Gestern ist ein durchaus viel beachtetes Interview mit Dirk Zingler in der Welt erschienen (einige Aussagen daraus fasst der Kicker zusammen). In dem Interview kritisiert Unions Präsident die strategische Ausrichtung des DFB, ruft Vereine dazu auf, in Kontakt mit ihren Fanszenen zu bleiben, und umgekehrt Fanszenen dazu, weiter konstruktiven Dialog über ihre Anliegen zu suchen.
Mein Verein. Mein Präsident. #fcunion https://t.co/ovUfQlsA7j
— Eckensteher Nante (@NuSajaz) March 6, 2020
Über den DFB sagt Zingler:
Ich glaube, der DFB hat in den vergangenen Jahren seine natürliche Autorität verloren. Es gab viele Themen, durch die er an Reputation verloren hat, an Integrität und auch an Respekt. Wenn ich nur mal das Beispiel Nationalmannschaft nehme und sehe, wie dort versucht worden ist, mit ganz viel Marketing eine Marke zu kreieren und ein Bild zu zeichnen, das nichts mit der Realität in den Stadien zu tun hat. Die Atmosphäre und die Zuschauerzahlen bei Länderspielen sind schlecht.
In dem Interview betont Dirk Zingler auch, dass es naiv und/oder unehrlich war, von den Protesten am vergangenen Wochenende überrascht zu sein und ruft stattdessen dazu auf, ernsthaft miteinander zu sprechen:
Aber nichts, was am Wochenende in verschiedenen Stadien passiert ist, kam überraschend. Es war angekündigt worden, dass sich die Fanszenen solidarisieren und diesen Spieltag zum Protest nutzen. Wir kommunizieren permanent mit unserer Szene, wir brauchen dafür keine Anlässe. Und noch mal: Du kommst nur in den Dialog, wenn du verbal abrüstest. Das gilt für uns, aber auch für die Szene.
Über den medialen Umgang mit Fanprotesten sagt Zingler:
Wir sollten also differenzieren und der aktiven Szene auch dankbar sein, weil sie Dinge anprangert, die in anderen Ligen leider Alltag sind. Wir Fußballfunktionäre dürfen sie nicht für das, was uns genehm ist, benutzen und für das andere, was uns nicht passt, gleich als Idioten abtun.
Am Ende des Interviews wird Dirk Zingler übrigens auch noch kurz nach der Saison gefragt und sagt, dass sie sehr zufriedenstellend läuft, Urs Fischer seinen Job wie ein Toptrainer macht und man niemand wünscht, was in den letzten Monaten bei Hertha los war.
Statement vieler deutscher Fanszenen
Dass die Bedingungen insbesondere für Gespräche zwischen DFB/DFL und den Ultra-Gruppierungen nach den Vorkommnissen der letzten Wochenenden sehr schwierig sind, zeigt ein Statement, das viele Ultra-Gruppen, auch das Wuhlesyndikat und die Hammerhearts, veröffentlicht haben. Darin kritisieren sie Korruption, Doppelmoral und Unaufrichtigkeit des DFB.
Wichtig ist auch bei diesem Statement, dass man differenziert und es nicht über-interpretiert. Die Sätze „Wir Fans werden die Praxis vom letzten Spieltag nicht einfach so hinnehmen und im Zweifel weiter Unterbrechungen und auch Abbrüche in Kauf nehmen. Fick dich DFB!“, mit denen das Statement schließt, heißen zum Beispiel nicht, dass die Gruppen Spielabbrüche wollen oder provozieren werden. Sie besagen, dass der Protest des letzten Spieltags nicht zurückgenommen wird, um Spielabbrüche zu vermeiden. Die gab es aber ja noch nicht, und der DFB hat sich von Bewertungen, die sie nahe haben rücken lassen, entfernt.
Was in dem Statement ebenfalls nicht steht, ist ob die Szenen bei den Protest-Symbolen des letzten Wochenendes bleiben werden.
Union in Freiburg
Nun aber auch noch zum heutigen Spiel in Freiburg. In dem hat Union, wie gegen Augsburg und Frankfurt, die Chance, den Gegner im direkten Duell in der Tabelle zu überholen (mit einem Sieg mit 2 Toren). Wenn das gelänge, stünde Union allen Ernstes auf Platz 9 in der ersten Bundesliga.
Ein 2:0 reicht für einen EINSTELLIGEN Tabellenplatz. Ich sag's nur. #SCFFCU #fcunion
— Martin Hatzius (@MHatzius) March 6, 2020
Das schreiben die Berliner Medien über das Spiel
- Union plant den dritten Sieg-Streich (Kurier)
- Keven Schlotterbecks Zukunft bei Union ist ungewiss (Berliner Zeitung)
Außerdem geht es im Tagesspiegel um den 100-jährigen Geburtstag des Stadions an der Alten Försterei. Am 7. März 1920 fand dort das erste Punktspiel statt. Wir haben darüber in Folge 21 unseres Geschichtspodcasts Und Niemals Vergessen gesprochen, von dem es bald eine neue Folge gibt – versprochen.
Spiel-Plan
Vor dem Spiel hat Freiburgs Trainer Christian Streich in einer SCF-typisch langen Pressekonferenz auch viel über Unions Spiel gesprochen. Streich analysiert Union dabei in der bekannten Weise, findet dafür aber einerseits interessante Formulierungen, und weist andererseits auch präzise auf Entwicklungen hin. So sagt er, das Union auch gegen den Ball das eins-gegen-eins sucht. Das ist eine schöne Beschreibung der zweikampf- und personenorientierten Verteidigungsweise von Union. Streich weist aber eben auch auf die spielerische Entwicklung von Union in der Saison hin.
Der @fcunion hat @Preussen06 überholt und liegt nun auf Platz 51 der ewigen Tabelle. (1.3.20) [kicker] #FCUWOB
— Ewige Tabelle (@ewigetabelle) March 6, 2020
Streich weist auch auf Anthony Ujahs durchaus erstaunliche Fähigkeit hin, dank seiner großen Athletik und vor allem Sprungkraft Bälle besser festzumachen als es seiner Körpergröße angemessen wäre. Im Basketball würde man sagen, er spielt größer als er ist.
Im Zusammenhang mit Unions Wechseln in der Aufstellung im Pokal sagt Streich, dass Unions Kader auch tief genug ist, verschiedene gute Varianten anzubieten, obwohl in der Liga in den letzten Monaten eine klare Stammformation gespielt hat. An dieser Stelle kann man auch nochmal eine Frage aufgreifen, die zu beleuchten wir unmittelbar nach dem Spiel in Leverkusen vergessen haben: War es falsch von Union, für dieses Pokalspiel zu rotieren?
Ich denke nicht. Solche Rochaden wie gegen Leverkusen haben wir von Union im Pokal in den letzten Jahren tatsächlich öfter gesehen. Aber zum Beispiel bei den Spielen in Dortmund oder dem ersten in Leverkusen, bei dem eine komplett neue Mannschaft auf dem Platz stand, kamen dabei ja gute Leistungen heraus. Und es gibt einige mögliche Gründe dafür, dass diese Leistungen auch besser waren als die, zu denen die jeweilige ‚erste XI‘ in der Lage gewesen wäre. Zum einen ist da körperliche Frische. Zum anderen die Chance, Spieler die auf dem Weg zu ihrer besten Form sind näher dorthin und in Richtung der Startelf zu bringen. Und schließlich dass so ein Spiel Spielern die Gelegenheit zu geben, sich zu zeigen und für mehr Einsatzminuten zu empfehlen. All das kann heißen, dass eine rotierte Mannschaft tatsächlich die bessere für diesen Abend ist.
Außerdem wurde bei der PK von Freiburg vorgestern angekündigt, dass es noch 62 Karten für den Gästeblock gebe.
Union engagiert
Die Union-Stiftung Schulter an Schulter zeigt auf Facebook, wie Akaki Gogia das Projekt „Fußball trifft Kultur“ an der Zürichschule in Neukölln besucht hat, das für unterprivilegierte Kinder Bildung und Schule zusammenbringen soll. Witzig an einem der Photos finde ich, dass zwischen viel Union-Rot ein Liverpool-Trikot fast gar nicht auffällt.
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Oliver Ruhnert hat auch nochmal nachgelegt, Interview leider Kostenpflichtig
https://www.sueddeutsche.de/sport/fussball-berlin-streit-mit-ultras-ruhnert-sieht-dfb-in-der-pflicht-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-200307-99-226387
„So sagt er, das Union auch gegen den Ball das eins-gegen-eins sucht.“ – wow – dachte, das bringt dieser sport so mit sich. jedenfalls erlebe ich wenige verteidiger, die den ballführenden spieler bis zum abschluss durchkombinieren.
hoffentlich hat lenz einen fetten haken hinter neverkusen gemacht.
EISERN
Der Gegensatz ist dazu, abwartender zu verteidigen und sich darauf zu konzentrieren, Räume zuzustellen.
Dit wäre doch mal wat für Hopp & Rummenigge :-)
https://11freunde.de/artikel/muttersöhne/1565585
@daniel
?
Den hier hätten wir auch noch: https://www.berliner-kurier.de/union/foersterei-jubilaeum-union-will-mit-sondertrikot-die-bayern-aergern-li.77922