Am Anfang stand ein Saisonauftaktgespräch des ARD-Hörfunks mit Union-Präsident Dirk Zingler. Eigentlich harmlos. Daraus geworden ist nach Verkürzung durch den RBB, einer Push-Mitteilung und anschließender Verbreitung über die Nachrichtenagentur dpa dann „Union testet volle Stadionauslastung am 25. Oktober“. Ab dann dürfte bei Unions Medienabteilung Alarm geherrscht haben. Ironie der Geschichte ist übrigens, dass es iim Sportschau-Gespräch mit Dirk Zingler thematisch um Vertrauen ging.
Union antwortete auf Twitter dann erst dem RBB, der schnell seine Überschrift änderte:
Aber auch bei der BZ …
… oder beim Kicker hinterließ Union eine Antwort:
Was war eigentlich los und warum reagierte Union so energisch, wo sie sonst nicht dazu neigen in der Öffentlichkeit wegen Falschmeldungen offensiv zu agieren? Im Gespräch ging es dann auch darum, ob man Zuschauern vertrauen kann, Abstände einzuhalten (ab 5:38 Min) und ob daraufhin sagte Dirk Zingler:
„Fußballspielen mit Abstand ist ja nicht die Lösung. Das kann jetzt vorübergehend funktionieren. Aber wir müssen Veranstaltungsformate finden, wo ein Abstand nicht notwendig ist. Und deshalb werden wir intensiv daran arbeiten, mit präventiven Tests die Menschen wieder in Veranstaltungen kommen zu lassen.“
Im Gespräch hört man, wie da nachgehakt wird im Glauben, eine Nachricht herausgehört zu haben. Dabei ist das Setting eines Testspiels mit Zuschauern ohne Abstand aber mit Präventivtests spätestens seit dem 18. August bekannt durch diese Vereinsmitteilung. Da ist von 3000 Zuschauern für den Test die Rede. Als klar war, dass die PCR-Tests durch die Tests bei Urlaubsrückkehrern etwas knapp werden, verzichtete Union auf diesen Test am 5. September und datierte den Antrag auf den 25. Oktober (weil die Infektionsschutzverordnung am 24. Oktober ausläuft und Union davon ausgeht, dass in der neuen Verordnung auch präventive Tests als Schutzmaßnahme aufgenommen werden). Auch das war öffentlich ab dem 23. August per Vereinsmitteilung.
Kurz: Es gibt keine News. Und Dirk Zingler gehört sicher nicht zu den Menschen, die vor einem Mikro regelmäßig Dinge raushauen, die sie danach lieber nicht gesagt haben. Das mag manchmal vielleicht so rüberkommen. Aber nach meinem Gefühl weiß er sehr genau, welche Aussagen er trifft. Und selbst nach dem Klassenerhalt sagte er mit nicht mehr ganz fester Stimme nur das, was Union seitdem verfolgt: Dass Union daran arbeiten wird, die Fans wieder ins Stadion zu bekommen.
Die eigentliche Nachricht ist: Union plant keine PCR-Tests mehr, sondern Schnelltests. In dem Bereich bewegt sich auch das ARD-Hörfunkgespräch dann im Weiteren. Leider erfahren wir nicht, ob es um Antikörper-Schnelltests geht oder um welche, die auf eine aktive Infektion mit dem Coronavirus hinweisen.
Und die zweite neue Information Union betreffend lautet: Saisonübergreifend beziffert Dirk Zingler den Schaden durch das Coronavirus auf einen zweistelligen Millionenbetrag.
Hier sind alle Medienberichte, die das Gespräch mit Zingler betreffen:
- Union testet Veranstaltung ohne Abstand am 25. Oktober (RBB)
- „Fußball mit Maske funktioniert nicht“: Union plant Testlauf ohne Abstand am 25. Oktober (Kicker)
- Union hält an Plan fest: Volles Stadion am 25. Oktober (Morgenpost)
- Union Berlin hält an Plan fest – Test ohne Abstandsregeln (BZ)
Vielleicht ein witziger Zufall: Mir wurde gestern bei Twitter folgende Werbung des Accounts @wir__testen eingespielt:
Schaue ich ins Impressum der Website, finde ich das Rostocker Unternehmen Centogene GmbH als Initiator dieser Initiative. Centogene betreibt einige Test-Center, unter anderem am Frankfurter Flughafen (über 150.000 Tests in diesem Sommer) oder in München am Bahnhof. Der Chef von Centogene, Arndt Rolfs, bot jedenfalls in der Diskussion um knapper werdende PCR-Tests vor ein paar Wochen von sich aus mehr Tests an (NDR). Thematisch liegt er da auf einer Linie mit Dirk Zingler, der im ARD-Hörfunk-Gespräch die vor kurzem noch steigende Zahl der Tests anerkannte, aber bei der Zahl der Testkapazitäten sagte, dass es aus seiner Sicht noch Kapazitäten für mehr Tests gegeben hätte.
Lange Rede, kurzer Sinn: Der Ansatz des Unternehmens ist natürlich, mehr zu testen, weil das das Geschäftsmodell ist. Und das würde ganz gut zu dem Ansatz von Union passen, über Tests wieder Veranstaltungen ohne Abstand (nicht nur Fußballspiele) zu ermöglichen. Bei Centogene habe ich auf den ersten Blick aber nichts von Schnelltests gelesen, sondern lediglich von PCR-Tests, die sie auch als Familienpackung über Amazon vertreiben.
Christian Gentner fällt mehrere Wochen aus
Eigentlich wollte ich mich heute dem Thema widmen, dass Christian Gentners Wadenverletzung sich über mehrere Wochen hinziehen wird, wie Union gestern mitteilte. Texte dazu gibt es bei Kicker, Morgenpost und BZ. Und dass der 1. FC Union nicht der 1. FC Kruse ist, weil aus meiner Sicht etwas zu viel Hoffnung in Max Kruse gesetzt wird. Er kann als Teil einer Lösung funktionieren, wie Union den Ball öfter in den Strafraum bekommt. Aber Max Kruse ist nicht der Erlöser, der alles alleine regeln wird. Aber das mit dem Test im angeblich vollen Stadion war mir heute wichtiger.
Union im Transfergerüchte-Gewitter
Was die Transfers betrifft, ist Union in einer Situation, dass mehr darüber geschrieben, als dem Verein lieb sein dürfte. Und ich würde gerne einmal wissen, wie viele der möglichen Sturmkandidaten tatsächlich auf Oliver Ruhnerts Zettel stehen.
Beim KSC geht die Seifenoper um Philipp Hofmann mit dem nächsten Akt weiter. Im Kicker-Interview zeigt der sich nun menschlich enttäuscht. Wäre das eine richtige Oper, würde am Ende Oliver Ruhnert den unglücklichen Helden erlösen. Vielleicht passiert auch einfach nichts mehr, wie der Kurier/Berliner Zeitung und andere Medien schreiben. Schauen wir mal, ob es da noch einen weiteren Akt gibt. Aus meiner Sicht ist der KSC auf jeden Fall ein ungewöhnlich schwatzhafter Club im Profigeschäft. Und das fällt sicher nicht in die Kategorie der besten Voraussetzungen, um mit oder für Union zu arbeiten.
Die Bild nennt mit Silvere Ganvoula (Bochum) und Serdar Dursun (Darmstadt) weitere Kandidaten als Ersatz für den nach Köln gezogenen Sebastian Andersson. Wenn das so weiter geht, haben wir bald alle Zweitliga-Stürmer über 1,90 Meter durch.
Und sonst so?
Die Taz schreibt noch einmal ausführlich vom DFB-Plan, auch auf Kosten von Fanprojekten seine Finanzen zu sanieren.
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Daumen hoch für unsere Qualitätsmedien ! Nicht auszudenken wie es wäre wenn die wie andere Fake-News verbreiten würden.
Bei Centogene gibt es auch eine Verbindung zum Berliner Verlag in Person von Holger Friedrich… https://www.berliner-zeitung.de/kultur-vergnuegen/centogene-und-die-berliner-zeitung-li.1553
In Sachen Centogene muss man wohl in erster Linie die Redakteure der Berliner Zeitung kritisieren, die offenbar gar nicht recherchiert hatten, wer die Aktionäre/Aufsichtsräte dieser Firma sind. Aktueller Kurs inzwischen unter IPO-Preis (14 $). PCR-Tests sind offenbar nicht (mehr) der große Renner.
Zuschauer ohne Abstand – muss wohl ums verrecken sein, ne?
Schnelltests sind noch nicht in der Breite erprobt, aber Hauptsache egoistisch versucht alles durchzudrücken. Wer verwaltet die ggf. positiven Ergebnisse der Tests? Das obligt in einer Pandemiesituation immer noch (zu recht) staatlichen Stellen. Super. Die haben bei steigenden Fallzahlen auch nichts Besseres zu tun.
Wusste außerdem gar nicht, dass Dirk Zingler Experte für Corona-Test Kapazitäten ist …
[…] hat sich in der Rheinischen Post (Bezahl-Link) zu Unions Testwunsch für Ende Oktober geäußert (mehr zum Test und der Berichterstattung darüber haben wir hier geschrieben). Das ist wenig faktenbasiert: „Ich verstehe es einfach nicht. Das scheint der Versuch zu sein, […]