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Augsburg nervt: Union ist überlegen, spielt aber nicht überlegt genug

Union verliert 1:2 in Augsburg und ich tue mich schwer, dafür den einen Grund zu finden. Klar hätte Marcus Ingvartsen den Elfmeter gegen Rafal Gikiewicz verwandeln können. Aber das war es ja nicht alleine. Union fiel es insgesamt schwer, mit dem Ball Druck auf den Gegner aufzubauen. Am Ende suchte das Team sein Heil in Flanken, die aber gegen eine massiv stehende Hintermannschaft nahezu wirkungslos waren. Wer wüsste das nicht besser als Union, die solche Angriffsversuche mit einem Lächeln verteidigen.

Marcus Ingvartsen und Augsburgs Torhüter Rafal Gikiewicz warten auf die Klärung der Elfmetersituation durch den VAR und Schiedsrichter Felix Brych, Foto: Matze Koch

„Wir haben heute nicht die Lösungen gefunden, um zumindest noch das Spiel auszugleichen“, sagte Urs Fischer nach der Partie. Und ich frage mich, welche Lösungen das an diesem Tag gewesen wären. Eventuell einfach flacher spielen und sich nicht von Augsburg in hohe Bälle drängen lassen. Und vielleicht geduldiger. So wie bis zur Augsburger Führung nach einer guten Viertelstunde.

Mir war das dann trotz des wirklich schönen Ausgleichstores zu vogelwild. Zu viele Ballverluste. Dazu kam die Effizienz von Augsburg beim Nutzen der eigenen Chancen. Das, was man bei Union an diesem Tag eben nicht hatte. Das breite Grinsen von Rafal Gikiewicz hätte ich gestern jedenfalls nicht gebraucht.

Ich musste ein wenig in mich hineingrinsen, als ich mir die Pressekonferenz nach der Partie (AFTV) angeschaut habe. Da sagte Heiko Herrlich: „Sie haben uns laufen lassen wie Bayern München die vergangenen Tage.“ Da ging es zwar nur um die ersten 15 Minuten, aber der Versuch war durchsichtig, hier Union als absolutes Top-Team der Liga darzustellen. Das ist natürlich nicht richtig und diente nur dazu, die Augsburger Leistung als etwas Größeres darzustellen und nicht die Frage aufkommen zu lassen, warum Union mit deutlich weniger finanziellen Mitteln mehr als Heiko Herrlichs Mannschaft aus der Liga herausholt.

Was Augsburg aber tatsächlich hinbekommen hat, war Union sämtliche Vertikalität zu nehmen. Das ist zwar nicht die einzige Stärke von Urs Fischers Mannschaft, aber das Suchen einer Lücke in einer massierten Deckung zählt nicht dazu. Das sind Momente, in denen Marcus Ingvartsen oder Max Kruse besser zeigen können, was sie so besonders macht, in dem sie andere einsetzen und durch ihre Gedankenschnelligkeit, dem Gegner etwas voraus haben.

Kurz gesagt: Augbsurg nervt. Und das meine ich wirklich als Kompliment.

Hier sind die Berichte der Berliner Medien zum Spiel:

Grischa Prömel und Marcus Ingvartsen bejubeln den zwischenzeitlichen Ausgleich zum 1:1, Foto: Matze Koch
Grischa Prömel und Marcus Ingvartsen bejubeln den zwischenzeitlichen Ausgleich zum 1:1, Foto: Matze Koch

Wie fernsehsozialisiert sich eine neue Union-Fangeneration?

Im Kommentar schreibt die Morgenpost, dass Union sich durch die zwei Niederlagen in Folge nicht aus der Bahn werfen lassen muss. Denn der Club würde sich durch die Erfolge der vergangenen Jahre  eine völlig neue Fanbasis aufbauen. Ja, das stimmt wahrscheinlich. So wie nach dem Aufstieg 2001 oder nach dem Aufstieg aus der 3. Liga.

Was mich aktuell umtreibt ist die Tatsache, dass die Fans bisher vor allem über das Stadionerlebnis generiert wurden. Das ist bei der ganzen Vielfalt der Anhängerschaft Unions und ihren sehr unterschiedlichen Veranstaltungen unser Zentrum. Über das Stadion vermitteln wir die Grundsätze dessen, was Union ausmacht wie beispielsweise das Boone’sche Gesetz. Wie fernsehsozialisieren sich also im Zweifel neue Unionerinnen und Unioner? Ich bin tatsächlich sehr gespannt, wie sich das im Stadion wieder zusammensetzt, wenn das hoffentlich spätestens zur neuen Saison wieder möglich sein wird.

Und sonst so?

Ich schaue gerne Videos über Union oder lese Texte, die den Verein erklären. Idealerweise aus dem Ausland. Denn darin findet sich im Prinzip auf das absolute Minimum komprimiert, wie Union wahrgenommen wird. Das ist dann kein tiefer und differenzierter Blick in den Verein, sondern reduziert sich auf das Wesentliche, auch wenn da faktisch mal das eine oder andere nicht stimmt. In diesem Video fand ich witzig, dass der Gesang „So ’ne Scheiße, wir steigen auf“ eine extra Würdigung erfahren hat.

Union macht jetzt auch in Saisonspende für die Unionstiftung. Im Moment funktioniert das noch so, dass ihr per Mail eure Zielwerte schickt, aber vielleicht kann Andi von Tore für Neven da technisch ein wenig unter die Arme greifen, damit es noch einfacher geht und wir alle an unsere Saisonspenden erinnert werden.

Profifußball und Familienplanung

Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist sowieso schon ein riesiges kaum zu packendes Thema, wenn man beides gleichermaßen unter einen Hut bringen möchte. Doch wie sieht das für Fußballerinnen und Fußballer aus? Bei den Männern ist es meist so, dass die Frauen zugunsten der Profikarriere des Mannes zurückstecken. Trainingslager, Auswärtsfahrten, da ist schon viel Abwesenheit drin. In dieser Woche war Unions Team beispielsweise in Leipzig und Augsburg und dazwischen gar nicht zu Hause.

Doch wie sieht es bei Fußballerinnen aus? Die verdienen einerseits bei weitem nicht so viel wie ihre männlichen Kollegen. Normalerweise verschieben viele Frauen das Kinderkriegen auf die Zeit nach der aktiven Karriere. Aber es gibt auch andere Beispiele. Zum Beispiel erzählt die Nationalmannschafts-Keeperin Almuth Schult im Deutschlandfunk, wie sie jetzt den Weg wieder zurück sucht und welche Komplikationen sich dabei auftun. Darüber hat auch Fatmire Alushi 2016 schon im Spiegel gesprochen, die sogar schwanger noch ein Champions-League-Finale gespielt hat. Ihre Comeback-Pläne hatte sie danach aber aufgegeben und mit der Schwangerschaft ihre Karriere beendet.

Es tun sich Dinge. Der Fifa-Rat hat im Dezember Mindeststandards wie bezahlten Mutterschutz für Spielerinnen verabschiedet.

Susi Kopplin hat Geburtstag

Herzlichen Glückwunsch an Susi Koppplin, die heute Geburtstag hat. Wenn ihr wissen wollt, was sie genau bei Union macht, hört in diese Podcast-Episode von Wir – Union vereint rein.

Podcast

Wir nehmen unsere Episode zum Spiel heute Abend um 20 Uhr auf. Ihr könnt live im Stream zuhören und auch mitdiskutieren im Chat.


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8 Kommentare zu “Augsburg nervt: Union ist überlegen, spielt aber nicht überlegt genug

  1. Ich glaube, es kann gar keine (ausschliessliche) „Fernsehsozialisation“ geben, die zum wirklichen Fan/Vereinsumfeld gehört und ein Teil dessen sein kann. Jedenfalls nicht, ohne dass ein persönlicher Bezug zu Verein, Umfeld und/oder Standort besteht.
    TV-Fans ohne diesen direkten Bezug zum Verein und dessen Umfeld erleben diesen ja nie durch eigene direkte Erfahrungen (Klickereien in „sozialen“ Werbenetzwerken zähle ich nicht dazu) weil sie nicht direkt am Erleben teilnehmen (können), nichtmal als kleines schwarzes Pixel im Hintergund eines Matze Koch Stadionfotos oder in der Schlange am Spieltag beim Bäcker in der Bahnhofstrasse… Das rein virtuelle Fanpublikum existiert nur als Masse über die Einschaltquote. Ohne Teil der direkten menschlichen Kommunikation, des Ausdrucks und des Erlebens der Gemeinschaft zu sein, kann man sich gar nicht sozialisieren (und andersrum).

    Das finde ich auch nicht schlimm, es gibt halt welche die nur von aussen zugucken (können).
    Ich würde aber versuchen dieser Käuferschicht noch viel, viel mehr Union-Kaffeetassen anzudrehen ;-)

  2. Nächste Saison ist Augsburg fällig! Ohne wenn und aber. Eine gute Frage, die von euch in den Raum geworfen wird, ist für mich jedoch wesentlich interessanter: Wie fernsehsozialisiert sich die neue Union-Fangeneration? Ich gehe noch einen Schritt weiter, denn wir fragen uns in unserer Truppe öfter, wie es generell weitergeht, wenn irgendwann wieder Normalität eintritt. Wie wird die Atmosphäre im Stadion sein? Sind die Auswärtsfahrten noch so geil wie vorher? Wird das Stadionerlebnis generell noch das selbe sein. Allein positives Wunschdenken reicht da definitiv nicht aus. Ein sehr ernst zu nehmendes Thema.

  3. Zunächst muss man doch wohl mal die Frage stellen, was den vielen, die wg. hoher Mitgliederzahlen, noch höheren Interesses und niedriger Stadionkapazität denn auf Sicht anderes bleibt als TV zu glotzen.

  4. Wir.haben gestern lt. Statistik 26 Flanken geschlagen. Ohne Ertrag. Der Augsburger Schwachpunkt war Strobl, bei dem hätte man konsequent das 1:1 suchen müssen..
    Auch die Außen Lenz und Becker wurden nicht ohne Grund ausgewechselt. Das war zu wenig gestern und der FCA wird sich jetzt immer noch fragen wie sie dieses Spiel gewonnen haben.

  5. herrdoesi

    Solange der Stadionausbau nicht erfolgt ist, wird es garnicht anders gehen als dass ein Teil der Anhängerschaft , freiwillig oder nicht, die Spiele im TV verfolgt. Im Stadion dabei sein zu dürfen ist mittlerweile ein Privileg. In sofern mache ich mir um die Stimmung im Stadion keine Sorgen. Und ich bin mir sicher, am ersten Spieltag in voller Hütte wird es wie beim Aufstieg sein. Hoffentlich kann ich dann dabei sein.

  6. silberhacke

    schätze, wenns soweit ist, kommt rein, wer eine karte hat und wer nicht, bleibt eben draußen. so wie gehabt.
    die tore werden wahrscheinlich auch nicht einfach so aufgehen, und wir feiern wie die blöden. die öffnung wird umgekehrt schrittweise vorgenommen werden, und das gibt dann wieder diese halbstimmung, die sich kaut wie kalte pizza, und man denkt, na ja, besser als wie nüschte.
    und wer fernsehsozialisiert ist, wird das auch bleiben, wenn es stimmt, was man so über sozalisierung vermittelt bekommt. – zumal es eher FERNSEHKONDITIONIERT heißen sollte.
    dieses sky- und dazn-glotzn ist einfach trostlos – kalte pizza ohne belag.

    EISERN

  7. Maria Draghi

    Ich frage mich, warum Seargant Sebelski von der US Navy als Bild-Beispiel für die „Schlosserjungs“ herhalten musste… :-)))

  8. 2.Satz
    Elfmeter verwandeln (müssen) wer richtig.

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