Blog State of the Union

Union auf dem Transfermarkt: Viele Namen und noch wenig Entscheidungen

Mir wird langsam ganz schwindlig von den ganzen Namen, die rund um den 1. FC Union Berlin herumschwirren. Dabei hieß es doch immer, der Transfermarkt würde durch die Coronakrise und das damit verbundene spätere Ende der Ligen erst spät in Schwung kommen. Nun sieht es tatsächlich so aus, dass Clubs ihre Mannschaftsetats kürzen müssen und da nicht nur an Ablösen sparen, sondern zuerst an die Gehälter gehen. Denn die müssen im Zweifel auch ohne Spielbetrieb gezahlt werden. Vom 1. FC Union ist beispielsweise aus der vergangenen Saison überliefert, der Verein würde in jedem Monat, in dem die Liga unterbrochen ist, 5 Millionen Euro Minus machen. Jedenfalls, wenn gleichzeitig keine anderen Maßnahmen ergriffen werden (Kurzarbeit, Gehaltsstundungen, etc.). Dazu kommen etwas geringere Fernseherlöse in der nächsten Saison.

Profifußball-Geschäftsführer Oliver Ruhnert will bis Vorbereitungsstart einen Kader zusammenhaben, mit dem Trainer Urs Fischer arbeiten kann, Foto: Matze Koch

Dieses Risiko bedeutet, dass Spieler die Clubs verlassen müssen, die vielleicht nicht mehr die riesige Perspektive im Team haben. Ich tippe insgesamt darauf, dass bis auf die Europapokal-Clubs alle Teams ihre Kadergröße reduzieren werden. Wenn ich in der Montagsausgabe des Kickers lese, dass beispielsweise der 1. FC Köln 8 Innenverteidiger noch unter Vertrag hat, und da ist Toni Leistner gar nicht eingerechnet, dann sehe ich gewaltiges Einsparpotential.

Das bringt mich zu der Überzeugung, dass eben doch einiges in Bewegung ist, da alle ihre Kader überprüfen. Entweder sind Leihen möglich, wenn die abgebenden Clubs Ablösesummen noch nicht komplett abschreiben wollen oder sie sind einfach froh, eine Person von der Gehaltsliste bekommen zu haben, die sportlich sowieso keine Rolle spielt.

Robin Knoche im Duell mit Herthas Davie Selke, 15.09. 2018, Foto: Matze Koch

Zurück zu den vielen Namen rund um Union. Robin Knoche ist das beherrschende Thema (Berliner Zeitung/Kurier, Bild) und der Kicker fragt sich absolut zurecht in seiner heutigen Ausgabe, ob der Innenverteidiger, der in Wolfsburg keinen neuen Vertrag erhielt, für Union überhaupt bezahlbar ist. Aber Union hat auch etwas zu bieten für solche Spieler, nämlich viele Einsatzminuten in der Bundesliga in einer Saison, in der es nicht so einfach ist, irgendwo einen Kaderplatz zu ergattern.

Weiter geht es mit Max Kruse, der gestern wieder in Berlin war. Hier würde ich mir ehrlich gesagt wünschen, dass Union sich dazu äußert und den Wechsel verkündet. Auch wenn ich weiß, dass die Rechtmäßigkeit von Kruses Kündigung bei Fenerbahce geklärt sein muss. Das ist ein bisschen wie mit den neuen Trikots. Wir sehen sie immer wieder online (wie hier), aber der Verein hat sie noch nicht gezeigt.

Max Kruse im Trikot von Werder Bremen, 24.04. 2019, Foto: Matze Koch

Auf der Torhüterposition ist ebenso unklar, wie es weiter geht. Laut Kicker hat Union bei Michael Esser angefragt, der aber abgelehnt hat und nun würde man es bei Julian Pollersbeck versuchen.

Und das bringt uns zu den Abgängen. Sollte Union einen Keeper holen, kann ich mir kaum vorstellen, dass Lennart Moser oder Moritz Nicolas bleiben. Einer der beiden würde sich definitiv umschauen. Wobei es für Nicolas mit dem Weg zurück zu Borussia Mönchengladbach am einfachsten wäre.

Lennart Moser war vergangene Saison unter anderem auch Torhüter von Energie Cottbus, 07.12. 2019, Foto: Matze Koch

Und dann ist da noch der große Kader, den Union nicht nur wegen der Coronakrise reduzieren muss. Denn auch sportlich ergibt es für einige Spieler, die für die Zweite Liga verpflichtet wurden, momentan in der ersten Liga wenig Sinn. So wird über Flo Fleckers Rückkehr nach Österreich spekuliert (Laola) und der Kicker bringt Julius Kade mit Wehen-Wiesbaden in Verbindung. Außerdem wird man sich bei Union entscheiden müssen, ob man mit Nicolai Rapp, Berkan Taz Lennard Maloney oder Lars Dietz in die Bundesliga-Saison gehen will. Union ergeht es also nicht anders, als den Teams, die ich oben beschrieben habe.

Podcast über die Reporter für sehbehinderte Unionfans

In unserer aktuellen Podcast-Episode haben wir uns mit Philipp Rother und Tobias Potratz unterhalten, die als Reporter für sehbehinderte Unionfans im Stadion arbeiten. Dabei schildert Philipp Rother wie aus einer Bachelorarbeit das Projekt bei Union wurde und später Tobias Potratz als zweiter Reporter dazu stieß. Außerdem sprechen wir darüber, was die Reportage für Sehbehinderte von Radio oder Fanradio unterscheidet und warum prominente Gäste wie beispielsweise Torsten Mattuschka bei den Hörerinnen und Hörern gar nicht gut ankommen.

Wir hatten viel Spaß bei der Sendung und mich würde wirklich sehr interessieren, wie solche Episoden bei euch ankommen. Wir hatten mit dem Buch „Wir – Bilder aus der Alten Försterei“, dem Film „Dit is Union, verstehste!“ und jetzt den beiden Reportern für Sehbehinderte 3 verschiedene Podcast-Folgen, die sich ganz ausdrücklich nicht mit tagesaktuellen und sportlichen Unionthemen beschäftigen.

Und sonst so?

Sebastian Bönig absolviert in dieser Woche seine Prüfung für den Fußball-Lehrerschein (Merkur, Bild, nicht online). Wir drücken ihm alle die Daumen, dass das klappt und er nächste Woche zum Start der Vorbereitung als Fußball-Lehrer den Profis zur Seite steht.

Viel wird derzeit über die Verteilung der TV-Gelder gesprochen. Dabei geht es allerdings nicht nur um die Erlöse in Deutschland, sondern auch um die internationale Vermarktung. Der frühere DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig mahnt eine gerechtere Verteilung gerade in diesem Bereich an (Deutschlandfunk).

Da gerade darüber gesprochen wird, wie die Polizei bei Ermittlungen auf die Corona-Tracinglisten in der Gastronomie zurückgreift, hat Netzpolitik mal aufgezählt, auf welche Datenbanken jede Berliner Polizistin oder Polizist ohne Begründung zugreifen kann. Mit dabei ist natürlich die Berliner Datei Szenekunde Sport, bei der Betroffene nicht darüber informiert werden, dass ihre Daten dort vermerkt sind. Vom permanenten Rechtsbruch durch das Ignorieren von Löschfristen ganz zu schweigen.

Michael Gabriel von der Koordinationsstelle Fanprojekte sieht beim Thema Kampf gegen Rassismus ein Glaubwürdigkeitsdefizit der Verbände (NTV). Während in den Clubs lokal teilweise sehr aktiv gearbeitet werde, würden die Verbände nicht in der gleichen Deutlichkeit agieren. Er nennt da die verschiedenen Reaktionen auf die rassistischen Einlassungen von Schalkes Clemens Tönnies und die entschiedenen Reaktionen auf die Schmähungen gegen Dietmar Hopp als Gegenbeispiel.


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8 Kommentare zu “Union auf dem Transfermarkt: Viele Namen und noch wenig Entscheidungen

  1. Ein Pollersbeck wäre bezahlbar, ein Knoche eher nicht? Beim HSV zahlt man überdurchschnittlich gute Gehälter. Man frage nach bei Bobby Wood :-)

    Von Pollersbeck halte ich sportlich gar nix.

  2. @michael sehe ich ganz anders … wäre m.M.n. ein Top Transfer. Der Junge wird absolut unterschätzt und es wäre mal zur Abwechslung ein Torwart der auch Fußball spielen kann (Spieleröffnung). Zudem finde ich es besser als einen 32 Jahre alten Esser zu verpflichten.

    Ob die alle bezahlbar sind lege ich in die Hände von Herrn Ruhnert.

  3. Transferperiode bis Oktober, Spielbeginn im September. Wenn die Vereine neu Spieler ab August verpflichten sparen Sie mindestens ein Monatsgehalt.

    Immer dieses Gerede von Kaderverkleinerungen, Verkleinerung, verkleinern. Am Ende machen die Vereine sowieso was sie für richtig halten.

    Union hatte demnach zwei Jahre einen viel zu großen Kader. Und was hat es uns gebracht?

    AUFSTIEG und KLASSENERHALT

  4. Grummelgrinch

    Das sich Union von einigen Spielern verabschieden wird ist klar. Ob es nun die Leibrückkehrer sind oder ein bis drei unser derzeitig fünf Rechtsaußen. Ich finde es bedauerlich, dass derzeit vorrangig ältere Spieler scheinbar im Fokus für eine Verpflichtung stehen während die jüngeren verkauft oder verliehen werden. Um Flecker und Kade tut es mir besonders leid bzw. tut es mir schon fast weh sie gehen zu sehen. Ich empfand besonders Flecker bei den Testspielen mit seiner Geschwindigkeit und Passgenauigkeit als eine große qualitative Bereicherung. Scheinbar konnte er diesen Eindruck während der Saison im Training nicht aufrecht erhalten. Ich sehe schon das wir nen Kade in 3 Jahren für teuer Geld zurückkaufen. Auch interessant ist, dass sich auf der Verkaufsseite noch gar nix getan hat…ich dachte es macht knips und unser bester knipser ist weg…

  5. Grummelgrinch

    Korrektur, es sollte „Leihrückkehrer“ heißen.

  6. Maria Draghi

    Zitat: „Union hatte demnach zwei Jahre einen viel zu großen Kader. Und was hat es uns gebracht?
    AUFSTIEG und KLASSENERHALT“

    Du hast vergessen zu erwähnen, dass wir in zwei sportlich sehr erfolgreichen Jahren wirtschaftlich Null Reserven bilden (= Speck ansetzen) konnten. Und das lag nicht allein an Corona.

    @Sebastian: Ich hatte übrigens vor einigen Tagen eine Email an die genannte Adresse gesendet. Ist die angekommen?

  7. Knackpunkt dürfte wohl die Personalie Andersson sein, solange da nix klar ist wird wohl vieles andere auch noch auf sich warten lassen.

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