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Die Neuregelung bei der Verteilung der TV-Gelder bringt nicht mehr Gerechtigkeit, ist derzeit aber wohl angemessen

Unser Gastautor Daniel Rahaus hat am Sonntag schon über die unfaire Verteilung der TV-Gelder berichtet. Gestern wurde der Verteilungsschlüssel für die TV-Gelder ab der Saison 2021/22 vorgestellt. Das neunköpfige DFL-Präsidium einigte sich dabei auf grundlegende Änderungen. Die rund 1,1 Mrd. Euro pro Saison werden nun anders verteilt.

Basis sind die vier Säulen Gleichverteilung, Leistung, Nachwuchs und Interesse. Insgesamt ergibt sich aus den Beschlüssen ein ganz schöner Zahlensalat. Ich hoffe durch die Übersicht der DFL wird einiges zumindest etwas klarer:

Der Verteilungsschlüssel für die TV-Gelder von 2021/22 bis 2024/25, Quelle: DFL

Grundlage der anteiligen Berechnung sind immer die rund 1,1 Mrd. Euro pro Saison. So bekommt jeder Bundesligist in der Saison 2021/22 über die Säule „Gleichverteilung“ 24,7 Mio. Euro. Jeder Zweitligist erhält 6,9 Mio. Euro.

Die Säule „Leistung“ setzt sich aus drei Komponenten zusammen:

1. „getrennte“ Fünfjahreswertung (Saisons 2021/2022, 2022/23: 24,5 Prozent und Saisons 2023/24, 2024/25: 23 Prozent) bei der die jüngste Saison am stärksten gewichtet wird (5:4:3:2:1)

2. „durchgängige“ Fünfjahrestabelle (17 bzw. 19 Prozent):hier erhalten die ersten sieben Klubs den gleichen Anteil

3. weniger relevante „durchgängige“ Zehnjahrestabelle (0,5 bzw. 1 Prozent)

Säule „Leistung“, Quelle: DFL

Mithilfe der neuen und dritten Säule „Nachwuchs“ wird ab der nächsten Saison der Einsatz und die Ausbildung von verbandsausgebildeten U23-Spielern belohnt. Spieler aus dem Ausland müssen spätestens in der Spielzeit des 15. Lebensjahres registriert gewesen sein, um als sogenannter Local Player zu gelten.

Meiner Meinung nach könnte es mit dieser Regel zu noch mehr fragwürdigen Transfers im Jugendbereich kommen. Gerade aus dieser Säule, auch wenn sich über sie verhältnismäßig wenig Einnahmen generieren lassen, wird Union wohl kaum Gelder bekommen. Derzeit stellt der Verein die wenigsten Local Player in der Bundesliga. Vielleicht rächt sich die fehlende U23 hierbei ein weiteres Mal.

Die Säule, bei der die kleinsten Beträge ausgeschüttet werden, nennt sich „Interesse“. Die DFL bezieht sich bei der Messung auf die Allensbacher Markt- und Werbeträger-Analyse bei der Union hinter einigen Zweitligisten gerade mal auf Platz 20 aller 36 Profiklubs kommt. Dies ist konträr zum Ansatz unseres Gastautors Daniel Rahaus, der sich in seiner Analyse auf die TV-Reichweiten bezogen hat.

Wie TeVe-Daniel im Podcast sagte, lassen sich die Änderungen eigentlich darauf herunterbrechen, dass die erfolgreichen Vereine weiterhin bevorzugt werden und die anderen Klubs immer noch zu wenig bekommen. Jedoch ist die Kluft etwas kleiner geworden: „Wahrscheinlich war etwas anderes im Moment und in der Institution auch nicht realistisch.“

Insgesamt ist die Verteilung sicherlich nicht fairer und gerechter geworden. Auch wird „die Spreizung“ eher nicht abnehmen, wie es DFL-Chef Christian Seifert behauptet. Jedoch ging es scheinbar vor allem darum, dass möglichst viele Klubs die (finanziellen) Auswirkungen der Pandemie überstehen.

Daher ist die Lösung dahingehend wahrscheinlich die derzeit sinnvollste, wie Sebastian im Podcast ergänzte. Es geht um Schadensbegrenzung, darum, dass möglichst viele Klubs überleben. Die Attraktivität der Liga wird allerdings weder gestärkt noch wird der Wettbewerb ausgeglichener.

Urs Fischer hat seinen Vertrag verlängert

Union hatte heute eine ganz besondere Überraschung im Adventskalender parat: Urs Fischer und sein Co-Trainer Markus Hoffmann haben ihre Verträge verlängert. Union verriet allerdings nichts über die Vertragslaufzeit. Damit können wir denke ich aber alle ganz gut leben. Hauptsache ist eben, dass der Schweizer Erfolgstrainer schlussendlich bleibt. Die BZ spekuliert in diesem Zusammenhang mit einer Laufzeit über 2022 hinaus.

Weitere Medienberichte:

 

 


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8 Kommentare zu “Die Neuregelung bei der Verteilung der TV-Gelder bringt nicht mehr Gerechtigkeit, ist derzeit aber wohl angemessen

  1. Ich bin begeistert, dass Urs Fischer und Markus Hoffmann verlängert haben! Das macht den Ärger über Kruses Verletzung glatt wieder wett (also mittel- bis langfristig… ;-)

    Seiferts Satz „Mitten im Sturm sollte man nicht versuchen, das Dach zu decken“ ist zwar aus Sicht eines Dachdeckers (dem seine Mitarbeiter wichtig sind) richtig, aber ist denn wirklich klar, ob es grad stürmt und nicht brennt oder flutet?
    Würde man ein Feuer mitten im Brand auch nicht löschen oder einen Deich mitten in der Flut nicht dennoch weiter absichern?
    Meinjanur.

    Ich halte die DFL und deren treibende Kräfte für grundsätzlich korrumpiert und unfähig, den Umfang der Fussballkultur auch nur zu ahnen. Leider sind die klügeren Köpfe in der Runde still bis stumm. Vermutlich ist das in einer so komplex strukturierten Schutzgeldorganisation auch gar nicht so ungefährlich…

    PS: Bei der DFL gilt ja, so sagte es mir mal ein leitender Mitarbeiter der direkt an Seifert berichtete, für ALLE MitarbeiterInnen, dass sie KEINE Vereinspräferenz haben dürfen (zumindest keine in den Bundesligen). Also nicht nur „nicht zeigen welchen Verein sie mögen“ sondern „keine Vereinspräferenz“.
    Dort arbeiten also nur „allgemein Fussballinteressierte“ Menschen, sofern sie Fussball überhaupt als Hobby haben. Das soll diese MitarbeiterInnen nicht abwerten oder kritisieren, bitte nicht falsch verstehen, aber damit fehlt leider komplett die Basis überhaupt zu verstehen wie der Fussball in den Vereinsumfeldern wirklich lebt und klebt…

  2. Nun was ist den Gerechtigkeit ? Alle bekommen das gleiche unabhängig von der erbrachten Leistung ? Das könnte man dann aber auch böswillig leistungslosen Einkommen nennen. Die Bundesliga ist ein Wettbewerb und ich finde da darf man auch einen Teil der zusammen generierten Einnahmen nach dem sportlichen Abschneiden verteilen.
    Wenn man etwas kritisieren will dann doch bitte die Verteilung der internationalen Erlöse. Also Bundesliga-Einnahmen anhand von UEFA Wettbewerben zu verteilen ist ja an Absurdität nicht mehr zu überbieten.

  3. Wenn man aber die TV-Quoten zugrunde legt, stehen welche Vereine hinten? Die mit großen Firmen in der Hinterhand die dann mehr Geld geben würden a la Leverkusen, Wolfsburg, Hoffenheim..

    Ich würde noch das Thema Fanaufkommen, Fanverhalten, Fairness, miteinbeziehen. Vielleicht wird dann auch der Pyrowahnsinn weniger.

  4. Pyro für Alle

    Nee, dit jeht zuweit, wa.
    Pyromanen aller Länder vereinigt euch.
    Wir kämpfen für jedes Knallvester.
    Es lebe der Pyro in der Hand.

  5. Spannend, dass Fernsehgelder unter dem Stichwort „Interesse“ nicht anhand des TV-Interesses sondern anhand des grundsätzlichen Werbewerts verteilt werden.

  6. Fies, dass Seifert ausgerechnet Marvin als Beispiel herangezogen hat.

  7. Exil-Schorfheider

    Die Säule Nachwuchs ist nicht neu.
    Es gab sie schon als dritte (vierte) Säule in der aktuellen Rechteperiode, wo es 2% der Erlöse waren, die aufgeteilt wurden

    https://www.dfl.de/de/hintergrund/vermarktung/dfl-medienerloes-verteilung/.

  8. […] Berliner Medienlandschaft zu einigen Themen immer überraschend still. Auch hinsichtlich des neuen Verteilungsschlüssels bei der Ausschüttung der TV-Gelder ist dies nicht anders. Überregional hat sich immerhin die Süddeutsche Zeitung mit der Problematik […]

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