Blog State of the Union

Etwas als Präsident verkaufen, das man als Fan ablehnt

Union-Präsident Dirk Zingler stand gestern im Mediengespräch vor der Herausforderung, etwas verkaufen zu müssen, was ihn eigentlich innerlich zerreißen muss. Denn als Präsident des 1. FC Union mit der Verantwortung für die Mitarbeiter und Strukturen des Vereins muss er Bundesligaspiele ohne Zuschauer gut finden. Das sagte er auch. So gibt es beispielsweise jetzt die Möglichkeit den durch Kurzarbeit erzwungenen Gehaltsverzicht bei den Mitarbeitern durch Aufstockungen auszugleichen. Die erste Rate der noch offenen 10 Millionen Euro von den Fernsehgeldern sei gezahlt worden. Außerdem würden keine Mitarbeiter entlassen werden. Gleichzeitig dürften Geisterspiele nichts mit dem Fußball zu tun haben, der Dirk Zingler zum Fan gemacht hat.

Pressekonferenz zum Bundesliga-Neustart mit Präsident Dirk Zingler am 07.05. 2020, Foto: Matze Koch

Jubeln die Spieler dann den leeren Rängen zu oder direkt der Kamera oder gar nicht? Schon diese Fragen sind eigentlich absurd. Und ein bisschen Unsicherheit schwang da auch bei Dirk Zingler mit, als er zu dem Thema sagte: „Wer Körperkontakt bei einer Ecke hat, darf auch Körperkontakt bei einem Tor haben. Zumindest habe ich das Konzept so verstanden.“

Union wird sich jedenfalls in Niedersachsen in Barsinghausen in einem Quarantäne-Trainingslager vorbereiten. Ich muss sagen, dass ich diesen Kaltstart mit Beginn am nächsten Wochenende irritierend finde, denn eigentlich wollten alle Trainer 2 Wochen Vorbereitungszeit mit erlaubten Mannschaftstraining. So sieht das aus sportlicher Perspektive nach einem Kaltstart aus. Aber vielleicht wollte man so schnell mit der Bundesliga beginnen, um jegliche weitere Diskussion über Geisterspiele und Moral zu unterbinden.

Medienrunde mit Abstand, Foto: Matze Koch

Hier sind die Medienberichte zum Pressegespräch mit Dirk Zingler:

Union in Podcasts

Heute Abend um 19 Uhr wird Susanne Kopplin (Mannschaftsleiterin bei den Profis) zu Gast beim Webradio Wir – Union vereint sein. Ich bin gespannt. Das dürfte auf jeden Fall sehr unterhaltsam werden.

Bereits gestern kamen zwei Podcast-Episoden über Union heraus. Zum einen liefern auch ohne Spiele die Jungs von der Alten Podcasterei regelmäßig ab. Ich habe ein bisschen das Gefühl, dass es ohne Spiele sogar regelmäßiger war als mit … Am Donnerstag erschien jedenfalls die 31. Episode mit dem vielversprechenden Titel „Alte Schinken neu aufgekocht“.

Und wer Podcasts gerne auf Englisch hört (ich tue das nicht), kann sich gerne diese Episode von Football Ramble Daily anhören, in der ab 6:28 Min Christian Arbeit über Spiele ohne Zuschauer spricht und wie das Training bisher so stattgefunden habe. Ein sportlicher Aspekt, der ein wenig untergeht, ist tatsächlich der, dass sich einige Spieler Seit Mitte März nicht mehr in echt gesehen haben.

Und niemals vergessen

Wir haben heute in Berlin einen Feiertag, weil das Deutsche Reich vor 75 Jahren die bedingungslose Kapitulation unterschrieb und damit der Krieg in Europa beendet wurde. Das war im Prinzip auch das Ende des SC Union Oberschöneweide, wie er bis dahin existiert hat, weil die Alliierten 1945 alle Nazi-Organisationen (und dazu gehörten auch die Sportvereine) auflösten und verboten. Wer sich dafür interessiert, wie der Fußball in der Nazizeit organisiert war und wie Unions Vorgängerverein dann um die erste Deutsche Kriegsmeisterschaft gegen Rapid Wien spielte, kann sich die Episode unseres Union-Geschichtspodcasts aus dem vergangenen Jahr anhören.


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12 Kommentare zu “Etwas als Präsident verkaufen, das man als Fan ablehnt

  1. Andreas Grabowski

    Fußball ohne Zuschauer und Fans ist für mich völlig inakzeptabel! Gerade Traditionsvereine wie der 1.FC union leben zu einem großen Teil von den Emotionen der Zuschauerränge! Aber Geld regiert die Welt! Sportlich gesehen aus meiner Sicht ohne jeglichen Wert! Eisern!

  2. Der Sepp

    Mal was ganz anderes: Auf 11freunde.de gibt es Interview mit Dennis Aogo, wo auch kurz das Relegationsspiel zwischen Union und Stuttgart zur Sprache kommt. Zitat: „Beim Abpfiff rannte ich in die Kabine, einige der Union-Fans haben mich noch getreten.“ Ich will das jetzt nicht zu sehr an die große Glocke zu hängen. Aber wenn ich schon den Rasen betreten darf, dann sollte ich doch halbwegs meine Sinne beieinander haben. Nur mal so für die nächste Feier uffm heiligen Grün.

  3. Unioner Uwe

    Ich hoffe, daß ausnahmslos alle Geisterspiele in allen Stadien ohne Beschallung auskommen. Ich denke nur an die Diskussion und Ablehnung der Fans von St.Pauli und Weihnachtssingen in diversen Arenen. Fangesänge oder Tormusiken sollten bei Geisterspielen einfach unterlassen bleiben. Wollen wir eisern dran glauben, nicht bis in alle Ewigkeit auf unser Wohnzimmer verzichten zu müssen.
    EISERN ?

  4. Eigentlich hat uns Kalou gezeigt, das Fussball spielen in einer Corona Pandemie garnicht funktionieren kann. Aber das Geld hat gesiegt. Warum spenden wir unsere Gelder für die Sky Abos nicht einfach dem Verein, davon können die Kleinen bezahlt werden. Warum müssen jetzt die Millionäre mit Geisterspiele ihre Konten weiter füllen. Sie könnten locker auch die Kleinen unterstützen. Aber nein ihnen könnten ja ein paar Hunderttausend durch die Lappen gehen. Das hat nichts mit Solidarität in einer Pandemie, in der sich die Welt wohl befindet zu tun. Ich werde die Geisterspiele wohl kaum verfolgen. Wir werden dann ja sicherlich informiert wie es am 34. Geisterspieltag ausgeht. Und, liebe Fußballgötter bleibt alles gesund. Den Gesundheit läßt sich nicht mit Geld bezahlen. EISERN. http://www.unioner.eu

  5. Ich weiß gar nicht, wie die Spieler alles geben können, wenn im Hinterkopf immer Corona dabei ist. Trauen die sich überhaupt, an den Mann zu gehen? Ich finde Geisterspiele in erster Linie für die Gesundheit der Mannschaften nicht gut.

  6. Ja, Sky kann man jetzt stornieren.
    Hier ist die Berichterstattung sowieso viel besser:
    https://www.der-postillon.com/2020/05/spieltag-32-bundesliga.html
    ;-)

  7. maria draghi

    „Beim Abpfiff rannte ich in die Kabine, einige der Union-Fans haben mich noch getreten“

    Ehrlich gesagt wundert es mich, wenn sowas ein knappes Jahr später plötzlich aus dem Nichts auftaucht. Es gab doch genug Videos von den Minuten nach dem Abpfiff, und ich kann mich nicht erinnern, dort auch nur einen Unioner in der Nähe der Stuttgarter Spieler gesehen zu haben.

  8. maria draghi

    PS: Das sowas bei Union möglich ist steht außer Frage. Es wurde allerdings nach dem Spiel diskutiert, warum einige wenige zum Zaun vor dem Stuttgart-Block rennen mussten; und damals wurde nirgends erwähnt, dass es viel gröbere Ausfälle gegeben hat.

    Nun ist die Sache in der Welt und es wird genug Leute geben, die Geschichte genau so glauben und genau so weiter erzählen; auch wenn Dennis Aogo die einzige Quelle dafür ist.

  9. Der Sepp

    @maria draghi:
    Das war ja nur ein ganz kleiner Teil in dem Interview (https://11freunde.de/artikel/wenn-du-nicht-funktionierst-wirst-du-abges%C3%A4gt-so-ist-das-gesch%C3%A4ft/1939169). Ich wollte es, wie gesagt, auch nicht zu überbewerten. Aber ich erinnerte mich eben auch daran, dass einige Unioner auf dem Rasen noch den Drang zum Gästeblock verspürten, was ich auch ziemlich blöd fand, und da passte es ganz gut rein.

  10. maria draghi

    Dass da welche (wenige) zum Block hingerannt sind und der Meinung waren, sich dort unbedingt produzieren zu müssen, wissen wir und wurde ja auch kritisiert. Von einem persönlichen Angriff hat bislang aber niemand gesprochen. Je länger ich drüber nachdenke, desto unglaubwürdiger wird die Geschichte für mich. War denn da niemand sonst in der Nähe (andere Spieler, Schiedsrichter) oder weshalb taucht so eine einzelne Behauptung jetzt – nach einem Jahr – auf?

  11. Norbert Meyer

    Hallo Dennis Aogo, fast ein Jahr später, fällt Dir auf, das nach Dir getreten wurde von Fans. “ Ich sehe heute noch deine blauen Flecken“. Kann es sein das dein Frust so groß war, das die Unionspieler dir den Schneid abgekauft haben, das Zweikampf nicht nur Zweikampf heißt, sondern das ein Abwehrspieler auch mal auf die Knochen geht.? Es ist nicht die Schuld der Fans, das ihr einfach nicht gut gespielt habt. Man muss auch verlieren können und akzeptieren das an diesem Tag der Wille des Teams, einfach auf Unionseite besser und höher war.

  12. Der Sepp

    Eieiei, da hab ich ja was losgetreten… also, wenn man das gesamte Interview liest, dann merkt man ziemlich schnell, dass der von mir zitierte Satz eine komplett untergeordnete Rolle spielt und auch von Aogo selbst eher beiläufig dahingeredet wird, als er eigentlich was ganz anderes erzählen will.
    Aber mal davon unabhängig erschien es MIR für uns nicht ganz unwichtig, weil es – sofern er sich das nicht ausgedacht hat (was ich in dem Zusammenhang für eher unwahrscheinlich halte) – eben zeigt, dass sich manche eben doch nicht immer im Griff haben.
    Aber ich sehe schon… ich befeuere damit eher Beißreflexe.

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