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Dirk Zingler bezeichnet Geisterspiele als bestmögliche unter schlechten Optionen

Am frühen Freitagabend trudelten bei uns allen Mails des 1. FC Union Berlin ein mit dem Betreff „Interview mit Dirk Zingler zur Diskussion um die Wiederaufnahme der Saison“. Es war nun das zweite Mal, dass der Union-Präsident Entscheidungen begründete und zu Diskussionen Stellung nahm. Dadurch, dass Pressesprecher Christian Arbeit Stichworte sagte, wirkte es allerdings nicht wie eine Ansprache an die Union-Nation, auch wenn es im Endeffekt genau das ist. Ich bin ehrlich gesagt ganz froh, dass wir zumindest dieses Statement ungefiltert bekommen, um uns selbst eine Meinung bilden zu können. Medien wird dadurch nicht die Chance genommen, es selbst einzuordnen. Was fehlt, aber vielleicht ist das auch gerade nicht die Zeit dafür, sind Fragen von Unionerinnen und Unionern oder meinetwegen auch von Medienvertretern. Es ist quasi Statement pur und wir müssen damit leben.

Gespräch mit Sicherheitsabstand: Union-Präsident Dirk Zingler und Pressesprecher Christian Arbeit
Gespräch mit Sicherheitsabstand: Union-Präsident Dirk Zingler und Pressesprecher Christian Arbeit, Screenshot: AFTV

Doch worum ging es in den gut 20 Minuten? Aus meiner Sicht stellt Dirk Zingler eine Kontinuität her zum Video von vor 14 Tagen, in dem er noch gefordert hat, dass der Fußball keine Sonderrolle einnehmen dürfe. Die Situation beschreibt er nun als Spagat zwischen Aufrechterhaltung Spielbetrieb und Nichtabkopplung von gesellschaftlicher Entwicklung. Das ist ein Thema, das er die ganze Zeit immer wieder aufnimmt.

Wenn andere Unternehmen sich darauf vorbereiten, wieder ihren Betrieb aufzunehmen, dann macht das auch der 1. FC Union. Und das sei auch der Auftrag an die DFL gewesen: Zu prüfen, ob Medienpartner mit dem Spielbetrieb mitgehen würden und die gesundheitlichen Rahmenbedingungen beschreiben, unter denen Spiele stattfinden könnten.

Dirk Zingler wehrt sich gegen „Sonderrolle des Fußballs“

„Wir wollen vorbereitet sein, wenn es gesundheitlich möglich ist, dass wir wieder spielen. Ohne Zuschauer. Aber am Ende wollen wir unserem Beruf nachgehen und dafür werde ich kämpfen“, sagte Dirk Zingler. Natürlich hat der Fußball dabei andere Möglichkeiten. Er kann sich zusammenschließen und aus dieser Kraft mittels DFL etwas organisieren, was sonst nur größere Unternehmen hinbekommen. Das dürfte einer einzelnen Bäckerei, um mal in dem sonst von Dirk Zingler bemühten Bild zu bleiben, eher schwer fallen. Aber das ist eben keine Sonderrolle. Es ist Ungleichheit in den Ressourcen, die zur Verfügung stehen.

Es hat schon seinen Grund, weshalb Dirk Zingler gerade eher das Anlaufen der Produktion bei Volkswagen als Beispiel bringt. Aber der Grundimpuls, das eigene Geschäft wieder zum Laufen zu bringen, dürfte in jedem Unternehmen der gleiche sein. „Wir nehmen keine Sonderrolle ein und dagegen wehre ich mich“, sagte der Präsident. Und das bezog sich ausdrücklich auch auf Testkapazitäten, die der Fußball für den Spielbetrieb benötigen würde. Sollten die benötigt werden, würde der Fußball sofort zurücktreten.

Dirk Zingler wehrt sich gegen Sonderrolle des Fußballs, Screenshot: AFTV
Dirk Zingler wehrt sich gegen Sonderrolle des Fußballs, Screenshot: AFTV

Nicht direkt geäußert hat sich Dirk Zingler zur etwas breitbeinigen Medienoffensive mit Bild und Sky Anfang dieser Woche, die auch merklich zurückgefahren wurde. Stattdessen wird immer  wieder bemüht zu sagen, dass die Politik darüber entscheide, ob der Spielbetrieb wieder aufgenommen würde. Das ist am Ende richtig. Aber es ist natürlich zwischendurch auch eine Entscheidung der Clubs der Bundesliga und Zweiten Liga. Sie haben diese Entscheidung getroffen. Und Dirk Zingler muss etwas von seiner ursprünglichen Fußballargumentation abweichen. Denn eigentlich lautet die so: Wir veranstalten Fußball zuerst für die Menschen im Stadion und wenn das jemand dann im Fernsehen vermarktet, dann ist das gut.

Geisterspiele sind nur bestmögliche unter schlechten Optionen

Aber er versucht auch gar nicht, Geisterspiele als etwas Wünschenswertes hinzustellen: „Niemand glaubt, gerade etwas Gutes zu tun. Wir sind dabei, das bestmögliche unter den schlechten Fällen zu organisieren, weil wir uns verantwortlich fühlen für unsere Mitarbeiter und unseren Club.“ Und das ist eigentlich die zweite Argumentationslinie, die er die ganze Zeit führt: Er begründet alles über die Mitarbeiter und sagt: „Wir werden das Geld benutzen, um bei unseren Mitarbeitern die Lücke zu schließen zwischen Kurzarbeitergeld und ihrem ursprünglichen Gehalt.“

Er sagt leider nicht, ob das dazu führen könnte, mehr Mitarbeiter prinzipiell aus der Kurzarbeit wieder rauszuholen. Für alle wird es sicher nicht gehen, so lange Veranstaltungen im Stadion und Spiele mit Zuschauern nicht möglich sind. Aber es wäre wirklich gut für diejenigen in Kurzarbeit, wenn ihr  Gehalt aufgestockt würde. Ob damit auch die Profis wieder ihr volles Gehalt bekommen würden, sagte er nicht.

Union will Kurzarbeitergeld auf 100 Prozent aufstocken, Screenshot: AFTV
Union will Kurzarbeitergeld auf 100 Prozent aufstocken, Screenshot: AFTV

Veränderungen im Fußball ja, aber wann?

Zwischendurch nimmt Dirk Zingler Bezug auf die geforderten Veränderungen im Fußall beispielsweise durch den Zusammenschluss der Ultragruppen Deutschlands und sagt, dass Union sich darüber bereits vor gut eineinhalb Jahren Gedanken gemacht habe. Aber jetzt sei nicht der Zeitpunkt, um darüber zu sprechen, aber wenn die Situation durchgestanden sei, sehe er Möglichkeiten dafür, weil sich das Meinungsbild etwas geändert habe. Dazu hätte ich gerne mehr gewusst.

Denn im Fußballsalon sagte er vor 3 Jahren noch, dass die Position, den Fußball so wie Union zu gestalten über das Stadionerlebnis und Mitbestimmung eventuell nicht mehrheitsfähig ist, wenn man sich anschaut wie allerorts den Ausgliederungen der Profiabteilungen zugestimmt werde. Damals ging es noch darum, dass Union überhaupt gehört würde. Nun mit gut 37.000 Mitgliedern und als Bundesligist sieht das ein wenig anders aus. Da würde ich sehr gerne mehr zu hören. Aber vielleicht ist das wirklich nicht der Zeitpunkt dazu.

Zusammengefasst sind die Punkte also: Keine Sonderrolle des Fußballs, die Politik entscheidet am Ende, Geisterspiele sind schlecht, aber die beste unter allen schlechten Optionen, wir wollen wieder arbeiten und die Kritik an Geisterspielen greife zu kurz.

Das schreiben die Berliner Medien zu dem Statement von Dirk Zingler:

Und sonst so?

Das Fanprojekt zeigt Bilder, wie Unionfans Masken, Getränke und Geschenkekisten an Seniorenheime, betreutes Wohnen und eine Flüchtlingsunterkunft  verteilen

Hertha wird seine Mitgliederversammlung online stattfinden lassen, hat aber die Wahlen zum Präsidium auf die nächste Versammlung im Herbst verschoben (Vereinsmitteilung).

Der von uns Unionfans verachtete Jahnsportpark soll eigentlich abgerissen und neugebaut werden, als Teil eines inklusiven Sportparks. Mal nicht mit den baurechtlichen Fragen, sondern dem direkten Nutzen für den Behindertensport beschäftigte sich eine Anfrage des Abgeordneten Andreas Otto (Bündnis90/Grüne). Dabei kam überraschenderweise heraus, dass in dem dann 120 Millionen Euro teuren Stadion gar kein Behindertensport stattfinden würde, es noch nicht einmal inklusiv gebaut würde von ein paar Rollstuhlfahrerzuschauerplätzen abgesehen (Tagesspiegel).

In der beliebten Kategorie Immerunioner schaut sich der Kurier die Karriere von David Bergner als Trainer beim Chemnitzer FC an.


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37 Kommentare zu “Dirk Zingler bezeichnet Geisterspiele als bestmögliche unter schlechten Optionen

  1. maria draghi

    Union-Mitgliederversammlungen online stattfinden zu lassen fände ich super. Nicht, weil Hertha das jetzt so macht, sondern, weil ich das seit Jahren vorschlage. Aktiengesellschaften haben eine vergleichbare Infrastruktur übrigens binnen Monaten geschaffen (trotz rechtlich viel höherer Hürden als es sie für Vereine gibt). Als hybride Lösung wäre möglich, eine Präsenz-MV auch (!) online zu übertragen.

  2. Der Sepp

    Das mit dem Jahnsportpark ist tatsächlich eine abenteuerliche Sache. Inzwischen scheinen die Pläne für den Stadionneubau extrem weit vom zuerst genannten Ziel Breiten-/Behindertensportförderung u.ä. abzuweichen. Da gab es vor 1,5 Monaten auch eine Meldung von verschiedenen Berliner Vereinen (u.a. L47): https://fussball.lichtenberg47.de/regionalligateam-klares-bekenntnis-zum-neubau-des-jahnsportparks/

  3. Na typisch. Aber wie immer. Der Präsi läßt sich vom Pressesprecher „interviewen“ (besser: leicht unterwürfig Stichworte zuwerfen). Da hat man wenigstens keine unangenehmen Fragen zu erwarten. Bloß nicht unabhängige Journalisten in die Nähe lassen. Die könnten evtl. ja Zweifel anmelden. Etwa an Zinglers Dogma, es sei „unverschämt“, Kritik oder auch nur Fragezeichen hinter Sondertests für FB-Profis zu setzen. Das möchte er doch lieber unwidersprochen haben. Tests übrigens, auf die genug medizinisches Personal im Einsatz gegen Corona oft lange oder vergeblich wartet. TV-Geld: lt. DZ wird das freundlich durchgereicht von ach so uneigennützigen Anbietern. Offenbar also alternativlos, die Geisterspiele. Und natürlich ist alles nur für die Angestellten gedacht. Bei Union weit unter 200. Im gesamten Profibereich 56000 (wovon ca. 35000 / Catering, Sicherheit ihr Geld bei weitem nicht nur im Fußball verdienen). Bei erwarteten 3 Mio. Arbeitslosen durch Corona entgleitet DZ da wohl etwas die Perspektive. Moralische Kriterien? Fehlanzeige. Darf er aber, kann ja keiner nachfragen. Was wirklich wichtig ist derzeit vermag er wie alle im Profigeschäft nicht zu erkennen. Geistertheater gehört sicher nicht dazu. Aber dank allumfassender Lobbyarbeit (BILD, Sky, Söder, Laschet etc) wird das Schmierentheater schon über die Bühne gehen. Wahrscheinlich mit 300 drinnen und 300 plus xxl vor den Toren der Stadien. Wahrscheinlich auch unter dem Motto: „systemrelevant“.

  4. silberhacke

    mich hat es total beruhigt, als zingler gesagt hat, dass wir auf die tv-gelder nicht angewiesen sind, weil damit ja quasi nur sympathie gehandelt wird. so hatte ich das noch gar nicht gesehen, aber klar.

  5. Musiclover

    Das Statement von Dirk kommt mir etwas zu unternehmenszentriert daher, aber so kennen wir ihn ja. Da kann er nicht aus seiner Haut.
    Wo er sich auf jeden Fall irrt, ist der Zeitpunkt für Diskussionen zu Veränderungen im Profifußball. Es gibt immer nur einen kurzen Spalt in Krisen, in denen die Menschen offen für Veränderungen sind. Wenn es wieder etwas normaler läuft, dann geht es schnell zurück in die alten Bahnen. Genau jetzt ist die Zeit für Diskussionen, wie das Profifußballbusiness in Zukunft organisiert werden kann und soll!

  6. Für mich doch ein eher einseitiges Interview von DZ.
    Klar wird hier für die Vereine der DFL jetzt eine Sonderrolle angestrebt, denn nicht nur ich würde gerne wieder mit Freunden Fußball spielen, sondern auch alle anderen Vereine unterhalb der 1. und 2. Liga, bis hin zur Kreisklasse, welche aktuell auch nicht ihren Sport ausüben können.
    Des Weiteren wird hier immer über ein Unternehmen geredet, das aber die Grundlage für das Unternehmen einfach nur Sport ist, wird hier vergessen. Das das ganze Mittlerweile für die VEREINSpräsidenten zu einem Unternehmen geworden ist, das Problem ist doch Hausgemacht.
    Und auch wie hier schon einer der Vorredner geschrieben hat sind auch die angesprochenen 56.000 Jobs, die abhängig sind vom Fußball nicht durch die Geisterspiele gerettet. Ganz im Gegenteil, die Geisterspiele helfen nur dem Selbsterhalt der 36 Fußballvereine der 1. und 2. Liga und soll dafür sorgen, dass die Geldmaschine weiter läuft. Oder inwiefern helfen Geisterspiele jetzt dem Hotelgewerbe, der Gastronomie, dem Catering, dem Sicherheitsdienst, … .
    Und ja, DZ hat Recht, wenn wir jetzt nicht anfangen würden, dann müssten wir im Herbst wieder anfangen zu spielen. Aber dann hätte das ganze nicht mehr den Eindruck von wir brauchen jetzt unbedingt das Geld, weil unser ”Sport“ so kaputt ist. Im Endeffekt ist es nämlich schon sehr erschreckend, das ca. 2 Monate ohne Pflichtspiel(mehr war gar nicht mehr an Restlaufzeit in dieser Saison) sofort die Existenz einer Bundesliga bedrohen.

  7. Hmmm, bei aller berechtigten Kritik scheint mir hier doch einiges Durcheinander zu geraten. Dirk Zingler ist Präsident von Union Berlin und in dieser Funktion für den Verein und alles drumherum verantwortlich. Wofür er sicher nicht verantwortlich ist sind Gastronomie, Hotelgewerbe u.s.w. auch für eventuell fehlende Tests im Gesundheitswesen sind dann wohl doch eher die zuständigen Politiker verantwortlich.
    Geisterspiele sind Scheiße ! Nur wohl eben die einzige Einnahmequelle im Augenblick. Klar kann man über Moral diskutieren, aber die muß man sich auch leisten können und 100 Pro würden alle anderen Ligen, egal ob Handball, Eishockey oder sonst was,hätten sie die Möglichkeit dazu das liebend gerne auch annehmen.

  8. silberhacke

    im interview hat mich auch christian arbeit wahnsinnig mitgerissen, der sich, schonungslos wie eine boulevard-bestie, auf zingler stürzt und sich mit keiner antwort zufrieden gibt. dieses bohrende nachhaken führt uns dann aber gleichzeitig an die grenzen des journalismus.

  9. Union ist nicht abhängig vom TV-Geld?
    Warum dann Kurzarbeit? Da kann ich die Meinung von uli49 nachvollziehen.

  10. @bunkinho

    Interessanterweise kommen jetzt erste Stimmen auf zum Thema Fußball anders gestalten und angehen. War bis vor ein paar Monaten noch ziemlich undenkbar.

    Siehe hier: https://www.kicker.de/774468/artikel/roettgermann_fordert_gehaltsobergrenze_im_profifussball

  11. Ich bin der letzte, der die Exzesse im Profifußball verteidigen würde, aber die Debatte finde ich schon etwas heuchlerisch.

    „ Im Endeffekt ist es nämlich schon sehr erschreckend, das ca. 2 Monate ohne Pflichtspiel(mehr war gar nicht mehr an Restlaufzeit in dieser Saison) sofort die Existenz einer Bundesliga bedrohen.“

    Ja, natürlich ist das existenzbedrohend und auch nicht überraschend. Genauso wie in allen anderen Branchen (z.B. Gastronomie, Hotels, Tourismus usw.), die zwei Monate ohne jegliche Einnahmen auskommen müssen, aber ggf. auf einem großen Fixkostenblock sitzen. Es ist ja nicht so, dass die Protagonisten, die den größten Fixkostenblock ausmachen, nämlich unsere Fußballgötter die Spieler, auf einmal auf 90% ihres Gehalts verzichten.

    Was ich auch gar nicht einfordere, weil das die andere Medaille der öffentlichen Heuchelei ist. Von den Spielern, die Millionen verdienen, wird Gehaltsverzicht gefordert, von Millionen verdienenden Bankern, Anwalten, Vorständen usw oder Vermögensmilliardären wird so ein Beitrag von der Öffentlichkeit nicht lautstark gefordert. Oder hat Herr Hopp sich schon dazu bereit erklärt… ? Stattdessen schönes Fußballbusinessbashing in der breiten Öffentlichkeit.

    Und letztlich hat DZ nicht unrecht, wenn er sagt, dass die Fernsehmillionen nur deshalb fließen und eine entsprechende „Abhängigkeit“ besteht, weil der Kunde TV-Zuschauer bereit ist, teures Geld für Abos auszugeben. Ohne das Geld dieser Kunden würde auch kein TV-Geld fließen können (vom Problem des Scheichfußballs abgesehen).

    Müssen wir nicht mögen, gerade in unserer Blase, in der das Stadionerlebnis vor allem anderen steht. Zumindest sollte es das Ziel sein, diese Werte, für der Union-Kosmos steht, wieder stärker in den Vordergrund zu rücken, auch wenn ich da wenig Hoffnung auf einen nachhaltigen Impact habe.

    Wenigstens haben aktuell die schmierigen und korrupten Vertreter des Fussballbusiness (Berater, Verbandsfunktionäre usw) wohl auch größere Schwierigkeiten Geld zu verdienen.

    Eisern

  12. AndreasM

    … ohne weiter inhaltlich auf DZ‘s Aussagen einzugehen möchte ich nur anmerken, dass SF wieder einen sehr schönen Kommentar / Beitrag verfasst hat. Spricht mir aus dem Herzen und hat mich daran erinnert warum ich Textilvergehen lese und höre.

  13. Steffi (klein)

    @uli49:
    Da es anscheinend immer noch nicht überall angekommen ist: Jede Woche werden Hunderttausende Tests nicht abgerufen, weil sie niemand bezahlen will. Selbst die Labore kommen mittlerweile in finanzielle Nöte. Nun möchte der Fußball welche abrufen (und selbstverständlich bezahlen) und das Geschrei ist groß. Das ist quasi so, als würde ich aufhören Wasser zu trinken, weil Menschen in Afrika auch keins haben. Dieses undifferenzierte Gebashe ist kaum zu ertragen.
    Mit keiner Silbe wurden die Fernsehanbieter als uneigennützig bezeichnet. Sie bieten eine Leistung an, die Kunden bereit sind zu bezahlen. So funktioniert Kapitalismus. Das kann man scheiße finden, wird aber wenig daran ändern, dass es ihn gibt.
    „Weit unter 200 Mitarbeiter“ ist auch ne interessante Aussage. Da ist schon lange jemand nicht mehr auf der Mitgliederversammlung gewesen?
    Und was Dirk Zingler jetzt mit den 3 Mio. Arbeitslosen, den geschlossenen Gaststätten und Hotels zu tun haben soll, muss mir auch mal jemand erklären.

  14. Man sollte Verantwortliche an ihren Aussagen messen:
    „Wenn wir uns abkoppeln von der gesellschaftlichen Wahrnehmung, tun wir uns keinen Gefallen“, sagte Zingler in einem am Freitag veröffentlichen Video-Interview auf dem Internetseite der Eisernen: „Wir sollten einen Termin finden, der eine gesellschaftliche Akzeptanz hat. … vielleicht sollte auch die kleine Kneipe mit 20 Plätzen erst wieder auf, bevor wir Fußball spielen.“
    DZ am 10.4. auf AFTV
    Erstaunlich, was sich in 14 Tagen so ändern kann…
    Und @andreas: „Klar kann man über Moral diskutieren, aber die muß man sich auch leisten können.“
    Eindeutig Nein – Moral ist keine Frage der Finanzen, sondern eine der Haltung. Moral ist nicht verhandelbar und nicht verkäuflich.

    • @uli das ist schon fast eine unredliche Verkürzung, wie du Dirk Zingler mit Auslassung zitierst. Das Zitat von vor zwei Wochen lautet vollständig: „Wir sollten einen Termin finden, der eine gesellschaftliche Akzeptanz hat. Die Kinder sollten erst zur Schule. Und vielleicht sollte auch die kleine Kneipe mit 20 Plätzen erst wieder auf, bevor wir Fußball spielen.“

      Ich sehe da eine Konstanz in der Meinungsäußerung und keine Änderung. Die Schulen öffnen langsam wieder. Über einen Neubeginn der Liga ist von politischer Seite dagegen noch gar nicht entschieden worden.

      Und natürlich finden sich zig Beispiele für etwas, was aus persönlicher Sicht relevanter ist als Profifußball. Ich glaube allerdings nicht, dass das uns irgendwie voranbringt. Die Frage sollte lauten: Werden dadurch relevante Ressourcen belegt, die an anderer Stelle sonst da wären? Keine Schule bekommt mehr Lehrpersonal (aktuell dürfen aus Gründen des Infektionsschutzes beispielsweise 30% der Lehrerinnen und Lehrer in Berlin nicht unterrichten), wenn Union nicht spielt.

      Aus meiner Sicht ist die Frage klar: Wenn sich der Fußball an Regeln hält und das organisiert bekommt, sollen sie es machen. Finde ich deswegen Geisterspiele toll? Nein.

  15. @uli
    OK, Moral war vielleicht in dem Zusammenhang etwas hoch gegriffen, ändert aber nichts an der Tatsache wenn andere diese Möglichkeit wie die DFL hätten sie diese auch genauso nutzen würden.

  16. Eisernjuho

    @uli49
    Im AFTV Interview von gestern sagt Zingler keinen Satz, der Im Widerspruch zu seinen Aussagen vom 10.04. steht.
    Die DFL Mitgliederversammlung hat einmütig bekundet, dass nicht der Fußball sondern die Politik entscheidet, wann die Bedingungen gegeben sind, dass der Ball wieder rollen kann. Dazu steht auch Dirk Zingler und das ist kein Widerspruch zu seinen Aussagen vom 10.04.

  17. Honeypie

    Man erlebt gegenüber dem Profifußball sehr viel Neid und populistisches Geschwätz bar jeder Realitätsnähe – Und wenn es wieder richtig losgeht schwatzen einen wieder alle nach Karten an. Heuchler!

  18. Klar entscheidet am Ende die Politik aber der Fußball macht hinter verschlossenen Türen schon deutlichen Druck auf die Politik. Die Aussage ist mir dann am Ende zu einfach.

    @Sebastian: Ich sehe schon einen gewissen Widerspruch zu den Aussagen am 10.4. Dort wurde der Eindruck vermittelt, Fußball soll erst starten, wenn wieder eine gewisse Normalität herrscht. Jetzt wird de Facto gesagt, wir wollen sofort wieder spielen.

    Mich lässt das Interview eher sprachlos zurück. Kritische Nachfragen Fehlanzeige. Zingler spricht wiedermal als Unternehmer und nicht als Präsident und/ oder Fan.

  19. @TimoEis u.a.
    Das ist so als ob sich Merkel regelmäßig von ihrem Sprecher Steffen Seibert „interviewen“ ließe und nicht von unabhängigen Journalisten befragt würde. Bei Union ist das Praxis und stört wenige

  20. Der Sepp

    Ja, da geht Union leider denselben Weg wie viele andere Fußballvereine. Über vereinseigene Kanäle werden Interviews verbreitet, wodurch kritische Fragen ausbleiben und der „Fragesteller“ eher als Stichwortgeber fungiert. Nicht sehr schön.

  21. @Uli49: Ich weiß. Leider. Zumal es hier wirklich wichtig gewesen wäre um ein paar Aussagen kritisch zu beleuchten bspw: ist unklar, ob Geisterspiele allen 56k helfen oder nur einem kleinen Teil. Zum Thema Test: die Frage ist, ob man nicht erstmal Krankenhauspersonal, Pfleger, Lehrer, Polizei usw. systematisch tested bevor man dies an gesunden jungen Männern macht.

  22. Super Kommentar Steffi!!! So funktioniert Kapitalismus!!!! Millionen rausholen aus den Unternehmen und wenn es schlecht läuft, muss der Steuerzahler ran. Also wird der Kapitalismus wenn es schlecht läuft, zum Sozialismus!!! Da müssen wir als Bürger, halt alle ran. Damit ist der Bürger (auch Fan) für Gewinne und Sanierung zu gebrauchen. Bleibt alle Gesund und EISERN!!! Wir schaffen das!!!
    EISERN

  23. Da ist mir auch zuviel K.O. Rhetorik im Spiel. Was ist unanständig an dem Vorwurf, dass die BL sich mit Tests eindeckeb will? Selbst wenn die extra nur für die BL herge-hoppt werden, so könnten diese woanders mehr helfen. Die Aussage, es würden wöchentlich x-tausend Tests übrig bleiben hatte ich gern belegt.

    Nebenbei, das ist alles sinnlose Spekulation aus meiner Sicht. Diese Aussagen gehen von dem etwas naiven DFL Konzept aus. Das kann einer Prüfung hinsichtlich Sicherheit vor Ansteckungen nicht standhalten.
    Wenn hier aber andere Regeln gelten sollten als zB an Schulen, Arbeitsplätzen oder im Breitensport, dann wäre der Fussball eben doch in einer Sonderrolle.

    Und der Begriff „Sonderrolle“ scheint ja echt zu jucken… Wenn man den Fussball mit anderen Branchrn vergleicht, um die Durchführung der Veranstaltungen zu begründen, wären ja andere Leistungssportarten naheliegend. Die stellen den Betrieb aber ein.

    Der Vergleich mit der Gastronomie oder Autoproduktiion passt inhaltlich nicht. Natürlich ist es legitim, dass jede Branche guckt was ginge.

    Die genannten 56000 abhängig Beschäftigten sind zu guten Teilen nur beschäftigt wenn es KEiNE Geisterspiele gäbe, weil sie IM Stadion und drumherum beschäftigt sind.
    Auch der Vergleich hinkt also zur Begründung von Geisterspielen.

    Und die verbleibenden 10-12000 Angestellten der Profivereine (Unions 300 grob hochgerechnet auf 36 Clubs) könnten vermutlich noch lange weiterbezahlt werden, wenn die Millionengehälter der wenigen Hochbezahlten zur solidarischen Verteilung ausgesetzt würden.

    Zusätzlich müssen Vereine halt ihr Tafelsilber einchecken. Eigentum verpflichtet. Auch den anderen Vereinen in der Liga gegenüber.

    • @matze Warum stellen andere Sportarten ihren Wettkampfbetrieb ein? Das sind ja immer zwei Punkte: Einerseits Regeln, die alle betreffen. Und andererseits eigene Entscheidungen der Verbände/Ligen. Wenn die Regeln den Wettkampfbetrieb hergeben, aber keine Zuschauer zugelassen werden, führt das in vielen Ligen (3. Liga im Fußball oder darunter, aber auch anderen Sportarten wie Handball, Eishockey, etc.) zu einem finanziellen K.o. Der Wettkampfbetrieb würde die Vereine dann ruinieren. Das gilt für die Bundesliga und 2. Liga auch, aber sie haben eben vielleicht die Möglichkeit über Fernsehgelder noch signifikant Geld einzunehmen und ihren Wettkampfbetrieb fortzuführen. Heißt: Sie haben andere (mehr) Ressourcen als andere Ligen/Sportarten. Aber sie würden sich natürlich an die Regeln der Gesundheitsbehörden halten.

      Ich finde Geisterspiele deshalb nicht toll. Aber ich wundere mich schon, dass Ungleichheit, die in unserem Wirtschafts- und Gesellschaftssystem immanent ist, plötzlich als Sonderrolle wahrgenommen wird. Wenn man das nicht will, muss man woanders anfangen. Aber davon, dass die Bundesliga nicht spielt und dann keine Tests kauft, wird keine Person im Pflegepersonal mehr getestet.

  24. @Holm
    Wer in der DFL oder bei den Vereinen hat nach dem Steuerzahler gerufen. Bist glaube grade in der falschen Branche unterwegs.

  25. Ich wage mal zu bezweifeln, dass an den Millionen von Arbeitsplätzen im Land derzeit überall 1,5m Abstand gehalten werden.

    Der Ansatz der DFL ist in diesen Zusammenhang ein weiteres Experiment, bei dem das Risiko für die BeteiligteN vermutlich viel geringer ist als bei vielen anderen Beschäftigen (von den negativen langfristigen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Folgen mal ganz abgesehen).

    Hier mal ein etwas differenzierterer Blick auf den Plan:

    https://m.faz.net/aktuell/sport/fussball/bundesliga/corona-geisterspielplan-koennte-pandemieabwehr-unterlaufen-16741717.html

    Ich glaube auch, dass das Risiko nicht so sehr bei den Beteiligten im Stadion liegt, sondern an den Fans, die sich ggf vor den Stadien versammeln, womöglich sogar bewusst, um das Ganze irgendwann zu Fall zu bringen, womöglich um den eigenen abstiegsbedrohten Verein durch einen vorzeitigen Saisonabbruch zu „retten“.

  26. @Matze Nur kurz zu den Zahlen der Testkapazitäten – lt. dem Verein der akkredierten Labore in der Medizin wurden in der Woche vor Ostern von 640.000 möglichen Tests pro Woche in den Laboren bundesweit lediglich 260.000 abgerufen (https://www.alm-ev.de/pressemitteilung/fachaerztliche-labore-sind-fuer-testung-nach-lockerung-der-kontaktbeschraenkungen-geruestet-kapazitaeten-sind-laengst-nicht-ausg.html). Da ist also, wie von der DFL richtig festgestellt, noch Raum, den z.B. die DFL nutzen könnte.

  27. Was für eine Diskussion!
    D.Z. ist Präsident eines kommerziellen Vereins, eingebunden in einen kommerziellen Verband.
    Was ist die Lösung?

    Unterstellen wir den Kritikern, dass auch sie Lohn oder Gehalt beziehen. Seid ihr nicht zufrieden, dass der Chef Lösungen zur Weiterbeschäftigung/ Lohnzahlung sucht?

    Was für eine Scheinmoral!
    Es gibt keine Vorlage für diese Situation. Der eine findet Hilfe am Gabenzaun, der andere braucht TV Einnahmen. Na und?!

    Vielleicht sollte man grundsätzlicher nachdenken, ob ein Sportler wirklich Millionen „verdient“?
    Aber, oh Wunder, Kapitalismus! Angebot und Nachfrage! siehe @Steffie
    p.s.
    und demnächst stören „wir“ uns wieder an Neven Subotic, der sich in Dortmund feiern lässt, sein Geld jedoch in Afrika versenkt…
    EISERN!

  28. Ich finde einfach, dass es moralisch nicht geht, dass gesunde Profisportler systematisch getestet werden bevor dies bei den genannten Gruppen so ist. Sofern Ärzte, Pfleger usw. systematisch getestet werden und es danach noch freie Kapazitäten gibt, kann der Fußball gerne kommen.

  29. silberhacke

    wenn dem bezahlten fußball BESONDERS hohe einbußen drohen, die clubs in ihrer existenz bedrohen, und man deshalb die einführung BESONDERER regularien (tests, abstandsregeln) erwägt, kann man sehr wohl von der beanspruchung einer SONDERSTELLUNG reden und muss nicht so tun, als ob hier der betrieb einer größeren gaststätte wieder angeschoben werden soll. man sollte das vereins- und verbandsseitig klar als sonderstellung kommunizieren, um mit offenen karten sympathien in der breiten öffentlichkeit für diese sonderrechte zu sammeln. anderenfalls fühlt man sich, wie hier geschehen, an der nase herum geführt.

  30. @TimoEis
    Wenn Du das moralisch verwerflich findest dann frag die Verantwortlichen dafür warum das so ist. Die DFL hat ganz klar kommuniniert das sie nur testen wenn diese zur Verfügung stehen und nicht woanders gebraucht werden, im Gegenteil wenn ich richtig gelesen habe stellt die DFL auch 500000 EUR für Test in anderen Bereichen zur Verfügung.

  31. @Sebastian, OK, ich verstehe jetzt den Zusammenhang wenn es keine TV Gelder gibt und dann ohne Publikum auch nix gewonnen würde.
    Ich halte ja das Konzept der DFL für hinfällig weil es bzgl zu verhindernder Ansteckungen gar nicht funktionieren kann (das Beispiel der DFL, dass eine Ansteckung in einem gewöhnlichen Gespräch nach ca 15 Min erfolgt, aber Fussballer im Spiel ja gar nicht so lange miteinander reden, ist schon sagenhaft naiv angesichts der Korperkontakte bei schwerster Anstrengung).
    Und selbst wenn das Konzept bzgl der Hygiene objektiv ausreichen würde , dann müsste auch der Breitensport wieder möglich sein. Da gibt’s ne Menge Sport ohne Zuschauer… Solange das nicht passiert sehe ich den Begriff „Sonderrolle“ leider nicht widerlegt.

    Und danke @Robert für die Erklärung zu den Tests.
    Die Begründung überzeugt mich aber nicht, da werden ja nur aus Kostengründen Tests nicht abgerufen, es wäre immer noch viel sinnvoller med. Personal oder BusfahrerInnen und Mitarbeiterinnen im Supermarkt wöchentlich zu testen. Wenn dann noch Kapazitäten da sind, dann von mir aus gerne für den Fussball. (auch hier gilt eine einfache Annahme, wenn etwas sicher ist dann auch, dass es mit den gegebenen Tests viele falsch-positive und falsch-negative Ergebnisse gibt. Und es sind verschiedene Tests nötig, um eine akute Infektion oder eine kurierte Erkrankung zu messen. Die Ansteckung scheint von beiden Gruppen auszugehen)

    Ich bleibe dabei. Die DFL kämpft noch um den letzten rettenden Halm im längst überreizten Geschäft, ein Saisonabbruch ist aber unvermeidlich. Und selbst dann gibt es noch viel zu entscheiden wie und ob die laufende Saison überhaupt gewertet wird.

  32. @Andreas und du glaubst der DFL? Ich bin vor Lachen dreimal umgefallen. Leute, die einen schiefen Moralkompass haben, für die Bestechung, Steuerhinterziehungen und Vetternwirtschaft normale Vorgänge sind….
    Falls Testkapazitäten knapp werden, wird die DFL schon mit Hilfe einer PK Agentur in die Öffentlichkeit eine Geschichte streuen warum das nicht so ist. Am Ende gewinnt immer das Geld. ;-)

    • @TimoEis Mir ist nicht ganz klar, wo die DFL bzw. ihre Geschäftsführung mit Bestechung, Steuerhinterziehung oder Vetternwirtschaft aufgefallen ist. Und das nicht alle Testkapazitäten aktuell benutzt werden, ist den Zahlen vom Robert-Koch-Institut zu entnehmen. Die Personen dort sind bisher jedenfalls nicht besonders fußballnah in Erscheinung getreten.

  33. @TimoEis
    Sicher ein taktischer Schachzug der DFL, aber klar passt nicht ins eigene Weltbild also kann nicht sein was nicht sein darf.

  34. @Sebastian: Ja, es war sicherlich ein bisschen polemisch. Der DFL kann man das nicht ankreiden, dem DFB aber schon und da sind die Grenzen unter Umständen fließend aber egal.

    Zum Thema Testkapazitäten: das es aktuelle freie Kapazitäten gibt, bezweifle ich nicht. Doch sage ich, dass wir erstmal gucken sollten, dass andere Berufsgruppen systematisch getestet werden, bevor wir dies dem Fussball zugestehen. Dies ist sicherlich eine politische Frage. Ich finde halt, dass man es gesellschaftlich nicht verantworten kann, Fußballer systematisch zu testen, wenn bspw. Pfleger in Altenheimen nicht getestet werden.

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