Blog State of the Union

Erinnerungen werden wach: Union trifft auf das andere Überraschungsteam

Nach dem vielleicht schönsten 1:1 der Union-Geschichte gegen den Rekordmeister aus München, wartet heute ein Gegner, gegen den wir beim letzten Aufeinandertreffen auch „nur“ unentschieden gespielt haben. Das 0:0 am 27. Mai 2019 gegen den VfB Stuttgart war spielerisch kaum mit der Partie gegen die Bayern vergleichbar. Statt schnellen, präzisen Angriffen und schönen Kombinationen hieß es damals vor allem meist: „Lang und weit bringt Sicherheit.“ Zwar hatte Suleiman „Manni“ Abdullahi zwei Großchancen, ansonsten war das Spiel aber nur schwierig zu ertragen.

Aber eigentlich interessierte das schon während des Spiels und vor allem gegen halb 11 Uhr abends keine Unionerin und keinen Unioner. Spätestens ab diesem Zeitpunkt brachen alle Dämme, wir lagen uns alle kollektiv in den Armen und schüttelten ungläubig den Kopf: „Die Zeit war nun gekommen…“

Keine Bildbeschreibung notwendig, Quelle: Matze Koch

Union war in die Bundesliga aufgestiegen. Die Alte Försterei war vermutlich lauter denn je, ganz Köpenick stand Kopf.

Die VfB-Sicht auf Union

Wo es Gewinner gibt, gibt es meistens auch Verlierer. Und sicherlich gab es auch schlechte Gewinner, die zurecht in einer Vorschau auf das Spiel kritisiert werden. Ansonsten finde ich den Ton des Beitrags aber etwas unangebracht und undifferenziert. Er zeigt vor allem eins: Für viele VfB-Fans ist Union jetzt eine Art Angstgegner. Hans-Martin hat dagegen im Interview deutlich gemacht, dass der VfB für viele Unionerinnen und Unioner nicht so eine große Rolle wie andersrum spielt. Ich teile diese Einschätzung vollkommen.

Im sehr hörenswerten STR-Podcast klingt das alles dann aber schon deutlich entspannter: „Der Trainer ist sympathisch, die Mannschaft ist es weitestgehend, das Umfeld ist sympathisch. Und da gibt’s natürlich auch Arschlöcher, aber die finden wir in der Cannstatter Kurve auch.“

Zudem werden Unions Leistungen auf dem Spielfeld sehr positiv hervorgehoben. Der ganze Verein sei auf sportlicher Ebene regelrecht „fischerisiert“ worden. Zudem könnte die derzeitige Innenverteidigung auch in dieser Konstellation in der Europa League spielen. Dieses Lob nehmen wir sicherlich gerne mit.

Zwei Überraschungsmannschaften im Duell

Ich für meinen Teil, kann das Lob nur zurückgeben. Ich habe nur Zusammenfassungen der bisherigen Auftritte von Stuttgart gesehen. Dennoch war ich sehr überrascht. Alles was ich von der Aufstiegssaison mitbekommen habe, ließ mich eher vermuten, dass der VfB einer der drei größten Abstiegskanditaten sei. Doch Pustekuchen! Neben Union ist Stuttgart nicht nur das zweite Überraschungsteam (auch wenn Urs Fischer gestern auf der PK in typischer Manier mitten in der Saison vom Begriff Überraschungsmannschaft nichts wissen wollte), sondern wohl auch eine der spannendsten Mannschaften dieser Bundesliga-Saison. Das Team spielt ansehlichen, technisch starken und (vor allem) sehr gradlinigen  Konterfußball mit jungen Talenten wie Klimowicz, Wamangituka oder Coulibaly. Der Tagesspiel analysiert daher richtigerweise: „Für Zweitligafußball war die junge Mannschaft zu verspielt. Für Erstligafußball ist sie es ganz offensichtlich nicht.“

Doch wenn ich Urs Fischer in der gestrigen Pressekonferenz gehört habe, ist mir vor dem Spiel trotzdem nicht bange. Zwar ist die Personalsituation nicht besser geworden, aber derzeit scheint es so, als wenn bei Union das Prinzip „next man up“ gelebt wird und es eigentlich (fast) egal ist, wen Urs Fischer aufstellt.

Zudem bin ich der Meinung, dass Union aufgrund der erwartbaren Spieldynamik besser mit Stuttgart zurechtkommt als der desolate BVB oder die glücklichen Bayern. Beide Spitzenklubs bekleckerten sich im Duell mit den Schwaben nicht gerade mit Ruhm.

Statistik VfB Stuttgart aktuelle Saison, Quelle: fbref.com

Bei fast allen Siegen oder auch der unglücklichen Niederlage gegen die Bayern hatte der VfB weniger bis zum Teil deutlich weniger Ballbesitz (29:71 gegen den BVB) als der Gegner und hat vor allem als gut gestaffelte Kontermannschaft agiert. Auch wenn die sehr schnellen und technisch beschlagenen Offensivspieler sicherlich jedem Team in der Bundesliga Probleme bereiten können (also auch Union), dürfte es Union entgegenkommen den Ball einfach mal abzugeben und selbst auf Kontersituationen zu warten. Zudem holt der VfB deutlich auswärts deutlich mehr Punkte als zuhause.

An dieser Stelle hätte ich jetzt eigentlich die Medienberichte verlinkt, allerdings kam gerade raus, dass ich heute gar nicht mit SotU dran bin. Sorry, mein Fehler! Daniel hat in seinem heutigen „State of the Union“ alle Medienlinks schon eingefügt. Dort findet ihr auch die neuesten Informationen zur virtuellen Mitgliederversammlung.

Und sonst so

Christopher Trimmel ist ähnlich wie in der letzten Saison (zeitweise) der „Standard-König“ in Europa. Er hat in den Top-Ligen die meisten Tore per Standard vorbeireitet. Weiter so Capitano! Mach es gerne nochmal wie im Relegationshinspiel.

Tipperförster


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7 Kommentare zu “Erinnerungen werden wach: Union trifft auf das andere Überraschungsteam

  1. […] Anmerkung: Durch leichte Terminverwirrung haben Felix und ich heute beide State of the Union Artikel geschrieben. Falls euch dieser also nicht gefällt, könnt ihr hier den Text von Felix lesen. […]

  2. Mit „unangebracht und undifferenziert“ kann ich leben. ;) Ist ne emotionale Geschichte.

    • Felix Morgenstern

      Na dann ist ja alles gut. Kann deine Emotionalität natürlich verstehen. Hoffentlich können wir dir schon beim Rückspiel ein besseres Bild vermitteln. Mit ganz viel Glück könnten dann ja vllt sogar wieder Gästefans zugelassen sein. Träumen muss erlaubt sein! ;)

  3. Der Stachel scheint ja noch sehr tief zu sitzen. ;)

    Und ich kann nur zustimmen Stuttgart ist auch für mich eines der weniger emotionalen Spiele, da mir der Gegner genauso scheiß egal ist wie Leverkusen, Wolfsburg oder Hoffenheim ist.

    Aber Neid bekommt man nicht Geschenk sondern muss man sich erarbeiten. Und das hat union eben an diesem wunderschönen 27.05.2019 getan. Zudem hätte ich das Szenario gerne mal andersrum gesehen und ich gebe Brief und Siegel das es genauso gewesen wäre.

    • Gut möglich, dass es andersrum ähnlich gewesen wäre. Hab ich ja auch so geschrieben Der Stachel sitzt in der Tat noch, aber weniger aus Neid (auf was?) sondern aus der Diskrepanz zwischen meinem ersten und zweiten Besuch an der Alten Försterei. Ich wäre lieber in Paderborn abgestiegen.

  4. Bekloppte hast du überall und diese Unioner nach dem Abpfiff der Relegation gehören dazu. Denn in so einer Situation sollte man sich freuen und nicht einen Dicken vor den Gästen markieren.

    Und mal ehrlich: hat nicht jeder (s)einen Hassverein? Seit wir damals in Ahlen abstiegen, war es für mich dieser Verein.
    Dazu noch die zwei Berliner Vereine aus dem Mommsenstadion und Hohenschönhausen und zack, findet man sich da auch wieder. Aber einen auf Held machen vorm Gästeblock bringt genau was? Nichts!

    Das uns andere nicht leiden können sollte uns am verlängerten Rücken vorbeigehen.

  5. Maria Draghi

    Apropos Aogo-Zitat: Noch so ein Thema, bei dem die Berliner Union-Medien tief und fest schlafen. Ist keiner von denen in der Lage, mal bei Aogo anzurufen und nachzufragen, was er (wirklich) gesagt hat und was (wirklich) passiert ist? Schnarch, schnarch,…

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