Blog State of the Union

Union spielt 2:2 in Stuttgart: Ein Unentschieden, das nur im ersten Moment wirklich ärgert

„Man man man wie unnötig“ waren meine ersten Gedanken, die mir nach Abpfiff in den Kopf kamen. Und klar, auch heute ärgere ich mich wie die meisten immer noch. Bei einer 2:0-Auswärtsführung ist ein Unentschieden eigentlich zu wenig. Dennoch, wenn mir jemand vor den Partien gegen Bayern und formstarke Stuttgarter zwei Punkte angeboten hätte, ich hätte ohne zu Zögern eingewilligt. Gerechnet/kalkuliert habe ich vielleicht mit einem. Und die Tatsache, dass man sich ärgert und sechs Punkte aus beiden Spielen alles andere als unverdient gewesen wären, zeigt einfach nur, welch überragende Saison Union bisher spielt.

Vor allem mit Hinblick auf die personelle Situation war die Leistung gestern insbesondere in der ersten Spielhälfte hervorragend. Es saßen nämlich nur fünf Feldspieler auf der Bank. Acht mehr oder weniger potentielle Stammspieler fehlten hingegen.

Urs Fischer bot zudem etwas überraschend Niko Gießelmann von Anfang an auf. Der Ex-Düsseldorfer übernahm den Part des linken Innenverteidigers in der Dreierkette, wie es bereits Julian Ryerson    (auch überraschenderweise) im Derby tat. Und auch diesmal funktionierte das derzeit so gelebte „next man up“-Prinzip wieder ordentlich. Gießelmann fiel nicht negativ auf.

Alleine der Umstand, dass Urs Fischer immer wieder diese Wechsel vollzieht, zeigt wie sehr er seinem gesamten Kader vertraut. Es war mittlerweile das x-te Mal seit Urs Fischer Union trainiert, dass er einen Spieler relativ unerwartet „reinwirft“ und ihn zudem auch noch nicht auf dessen Stammposition aufstellt. Ich persönlich kann mich an keinen Fall erinnern, der mir dahingehend wirklich negativ im Gedächtnis geblieben ist.

Auch Cedric Teuchert fällt in diese Kategorie. Zwar spielte er gestern offensiver als gegen die Bayern und kam nicht so extrem aus der Tiefe, jedoch bin ich bei seiner Verpflichtung davon ausgegangen, dass er ein klassischer Stürmer ist. Laut Transfermarkt kann er neben der Position des Mittelstürmers noch die beiden Außenpositionen bekleiden. Nun überrascht er mit einer Polyvalenz, die Union gerade in der derzeitigen angespannten personellen Lage sehr gut tut.

Fischer-(Wechsel-)Technik funktioniert scheinbar immer.

 

Cedric Teuchert als Antreiber, Quelle: Matze Koch

Hinzu kommt das enorme Selbstvertrauen, welches sich in den ersten Monaten der Saison aufgestaut hat. Ein englischer Kommentar brachte es gestern nach einem Schuss von Sheraldo Becker (der eher ungefährlich war) in den ersten 45 Minuten ganz gut auf den Punkt: „It´s just an example how big the confidence is, that is flowing through the venes of the Union Berlin player.“ Der Skyreporter war scheinbar sogar so begeistert von Union, dass natürlich gemeckert werden musste.

Zu seiner angeblichen Parteilichkeit, kann ich, da ich das Spiel nicht auf Sky gesehen habe, wenig sagen. Allerdings hat er Recht, wenn er (im weiteren Verlauf der Unterhaltung) anmerkt, dass Union gerade in der ersten Halbzeit klar besser war. Im Gegensatz zum BVB fand man die richtige Balance gegen die schnellen Stuttgarter. Teilweise schob die Abwehrreihe schon weit nach vorne. Allerdings nie so weit, dass eine ernsthafte Gefahr bestand überrannt zu werden wie es bspw. dem BVB am letzten Spieltag gegen den VfB ergangen ist.

Statistik zum gestrigen Spiel, Quelle: fbref.com

Dennoch geht das Unentschieden objektiv betrachtet wohl in Ordnung, da Stuttgart sich nach der Pause klar verbessert zeigte, zu deutlich mehr Torchancen kam und Union die Entlastung bis auf den sehr sehenswerten Treffer von Taiwo Awoniyi zu sehr vernachlässigte. Trotzdem gewinnt man das Spiel in der Nachspielzeit noch, wenn Andi Gogia, dem wir wohl alle dieses Treffer mehr als gegönnt hätten, einen halben Meter mehr nach rechts zielt.

Aufgeregt habe ich mich natürlich dennoch. Zwei Sachen haben mich ziemlich gestört. Eine Sache hatte dabei nichts mit Union zu tun. Dass Nicolás González den Abpfiff noch auf den Platz erlebte, hat mich dann aber schon etwas genervt. In meiner Union-Whatsapp-Gruppe ist dazu ein passender Dialog entstanden: Kumpel A, 21:45: „Ist nicht der Versuch einer Tätlichkeit schon rot?“ Antwort Kumpel B, 22:26:

„Der hätte viermal vom Platz gemusst. Verzeihen kann man ihm höchstens, dass er uns in die Bundesliga „gestanden“ hat!“

Ich glaube damit konnten wir uns dann alle etwas versöhnen.

Zudem stößt mir das 2:2 bitter auf, da ich meiner Meinung nach ein Muster entdeckt habe, bei dem die sonst so bombensichere Innenverteidigung zum wiederholten Male Probleme hatte. Zugegeben das ist Jammern auf hohem Niveau (soweit ist es mittlerweile schon gekommen, verrückt!). Und ja, zugegeben, sie hatte es mit dem größten Spieler der Bundesliga zu tun. Jedoch hätte das Tor für meine Begriffe relativ einfach verhindert werden können. Bei hohen Bällen stimmt einfach oft die Abstimmung nicht und der Ball wird nur so gefährlich, da niemand richtig am Stürmer dran ist. Vor allem kurz vor Schluss wünsche ich mir da eine klare Zuteilung. Von mir aus auch eine Manndeckung.

Nichtsdestotrotz ist mir natürlich bewusst, dass dies immer leichter gesagt als getan ist, wie auch Awoniys Tor zeigt, bei dem sich die Stuttgarter Verteidiger ebenfalls nicht einig waren. Vielleicht ist eine verschobene selektive Wahrnehmung meinerseits, aber ich habe solche Situationen, bei denen die Abstimmung fehlte, vor allem bei Spielen mit einer Dreierkette wahrgenommen (allerdings auch am ersten Spieltag gegen Augsburg, an dem Union mit Viererkette spielte). Auch bei Gonzaléz Fallrückzieher-Großchance kurz nach der Pause fehlte die Zuordnung. Urs Fischer wird das jedoch sicherlich analysieren und auch noch andere Verbesserungsmöglichkeiten finden, sodass ich mir langfristig darüber keine Sorgen mache.

Das schreiben die Medien zur Partie in Stuttgart

Satzungsdiskussion Teil 2:

Nachdem Daniel in seinem gestrigen State of the Union schon auf einen Thread hingewiesen hat, der sich kritisch mit der geleakten Satzungsänderung auseinandersetzt, möchte ich heute eine Antwort auf diesen Thread verlinken.

Einmal Unioner, immer Unioner

NTV.de beschäftigt sich mit der Situation von Sebastian Polter bei seinem neuem Verein. Auch wenn bei Polters Abgang ein bisschen was kaputt gegangen ist, freue ich mich zu hören, dass er in den letzten Wochen scheinbar immer besser in Tritt kommt und wieder regelmäßiger trifft. Zwar steckt er mit Fortuna Sittard immer noch im Tabellenkeller der Erendivisie. Jedoch steht der Klub, auch Dank der Tore von Polter, nach zwei Siegen in Folge nicht mehr auf einem Abstiegsplatz.


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7 Kommentare zu “Union spielt 2:2 in Stuttgart: Ein Unentschieden, das nur im ersten Moment wirklich ärgert

  1. Bei der Einschätzung zum möglichen Platzverweis kann ich dir nur zustimmen! Mal abgesehen vom Kopfstoß, der nur nicht trifft weil der Schiri dazwischen geht, waren die Gesichtstreffer im Verlauf ausreichend um ihn mit mind. 2 Verwarnungen runter zu stellen. Zumindest wenn die aktuelle Bewertung solcher Treffer als Maßstab angesetzt wird. Aber anscheinend werden Tätlichkeiten nun anders gewertet, siehe Embolo im Spiel Frankfurt gegen Gladbach. Hier wurde dies auch nur mit gelb geahndet.
    Auch das drüber halten in der Nachspielzeit wird immer mit gelb geahndet und hatte der Schiri im Verlauf auch geahndet.

    Trotzdem ein starker Auftritt unserer Mannschaft und ein wichtiger Punkt!!!

  2. Ich bin mit dem einen Punkt auch zufrieden. Wobei die angesprochenen zwei Punkte klar noch besser wären. ;-)

  3. Ich hätte González auch mindestens 1-2 Karten für sein andauerndes und sehr dramatisches Beschweren über die Entscheidungen des Schiris geschenkt. Sau unangenehm.

    Auch spannend im Twitter-Thread zur vermeintlichen Bevorzugung von Union: Da wird ganz beleidigt erwähnt, dass Union noch gelobt wurde als sie beim 2:0 die zweitmeisten Tore der Saison hatten, aber nachdem Stuttgart das aufholte, wurde das nicht erwähnt, obwohl sie ja sogar AUFSTEIGER sind.
    Da geh ich leicht hoch. Dass manche Leute noch immer noch den Unterschied zwischen einem etablierten Erstligisten aka VfB Mercedes und dem 1. FC Union nicht sehen, spricht Bände über das Problembewusstsein in der Bundesliga.

  4. Ich sehe es schon kommen:

    Beim Rückspiel wird es ein spektakuläres 0:0 was dazu führen wird, dass wir am Ende der Saison in die europaLeague aufsteigen und Stuttgart auf Platz 5 „absteigt“
    so oder so ähnlich :D

    Bla

  5. Maria Draghi

    Ich hab mich entschieden, zu der geleakten Tagesordnung und dem darin enthaltenen Antrag aktuell nichts Inhaltliches zu sagen und behalte meine Gegenargumente vorerst für mich. Wer die Mitglieder derart hintenrum entmachten will, kann nicht erwarten, dass man seine Gegenargumente freiwillig und frühzeitig entschärft.

    Wir alle sollten aufpassen, dass der Verein nicht zu einem von Allmachtsphantasien durchzogenen Geheimbund wird.

    • E.G. (Altunioner)

      Ich sehe das Thema: “Transparenz der Union Finanzen“ weiterhin sehr kritisch, befinde mich auch in einer Art von Beobachter-Obachtposition und warte nun auf Neuigkeiten seitens des Vereins bzw. des AR, ggf. auch vor der virtuellen MV.

      Bei allen Erfolgen und Meriten die DZ und der AR für unseren Verein haben, er sollte nicht zum“Grossen Vorsitzenden“ werden wollen und der AR weiterhin das Kontrollgremium des Vereins bleiben, ohne Befugnisse in das operative Geschehen eingreifen zu dürfen.

      Ggf. dürfen die Vereinsmitglieder die handelnden Personen auch mal an ihre eigenen Worte erinnern, dass der Verein immer grösser ist als die Einzelpersonen bzw. das Ganze mehr ist als die Summe seiner Einzelteile. Eiserne Grüsse und bleibt hoffentlich weiterhin alle gesund.

  6. […] Herangehensweise betrifft, sollte Union die Partie wohl ähnlich wie gegen die Bayern oder Stuttgart beginnen. Auch ein frühes Standardtor, welches von Christopher Trimmel vorbereitet wird, wäre […]

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