Die Verlängerung der Verträge von Urs Fischer und Markus Hoffmann bestimmt natürlich die Meldungen der Berliner Medien. Aber nicht nur dort. Auch dem Deutschlandfunk war das in seiner Tageszusammenfassung Sport Aktuell, die ich mir immer am Morgen anhöre, eine Meldung wert. Es zeigt noch einmal, welche Aufmerksamkeit einem Club zuteil wird, wenn er erst einmal Teil der Bundesliga ist.
Die Texte der Berliner Medien sind sehr wertschätzend dem Trainer gegenüber. Das ist natürlich logisch, weil sich die Mannschaft gerade in einer sehr erfolgreichen Phase befindet. Bis 2023 soll laut Bild/BZ das Arbeitspapier von Fischer und Hoffmann datiert sein. Wobei ich die Länge bei Trainerverträgen nicht als entscheidend betrachte. Mal davon abgesehen, dass sie Teil einer Verhandlung ist und im Zweifel bei einer Entlassung die Restzahlung des Gehaltes definiert, wenn nicht Abfindungen schon vertraglich definiert wurden.
Ich finde die Vertragslänge eher für Union interessant. Denn der Weg an die Alte Försterei war für Urs Fischer ein vorsichtiger Schritt ins Ausland, wofür er den Karriere-Schritt zurück in die Zweite Liga in Kauf genommen hat. Nun wäre nach 3 Jahren und dem Beweis, dass er eine Mannschaft nicht nur in die Bundesliga bringen, sondern auch weiterentwickeln kann, durchaus auch der Zeitpunkt gekommen, etwas Neues auszuprobieren beziehungsweise den erarbeiteten Ruf für den Sprung zu einem größeren Club zu nutzen.
Ich hätte es ihm nicht verdenken können, denn auch Trainer sind Sportler und haben Ehrgeiz. Dass Urs Fischer sich anders entschieden hat, dürfte ein Kompliment für Union sein. Dafür, dass die Zusammenarbeit im Dreieck Präsident Dirk Zingler, Manager Oliver Ruhnert und Trainer Urs Fischer sehr gut funktioniert. Und vor allem dafür, dass sich der Club trotz Coronakrise weiterentwickelt. Das fällt uns natürlich zuerst bei der Kadergestaltung auf.
Aber auch auf Sicht dürfte Union mit jedem Jahr mehr Bundesligazugehörigkeit mehr Gestaltungsmöglichkeiten erhalten. Und das Vorantreiben der Baumaßnahmen wie Nachwuchsleistungszentrum und Stadionausbau (so langsam uns die Fortschritte auch erscheinen mögen) zeigt, dass der Club hier längst strategisch angesetzt hatte, bevor es wirklich dringend wurde.
Ich bin ehrlich gespannt, wie lange das Trio Zingler, Ruhnert, Fischer zusammenarbeitet und was da so alles noch passiert. Es kommt nicht von ungefähr, dass manche Fans schon „Announce Ruhnert“ für eines der nächsten Adventstürchen fordern. Auch die Morgenpost zielt mit ihrem Kommentar in eine ähnliche Richtung. Ich kann den Wunsch verstehen. Aber in all seinen Äußerungen macht Oliver Ruhnert den Eindruck einer Person, die ein unabhängiger Geist ist und sich für viele Themen interessiert. Ich würde mich nicht wundern, täte er irgendwann einmal sagen: Tschüss, das war’s für mich und dem Manager-Business den Rücken kehren.
- Das Beste, was dem 1. FC Union passieren konnte (Tagesspiegel)
- Union verlängert mit Erfolgstrainer Urs Fischer (Berliner Zeitung)
- Wie ein Schweizer Uhrwerk (Morgenpost, Bezahl-Link)
- Zückerli! Trainer Urs Fischer verlängert bei Union (Kurier)
- Union verlängert Vertrag mit Trainer Urs Fischer (RBB)
- Union Berlin verlängert mit Trainer Fischer bis 2023 (Kicker)
Marius Bülter und seine Heimisolation
Aber kommen wir zurück in die Gegenwart. Marius Bülter stand den Kollegen der Berliner Medien für ein Gespräch zur Verfügung. Darin ging es vor allem um die Zeit der Heimisolation nach seinem positiven Coronatest. Auch seine Freundin war infiziert. Unabhängig davon, wer sich zuerst mit Covid-19 angesteckt hatte, zeigt das Beispiel sehr deutlich, dass es die Bubble für Profifußballer nicht gibt, sondern selbst bei Einhaltung aller Vorschriften und Hygieneregeln im Haushalt über die Familie die Infektion geschehen kann.
Durch die Verletzung von Max Kruse kann es durchaus sein, dass Marius Bülter in die Startelf auf links außen rückt, weil Marcus Ingvartsen vielleicht eins zu eins Kruses Position einnimmt. Aber vielleicht hat der Trainer auch eine besondere Idee für das Spiel am Samstag gegen den FC Bayern.
- Bülter über Corona-Folgen: „Alles beim Alten, ich habe Glück gehabt“ (Kicker)
- So ging es Bülter in der Quarantäne (Bild)
- Unioner Prömel und Bülter hoffen auf müde Bayern (BZ)
Weihnachtsfeier bei Zoom
Beim Weihnachtskalender der Union-Frauen spricht Oliver Hartrampf, Trainer des 2. Teams, über seine Vorliebe für die Offensive. Außerdem sehen wir, dass zumindest auf Zoom eine Weihnachtsfeier gab.
Und sonst so?
Melissa und Marvin Friedrich sprechen über ihre Bundesliga-Karrieren im Interview auf dfb.de.
Wer noch einmal über das Derby gegen Hertha nachdenken möchte und das Ganze auf Englisch mag, kann das gerne mit dem Podcast Mattuschka’s Right Peg machen.
Mattuschka's Right Peg is back, reflecting on last Friday's derby, and looking forward to a busy period leading up to Christmas. Available now/imminently in your podcast app! #fcunion
Spotify: https://t.co/wp0CZboRaB
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— Union in Englisch (@UnioninEnglisch) December 8, 2020
In der Champions League wurde gestern das Spiel in Paris von PSG gegen Istanbul Basaksehir unterbrochen, weil beide Teams nach einer rassistischen Äußerung des Vierten Offiziellen gegenüber dem Co-Trainer des türkischen Teams den Platz verlassen haben. Das Spiel wird heute Abend mit neuem Schiedsrichtergespann fortgesetzt.
»Der mit der Kapuze«, »der mit dem Pferdeschwanz«, »der mit dem Ohrring« – alles kein Problem. Aber eine Identifizierung über die Hautfarbe? Ein No-go, völlig egal, in welcher Sprache und mit welchem Ausdruck. (1/4) https://t.co/q5sHRUtWb2
— Collinas Erben (@CollinasErben) December 8, 2020
Der vierte Schiedsrichter hatte den Schiedsrichter auf eine lautstarke Beschwerde von Co-Trainer Pierre Webo hingewiesen und ihn dabei als „Schwarzen“ identifiziert. Das mag in einer Welt nicht als rassistisch durchgehen, die nur sehr explizite und direkte Beleidigungen als Rassismus anerkennt. Was das Problem dabei ist, machte gestern Demba Ba auf dem Feld sehr deutlich.
Demba Ba raising an interesting point pic.twitter.com/B7fdqjbSSQ
— tariq panja (@tariqpanja) December 8, 2020
Braucht ihr noch einen Sargnagel für den modernen Fußball? Die Uefa reicht ihn euch und sortiert Qatar in eine WM-Quali-Gruppe ein, damit die Mannschaft vor der Weihnachts-WM Spielpraxis erhält (Kicker). Gut für die Uefa, dass aktuell keine Fans in die Stadien dürfen, denn ähnlich wie bei der chinesischen U21 in der Regionalliga Südwest dürfte sich das hervorragend für Spruchbänder und Protestaktionen gegen die Zustände in Qatar richten, die so gar nicht in das angebliche Wertegerüst der Uefa passen (das Thema Gleichstellung von Mann und Frau oder die Rechte von Homosexuellen).
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Corona und Zuschauer:
https://www.spiegel.de/sport/fussball/coronavirus-und-fussball-das-stadion-als-forschungslabor-a-350f3816-c4be-4cc7-940f-518af2b7f5ad
man stelle sich vor man würde die menschen die in einem pulk stehen nach geschlecht, haarfarbe, hautfarbe, körpergröße oder anderen äußerlichkeiten unterscheiden.
…unvorstellbar, einfach nur diskriminierend??????
Ja, ein bisschen bin ich an der Stelle auch am überlegen: Wie soll ich denn Menschen, die mir persönlich unbekannt sind, sonst schnell identifizieren können, wenn nicht anhand vom Aussehen und dem vermeintlich hervorstechendsten Unterscheidungsmerkmal?
Hätten Fußballspieler doch bloß Namen und Rückennummern auf ihren verschiedenfarbigen Trikots /o\
Ging wohl um den Co-Trainer und die haben glaube ich keine Rückennummern
Dann ist „Co-Trainer von Team x“ doch ein gutes Unterscheidungskriterium. So, wie man das auch sagen würde, wenn zwei weiße Personen da stünden. Wenn das Lieschen Müller bei Aldi an der Kasse aufm ihrem Dorf, wo nie jemand anders einkauft, nicht hinbekommt – geschenkt. Aber im internationalen Fußball?
„… Wenn das Lieschen Müller bei Aldi an der Kasse aufm ihrem Dorf, wo nie jemand anders einkauft, nicht hinbekommt – geschenkt..“
der moment in dem die selbstgefällige toleranzblase platzt – herrlich?
Ich verstehe durchaus die Reaktionen von gut meinenden Beobachtern, das „schwarz“ an sich ja keine Beleidigung sei, sondern einfach ein Identifizierungsmerkmal – es heißt ja auch „black lives matter“ oder „ein schwarzer US-Verteidigungsminister“. So war auch mein erster schneller Reflex gestern Abend – nach dem Motto: Wenn er nur „negru“ (schwarz) gesagt hat und nicht „negro“, dann ist das doch okay… Ist es aber nicht, wie viele schwarze (und auch weiße) Menschen sehr gut im Netz erklären (und Demba Ba hat das gestern im Stadion auch sehr eindrücklich gemacht), denn: Wenn Menschen seit Jahrzehnten, ja Jahrhunderten wegen ihrer Hautfarbe diskriminiert und schikaniert werden, dann wird die Identifizierung über die Hautfarbe eben von ganz vielen (den meisten) Betroffenen als ebenso diskriminierend bzw. rassistisch wahrgenommen. Der Hinweis, dass man sich als Weißer ja auch nicht angegriffen fühle, wenn jemand sage „der Weiße dort“ bringt uns da nicht weiter – da „Weißer“ im Allgemeinen nicht diskriminierend oder rassistisch gebraucht und wahrgenommen wird. Ähnliches gilt bei Haar- und Augenfarben (der Rothaarige), Klamotten (der mit dem Hoodie) o.ä. – denn auch solche Bezeichnungen werden in der Regel nicht diskriminierend genutzt. Noch dazu kommt, dass man erwarten sollte, dass ein Schiri im professionellen Umfeld der Champions League anders agieren sollte, ja vielleicht anders agieren muss. Als vierter Offizieller sollte man die Namen der Leute auf der Trainerbank kennen – und wenn nicht, dann kann man immer noch zu demjenigen hingehen, auf ihn zeigen und sagen „der hier hat gerufen“. Gleichwohl sollten man m.E. vor allem im Netz nicht gleich den Stab brechen über diesen vierten Offiziellen, ihn zum Rassisten erklären und ihn fertigmachen (was hier auch keiner getan hat oder tut, aber bei Twitter sieht das leider anders aus). Auch er ist ein Mensch, auch er hat eine Würde – und sollte er sich ordentlich zu dem Vorfall erklären, sollte er um Entschuldigung bitten und sollte vielleicht sogar Webo diese Entschuldigung annehmen, dann sollten das auch akzeptiert und nicht nachgetreten werden, meine ich.
Was mir hier bisher völlig fehlt, ist zumindest der Hinweis, warum Webo die Rote Karte bekommen hat – rumänische Schiedsrichter als „Gypsies“ zu bezeichnen, ist nun auch nicht gerade nach Knigge.
Und wie Du schon schreibst, der schwarze Verteidungsminister unter lauter weißen ist noch okay. Der schwarze Schauspieler bei den Oscars unter lauter weißen auch. Der schwarze Fußballer unter lauter weißen geht aber nicht mehr? Ich bin sehr gegen jede Form von Pauschalisierungen, aber… ist es nicht irgendwann dann auch mal gut? Schwarz, weiß – schaue ich in die USofA, die ja von Rassismus geprägt sind, sind das doch absolut gängige Unterscheidungen in der gesellschaftlichen Formulierung – in beiden Lagern (deswegen finde ich auch das Argument der Diskriminierung über die Hautfarbe eher schwach). In der Musik. Im Film. Im Sport nicht mehr? „Ala negru“ – „that black guy“… es gibt wahrlich deutlichere Verfehlungen.
Die von Webo gehört in meinen Augen übrigens dazu…
Ach – und ich bin übrigens auch der Meinung, dass Demba Ba falsch liegt. „That white guy“ würde der 4. Offizielle wahrscheinlich schon sagen – wenn auf der Trainerbank neun Afrikaner und ein Weißer gesessen hätten. Leider war es in diesem Fall wohl anders herum…
@Schmusi Ultra Du hast das sehr viel vernünftiger aufgeschrieben als ich, vielen Dank dafür!
@rd wenn Du den Unterschied zwischen jemandem, der beruflich mit internationalem Fußball zu tun hat, also entsprechend sensibilisiert sein sollte, und einer Person, bei der das nicht vorausgesetzt werden kann, nicht erkennen kannst: auch geschenkt.
Oliver Ruhnert – Fußballgott!