Blog State of the Union

Union hat in dieser Saison bisher fast alles richtig gemacht

Das Pokalzweitrundenspiel gegen Steffen Baumgart und den SC Paderborn steht noch aus, eine richtige Winterpause gibt es nicht und am 27. Dezember ist schon wieder Trainingsbeginn. Wirklich Zeit zum Innehalten, zum Regenerieren, zum Resümieren und Analysieren bleibt der Mannschaft von Urs Fischer also nicht. Dennoch möchte ich nach mehr als einem Drittel der Saison, nach 13 Bundesliga-Spielen ein kleines Zwischenfazit ziehen. Was lief gut, was lief nicht so gut, wo gibt es vielleicht Verbesserungsbedarf (ja, auch das gibt es). Dabei soll es um die Erkenntnisse, die den sportlichen Bereich betreffen, gehen. Zwar wurden auch andere Themen in und um den Verein kontrovers und zuweilen hitzig diskutiert, aber dazu vielleicht an anderer Stelle mehr.

Das lief gut

Mit einem „fast Alles“ würde ich zwar nicht allzu falsch liegen, es mir aber auch etwas einfach machen.

Transfers:

Mittlerweile ist es ja keine Überraschung mehr. Oliver Ruhnert hat mal wieder das richtige Näschen bei nahezu allen im Sommer getätigten Transfers bewiesen. Über Kruse wurde ja schon alles gesagt und geschrieben. Robin Knoche und Andreas Luthe füllen die im Sommer vakant geworden Stellen im Defensivbereich bis auf kleinere Fehler formidabel aus, sodass Union sogar ein Tor weniger als in der Vorsaison (nach 13 Spielen) kassiert hat.

Einige Neuzugänge nach dem Spiel gegen Augsburg, Quelle: Matze Koch

Aber auch die anderen Neuzugänge haben sich vor allem in den letzten Wochen – aufgrund der Personalprobleme – als wichtige Ergänzungen erwiesen. Vor allem Sebastian Griesbeck und Cedric Teuchert sind dabei positiv zu erwähnen. Beide hatten einen eher ruhigen Start mit kaum Einsatzzeit. Gerade in der englischen Woche haben sie aber sowohl ihre Wichtigkeit als auch ihre Flexibilität und Anpassungsfähigkeit gezeigt.

Taiwo Awoniyi ist leider nur ausgeliehen. Dennoch riecht es beim Nigerianer nach einem mittlerweile kaum noch überraschenden typischen Ruhnert-Steal. Nachdem er in den ersten Wochen eher von der Bank kam, hat er spätestens nach seinem ersten Tor in Köln einiges gezeigt, was ihn für Union sehr wertvoll macht. Klar er ist nicht so eiskalt vor dem Tor wie bspw. ein Polter. Wäre er das mit seinen gerade einmal 23 Jahren, würde er aufgrund seiner anderen Fähigkeiten aber wohl kaum bei Union spielen.

Hatte mal wieder das richtige Händchen: Oliver Ruhnert mit Taiwo Awoniyi, Quelle: Matze Koch

Nico Schlotterbeck und Joel Pohjanpalo hatten ebenfalls einen guten Start, fallen aber leider nun schon länger wegen Verletzungen aus. Keita Endo braucht sicherlich, auch aufgrund von Verletzungsrückschlägen, noch Zeit. Gleichzeitig hat er sein enormes Potenzial aber zumindest schon teilweise angedeutet. Zudem scheint er trotz der sicherlich vorhandenen Sprachbarrieren sehr gut im Team integriert zu sein. Und selbst Nico Gießelmann, der aufgrund von Christopher Lenz Konstanz, kaum Einsatzzeit erhält, hat in Stuttgart gezeigt, dass Urs Fischer keine Bauchschmerzen haben muss und ihn jederzeit bringen kann. Lediglich Loris Karius fällt etwas ab, da er aufgrund seiner Position und den dort selten vorgenommenen Wechseln bisher kein Pflichtspiel für Union absolviert hat. Ich bin gespannt, ob er vielleicht im Pokal gegen Paderborn eine Chance bekommt.

Ich weiß es wird langsam langweilig, aber insgesamt bleibt zum Thema Transfers eigentlich mal wieder nur eines zu sagen: Oliver Ruhnert hat mal wieder einen ausgezeichneten Job gemacht!

Weiterentwicklung Spieler:

Doch nicht nur die Neuzugänge machen ihren Job mehr als ordentlich. Auch einige „Alteingesessene“ haben nochmal einen enormen Leistungssprung vollzogen. „Die Weiterentwicklung der Mannschaft basiert vor allem auf der Weiterentwicklung der einzelnen Spieler“ erklärte Oliver Ruhnert in der gestrigen Medienrunde.

Hervorzuheben ist dabei sicherlich Marvin Friedrich, der seit mittlerweile einigen Monaten auf einem Niveau spielt, welches wenige andere Innenverteidiger in der Liga derzeit aufweisen. Und das nicht nur wegen seiner vier Tore. Auch im Spielaufbau, in der Antizipation von gefährlichen Situation und im Tackling (bisher keine gelbe Karte anstatt drei zum gleichen Zeitpunkt der Vorsaison) hat er nochmal einen deutlichen Leistungssprung vollzogen.

Zudem ist sein bester Buddy im Team, Grischa Prömel, mittlerweile in der Liga angekommen, wie Oliver Ruhnert richtig feststellte. Robert Andrich hat bisher nicht nur weniger Karten (eine gelbe, eine rote) kassiert, als er Tore (drei) geschossen hat, sondern ist als Antreiber aus dem Mittelfeld noch wichtiger geworden.

Und dann gibt es ja noch die beiden Außenverteidiger mit Vornamen Christopher. Während Christopher L. trotz kleiner Konzentrationsschwächen mindestens auf dem Level der Vorsaison agiert, scheint Capitano Christopher T. immer besser zu werden. Ich zitiere jetzt trotzdem nicht die Reporterfloskel mit dem Wein…

Punkteausbeute:

Die Punkteausbeute ist schlicht überragend. Und auch wenn es verrückt klingt, es wäre sogar noch mehr möglich gewesen (siehe Führungen abgegeben). Zudem hat die letzte Woche auch die von mir und einigen anderen vielbeschworene These, dass die Punktzahl nur aufgrund des leichten Spielplans so gut ist, vorläufig widerlegt.

Spielweise:

Hier sind vielleicht die größten Veränderungen wahrzunehmen. Urs Fischer hat es geschafft der Mannschaft eine offensivere und aktivere Spielweise (mehr Ballbesitz, eine höhere Passquote und die daraus resultierende Kombinationsstärke) einzuimpfen, ohne dabei die Stärken aus der Vorsaison ad acta zu legen (Standardstärke, stabile Abwehr, gute Organisation). Dies ist unabhängig von den Ergebnissen sicherlich die erfreulichste Erkenntnis. Union scheint viel flexibler als in der ersten Bundesliga-Saison und kann sich sowohl auf den Gegner als auch auf den Spielverlauf besser einstellen.

Das lief nicht so gut

Ich weiß angesichts der bisher überragenden und unglaublichen Saison der eisernen Fußballgötter, könnten die folgenden Zeilen als Ketzerei verschrien werden. Jedoch ist es doch schön, auch noch etwas Steigerungspotenzial zu haben.

Führungen abgegeben:

Klar, die Spiele in Hoffenheim, in Köln und vielleicht sogar gegen den BVB können bei einem unglücklichen Spielverlauf auch unentschieden ausgehen oder sogar verloren werden. Dem gegenüber stehen aber Partien, in denen Union in Führung lag und den Gegner durch kleinere Konzentrationsschwächen wieder ins Spiel brachte. Vor allem gegen Schalke Siegt Nie 04 (sorry, ich hoffe die Knappen berappeln sich noch mal) und Eintracht Frankfurt lag man in Führung und spielte dennoch nur Unentschieden. Beim Derby schwächte man sich durch die rote Karte selbst.

Selbst gegen die Weltfußballer-Auswahl aus München wäre ein Sieg nicht unverdient gewesen. Beim Auswärtsspiel in Stuttgart führte  Union sogar mit zwei Toren. Ich weiß, alles Meckern auf ganz hohem Niveau. Ich ärgere mich auch nicht wirklich über die „verlorenen Punkte“, sondern möchte, wie letztens auch schon einmal erwähnt, aufzeigen was für eine unfassbare Saison Union spielt.

Verletzungen:

Der größte Wermutstropfen sind sicherlich die vielen Verletzungen. Ein Thema, welches sich durch die ganze bisherige Saison zieht und welches uns leider vermutlich auch im neuem Jahr weiterhin begleiten wird. Der Spielplan ist einfach zu eng. Es gibt zu wenige Regenerationsmöglichkeiten wie Sebastian vor einigen Tagen schon feststellte. In den letzten zwei Wochen fehlten soviele Spieler, dass einige schon unkten, dass man mit den Verletzten und zwei, drei Ergänzungen eine überaus schlagkräftige Bundesligaelf aufstellen könnte.

Max Kruse verlässt mit einem Betreuer den Platz, Foto: Matze Koch

Dieser Umstand ist wiederum ein tolles Zeichen. Trotz des offensichtlichen Qualitätsverlustes, wurde dieser auf dem Spielfeld nicht optisch wahrnehmbar. Die von mir vielzitierte „next man up“-Mentalität funktionierte. Dennoch gab auch Oliver Ruhnert zu, dass „wir in einigen Bereichen auf Kante genäht sind. In den zentralen Bereichen sind wir besonders betroffen.“ Es ist daher nicht unwahrscheinlich, dass Union im Winter auf dem Transfermarkt noch einmal aktiv wird.

Das sind weitere Medienberichte

An diesem Tag

Vor genau 20 Jahren zog Union nach einem Sieg über den VfL Bochum ins DFB-Pokalhalbfinale ein.

Und sonst so

Die „Konkurrenz“ hat schon vorgelegt und dabei sogar ein Jubiläum gefeiert. Wir ziehen wahrscheinlich heute Abend, auch im Livestream, nach. Für weitere Infos schaut einfach noch einmal auf Twitter.

 


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10 Kommentare zu “Union hat in dieser Saison bisher fast alles richtig gemacht

  1. Fischbulette

    Den heutigen Beitrag kann ich so unterschreiben.
    Und: Für mich gibt es Schlimmeres als „Meckern auf ganz hohem Niveau“.
    Allen eine Frohe Weihnachten. Eiserne Grüße von der Ostseeküste!

    • Felix Morgenstern

      Danke, dir auch alles Gute. Eiserne Grüße Richtung Norden!

  2. Gegen Freiburg lag man nicht in Führung.

    • Felix Morgenstern

      Danke, hab ich vorhin schon geändert. Ging so schnell bei dem Spiel…

    • Übrigens: acht Spiele in Folge 1:0-Führung für Union. So richtig erklären kann ich mir das nicht, aber es ist beeindruckend.

  3. Hervorhebenswert wäre m.E. noch, dass die Mannschaft insgesamt erst sechs Mal (letzte Saison neun Mal) in Rückstand geraten ist, und am Ende nur zwei (2!) Mal (letzte Saison sieben Mal) verloren hat..

  4. Muss ja noch spannend bleiben im nächsten Jahr!

    Schade, dass Sebastian nicht diese Woche beim Schundfernsehen war: https://mobile.twitter.com/regionalkapital/status/1340602349249847298.

  5. Maria Draghi

    Mir klingt die Überschrift ein bisschen zu fett.

    Erstens ist noch ein Spiel vor Weihnachten.
    Zweitens liegt bislang völlig im Dunkeln, wie sich Union abseits des Platzes entwickelt hat. Union ist wirtschaftlich ins Risiko gegangen und das hat sportlich sehr gut geklappt. Eine fundiertere Aussage über Union in 2020 lässt das Präsidium aber leider nicht zu.

    • Felix Morgenstern

      Vielleicht klingt sie zu fett. Aber sie bezieht sich rein aufs Sportliche. Das schreibe ich im ersten Abschnitt auch ;)

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