Blog State of the Union

Die offensiven Neuzugänge machen Spaß und der Teamgeist stimmt

Nachdem es gestern um die defensive Neuverpflichtungen ging, sollen heute die offensiv ausgerichteten Neuzugänge im Fokus stehen. Vornweg ist festzuhalten, dass neben Oliver Ruhnerts breitem Scoutingsystem vor allem eine Eigenschaft von Urs Fischer für die bisher überwiegend sehr verlockenden Leistungen der Neuzugänge verantwortlich ist.

Ein eingespieltes Team: Urs Fischer und Oliver Ruhnert, Foto: Matze Koch

Urs Fischer hat es anders als viele seiner Vorgänger – Uwe Neuhaus und Jens Keller zu wenig, Norbert Düwel zu viel – seit seinem Amtsantritt geschafft, genau das richtige Maß an Rotation anzuwenden. Mit dem guten Einsatzzeiten-Management schafft er es daher immer wieder Neuzugänge ins Spielsystem zu integrieren und ihnen darüber hinaus Selbstvertrauen zu geben. Ein positiver Nebeneffekt ist dabei meines Erachtens, dass es kaum wirklich unzufriedene Spieler im Team gibt.

Keita Endo

Keita Endo hat bisher die wenigsten Pflichtspiel-Minuten aller Neuzugänge absolviert. Das liegt einerseits an seinem Verletzungspech (er kam bereits verletzt aus Japan) und anderseits wohl an der Tatsache, dass Urs Fischer und sein Trainerteam den jungen Japaner behutsam aufbauen wollen. In seinen kurzen Einsätzen (plus Testspiel gegen Hannover) konnte man meiner Meinung nach aber schon erkennen, welch enormes Potenzial in Endo stecken könnte. Er ist sehr schnell, kommt oft hinter die gegnerische Kette und dürfte damit vor allem in Verbund mit Kruse eine offensive Waffe darstellen, die für viele Abwehrreihen nur schwer zu verteidigen ist.

Keita Endo mit Dolmetscher Jumpei Yamamor, Foto: Matze Koch

Darüber hinaus bringt er eine gute Technik mit, um sich auch in 1gegen1-Duellen behaupten zu können. An die neue Robustheit in der Bundesliga und die höhere Trainingsbelastung muss er sich aber scheinbar noch gewöhnen wie seine erneute Verletzung zeigt. Gelingt Endo aber das Einleben (bei Endos sympathischen Dolmetscher bin ich da sehr positiv gestimmt) in Deutschland, dürften wir noch viel Freude an ihm haben. In diesem Fall würde Oliver Ruhnert die Kaufoption wohl bedenkenlos ziehen.

Taiwo Awoniyi

Taiwo Awoniyi scheint mir aufgrund seiner Statistiken und vor allem wegen seines Auftritts in Hoffenheim nicht der geborene Torjäger zu sein. Gerade in Hoffenheim muss er mindestens ein Tor machen. Dennoch hat das Spiel genau wie sein Auftritt in Gladbach gezeigt, dass er dem Team trotzdem weiterhelfen kann. Er kann sich an den gegnerischen Abwehrreihen aufreiben, diese mit seiner Schnelligkeit müde laufen und vor allem bei Kontern (bspw. vor dem durch Griesbeck herausgeholten Elfmeter) sehr gefährliche Situationen heraufbeschwören. Je nach Spieltaktik und -verlauf kann er somit eine geeignete Option sein. Für einen absoluten Stammplatz dürfte es vermutlich nicht reichen. Aber wer hat den – außer Kapitän Trimmel – schon beim Meister der „seichten Rotation“ Urs Fischer?

Werden sich wohl häufig abwechseln: Pohjanpalo und Awoniyi, Foto: Matze Koch

Joel Pohjanpalo

Joel Pohjanpalo hat so schnell wie nie ein Union-Spieler vor ihm ein Tor erzielt (nach 35 Sekunden gegen Mainz). Mittlerweile darf der Edel-Joker (alle Bundesliga-Tore als Einwechselspieler) auch oft von Beginn an ran und wird über kurz oder lang auch dann treffen, wenn er in der Startaufstellung steht. Zu groß ist sein Torinstinkt, seine Fähigkeit oft am richtigen Ort positioniert zu sein. Darüber hinaus überzeugt er mit Robustheit und Einsatzfreude. Ich bin gespannt ob er Urs Fischer dauerhaft als „Starter“ überzeugen kann.

Falls das der Fall ist, könnte er genauso wie sein Vorgänger Sebastian Andersson zu Unions erfolgreichsten (Saison)-Torschützen avancieren. Allerdings sind Pohjanpalos Qualitäten im Bälle festmachen und verteilen nicht ganz so gut wie die vom Schweden. Dafür hat er aus meiner Sicht aber einen noch größeren Torriecher.

Max Kruse

Bei einer Diskussion um Unions Königstransfer des Sommer kommt man schwerlich um Max Kruse herum. Er hat Union auf ein neues Level gehoben. Nicht nur auf dem Platz, sondern vor allem auch abseits davon gab es wohl noch nie einen Union-Spieler, der so viel mediale Aufmerksamkeit erzeugt hat. Selbst Tusche kommt da wohl nicht ran. Was wurde nicht schon alles über Kruse berichtet? Was über ihn geschrieben?

Wenn dann noch ein Fernseh-Reporter während eines Union-Spiels „vom talentiertesten Spieler, den Union je hatte“ spricht, dann ist mir das eigentlich zu viel. Allerdings bin natürlich auch ich von Max Kruses bisherigen Leistungen begeistert. Neben seiner Kaltschnäuzigkeit vom Elfmeterpunkt ist mir dabei vor allem seine mannschaftsdienliche Spielweise positiv aufgefallen. Er versucht jederzeit seine Mitspieler miteinzubeziehen, sodass diese im Spielverlauf immer weiter an Sicherheit gewinnen können. Die bisher fünf Torvorlagen kommen nicht von ungefähr, sondern vor allem da Max Kruse laut Cedric Teuchert ein „extremer Gönner“ ist.

Kruse hat mit Thomas Müller die meisten Assits der Liga und bereitet pro 90 Minuten die meisten Tore vor, Quelle: fbref.com

Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass Kruse im Vergleich zu seiner Werder-Zeit deutlich weniger Ballkontakte (45 pro Spiel) hat, was in den Statistiken ebenso sichtbar ist wie es Tobias Escher in seinem Artikel beim Spiegel konstatiert. Zum Vergleich: Spitzenreiter ist Robin Knoche mit durchschnittlich 78 Ballberührungen pro Spiel.

Gönner und Begünstigter, Foto: Matze Koch

Wenn er aber den Ball hat, kommen fast immer intelligente Sachen bei raus. Da gibt es den Pass auf Becker vor dem 3:0 gegen Bielefeld, den Seb völlig zurecht gerne heiraten würde. Da gibt es die Pässe in den Rückraum wie auf Andrich vor dem 2:0 (ein Stilmittel welches Union in dieser Saison öfter nutzt) oder die Schnittstellenpässe hinter die Ketten der gegnerischen Verteidigung. Außerdem zieht er natürlich immer die Aufmerksamkeit des Gegners auf sich und verschafft so den anderen Union-Spielern Räume.

Cedric Teuchert

Über Cedric Teuchert lässt sich eigentlich noch gar nicht soviel schreiben. Bei seinem einzigen Startelf-Einsatz (im Pokal) wurde er nach unauffälligen 61 Minuten ausgewechselt. In seinen vier Bundesligaspiel (alle als Joker) schoss er zwei Tore und hat schießt somit alle 26 Bundesliga-Minuten ein Tor für Union. Keine ganz schlechte Statistik!

Scheinbar eigentlich also der perfekte Joker. Teuchert sieht dies naturgemäß aber anders und würde gerne mehr spielen wie er kürzlich verriet: „Aber ich bin natürlich nicht zufrieden mit den Minuten, die ich bekomme.“

Der Teamgeist scheint wieder einmal zu stimmen

Trotz seiner geringen Einsatzzeit ist Cedrich Teuchert mit seinem Wechsel aber vollkommen glücklich.

Ich selbst habe natürlich noch nie in einer Profimannschaft gespielt und kann somit trotz des tollen Buches von Christoph Biermann über das Innenleben nur spekulieren. Was ich allerdings immer wieder bemerkenswert finde, ist die Tatsache, dass sich Neuzugänge erstaunlich oft – auch in den vergangenen Jahren schon – sehr positiv über das Klima innerhalb des Teams äußern. Wahrscheinlich liegt darin unter anderem auch der derzeitige Erfolg begründet.

Christopher Trimmels EM-Traum könnte wahr werden

Christopher Trimmel hat mal wieder das gemacht, was er neben die Linie rauf und runter zu ackern, am besten kann: Er hat ein Tor vorbereitet. Diesmal im Nationalmannschaftstrikot. Die Chance, dass unser Capitano somit nächstes Jahr an der EM für Österreich teilnimmt, dürfte nochmals gestiegen sein.

Sportis „Eisernet Lied“ im Finale des GPdlVSC von MillerTon und Steffi bei der Wortpiratin

Beim Grand Prix de la Vereinslieder Song Contest des MillernTon-Podcasts findet derzeit das Finale statt. Schaut also vorbei und votet für „Eisernet Lied“ von Sporti, welches durch die TeVe-Jury völlig zurecht ausgewählt wurde.

Ich muss zugeben, dass ich beim Hören damals überrascht war, dass es locker drei, vier Unionlieder gibt, von denen ich noch nie gehört hatte.

Von den anderen Vereinen kann ich nur immer wieder den Song der SG Wattenscheid 09 empfehlen. Ich habe null Verbindung zum Verein. Aber seit ich während eines Kroatien-Urlaubs, bei dem ich als Grundschüler meist ein viel zu großes Union-Trikot anhatte, einmal zu oft auf meinem Discman das Lied gehört habe, kann ich nicht anders als immer wieder mitzusingen: „SG Wattenscheid 09 hey, SG Wattenscheid 09, hey…“

Steffi ist dem TeVe-Podcast erlaubterweise und mit vollster Unterstützung fremdgegangen und hat mit der Wortpiratin Mara Pfeiffer vor allem über Fußball gesprochen. Und über Menschen die im Business Fußball oft zu wenig beachtet werden.

Und sonst so

In Braunschweig unterstützt unser doch-nicht-Testspielgegner Eintracht Braunschweig ein Projektbündnis, welches sich für Sexarbeiterinnen während der Corona-Pandemie einsetzt. Starke Aktion!

Im Interview mit sportschau.de berichtet der Fan-Forscher Robert Claus derweil über die Teilnahme von rechten Hooligans an der Querdenken-Demo vom vergangenen Wochenende in Leipzig. Interessante Hintergründe dazu erfahrt ihr im Artikel und dem dazugehörigen Videointerview.


Entdecke mehr von Textilvergehen

Subscribe to get the latest posts sent to your email.

6 Kommentare zu “Die offensiven Neuzugänge machen Spaß und der Teamgeist stimmt

  1. Hat Baris Özbek damals nicht direkt nach seiner Einwechslung mit dem ersten Ballkontakt nach 8 Sekunden oder so getroffen?

  2. Hallo zusammen, Ick weeß kaum wie es Euch geht. Ich hoffe, den Umständen gut. Es spielt mein Verein gerade den schönsten Fussball und ich darf nicht mal zu den Heimspielen obwohl es Regeln hierzu gibt. Es ist grad wie Bravo lesen von vor 30 Jahren. Die Eindrücke oder Spiele vor Publikum jetzt, kann man mir niemals ersetzen. Schade das ich Euch nicht sehen darf. Des kann noch auf Dauer anhalten. Liebe Grüße ringsherum Micha

    • Felix Morgenstern

      Ja Micha, es ist schrecklich!
      Bleib stark und eisern!
      Liebe Grüße zurück :)

  3. „ Aber wer hat den – außer Kapitän Trimmel – schon beim Meister der „seichten Rotation“ Urs Fischer?“ ihr hattet glaub ich auch im letzten Podcast anklingen lassen, dass es aus eurer Sicht keine Stammelf gibt.

    Ich finde aber schon, dass es ein Gerüst von Spielern gibt, sollten sie gesund sein, quasi Stammspieler sind: Trimmel, Lenz, Knoche, Gentner, Andrich, Kruse und ggf. Schlotti.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert