacht, sodass andrich dachte, er könne gefahrlos dorthin passen. ja, und der hat dann auch gepasst. leider.

  12. Gerade nach der 5.Zeitlupe war das niemals ein Foul! Wurde familienintern – sogar „ohne Unionbrille“ einmütig festgestellt!
    Die ständigen „sky-Reporter“-Bemerkungen bzgl. möglicher FF -Raktionen darauf waren nervtötend!
    u.n.v.e.u.

  13. Uwe Jakob

    Man kann nicht mit 5:2 verlieren, entweder 5:2 gewinnen oder 2:5 verlieren.

  14. Das Eigentor geht 50:50 auf beide.
    Aber abgesehen davon, sieht Luthe bei vielen Aktionen nicht besonders gut aus.
    Was gestern aufs Tor kam war alles drin.
    Ein Keeper kann auch seine Mannschaft mal im Spiel halten.
    Ich würde Karius bringen im Derby, da sind meine Erinnerungen auch nicht die besten….

    • Bei welchem der Gegentore hätte den Luthe was machen können, Deiner Meinung nach? Und – das man den Ball NEBEN das Tor zurückspielt, lernt man schon in der D-Jugend. Genau um solche Sachen zu verhindern, das der Keeper ausrutscht, es nicht mitbekommt, über (oder unten) den Ball schlägt und der Ball schließlich ins Tor kullert… Luthe macht also ganz nach Schulbuch das richtige – er bietet sich neben dem Tor als Anspielstation an. Das Gegentor geht zu 100% auf Andrich – zumal es wahrlich auch noch Optionen nach vorne gegeben hätte und absolut keine Bedrängung. Der Rückpass (und nicht zuletzt die Ausführung) war leider in jeder Phase völlig unnötig.

  15. SlashBob

    Ich verstehe in der ganzen Eigentor Diskussion nicht warum keiner auf das Interview nach dem Spiel auf Sky mit Luthe eingeht. Luthe hat klar gesagt das er Andrich den Pass weg angezeigt hat.

  16. Maria Draghi

    Andrich hebt sogar den Kopf und blickt Richtung Luthe, Sekundenbruchteile bevor er passt. Aber wahrscheinlich, war da die Entscheidung in seinem Fuß, wohin der den Ball spielen wird, schon gefallen

  17. herrdoesi

    Gestern wurde m.E. mal wieder deutlich wieviel Glück in so einem Fußballspiel doch dabei ist. Im Grunde genommen gab es den einen skurrilen Fehler der uns für ein paar Minuten aus den Tritt gebracht hat. Das ist nur allzu menschlich. Aber die Frankfurter waren halt clever und auch stark genug, diese kurze Zeit für drei Gegentore zu nutzen. ,,So what! Dit Leben is bunt.“
    Übrigens möchte ich noch meinen Senf zur Diskussion um neue Ziele dazu geben. Wir sollten die deutsche Meisterschaft anstreben und wenn?s am Ende P15 wird ne riesige Party zum 3. Jahr in der Bundesliga feiern. Nur Corona kann das verhindern.
    Ich hoffe ich sehe Euch in der neuen Saison in unserem Stadion.

    • Die Meisterschaft in seinem Fach (Beruf) sollte man doch immer anstreben. :-)
      Festzustellen ist auch, das der Eine (A. Kruse) keinen Bock auf Europa hat und zwei Tore schiesst und der Andere (R. Andrich), sich Europa ganz gute vorstellen kann und auch ein Tor schiesst –
      Humor ist wenn man trotzdem lacht… bis hierher alles gut.
      Trotzdem Chancen muss man nutzen… was da liegen bleibt ist unglaublich.

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