Blog State of the Union

Union nimmt Paderborn nicht zu leicht, sondern verliert einfach nur das Spiel

Union hat gestern sein Pokalspiel gegen Steffen Baumgart und Paderborn verloren, mit 2-3. Und wenn eine Mannschaft gegen einen unterklassigen Gegner im Pokal ausscheidet, dann gibt es dafür eine Reihe gängiger Narrative. Aber auch abgesehen davon, dass „unterklassig“ zwar für Paderborn ein technisch zutreffendes, aber schon eher hartes Attribut ist, passt meiner Ansicht nach keins dieser Narrative besonders gut zu Unions Niederlage gestern.

Union Paderborn Pokal
Pfosten. Photo: Matze Koch.

Denn man kann darüber nicht sagen, dass der zweite Anzug in Bezug auf die Aufstellung nicht gepasst hat – weil Union einerseits fast mit der selben Besetzung wie zuletzt in der Liga angetreten ist (auch mangels fitter Alternativen), und auch weil die Spieler, die nicht zum Stamm gehören und zum Zug kamen (Loris Karius und Keita Endo) mit ihren Leistungen nicht für die Niederlage verantwortlich waren. Das heißt nicht, das beide fehlerlos waren. Endo hatte gute Momente, aber auch solche, bei denen die Gefahr eines Ballverlustes nicht zum eingegangenen Risiko passte (etwa vor dem 0-1). Und Karius kassierte eben drei Gegentore, war aber für keins dafür verantwortlich, sondern zeigte auch gute Paraden und den Willen, Unions Spiel in der Eröffnung zu beschleunigen

Und man kann denke ich auch nicht behaupten, dass Union dieses Spiel nicht ernst genug genommen hat (wie es etwa die Morgenpost tut). Ein Spannungsabfall war im vierten Spiel in kurzer Zeit zwar zu beobachten, aber keiner, der mit mangelnder Motivation oder Ernsthaftigkeit zu erklären ist. Sondern eher damit, dass es eben schwer ist, sich über Wochen alle drei oder vier Tage auf den Punkt zu fokussieren.

Dass Union das gestern nicht gelungen ist, war aber zu beobachten. Etwa darin, dass die Mechanismen im Pressing nicht so funktionierten wie gewohnt, sondern Taiwo Awoniyi, Grischa Prömel und Cedric Teuchert manchmal in der falschen Reihenfolge ihre Gegenspieler unter Druck setzten, sodass sich Paderborn leicht befreien konnte. Und wenn Unions Spiel mit dem Ball langsam erschien, lag das vor allem an leicht unpräzisen Pässen, die nicht ganz an die richtige Stelle oder in den falschen Fuß kamen.

Der eigentliche Grund dafür, dass daraus gestern eine Niederlage und ein Ausscheiden resultierte, war aber einfach ein bisschen Pech. Denn schon der Halbzeitstand von 3-1 für Paderborn war deutlich am oberen Ende des Spektrums der möglichen Ergebnisse für die Mannschaft von Steffen Baumgart. Und in der zweiten Halbzeit war Union mindestens so deutlich überlegen, wie man das von einem Erstligisten gegen einen Zweitligisten erwarten kann, aber es fehlten einfach ein paar Zentimeter, um das auch in einem 3-3 oder auch einem Sieg nach 90 Minuten zu sehen.

Am deutlichsten war das natürlich in der allerletzten Situation des Spiels, als Grischa Prömel zum zweiten Mal das Gestänge traf, statt zum zweiten Mal im Spiel zum Ausgleich zu treffen. Aber nicht nur, weil so wenig dazu fehlte, wie nur möglich, fiel es mir gestern Abend gar nicht schwer, mich mit dem Ausgang dieses Spiels abzufinden. Denn um sich darüber lange zu ärgern, ist Union aktuell sportlich in einer viel zu guten Position. Was schmerzte, war also nur, noch einmal keine Gelegenheit zu haben, dass der Mannschaft auch im Stadion zu zeigen. Ein Heimspiel war das eben nur in dem Sinn, dass Union jetzt seit 19 Jahren kein Pokalheimspiel mehr gewonnen, sondern sieben in Folge verloren hat.

Das schreiben die Berliner Medien über das Spiel und den Jahresabschluss von Union:

Den schlechtesten Moment des Abends hatte übrigens mit Abstand Sky-Kommentator Jörg Dahlmann mit einem sexistischen Spruch über Loris Karius und seine Partnerin.

Podcast

Statt wie sonst um diese Zeit im Jahr zum Weihnachtssingen zu gehen, oder die Veranstaltung im Stadion von zuhause mitzumachen, podcasten wir heute Abend (wenn alles klappt mit Livestream ab 20:30) noch einmal über das Spiel und ein Fazit des Jahres mit und bei Union.


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9 Kommentare zu “Union nimmt Paderborn nicht zu leicht, sondern verliert einfach nur das Spiel

  1. Nur Pech ist mir etwas zu billig.
    Das 1:3 darf so niemals passieren, sich so auskontern zu lassen.

    Schwamm drüber. Zwar schade, aber es gibt schlimmeres

  2. Maria Draghi

    Den Konter zum 1:3 sollte sich Robert Andrich nochmal ansehen. Wir sind in 3:2 Überzahl, aber gefühlt läuft er eher vor dem Vorlagengeber weg, als ihn zu stellen.

    Sowas kann passieren. Ich hatte den Eindruck, Paderborn hatte nichts mehr zum Zusetzen und war nach dem 2:3 im wesentlichen mit Sekunden sichern beschäftigt. In einer Verlängerung wäre es wohl eine klare Sache geworden. Aber Union war auch selbst viel zu fehlerhaft. Und die schnellen Spieleröffnungen von L. Karius mögen so gewollt gewesen sein, aber da fehlte es ebenfalls an Präzision.

    Naja. Lieber einmal 2:3 verlieren als drei mal 0:1. :-)))

    Frohe Weihnachten!

    • Die Szene mit Andrich hat mich auch gewundert. Normalerweise nimmt er da ne Karte am Mittelkreis in Kauf. Vielleicht hat er sich so kurz nach der Sperre nicht getraut.

  3. Musiclover

    Sehr gute Analyse gestern in der Zeit von Sebastian Stier.

  4. Aus dem wohl unwichtigsten aller Wettbewerbe auszuscheiden, ist kein Problem, da ihn eh die Bayern gewinnen werden am Ende. Also Kräfte sparen und auf die Liga fokussieren.
    Ich wünsche mir, dass Karius weiter im Tor steht, da man ihn auf der Bank nicht beurteilen kann, und nach dem gestrigen Spiel auch nicht.

    • Ja, ja weil die Bayern ja die Meisterschaft am Ende nicht gewinnen oder wie ? Ausscheiden aus dem Pokal ist nun kein Weltuntergang, aber sich das dann mit solchem Unsinn schön zu reden. Na ja.

    • Der „unwichtigste aller Wettbewerbe“… das ist schon ’ne krasse Aussage für den mitunter ältesten Fußballwettbewerb Deutschlands (die deutsche Meisterschaft wird ja im derzeitigen Format erst seit 1963 ausgespielt), der nebenbei auch noch grundsätzlich offen für alle Mannschaften ist (durch die Verbandspokale) und auf den die Bayern noch nicht ganz das 100%iger Abo wie in der Liga haben.

    • Gerade nach der finanziellen Aufwertung des Pokals, tun so unnötige Niederlagen extrem weh. Auch wenn wir jetzt in der Liga der fetten Töpfe spielen – sie die Nachrichten von heute.

  5. Wie ärgerlich der Ausgang war, hat man doch am Trainer erkennen können, ohne das er nur ein Wort ins „Mikro“ gesagt hat!
    So still war es schon lange nicht mehr im weiten Umfeld des Stadions/ in ganz Köpenick gestern Abend!

    Trotzdem ein geiles Jahr!

    Euch ein gesundes Weihnachtsfest!
    Danke für die täglichen News u. Zusammenfassungen!
    u.n v.e.u.

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