Eigentlich wollte ich diesen Text mit der Mitgliederversammlung beginnen, die gestern stattfand. Aber dann kam von Union heute Morgen eine sportliche Meldung, die sehr schade ist: Christopher Lenz verlässt den Verein am Saisonende und geht zu Eintracht Frankfurt.
Abschied im Sommer: Christopher Lenz verlässt die Eisernen und schließt sich der @Eintracht an
Zur Meldung: https://t.co/DHpdmi5znP
#fcunion pic.twitter.com/fCySXYWuKb— 1. FC Union Berlin (@fcunion) January 28, 2021
Dass Spieler von Union für andere Vereine attraktiv werden, ist natürlich der Preis des Erfolges von Union. Nach der vergangenen Saison hat das für Union noch sehr gut funktioniert, denn der Verein hat eigentlich nur Sebastian Andersson wegen ‚besserer‘ Angebote anderer Vereine verloren – und diese Personalie beziehungsweise die Entwicklung der Mannschaft um sie herum ging gut für Union aus. Dass Christopher Lenz nun geht, ist bitter, weil er sich bei Union in der laufenden und den letzten beiden Saisons phänomenal entwickelt hat.
Hat er sich verdient. Dass nach Giki und Andersson nun wieder einer geht, dem der Durchbruch und die Entwicklung zum Bundesliga erst unter Fischer bei #fcunion gelang, zeigt a) wie gut gearbeitet wird und wird Union b) noch interessanter für Neuzugänge machen. Future is bright https://t.co/8DM4S0ipuw
— Till Oppermann (@tilloppermann) January 28, 2021
Und auch, weil er am Ende seines Vertrags geht und Union damit kein Schmerzensgeld in Form einer Ablöse bekommt. Aber immerhin ist die Entscheidung dazu rechtzeitig gefallen, um Oliver Ruhnert und co Zeit zur Suche eines Ersatz zu geben. Kicker und BZ schreiben über den Wechsel von Lenz.
Ich will ins Stadion, ich will Lenze noch einmal persönlich zujubeln, ich will ihn verabschieden. Dass das wohl nicht so sein wird, trifft mich gerade sehr hart.
Nichtsdestotrotz: Ich freue mich auf die verbleibenden Spiele! https://t.co/Er1w9dQmiq— Sirius (@si_rius_) January 28, 2021
Und außerdem stellt sich angesichts von Christopher Lenz vielen Qualitäten die Frage:
und wer macht jetzt den dj? #fcunion
— mary wiesner (@magdarete) January 28, 2021
A propos Außenverteidiger: Christopher Trimmel hat Spox/Goal ein längeres Interview gegeben, in dem er über seine Interessen über den Fußball hinaus und seinen Werdegang spricht. Gefragt wird er darin aber auch nach seiner Karriereplanung, denn auch sein Vertrag läuft am Saisonende aus:
„Wenn wir schon bei der Zukunft sind: Ihr Vertrag läuft im Sommer aus, wie geht es danach weiter?
„Trimmel: Ich kann mir eine Verlängerung gut vorstellen. Aber manchmal muss man auch aus seinem gewohnten Umfeld ausbrechen, um sich weiterzuentwickeln. Das war bei meinem Abschied von Rapid der Fall und passiert in Zukunft vielleicht noch mal.“
Das ist zwar keine quasi-Zusage, aber ich bin von dieser Aussage auch nicht zu beunruhigt. Der Kurier greift die Aussage auf.
Und hier noch ein anderes Statement von Christopher Trimmel:
Digitale Mitgliederversammlung
Gestern Abend hat eben zum ersten Mal eine Mitgliederversammlung des 1. FC Union Berlin in digitaler Form stattgefunden. Das war natürlich ungewohnt und der Situation in der Corona-Pandemie geschuldet. Und es hat dabei viel gefehlt, sowohl im Programm (Stichwort: Ehrungen), als auch in der Veranstaltung, bei der sich naturgemäß in normalen Zeiten sehr viele Unioner:innen treffen.
Aber unter diesen Voraussetzungen lief die Versammlung ziemlich gut ab: Es gab anscheinend keine größeren technischen Problem bei den (wenigen und fast einstimmigen) Abstimmungen zur Entlastung der Gremien oder in der Übertragung aus dem Stadion. Zu sehen waren darin Kommunikationschef/Versammlungsleiter Christian Arbeit, Oskar Kosche als Vertreter des Präsidiums in Vertretung von Dirk Zingler (der aus dringenden persönlichen Gründen verhindert war), der Aufsichtsratsvorsitzende Thomas Koch und der des Ehrenrates, Wolfgang Vallentin.
Mittelstadt versteht das nicht. pic.twitter.com/tsznADUubV
— Sebastian Fiebrig (@saumselig) January 27, 2021
Und trotz der Versammlung auf Distanz konnte man einige Rituale der Mitgliederversammlung gut wieder erkennen. Dazu gehört in den letzten Jahren glücklicherweise der Verweis auf den sportlichen Erfolg, oder aber der Bericht des Ehrenrats, indem die nicht-direkt-sportlichen Aktionen des Vereins und seines Umfelds zur Sprache kommen. Die Erwähnung der verschiedenen solidarischen Aktionen während der Pandemie, die dazu in diesem Jahr gehörten, und in die sehr viel Engagement geflossen ist, war da alles andere als eine Formalie. Sondern sie hat deutlich gemacht, dass es Union auch über die Auslinien des Spielfelds hinaus auch in dieser Zeit gibt.
Weniger erfreulich waren vorhersehbarer Weise die finanziellen Zahlen, die Oskar Kosche präsentieren musste. Mit Blick auf die Entwicklung des negativen Eigenkapitals etwa sagte Kosche, die Pandemie habe Union um zehn Jahre zurück geworfen. Denn das steht nun bei knapp über 17 Millionen Euro, nachdem der Verein es zwischen 2010 und 2019 von 16 auf 9 Millionen Euro gesenkt hatte. Verantwortlich dafür sind wirtschaftliche Verluste durch die Pandemie, die Union auf 12,4 Millionen Euro beziffert. Der größte Faktor darin sind 7 Millionen Euro durch die Heimspiele ohne Publikum und damit ohne Einnahmen für Tickets, Merchandising und Sponsoring rund um die Spiele.
Ähnlich hoch fällt mit 7,8 Millionen Euro auch der Verlust im Konzernabschluss des Vereins und seiner Tochterunternehmen im Bilanzzeitraum bis Ende Juni 2020 aus. Angesichts dieses Effekts in den ersten Monaten der Pandemie ist die wirtschaftliche Planung für das folgende Geschäftsjahr sehr ambitioniert: Der Verein plant mit einem quasi ausgeglichenen Etat auf dem Niveau der Ausgaben des letzten Jahres, knapp 78 Millionen Euro.
Erstmalig in unserer 55-jährigen Vereinsgeschichte fand unsere Mitgliederversammlung virtuell statt. Wir haben Euch das Ganze natürlich auch noch einmal kurz zusammengefasst
? https://t.co/RVYFwreWcv#fcunion | #unveu | #gekommenumzubleiben pic.twitter.com/XBBYLxdpIO
— 1. FC Union Berlin (@fcunion) January 27, 2021
In dieser Planung stehen noch Zuschauereinnahmen von gut zwei Millionen Euro, etwa aus den für die Saison verkauften Dauerkarten. Weil aber auch die TV-Einnahmen für das laufende Geschäftsjahr nur wenig höher angesetzt werden als für das vergangene, stützt sich dieser Plan vor allem auf eine Steigerung der „sonstigen betrieblichen Erträge“ aus „Mitgliedsbeiträgen, Nachwuchseinnahmen, Merchandising, Förderungen, Signing Fees, Transfererlösen und außerordentlichen Erträge“ von 13 auf 21 Millionen Euro. Die Ablösesumme für Sebastian Andersson, kolportiert 6,5 Millionen Euro, dürfte darin schon enthalten sein.
Damit, was die präsentierten Zahlen im Einzelnen über Unions finanzielle Situation aussagen, befassen wir uns vielleicht demnächst noch einmal näher.
Die Berliner Medien schreiben nach der MV über die finanziellen Kennzahlen:
- Mitgliederversammlung bei Union: Immer weiter, ganz nach vorn! (Kurier)
- Union überlebt Corona, ist aber noch nicht über den Berg (Kurier)
- Der 1. FC Union beendet das erste Corona-Wirtschaftsjahr mit einem blauen Auge (Berliner Zeitung)
- Union: Stehplatz-Verbot im Europapokal muss auf Prüfstand (BZ)
- Corona wirft den 1. FC Union Berlin um zehn Jahre zurück (Morgenpost)
- Union-Gruppe fehlen fast 12,5 Millionen Euro Einnahmen (RBB)
- Corona wirft 1. FC Union bilanziell um zehn Jahre zurück (Tagesspiegel)
- Auf dem Stand von 2009/10: Union macht seit einem Jahrzehnt wieder Verluste (Kicker)
Union spricht den Fall von Florian Hübner an und betont das „Nie Wieder“
Von sich aus sprachen Christian Arbeit und Oskar Kosche in ihrem Austausch vor dem Bericht des Präsidiums die Situation aus dem Spiel gegen Leverkusen an, nach dem Florian Hübner vorgeworfen wurde, einen Gegenspieler rassistisch beleidigt zu haben. Arbeit und Kosche wiederholten einerseits Unions Haltung gegen Rassismus im Allgemeinen, andererseits die Position des Vereins, auf Grund von Hübners Erklärung zu dem Vorfall davon auszugehen, dass es nicht zu einer rassistischen Beleidigung kam. Oskar Kosche sagte dann noch, dass gewisse verbale Entgleisungen im Kontext der aufgewühlten Situation eines Spiels zu bewerten seien. Er bezog sich damit aber (wie auf eine Nachfrage klar gestellt wurde) nicht auf etwaige rassistische Aussagen, sondern auf die Unsportlichkeiten, die Union und Hübner zugegeben haben (ohne sie im Einzelnen zu benennen).
Unter anderem über den Fall von Florian Hübner und den Umgang des DFB damit schreibt die Journalistin Mara Pfeiffer (unter anderem Podcasterin bei FRÜF) in einer Kolumne und fragt: „Ohne die konkrete Situation aufschlüsseln zu können: Wenn rassistische Äußerungen ohne Zeugen geschehen – sind sie dann einfach nicht passiert?“
Ganz zu Beginn der Versammlung am 27. Januar sagte Christian Arbeit, dass sich der Verein gerade am Gedenktag an den Holocaust der Forderung „Nie Wieder“ verpflichtet fühlt, und Engagement „gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und gegen Antisemitismus überall dort, wo er uns begegnet“ als Aufgabe sieht: „Unioner, wir freuen uns, dass ihr in diesem Kampf auf unserer Seite steht und zusammen gegen so etwas vorgeht.“
Und sonst so
Die Eiserne Hilfe weist auf ein Fanrechte-Thema hin:
#Überwachung per #Drohne? Zum Glück gibt es engagierte #Anwälte:innen, die sich gegen solche Eskapaden der #Polizei zur Wehr setzen.#fanbelange #FanAnwält:innen #bigbrother #dystopie https://t.co/W09eSTVGyu
— Eiserne Hilfe (@EiserneHilfe) January 28, 2021
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Mara Pfeiffer von FRÜF schrieb eine Kolumne unter der Überschrift
Rassistische Sprache im Fußball: Muss man da so ein Fass aufmachen? Ja, man muss
„Der Umgang mit rassistischer Sprache im Fußball lässt zu wünschen übrig. Statt eine Fehler- und Entschuldigungskultur zu entwickeln, setzen die Akteurinnen und Akteure auf Abwehrhaltung und machen damit oft alles noch viel schlimmer. Aber wer entscheidet, was rassistisch ist?
Die vorrangige Erwartung lautet, sich wahlweise nicht so zu haben oder das Thema nicht an die große Glocke zu hängen. Was ist schon dabei, sollte beispielsweise ein Spieler als „scheiß Afghane“ beschimpft worden sein, wie das bei Leverkusens Nadiem Amiri im verbalen Schlagabtausch mit Florian Hübner (Union Berlin) im Raum stand? Immerhin sollen auch von Seiten Union Berlin Beleidigungen gefallen sein.“
Meine Meinung dazu:
Sollte es nicht heissen „.. von Seiten Bayer 04 Leverkusen Beleidigungen…“, oder liege ich da falsch? Hat Florian Hübner und der Verein Union Berlin nicht eine Fehler und Entschuldigungskultur entwickelt ?
Weiter im Text:
„Rassismus ist in unserer Gesellschaft ein strukturelles Problem und dass Betroffene oft aufgefordert werden, ihn durchzuwinken, während die*der Beleidigende geschützt und die Tat heruntergespielt wird, steht genau dafür.“
Meine Meinung: gerade hier den Fall Hübner als Beispiel zu nehmen ist in meinen Augen absurd
Weiter im Text:
„Im besagten Fall wurde Hübner nun vom DFB für zwei Spiele gesperrt, aber vom Rassismusvorwurf freigesprochen, weil nicht nachzuweisen sei, was er gesagt hat. Auf den ersten Blick mag die Sache damit erledigt sein, auf den zweiten bleiben Fragen offen, wieso dann dennoch eine Strafe ausgesprochen wurde, aber nur gegen Hübner.“
Einfache Antwort, weil nur gegen Hübner ermittelt wurde !!!! Warum eigentlich ? Hat nicht im Fall Hübner (warum eigentlich nicht Amiri – Hübner – Tah ?) der DFB versagt ?
Und jetzt wieder Feuer frei in den „sozialen Netzwerken“ gegen Hübner – Er könnte es ja doch gesagt haben.
Um keinen falsche Eindruck zu erwecken – Rassismus hat in der Gesellschaft nicht zu suchen, in keiner Form !!!! ABER
jemand, der sich (in einer als unkritisch oder übertrieben empfundenen Weise) empathisch und tolerant verhält, sich für Political Correctness einsetzt schadet der Sache manchmal eher.
Das Leben ist nicht immer Gut oder Böse bzw. Schwarz oder Weiss; es ist grau – und jede Medaille hat bekanntlich immer zwei Seiten.
Liebe Stefanie Fiebig, Sie sind ja auch im Team FRÜF (Frauen reden über Fussball), das berechtigt im Jahr 2020 ,mit dem „Die Goldenen Blogger“ – Award in der Kategorie „Bestes Sportblog“ ausgezeichnet wurde. Könntest Du bitte Mara Pfeiffer die zweite Seite der Medaille darlegen; wie eine Frau sich fühlt, deren Verein, den sie liebt, einer Vorverurteilungs-Unkultur in einigen Medien und in „sozialen Netzwerken“ ausgeliefert ist und wochenlang mit Dreck beworfen wird (frei nach dem Motto – einiges wird schon hängen bleiben).
P.S. Ich würde mir auch wünschen, dass einige der besagten Medien auch mal über die vielfältigen sozialen Projekte, auch im Migrationsbereich, von Union berichten, wie z.B. aktuell der Blutspendeaktion der FUMA.
Eisern Union
„Sollte es nicht heissen „.. von Seiten Bayer 04 Leverkusen Beleidigungen…“, oder liege ich da falsch? Hat Florian Hübner und der Verein Union Berlin nicht eine Fehler und Entschuldigungskultur entwickelt ?“
Ja, das war eine Verwechslung, die inzwischen korrigiert ist.
@dHart den FRÜF-Podcast erreichst Du hier: https://www.fruef.de/pages/impressum , und Mara Pfeiffer erreichst Du hier: https://www.marapfeiffer.de/kontakt/ – tauscht euch gerne dazu aus. Auf dem Blog Textilvergehen, das redaktionell mit Maras Beitrag nichts zu tun hat, ist die Kritik daran deplaziert. Ich stimme Maras Text inhaltlich übrigens in vollem Umfang zu. Mir persönlich ist es außerdem völlig Rille, was die Fans anderer Vereine oder fußballfremde Personen in sozialen Netzwerken laut über mich denken. Ich wurde bisher den besoffenen Randalierern, den Pyrofreundinnen, den Corona-Heinis und der Antifa zugerechnet – und nun auch noch den Nazis. Warum nicht. Wenn´s die Leute glücklich macht – es wird ja davon nicht wahrer. Trottel kann man blocken. Ich halte es für deutlich wichtiger, Rassismus-Vorwürfen in jedem Kontext nachzugehen. Auch wenn das kein bißchen angenehm ist.
Kann mir jemand die 60 Mio. Verbindlichkeiten erklären/aufschlüsseln, welche das Präsidium gestern in der MV genannt hat? Das erscheint mich schon sehr viel.
Das war in der Konzernbilanz. 63,4 Mill. Da sind wahrscheinlich alle Kredite und Finanzierungen dabei – vom Mannschaftsbus bis zu den Krediten vom Stadionbau. Ich erinnere mich noch an die 15 Mill. langfristiger Kredit von Kömel. Der ist sicher auch in diesem Posten. Aber was weiß ich…