Irgendwann gestern Abend gab es auf Twitter den Moment, in dem das Spiel gegen Mainz die Erinnerung an den Aufstieg als Hauptthema abgelöst hat. Aber auch während des dritten Geisterspiels konnte man vielleicht hin und wieder Bezüge dazu herstellen, wie Union damals um ein Unentschieden gekämpft hat.
Es ist Abstiegskampf und man kann nichts tun. Nicht schreien, nicht anfeuern, nicht nach Niederlagen aufbauen, nichts.
Ein Abstiegskampf ohne öffentliche Emotionen.
Das ist für mich die größte Katastrophe. #fcunion— Immanuel (@DerImmi1) May 27, 2020
Aber natürlich könnten die Gefühle, mit denen man diese Spiele verfolgt hat, irgendwie dann doch nicht unterschiedlicher sein. Denn dieses schlussendliche 1-1 war einfach nur sehr anstrengend anzusehen, natürlich ohne die Unterstützung der Mannschaft als Kanal für die eigenen Emotionen, aber auch ohne die Momente, die dafür entschädigt hätten, dieses Spiel durchzumachen. Also, abgesehen von dem ersten Tor für Union in diesen seltsamen Spielen, das dann auch sehr seltsam gefallen ist, und vor allem eine Erleichterung war.
Wie bekomme ich jetzt das Bier aus den Wänden? #fcunion #unveu#fcum05
— uhlB (@uhlB) May 27, 2020
Ich bin es übrigens selbst ein bisschen leid, hier immer wieder ähnliche Dinge über die Begleitumstände dieser Union-Spiele ohne die allermeisten Unioner*innen zu schreiben. Aber diese Umstände stehen eben im Raum wie 20.000 fehlende Menschen.
Zwei Kilometer Luftlinie und doch sooo weit weg. #fcunion pic.twitter.com/pdFeouOJei
— Karin Schmidl (@SchmidlKarin) May 27, 2020
Trotzdem muss man auch nach diesem Spiel natürlich über die sportlichen Aspekte sprechen, in denen sich Union wieder eher mittelgut präsentiert hat. In den ersten 20 Minuten war Union überhaupt nicht im Spiel. Beim 0-1 für Mainz war vieles falsch: Unter anderem vielleicht die Entscheidung von Schiedsrichter und VAR über ein Foul an Marvin Friedrich, das ich da gesehen habe. Besonders aber die Zuordnung in Unions Defensive, die nicht gut auf den Ballverlust reagiert hat und Mainz Außenverteidiger frei stehen ließ, obwohl Marius Bülter oder Julian Ryerson (der ansonsten ein ordentliches Spiel gemacht hat) sich zu ihm hin orientieren hätten können.
Ich war glaube noch nie so genervt nach 21 Minuten Fußballspiel … #fcunion
— Sven Buchien (@Teufel100) May 27, 2020
Danach hat sich Union ins Spiel gearbeitet und ein paar mehr der intensiven Pressingmomente gehabt, von denen Marcus Ingvartsen nach dem Spiel als Zielvorgabe sprach (Liga-Interview bei AFTV). Das 1-1 durch seinen Freistoß war zwar ein ziemlich glückliches Tor, und Unions einzige richtige Chance in der ersten Halbzeit. Denn ohne ganz präzise ausgeführte Standard-Situationen zeigt die Mannschaft gerade keinen erfolgsstabilen Weg zu Offensivaktionen – jedenfalls nicht für den vorletzten und letzten Schritt in den Strafraum. Doch trotzdem hatte man das Gefühl, dass die zunehmend engagierten und mutigen Läufe der die Sechser, der Flügelverteidiger und der Außenstürmer nach vorne zu genug Kombinationen und Intensivität hätten führen können, um auch noch ein 2-1 zu schießen.
Doch dann kam Robert Andrichs gelb-rote Karte, um die er sich mit einem unklugen Foul, das schon zu einer Gelb-Sperre geführt hätte, und dann zwei verwarnungswürdigen Fouls innerhalb von fünf Sekunden sehr nachhaltig beworben hat. Dieser unfassbar unnötige Platzverweis war einer dieser Fehler, die Union nicht machen darf, wenn es in der Bundesliga Punkte holen will. Aber es lässt sich auch nicht abstreiten, dass das Risiko solcher Aktionen zu Robert Andrichs (und Unions) kalkuliert überaggressiver Spielweise gehört.
Am Rest des Spiels war dann das Beste, dass Unions improvisiertes, defensives Mittelfeld aus Christian Gentner, Bülter und Ingvartsen das Zentrum geschlossen hat – und natürlich das Ergebnis mit wenigstens einem Punkt. Daraus dann auch noch drei zu machen, war mit den Chancen von Grischa Prömel und Sebastian Andersson möglich. Wenn Union demnächst wieder Spiele gewinnen will, muss es solche Chancen nutzen. Aber vor allem, ein paar mehr davon kreieren.
Das sind die Spielberichte der Berliner Medien:
- Eiserne punkten endlich wieder (Kurier)
- 1:1! Union holt in Unterzahl ersten Punkt nach Corona-Pause (BZ)
- 1. FC Union Berlin holt ersten Punkt nach Corona-Pause: 1:1 gegen 1. FSV Mainz (Morgenpost)
- Union erkämpft sich einen Punkt gegen Mainz (RBB)
- 1. FC Union mit Remis gegen Mainz 05 (Berliner Zeitung)
- Union erkämpft sich in Unterzahl einen Punkt (Tagesspiegel)
- Union verteidigt einen Punkt in Unterzahl (Kicker)
Abstiegskampf
Ein Blick auf die Tabelle trägt nun nicht zur nervlichen Beruhigung bei. Union ist mit diesem Unentschieden wieder ein bisschen näher an die Wasserkante gerutscht, die der Strich über dem 16. Platz darstellt. Die restlichen sechs Spieltage bringen viele Spiele der Mannschaften im letzten Drittel der Tabelle gegeneinander, unter anderem natürlich auch für Union. Um in der gerade angedeuteten Metapher zu bleiben: Das wird ein Treten und Schlagen wie unter der Oberfläche beim Wasserball. Union hat noch in einigen Spielen die Chance, sich etwas freizuschwimmen.
???? #fcunion #eisern #unveu pic.twitter.com/0iTWvlNdob
— Richard Miller ? (@richardmiller) May 27, 2020
Das Motto Survive – Stay up – Start over, Überleben – Drinbleiben – Neustarten erscheint mir jedenfalls ganz treffend.
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Ach komm, wenn das ein Foul an Marvin gewesen sein soll…. musst du 80% unserer Tacklings abpfeifen.
In Krisen hilft oft ein dreckiger Sieg sagt man. Gut war kein Sieg gestern aber ein dreckiges Unentschieden, sollte also vielleicht auch helfen.
Küchenpsychologisch doch ganz gut, wenn trotz Unterzahlspiels ein Punkt drin und sogar noch etwas Luft nach oben war. So lange wir die direkten Kellerduelle nicht komplett verlieren, sollte es passen. Ein Dreier wäre halt mal eine Beruhigungspille
Ich denke auch dass der eine Punkt in der Endabrechnung ganz wichtig sein kann.
Union hat wieder Mentalität gezeigt, Union Mentalität. Eiserne Grüsse.
polter ist raus. und die begründung des vereins klingt ganz unangenehm nach pos-fahnenappell.
die können das ja so entscheiden, aber sie sollten sich mit einseitigen darstellungen und schuldzuweisungen zurückhalten.
EISERN
@silberhacke bisher haben sie nichts genaues gesagt. Wer weiß was passiert ist…
Ein Grund hat es sicher schon. Sie hätten auch auf eine Kommunikation nach außen verzichten können und einfach so tun als ob, da lobe ich mir eine Mitteilung eher – auch wenn diese nebulös bleibt.
Wer weiß was die BLÖD ausgräbt oder die anderen Medien.
Nichts genaues… Weiß man… nicht.
@derstein ich finde sowas ist einfach schlechter stil. ich mag es nicht, wenn attribute verteilt werden, ohne genauer darauf einzugehen. mit einer solchen begründung verpestet man nur die luft. er ist also „unsolidarisch“ – verhält sich nicht gemäß den statuten der großen unionerschaft. ich finde sowas manipulativ. da habe ich lieber keine begründung.
Verstehe nicht, warum sich hier so große Zufriedenheit über das eine Pünktchen ausbreitet. Es war das erste von drei Schlüsselspielen gegen unmittelbare Konkurrenten gegen den Abstieg. Und damit der erste Patzer. Ein Punkt = gleich wichtig? Eher bedeutend. Weil zwei fehlen. Hoffentlich nicht in der Endabrechnung. Auf ein Endspiel gegen Düsseldorf sollte nun niemand scharf sein. Wir wissen, daß Spiele gegen die toten Hosen gerade in Schlußminuten oft verhängnisvoll endeten.
Zu Polter: in der Tat – keine Kenntnis bislang, was zugrunde liegt. Den Verein dafür zu loben, daß er überhaupt ne handelsüblich-nichtssagende Mitteilung macht, ist absolut überflüssig. „Es gab sicher einen Grund“ – das ist eine verzichtbare Untertanenhaltung, denn sie folgt einem Mitgliedern/Fans/mündigen Bürgern unwürdigen Motto á la: „Die da oben werden schon wissen, was sie tun“. So bitte nicht.
Ein Punkt gegen einen direkten Konkurrenten ist Gold wert. Mainz konnte auf Abstand gehalten werden. Düsseldorf ist scheinbar rangerutscht. Unsere geliebte Fortuna spielt jetzt in München, dann Hoffenheim, Dortmund und in Leipzig. Also gegen die TOP Drei der Tabelle. Bremen drücke ich alle Daumen.
Auch wenn das in einem neuen noch ausführlicher hier thematisiert werden wird und ich mich mit meiner meinung ein wenig unsympathisch machen sollte. Mea Culpa.
https://www.kicker.de/776402/artikel/_unsolidarisches_verhalten_union_berlin_verzichtet_auf_polter
Union hat damals einen Vertrag mit ihm abgeschlossen, der ihnen später als zu hoch aufgestossen ist. Auch über das preis/Leistungsverhältnis kann man heute diskutieren. Den Vertrag habensie nicht verlängert, dieser läuft zum Saisonabschluss aus. Was mich stört: „Ihm wurde zur last gelegt“. Ich musste da beim Lesen an Otto Walkes denken. Ihm wurde zur Last gelegt, ich habe nicht an dem Ast gesägt …
Ich komme um den Gedanken nicht herum, das hier wieder eine Union Ikone zerstört wurde, ja auch sich selbst. Union sollte damals nicht der 1. FC Mattuschka werden, dafür wurde Ecki Düwel verpflichtet. Union sollte nach dem Aufstieg auch nicht der 1. FC Polter sein. Gut.
Warum kommt mir gerade jetzt das Lied in meinen Kopf: „Es gibt nur einen Dirk Zingler, es gibt nur einen Dirk Zingler.
Damit unser Derbyheld Polti nicht ganz so gut weg kommt … vllt sind ihm zwei Damen ja auh ein wenig zu teuer. Eiserne Grüsse.
@ kopfhoch
Unterschreibe. Den sympathischen Bremern drücke ich auch die Daumen, aber nur solange sie hinter uns bleiben. Eiserne Grüsse.
ich hatte das so verstanden, dass es den spielern freigestellt ist, ob sie auf ihr gehalt verzichten oder nicht. so wie es uns freigestellt ist, uns die dauerkarte/tickets erstatten zu lassen oder nicht.
polter wird sich gesagt haben – ok, ihr entscheidet, ob ich spiele oder nicht – ich entscheide, ob ich mich dafür bezahlen lasse oder nicht. mit einem auslaufenden vertrag, ohne zu wissen wohin der weg führt, sollte man schon etwas verständnis für einen spieler haben, der sich schlicht absichern will/muss, um auch durststrecken überbrücken zu können. das hat auch erst einmal nichts mit solidarität zu tun. eine spielerverpflichtung kommt ja auch nicht solidarisch zustande.
für mich riecht das nach stimmungmache gegen polter.
@ silberhacke
Das Wort Solidarität stösst mir irgendwie übel auf. In der alten DDR gab es für alles und nicht’s einen Soli. Wer verwendet heute noch so ein Vokabular.
wenn unsolidarisch geht, muss auch solidarität gehn.
@ silberhacke
Ich denke, wir verstehen uns da sehr gut.
Hier noch was zum Schmunzeln zum Thema Solidarität.
https://www.youtube.com/watch?v=ZuN_vQR3Ohw
Ps. Das Lied von Hannes Wader wurde nicht im Berliner Wachregiment aufgenommen. Mea Culpa und Eiserne Grüsse.
deshalb habe ich ja oben gesagt, dass mich die formulierung in der begründung an den pos(polytechniche oberschule)-fahnenappell erinnert. darüber hinaus – ich bin jahrgang ’66 da ist dann die sprache auch nicht mehr ganz so heutig.
eisern
@ silberhacke
verstehe, ich übrigens auch.
Manchmal liebe ich ja meinen zynismus. Das lied wurde übrigens nicht im Berliner wachregiment aufgenommen. Wenn das DZ und seine Arbeit sehen könnten. Nun aber Schluss und nochmals Eisern Union.
Super, ein Nebenkriegsschauplatz ist genau das was grade noch fehlt :-(
@ Andreas
Nur keine Diskussion aufkommen lassen. Wir werden den Klassenerhalt auch so schaffen. Dafür brauchen wir keine Verschwörungstheorien. Eiserne Grüsse.
Ach so ja. Das ist an die alten Unioner gerichtet. Das hab ich damals gerne mitgesungen. Bitte nicht vergessen. Wir waren die immer die Unangepassten.
https://www.youtube.com/watch?v=lFoXuxdSGJQ&list=PLAF25CBFF4D271172
Nochmals. Eiserne Grüsse.
@ E.G.
bin vielleicht etwas schwer von Begriff, aber was hat das mit Verschwörungstheorien zu tun ?
Und übrigens „Wer verwendet heute noch so ein Vokabular.“
Na z.B. der Bundesfinanzminister, nennt sich dann Solidaritätszuschlag.
@ Andreas.
Wollte dich nicht verletzen, sorry. Eiserne Grüsse.
Nee, nee allet jut :-)
@silberhacke, soweit ich weiß soll Polter der Bestverdiener im Kader sein, da kann man erwarten das er entsprechend einen Obolus gibt. ANGEBLICH wollte er ein anderes Modell als das der Mitspieler, also wohl weniger zahlen.
Ob das eine Suspendierung mit dieser Formulierung rechtfertigt, sei dahingestellt.
Förderlich ist es für beide Seiten nicht.
Polter steht nun als geldgeil da, der Verein als jemand der durchgreift wenn jemand nicht freiwillig mitzieht. Ich bin da 50/50 und auf keiner Seite der Beteiligten, kann aber Fans verstehen die sauer sind, weil sie auf Rückerstattung verzichten, aber ein Großverdiener (um den Union damals sehr gekämpft hat) nicht.
Kleine Rechnerei am Rande:
I.d.R.haben Profis auf 20% verzichtet.
Wenn Polter 1 Mio jährlich verdient, sind es 83.333€ monatlich. Davon 20% wären 16.666€. Deshalb ein Fass aufmachen?
Sieht wohl eher danach aus Polter schlecht zu machen.
Es ist auf jeden Fall dumm jetzt Unruhe reinzubringen.
ich denke, dass sich beide seiten im wahrsten sinne des wortes „nichts mehr schenken“ wollen. dass es so endet ist schade. verhärtete fronten. ein grund mehr, auf derartige verlautbarungen von vereinsseite zu verzichten. sie wissen, dass mit polter eine identifikationsfigur geht. immerhin wurde polter hier im verein und durch ihn eine solche figur. ich wünsche ihm viel glück.
Solidarität läßt sich nicht erzwingen. Das sollte die Vereinsspitze aus historisch-jüngerer Erfahrung wissen. Damit ist kein Urteil zu Polter gesprochen. Vorausgesetzt, die Mutmaßungen von Kicker/dpa stimmen so. Verzicht von Profis wäre in diieser Situation natürlich wünschenswert. Um 40 bzw. 33% wie bei Kurzarbeitern gehts bei ihnen eh nicht. Aber der Fall zeigt eben auch: einigen Spielern ist das eigene Konto näher als ein Zeichen an die Gemeinschaft. Oder Vereinsidentität über die Vertragslaufzeit hinaus. Siehe auch Gikiewicz. Kann man kritisieren. Aber so ist das Geschäft. Auch bei uns. Subotics sind im Profifußball die Ausnahme, nicht die Regel. Sollten auch Fußballromantiker (an)erkennen. Sein Urteil mag sich jeder selbst bilden.
Immerhin erspart Corona im Fall Polter der Vereinsführung eine peinliche Verabschiedung vor voller Hütte. Keine Prognose wie die und die Reaktionen wohl ausfielen. Aber peinlich bliebe es.
@Michael
Das wird mehr sein als das Jahresgehalt einiger Teilzeitbeschäftigten bei Union (ohne die Bücher zu kennen).
Und ja, ich finde das extrem unsolidarisch, wenn man sich als Teil der Unionfamilie bezeichnen will zu der deutlich mehr als die Spieler im Profikader gehören.
Außerdem ist Poltis Gehalt Teil des aus dem Ruder gelaufenem Fussballgeschäfts, was meiner Meinung nach dringend korrigiert gehört. Das macht ihn für mich nicht mehr oder weniger zum Aufstiegshelden. Er hat einen Teil dazu beigetragen, dass wir heute sind wer wir sind und erste Bundesliga spielen, übrigens genau wie DZ. Dass da vielleicht auch ein bisschen Dominanzgehabe im Raum steht, kann ich mir aber auch vorstellen, zumindest in der Abwicklung der ganzen Thematik…
Zwei Siege noch dann sind wir durch!
Eisern!
[…] diese Union-Karriere nun so zu Ende geht. Nach der Mitteilung am Mittwoch, in der Union schrieb, dass Sebastian Polter wegen unsolidarischen Verhaltens nicht mehr für die restlichen Spiele berück…, gab es gestern noch ein zweites Statement von Unions Präsidium – mit einer Gegendarstellung […]