Der Morgen nach dem mit 0:4 verlorenen Derby gegen Hertha ähnelte dem nach einem heftigen Gelage. Es war alles wie in Watte. Die Vögel zwitscherten. Wie jeden Morgen testete das Taubenpärchen die dünnen Äste im Baum vor unserem Balkon und war wie jeden Tag davon überrascht, dass diese nachgaben. Während es also hektisch raschelte im Baum, trank ich meinen Kaffee und immer wieder kamen Erinnerungen vom Abend zuvor. 0:4. Die Gegentreffer kamen auch Stück für Stück zurück. Aber trotzdem fühlte sich das ganz weit weg an. Cunha tanzt. Herthas Mannschaft macht eine Welle vor der leeren Ostkurve. War das wirklich alles so passiert?
Jetzt mit noch einem Tag Abstand sehe ich das ganz pragmatisch. Dieses Spiel lässt sich nicht ungeschehen machen. Ganz im Gegenteil. Die Mannschaft sollte es so annehmen wie das 0:4 zum Saisonbeginn gegen Rasenballsport Leipzig. Als Beispiel dafür, was die Bundesliga mit einem Team macht, dass nicht als Einheit und mutig auftritt. Denn wenn eine Mannschaft zögerlich und nicht geschlossen auftritt, wird sie durchgereicht.
Urs Fischers Team sollte sich nicht verunsichern lassen, sondern zeigen wollen: „Wir sind besser als das!“ Oder um es mit einem Klassiker der Uniongeschichte zu sagen: Mit aller Gewalt Klassenerhalt! Das ist alles, worum es geht.
Es geht nur darum, jedes einzelne Spiel für sich zu begreifen. Es wie ein Endspiel zu sehen. Und Mainz am Mittwoch ist das erste davon. Es ist natürlich eine Ironie der Geschichte, dass diese Partie just an dem Tag stattfindet, an dem Union vor einem Jahr in der Relegation ein Endspiel für sich entschieden hat (Morgenpost).
Ich wünsche jedem Spieler, dass sie es sich vorstellen können, wie wir alle irgendwie am Bildschirm sitzen und schreien. Denn genau das ist mir am Freitagabend passiert. Mit Anpfiff war ich angezündet wie sonst auch im Stadion. Und ich würde es mir wünschen, dass sich alle Unionspieler das anhören könnten und dadurch wüssten, dass sie weiter 100 Prozent Unterstützung haben. Dass wir alle diesen Weg durch die Bundesliga gemeinsam gehen. Wenn auch gerade alle irgendwie nur für sich. Aber die Mannschaft ist nicht alleine. Wir leiden, hoffen, bangen und freuen uns mit ihr. Trotz der beschissenen Umstände des Spielbetriebs, zu der sicher alle Unionfans dieselbe Meinung haben. Nämlich, dass dies nicht unser Fußball ist. Aber das bedeutet nicht, dass wir unseren Support einstellen.
Wenn es eine Möglichkeit gibt, dem Team das über diese Zeilen hinaus zu zeigen, dann bin ich dabei.
Union in den Berliner Medien
Die Berliner Medien kritisieren Unions Auftritt beim 0:4 gegen Hertha und weisen alle auf die Gefahr im Abstiegskampf hin. Das ist absolut richtig. Ich finde bei aller berechtigter Kritik allerdings nicht, dass man dabei die Wortwahl nutzen muss, die der Berliner Kurier verwendet, in dem er die Spieler als Versager bezeichnet. Verlieren gehört zum Sport dazu. Ich stelle mir vor, ich hätte meinen Sohn als Versager bezeichnet, als er im Tischtennisverein das erste Jahr nicht einen Satz bei einem Turnier gewonnen hat. Für mich ist so eine Wortwahl unsportlich.
- Union holt der Abstiegskampf ein (Tagesspiegel)
- Union sucht den Rettungsschirm (Morgenpost)
- Union ohne Fans nur noch zum Gruseln (BZ)
- Jetzt knöpft sich Urs Fischer seine Derby-Versager vor (Kurier)
- „Wenn man Hertha so einlädt, wird es schwierig“ (RBB)
- Nach Derby-Niederlage: Fischer will gegen Mainz „eine Antwort“ (Kicker)
Ein neuer Union-Podcast
Wer Lust auf einen englischsprachigen Union-Podcast hat, der wird ab jetzt von den Machern von Union in Englisch bedient. Es gibt keinen besseren Podcast-Start als eine historische Derbyniederlage: Episode 1: The Berlin Derby
Wir nehmen unsere Podcast-Episode heute Abend auf und haben dazu Till Oppermann vom RBB und Cavanis Friseur zu Gast. Wenn ihr Fragen habt, stellt sie einfach in den Kommentaren. Wenn ihr live zuhören wollt, könnt ihr das ab 20 Uhr in diesem Stream machen. Und ihr könnt euch dabei auch im Chat mit anderen Hörerinnen und Hörern unterhalten. Danke übrigens denjenigen bei uns in Pankow, die uns noch an das Ergebnis von Freitag erinnern. Fand ich ehrlich gesagt eine ganz witzige Aktion.
Bachparty und Abschied
Knapp 40 Unionfans sind dem Stiftungsaufruf zur Säuberung der Wege an der Wuhle gefolgt, für die Union die Patenschaft übernommen hat. Aufgrund der aktuellen Regeln fand das alles mit entsprechend Abstand statt. Mehr Fotos gibt es bei der Union-Stiftung.
Die Regionalliga-Saison von Unions erstem Frauen-Team wird aller Wahrscheinlichkeit nach beendet. Rasenballsport Leipzig würde dann das Aufstiegsrecht erwerben und es wird keine Absteiger geben. Bevor das passieren darf, wird es aber noch den außerordentlichen DFB-Bundestag geben. Erst danach wird das Präsidium des Nordostdeutschen Fuß´ballverbandes am 5. Juni entscheiden.
Das wäre sehr schade für Unions Frauen, denen somit die sportliche Beendigung der Saison genommen wird. Wie die nächste Spielzeit über die Bühne geht, ist absolut unklar. Eventuell wird es eine Nord- und Süd-Staffel geben und ein Platzierungsturnier im Frühjahr (Märkische Allgemeine Zeitung). Aber wer weiß schon, wie sich die Coronavirus-Pandemie entwickeln wird.
Besonders schade ist das, weil so Spielerinnen nicht richtig verabschiedet werden können. Nathalie Götz beendet beispielsweise ihre Karriere nach dieser Saison.
Update 9.48 Uhr: In einer früheren Version stand, dass die Saison der Frauen in der Regionalliga schon abgebrochen wurde. Das ist allerdings noch nicht der Fall.
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Versager. Was wirklich verwundern muss ist das wundern darüber dass blattmacher des Boulevards Überschriften so formulieren. Bei Erfolg hoch- und mitjubeln, bei Misserfolg niedermachen und dissen. Das ist da das Prinzip. Fairerweise ist zu sagen dass der Inhalt des kurier-kommentars sachlich bleibt und sich so von der reisserisch-diskriminierenden Headline unterscheidet. Aber auch das ist eben bei solchen Blättern prinzip.
Sebastian, „Union sucht den Rettungsschirm“ ist von der Morgenpost, nicht vom Kurier.
@maddow Oh, danke für den Hinweis. Habe ich korrigiert.
Am Mittwoch sind unsere beiden Stamminnenverteidiger wieder spielberechtigt.
Mainz spielt erst heute und hat damit zwei Tage weniger Regeneration.
Als Unterstützung könnte Pyrotechnik nützlich sein. Das wär der Knaller.
Mit aller Gewalt Klassenerhalt!
Eisern Union
@uli49, seitdem der neue Verleger beim Berliner Verlag ist kann man diesen nicht mehr ernst nehmen.
Ein Mann mit dieser Vergangenheit läßt diese Wortwahl zu. Realsatire!
Vielleicht müssen jetzt doch kreative Ideen für die lautstarke Unterstützung der Mannschaft her! Habe Sorge, dass wir ohne Kulisse tatsächlich erstligatauglich sind :( Andererseits sind die Geisterspiele totale Wettbewerbsverzerrung…schade, dass wir diesen Scheiß überhaupt mitmachen (müssen).
Danke, Sebastian! ???
@ Michael
Was das Herausgeberpärchen mit Faible für Egon Krenz angeht teile ich Deine Auffassung. Dass die beiden allerdings auf Kommentarüberschriften im „Kurier“ Einfluss nehmen, darf aber wohl als unwahrscheinlich gelten. Im übrigen waren die vor deren Amtsantritt auch nicht geschmackvoller – ebensowenig wie die albern-primitiven Wortspielchen dort.
Hallo…gegen Hertha was es das dritte von 27 Spielen was daneben ging…sind wir ehrlich wer hätte das vor der Saison gedacht…nicht die Köpfe hängen lassen….offen Platz wird es entschieden…
Gruss aus Altglienicke
Hallo,
einige Fragen für heute Abend:
Woran hats jelegen? (Also ich meine hier noch etwas tiefere taktische Erkenntnisse neben ‚Parensen-Reichel sind langsamer als Lukebakio‘)
Ich würde mich darüber freuen, das irgendwie besser einordnen zu können.
Im letzten Spiel gegen Hoffenheim hatte Hertha ja irgendwie ganz andere Tore als die xG-Werte vermuten ließen und ich frage mich auch hier: wie sahen die Werte bis zum 1:0 aus?
Und eine letzte Frage: muss man immer gleich irgendwas ‚auf machen‘ um anzugreifen? Kann es da nicht irgendwie eine kompakte bzw ‚vorsichtige‘ Offensivumstellung geben?
Viel Gesundheit, vielen Dank für alles,
herzlichste Grüße
Christian
„…Mit Anpfiff war ich angezündet wie sonst auch im Stadion…“
Aber „HALLO“ Sebastian!!
Da müssten wir mal eine Abstimmung durchführen, wie wirklich so der Tenor war/ist!
Da hatte ich ja persönlich vor dem Bayernspiel noch mehr „Zunder“! Als man diese Tristesse gesehen/gehört hatte, war doch jeglicher Antrieb (auch für das „Oly-Schüsselspiel“) vorbei!
Hatte hier schon mal geschrieben:
Alle Mannschaften in ein Hotel einlagern und nacheinander auf der „Grünen Wiese“ davor die Spiele ablaufen lassen! Mit 100 Kameras drumherum!!!
u.n.v.e.u.
mich würde interessieren, was ihr zu bülter sagt. für mich siehts so aus: seine energie und kreativität werden dem verteidigungsstil geopfert und das zu 100 prozent. der typ marschiert das feld hoch und runter und sieht schon nach 10 minuten aus wie nach nem ironman. mich wundert es nicht, wenn ihm dann in spielentscheidenden situationen die kraft/konzentration/spritzigkeit fehlt, die seine gefährlichkeit zum anfang der saison ausgemacht hat. das finde ich schade.
wen ich von der spielanlage her überhaupt nicht kapiere, ist ujah. er sieht manchmal so aus, als wüsste er selbst nicht so richtig, was er da soll. vielleicht könnt ihr da etwas aufhellung bringen.
bei allem ärger über den spielverlauf sollte man aber schon anerkennen, dass hertha ein paar wirklich tolle spieler zur verfügung hat, und die jugendarbeit ist einfach mal herausragend.
im übrigen glaube ich, dass fischer das spiel gewinnen wollte, und er deshalb hat aufmachen und nach vorne spielen lassen. das ging nur leider nach hinten los. ich denke, dass wir sowas so schnell nicht wieder sehen werden. auf jeden fall stelle ich mich schon mal auf ne reihe von unentschiedenspielen ein. das kann fischer am besten.
EISERN
Kann man jemanden der es trotz Studium zu nicht mehr als einem Boulevardblatt gebracht hat als „Journalismus-Versager“ bezeichnen?
:x
@k.b. Wenn es ernst gemeint ist: Nein. Ich könnte länger ausführen, warum der Zusammenhang Boulevard=anspruchslos fehl schlägt. Aber vielleicht ist es einfach polemisch gemeint. Dann finde ich es auch nicht okay, weil es anhand der Person und nicht faktisch argumentiert.
Ich drücke beide Daumen
Was wollt ihr damit sagen, ihr Kurrier Schreiberlinge. Damit habt ihr nicht zum ersten mal Grenzen überschritten. Mal ganz davon abgesehen, das der Kurier aus dem Hause des Berliner Verlag’s auch noch Union’s Medienpartner ist.
„Jetzt knöpft sich Urs Fischer seine Derby-Versager vor“
https://www.berliner-kurier.de/union/jetzt-knoepft-sich-urs-fischer-seine-derby-versager-vor-li.84261
Selbst die Bingo BZ erklärt die taktischen Notwendigkeiten im Derby im Hinblick auf das wichtige Heimspiel gegen die Meenzer.
https://www.bz-berlin.de/berlin-sport/union-berlin/gelbe-karten-spalten-unions-doppel-sechs
Ich hoffe auf 3 Punkte am Mittwoch, denn zum Saisonabschluss zählt das grosse Ziel Klassenerhalt. Eiserne Grüsse.