Der 1. FC Union Berlin hat gestern Abend in einem Bundesliga-Auswärtsspiel bei Schalke 04 einen Punkt geholt – und der Tenor nach dem Spiel ist, dass das eher ein enttäuschendes Ergebnis ist. Denn nach der Führung durch Christopher Trimmels Flanke und Marvin Friedrichs Kopfball war tatsächlich ein Sieg gut möglich.
wenn mir vor drei Jahren mal jemand gesagt hätte, dass sich Unioner nach einem 1:1 auf #Schalke über einen Punkteverlust ärgern würden … #S04FCU #fcunion
— der Hönower (@Hoenower) October 18, 2020
Dieser Eindruck verfestigt sich auch, wenn man sich die expected goals Werte des Spiels ansieht, die zeigen, dass Union insgesamt die besseren Chancen hatte. Aber ein etwas näherer Blick darauf zeigt auch, dass Union sich von dieser Offensivleistung nicht wirklich mehr als ein Tor erwarten konnte. Und dann reicht eben ein Konter über Steven Skrzybski und ein unclever verteidigter Eckball, um nur ein Unentschieden aus einem durchschnittlichen Bundesligaspiel mitzunehmen.
Letzte Saison waren wir alle da, um den Goldjungen mitzunehmen. Jetzt ist er auf dem Feld, aber wir…. Ach man, es fehlt mir so sehr. #fcunion
— ?enni (@schrippe) October 18, 2020
Auch diese Beschreibung des Spiels greift aber noch etwas zu kurz. Denn Union hat gestern schon ein paar bemerkenswerte Dinge gemacht. Da war zum einen das Umschalten auf Defensive nach Ballverlusten, das wie ich finde sehr gut funktioniert hat. Wie schnell Union in den Gegenpressingsituationen war, hat hauptsächlich dazu beigetragen, dass Schalke das ganze Spiel über nur wenige Torchancen hatte: Schalkes einzige Abschlüsse aus guten Position kamen nach Standards in den letzten Minuten zustande.
Und es war auch in diesem Spiel klar zu sehen, dass Union sich um einen konstruktiven flachen Spielaufbau bemüht. Auch wenn dabei nicht alles funktioniert hat. Denn Schalkes Pressing war etwas effektiver, als es hätte sein müssen, weil in Unions Pässen und Freilaufverhalten immer mal wieder etwas Zug gefehlt hat, und so Zeit unnötig knapp wurde.
4#fcunion pic.twitter.com/1E6KQh97wZ
— keano (@keanofcu) October 18, 2020
Dafür gab es noch Potentiale im Spiel, die Urs Fischers Mannschaft noch nicht ausnutzt: Grischa Prömel und Robert Andrich ließen sich (abwechselnd) regelmäßig zwischen die Innenverteidiger im reaktivierten 4231 zurückfallen und eröffneten von dort das Spiel. Sie kamen dabei aber nicht so häufig zu Kombinationen im Zentrum und zu Momenten, sich dort aufdrehen zu können, obwohl es dafür Räume gegeben hätte.
Etwas öfter kamen Pässe direkt durch den ganzen Halbraum zustande, die Dynamik in Unions Offensivspiel brachten – wie in der Entstehung des 1-0 in dem Angriff, der zur über Umwege verwerteten Ecke führte. Außerdem finde ich es immer mehr bemerkenswert, wie selbstbewusst gerade Robert Andrich spielerisch agiert.
Das schreiben die Berliner Medien
In Medien aus Berlin wird vor allem betont, dass Union zwei Punkte verloren habe:
- Eiserne verpassen trotz Führung den erhofften Auswärtsdreier auf Schalke (Kurier)
- Kommentar : Warum der 1.FC Union momentan sogar besser als der FC Bayern ist (Kurier)
- Kein Karius! Union mit zu wenig Biss (Bild)
- 1:1! Union ärgert sich über Unentschieden bei Schalke 04 (BZ)
- Union streicht auf Schalke nur den Mindestlohn ein (Morgenpost)
- Kontrollierte Freiheit (RBB)
- Der 1. FC Union verliert auf Schalke zwei verdiente Punkte (Berliner Zeitung)
- Der 1. FC Union muss sich mit einem Punkt begnügen (Tagesspiegel)
In Dortmund eine halbe Stunde mit dem #ICE zu spät losgefahren und am #Ostbahnhof in #Berlin 40 Minuten zu früh angekommen! War bei #S04FCU mal wieder einziger unabhängiger Medienvertreter aus Berlin vor Ort. Und ich höre nach einem Bundesligajahr des #fcunion auch nicht auf.? pic.twitter.com/2wAm3rntIk
— Matze Koch (@MatzeKoch) October 19, 2020
Unions Torwart-Frage
Dass gestern – anders als hier vermutet – wieder Andreas Luthe und nicht Loris Karius für Union im Tor gespielt hat, hatte auf das Spiel letztlich keinen großen Einfluss. Jedenfalls nur in der Form, dass Luthe wieder ein gutes Spiel gemacht, mit einigen starken Paraden, auch wenn er sich ärgern wird, seine Hand beim Gegentor nicht stärker hinter den Ball gebracht zu haben.
Oliver Ruhnert zu Max Kruses Verhalten
Nach dem Spiel wurde Oliver Ruhnert auf Sky nach dem Verhalten von Max Kruse gefragt, der dafür kritisiert worden war, sich in einer Shisha-Bar mit Leuten getroffen zu haben. Ruhnert hat dabei betont, dass Kruse nichts Verbotenes getan habe. Gleichzeitig wurde in seinen Äußerungen und anderen Stimmen von Union (nachzulesen im Kicker) auch deutlich, dass man sich in der Bewertung von Kruses Verhalten einig war, und das Kruse auch kommuniziert hat.
Ob diese Reaktion von Union ausreichend ist, kann man unterschiedlich bewerten:
Auf den anderen Plätzen
Die Frauen haben ihr Spiel gegen den SFC Stern sehr deutlich mit 7:0 gewonnen. In der sehr polarisierten, nur sieben Teams großen Regionalliga Staffel sind sie damit weiter Zweite hinter Viktoria.
Einen ausführlichen Spielbericht gibt es bei Rasenperlen.
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Wie man am Twitter-Beispiel oben erkennen kann, hat der Max-Jacob Ost keine Argumente sondern nur Emotionen, die ihn in die Abwehrhaltung gegenüber Union führen.
Das is leider heutzutage (oder schon immer und fällt nur wegen der Offenheit des Internets mehr auf) Standard.
Eine Grundhaltung gegenüber einer Sachlage haben, diese nicht durch Fakten/Argumente stützen können und sich mit Gefühlslagen und Emotionen rechtfertigen. Die Menschen sind reichlich inkompetent.
Genauso schwachsinnig wie dieses Union-will-anders-sein-und-das-nervt-mich Geheule. Die Leute sind meist nicht von Union an sich genervt, sondern von der Berichterstattung, checken aber nicht, das dafür Union nichts kann, sondern die Medien, die diese Leute ständig nutzen.
Ich kann schon verstehen, dass man von Außen betrachtet in den letzten Wochen ein Bild von Union gewinnen kann, wie es Max vom Rasenfunk in dem Tweet beschreibt. Alle außer Union sind doof… Denn seit Beginn der Pandemie steht Union jedenfalls in der öffentlichen Wahrnehmung ein Stück weit in der Ecke der Corona-Verweigerer.
Begonnen hat das mit Zinglers Aussagen zum Bayern-Spiel und endete zuletzt mit den Aussagen von Christian Arbeit, man habe ja niemanden aufgefordert zu singen. Viele Dinge, die Union macht, sind völlig richtig. Und ich habe ein bisschen das Gefühl, dass Union der einzige Verein ist, der wirklich versucht Lösungen zu finden und zu diskutieren. Von vielen anderen Bundesligavereinen kommt entweder nichts oder aber pauschale Kritik nach dem Motto wir hätten den Ernst der Lage nicht vestanden.
Den Ernst der Lage hat man auch bei Union verstanden, man möchte das nur eben nicht akzeptieren und warten, sondern man versucht Wege und Lösungen zu finden – in Absprache mit Politik, Gesundheitsamt etc.
Man kann jetzt natürlich sagen die Berichterstattung (im Prinzip gibt es das ja nicht mehr) oder sagen wir besser mit subjektiven Meinungen versehene Nachrichten sind falsch und ist Schuld an der öffentlichen Wahrnehmung, was sicherlich auch zu einem Teil stimmt, da eben nicht immer wichtige Zusammenhänge erklärt werden. Aber auch Union muss sich m.E. in Sachen Kommunikation besser aufstellen. Und da gehört es vielleicht auch mal dazu, den Medienvertretern konkret zu erläutern wie bestimmte Dinge laufen oder gelaufen sind. Und ich glaube in dem Bereich macht Union zu wenig.
Und daher kann eben ein Eindruck wie Max von Rasenfunk entstehen, auch wenn dieser m.E. in der Sache falsch ist. Denn Ruhnert hat absolut zu Recht darauf hingewiesen, dass das „Gelaber“ der Leute von Sky in den 2h zuvor völlig neben der Spur war. Denn es ist ja die ganze Zeit suggeriert worden, dass Kruse gegen die Verordnung der Stadt Berlin verstoßen habe, was ja scheinbar nicht stimmte. Und das musste er richtig stellen. Und auch die Art und Weise fand ich voll in Ordnung und geboten nachdem zum x-ten Mal Mist behauptet wurde. Richterweise hat Ruhnert auch betont, dass Kruse sich falsch verhalten hat (Stichwort: Vorbildfunktion und Vorgaben DFL).