Die Verlegung des Spieltages und damit die Absage an Geisterspiele durch die DFL war eine richtige Entscheidung, weil die Ausbreitung des Coronavirus auch vor der Bundesliga nicht Halt gemacht hat. Aber die Clubs taten sich schwer. Vielleicht war es gestern im Großen eine ähnliche Situation wie für Dirk Zingler und Union am Dienstag. Von außen sah es merkwürdig zaudernd bis ignorant aus. Aber isoliert für den eigenen Bereich ergab alles Sinn. Natürlich ist der Profibereich aber nicht isoliert.
Das sagte Karl-Heinz Rummenigge (Kicker) vor der Absage: „Es geht am Ende des Tages um Finanzen und um eine hohe Zahlung der TV-Broadcaster an die Vereine, die noch aussteht. Wenn diese Zahlung ausbleiben würde, würden viele Verein finanzielle Probleme kriegen. Deshalb halte ich es für richtig, dass der Spieltag unter diesen Voraussetzungen stattfindet.“
Und ohne zu konkretisieren, was die Alternativen gewesen wären, sagte Hans-Joachim Watzke (BVB): „Das Präsidium der DFL hat eine Entscheidung getroffen, die es zu respektieren gilt – unabhängig davon, dass es sicher auch andere Ansätze gegeben hätte. Wir müssen das jetzt alle gemeinsam solidarisch tragen und am Montag die entsprechenden Ableitungen diskutieren. Gleichwohl gilt – auch abhängig von dem, was am Montag beschlossen wird -, dass sich der deutsche Profi-Fußball in der größten Krise seiner Geschichte befindet. Es steht zu hoffen, dass die Bundesliga-Klubs in den vergangenen Jahren so viel Substanz gebildet haben, dass alle diese Krise überstehen.“
Der #DFB prüft ein Unterstützungsprogramm zur Aufrechterhaltung der Liquidität für den Fall, dass der Spielbetrieb weiter ruhen muss und Verbände oder Klubs hierdurch in Liquiditätsengpässe geraten sollten.
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— DFB (Verband) (@DFB) March 13, 2020
Geldgeil! Denken nur an sich. Und so weiter. All das liegt vielleicht auf der Hand. Aber wir wissen nicht, ob die dritte Tranche des Geldes durch die TV-Vermarkter nun gezahlt wird. Wir wissen nicht, wie sehr die Coronavirus-Epidemie die Liquidität der Fußballclubs (genauso wie aller anderen, die von Einnahmen aus Veranstaltungen leben) betrifft. Das Schwierige am Treffen von Entscheidungen besteht eben darin, dass sie nur Schwarz oder Weiß sind. Es gibt immer Konsequenzen. Und man muss kalkulieren, teilweise auf der Basis von Annahmen und nicht von Wissen, welche Konsequenzen man zu tragen bereit ist.
Dirk Zingler nennt die Entscheidung richtig. Und ich möchte betonen, dass bis auf den unglücklichen, hemdsärmeligen Auftritt von Dirk Zingler am Dienstag Union diese wirklich verdammt schwierige Woche sehr gut gemeistert hat. Wir wurden alle beinahe stündlich mit News konfrontiert, die alles andere zuvor für nichtig erklärten. Ein kurzes Don’t-panic-Gespräch zwischen Pressesprecher Christian Arbeit und Präsident Dirk Zingler gab es gestern nach der Absage des Geisterspiels. Darin erklärt der Präsident, dass viele Mitarbeiter bereits von zu Hause aus arbeiten, die Mannschaft am Samstag noch einmal frühstücken wird, der Präsident sie über die weitere Verfahrensweise informiert und dann es ein paar Tage frei gibt.
Und das müssen wir jetzt einfach alle akzeptieren. Wir wissen nicht, wie es weitergehen wird. Und so lange wir das nicht wissen, ist es aus meiner Sicht geradezu fahrlässig zu spekulieren, welche finanziellen Auswirkungen das alles für Union hat. Ich gehe davon aus, dass die Szenarien durchgerechnet werden. Aber wir werden auch am Montag nach der DFL-Generalversammlung nicht wissen, wie es konkret weitergeht. Denn das hängt davon ab, wie sehr sich unser Leben mit dem Coronavirus normalisiert.
Wir müssen jetzt erst einmal damit umgehen lernen, dass wir nicht genau wissen, was in der Zukunft passiert. Wir müssen mit der Ungewissheit umgehen lernen. Und die Spieltage, die unsere Wochen so klar strukturiert haben, sind weg. So mancher Traum vom Allesfahrer ist geplatzt, wie der Kurier anhand von Anno beschreibt.
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Das sind die Artikel der Berliner Medien:
- Drei Szenarien für die Bundesliga-Saison (Tagesspiegel)
- DFL macht dem Theater ein Ende (Morgenpost)
- Union-Profi Subotic: „Viel wichtiger als ein Fußballspiel“ (BZ)
Auf den anderen Plätzen
Nicht nur der Berliner Fußballverband, sondern der gesamte DFB und die Regionalverbände haben den Spielbetrieb eingestellt. Das gilt auch für den Trainingsbetrieb im Nachwuchs bei Union.
Und sonst so?
Ja, was wachen hier jetzt? Ich weiß es auch noch nicht. Aber ich glaube, dass Daniel und mir hier genug einfällt, um trotzdem täglich etwas zu schreiben. Vielleicht entfernt sich das mal ein bisschen mehr von Union, vielleicht überrollen uns die Ereignisse. Wer weiß das schon.
Was ich allerdings weiß: Am Sonntagabend bin ich in einem Podcast zu Gast, nämlich in der Schlusskonferenz vom Rasenfunk. Eigentlich wollte Max, der die Sendung moderiert, heute Abend im Stadion an der Alten Försterei sein und wir uns Sonntag alle an einem Tisch treffen. Daraus wird nichts. Stattdessen sitzen wir alle jeweils bei uns zu Hause und unterhalten uns. Alle sind neben mir noch Stephanie Baczyk vom RBB/Sportschau und Christoph Amend vom ZeitMagazin, der unter anderen den famosen Podcast Alles gesagt mit moderiert. Wer mitbestimmen möchte, worüber wir reden sollen (denn über die einzelnen nicht stattgefundenen Spiele werden wir nicht plaudern), kann dies hier im Forum des Rasenfunks tun.
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Man darf nicht vergessen, dass die Entscheidungen im Profifussball auch Auswirkungen auf den Breitensport, die Jugendförderung und die vielfältigen Engagements in Schulen haben.
DZ darf auch gerne mal hemdsärmelig sein ).
Danke an das Team Textilvergehen – mal sehen, was die kommenden Monate so bringen.
Wie geil ist denn diese Runde beim Rasenfunk? Da freue ich mich jetzt schon sehr drauf!
Wollte ich auch gerade sagen Wuschel.
Stephanie Baczyk wird noch zur Unioner sozialisiert nach ihrer tollen Radioreportage zum Aufstieg. Diese Stimme… hach ja :-)
Der Dirk hat das die Woche über schon alles korrekt gemacht. Wenn die Medien das alles etwas aus dem Zusammenhang reißen, Bitteschön.
Warum muss das Textilvergehen (Sebastian) sich jetzt gebetsmühlenartig daran beteiligen?
Wir sollten etwas von diesem Hysteriemodus runterkommen. Unioner haben noch nie alles mitgemacht.
In diesem Sinne Eisern.
Bleibt alle gesund.
danke für eure Worte, nicht nur jetzt sondern auch in den vorherigen Tagen, in einer Situation wie dieser wo man jeden Tag neue Dinge erfährt, was gestern noch sicher war heute unsicher ist ist ein solcher Blog wie eurer besonders wertvoll, das sage ich auch obwohl ich euch auch oft kritisiert habe. Ich teile auch die Analyse was das Verhalten von Dirk Zingler angeht, wir vergessen das oft aber Union ist auch Unternehmen, Arbeitgeber und für uns in Köpenick auch Wirtschaftsfaktor (inzwischen auch für ganz Berlin). Nun ist es an uns allen vernünftig zu sein und die Vorgaben der Behörden zu befolgen, ich hoffe und denke dass das alle begriffen haben. Die Gesundheit ALLER geht vor, es gilt jetzt dass die Gesunden jene schützen und unterstützen die krank sind und die durch ihr Alter besonders gefährdet sind. Ich bin mir auch sicher dass wir gemeinsam alles tun werden um unseren Verein, unsere Liebe zu unterstützen, wie das genau geht wird sich zeigen. jetzt gilt noch mehr als sonst EISERN UNION! P.S. ich werde nachher einen langen Spaziergang machen und bei der Eisernen Waschmaschine auch als Nicht-Autofahrer mir einige Stadionhefte kaufen und dann zuhause am Computer mit Schal und Trikot (das Jubiläumstrikot soll laut DHL heute ankommen) die DVD vom Aufstieg anschauen und dabei noch mehr als vorher heulen…
Das U.N.V.E.U. Magazin erscheint Montag als neues EISERN Format der Berliner Zeitung und heute ab 18:30 Uhr wird auf AFTV die Aufstiegs DVD gezeigt. Nebenbei kann man die virtuelle Bratwurst und das Bier kaufen. Vertreibt euch gut die Zeit und bleibt gesund!
Wie immer alles auf DEN Punkt gebracht. Ein paar Sorgen verstreut.
[…] Das würde dann ohne Zuschauer in den Stadien geschehen, aber Seifert hat vor allem sehr deutlich gesagt, dass solche “Geisterspiele die einzige Überlebens-Chance sein werden. Wer Geisterspiele ablehnt, muss sich keine Gedanken um 18 oder 20 Proficlubs [in der ersten Liga um die gestörte Saison zu verarbeiten] machen. Denn dann wird es keine 18 Proficlubs mehr geben.” Dazu schreibt Christoph Biermann in 11Freunde. […]