Während es nach der hohen Niederlage von Union in Dortmund höchstens ein paar Minuten gedauert hat, diese zu verarbeiten, ist der Ärger über den mindestens überzogenen Polizeieinsatz noch frisch. Der hatte etwa 200 Unionfans vor allem aus der Szene Köpenick daran gehindert, ins Stadion zu kommen und zur Folge, dass es im Auswärtsblock von Union im Westfalenstadion keinen organisierten Support gab. Die Eiserne Hilfe hat gestern einen Kommentar veröffentlicht, in dem sie das Vorgehen der Polizei Dortmund kritisiert.
Die Fanhilfe stellt dabei vor allem heraus, dass die Aktion der Polizei vor allem repressiven Charakter hatte:
Die Polizei Dortmund fuhr mindestens 40 Fahrzeuge für die Maßnahme auf. Die zur Verfügung stehenden Kapazitäten wurden dabei allerdings nicht genutzt, sodass sich die Behandlung unnötigerweise in die Länge zog. Die lange Dauer wurde in unseren Augen dabei mindestens billigend in Kauf genommen und somit auch die Tatsache, dass die festgehaltenen Personen das Spiel verpassen würden. Während der Behandlung wurde sich seitens der Union-Fans stets kooperativ verhalten. Die Polizei gab auf ihren sozialen Medien zwar bekannt, dass alle Personen nach der Maßnahme den Weg ins Stadion antreten könnten, dies jedoch nur in kleinen Gruppen und nicht gemeinsam. Dabei waren jedoch bei weitem nicht alle Personen kontrolliert worden, sodass lediglich etwa 40 Personen diese Möglichkeit hätten wahrnehmen können. Aus Solidarität wurde auf dieses Angebot nicht eingegangen.
Ein konkreter Anlass für einen so drastischen Einschnitt ist bisher nicht bekannt:
@textilvergehen an besagtem Rastplatz war jedenfalls heute bis auf ein unfertiges Graffiti nix zu sehen.
— DoMay #BlackOutTuesday (@19Mayo87) February 2, 2020
Das Fazit der Fanhilfe lautet:
Ob das Festhalten von mehr als 200 Personen zur Identifizierung von wenigen Tatverdächtigen hierbei ermittlungstechnisch sinnvoll war, können wir nicht beurteilen, die Verhältnismäßigkeit ist in unseren Augen jedoch nicht gewahrt worden.
Dies wird vor allem in der Tatsache deutlich, dass einer der Busse am Ende gar nicht mehr durchsucht und die Insassen von der Polizei nicht mehr erfasst wurden. Dass zu diesem Zeitpunkt das Spiel bereits beendet war, halten wir nicht für einen Zufall, sondern eher für den Grund der Beendigung.
Im Allgemeinen hat sich die Eiserne Hilfe schon im Dezember über erkennungsdienstliche Behandlung geäußert.
Das Dortmunder Fanzine Schwatzgelb geht in seinem Spielbericht auf den Polizeieinsatz und seine Auswirkungen auf die Stimmung ein und konstatiert, „dass die Berliner stellenweise immer noch laut wurden, auch wenn ein koordinierter Support am Samstag nicht möglich war.“
Zum Sport
Nach dem Spiel in Dortmund schreibt der Kurier, dass Urs Fischer die Niederlage in der Pressekonferenz als (in dieser Form) nicht unausweichlich geschildert hat.
Das stimmt insofern, als die beiden frühen Tore für Dortmund in Situationen gefallen sind, die zu verteidigen waren. Das ändert aber natürlich nichts daran, dass Dortmund hoch überlegen war.
xG map for Dortmund – Union Berlin
question now is Haaland so good that he can get us an actual title race pic.twitter.com/J06e2HiLWv
— Caley Graphics (@Caley_graphics) February 1, 2020
Im Rasenfunk wird das Spiel zu Anfang der Sendung besprochen und der Eindruck geschildert, dass Union nie zu seinem eigenen Spiel gefunden hat. Der Grund dafür war, dass Dortmund in seiner aktuell guten Verfassung mehrere Mittel hat, gegen einen Gegner wie Union zu Toren zu kommen: Der BVB hat genug spielerische Lösungen für enge Räume (Julian Brandt!), um auch gegen eine tief stehende, kompakte Abwehr Durchschlagskraft zu entfalten. Aber Dortmund hat gleichzeitig auch hervorragende Fähigkeiten für Konter und Angriffe mit langen Bällen in die Tiefe, um zu hohes Verteidigen und Stören zu bestrafen. Constantin Eckner von Spielverlagerung erklärt die Stärken der Dortmunder Offensive in einem Video, auch am Beispiel des Spiels gegen Union.
Union hat versucht, die beiden genannten Verteidigungs-Strategien gegen Dortmunds verschiedene Arten der offensiven Bedrohung anzuwenden (was notwendig war), hat dabei aber eben nie zu einer stringenten, mannschaftlich verbundenen Ordnung gefunden.
Diese defensive Überforderung machte dann auch das Spiel mit Ball schwieriger: Zum einen, weil unklar war, welche Räume bespielt werden können und das Team deshalb anders als gewohnt im Spielaufbau agierte – und bei kurzen Pässen zwischen Abwehr und Torhüter einige große Fehler machte. Und zum anderen, weil es in so einem Spiel schwerer ist, in den wenigen offensiven Momenten, die Union hatte, gute Entscheidungen zu treffen. Das ist nicht nur Yunus Malli nicht gelungen, mit dem sich der Kurier anhand von Aussagen von Christopher Trimmel beschäftigt.
Die Morgenpost vergleicht die klare Niederlage gegen Dortmund mit den anderen Spielen gegen Spitzenmannschaften. Der Tagesspiegel schreibt über Erling Haaland und zitiert dazu Christopher Trimmel und Neven Suboti?. Letzterer nennt den Norweger einen Mix aus Robert Lewandowski und Pierre-Emerick Aubameyang.
Podcasts (mit Jubiläum!)
In der 400. Folge unseres Podcasts sprechen wir natürlich über das Spiel in Dortmund und den Polizeieinsatz.
Podcast: Wir sprechen über das 0:5 in Dortmund, über die Lautstärke von Norbert Dickel und über den Polizei-Einsatz und den neuesten Kommentar dazu von der @EiserneHilfe. #fcunion #bvbfcu https://t.co/ramrBT1xDy
— Textilvergehen (@textilvergehen) February 2, 2020
Dabei sprechen wir auch über Neven Suboti?s Verabschiedung von den Dortmunder Fans, und haben leicht unterschiedliche Meinungen darüber, ob die in der Art vollkommen angemessen war. Der Kurier kommentiert, Suboti?s Verhalten sei nicht clever, aber authentisch und deshalb wünschenswert gewesen. Auch ein Text in der Berliner Zeitung geht darauf ein.
Den Podcast Union am Ball von Textilvergehen und RadioEins gibt es dann heute Nachmittag.
Für MC und alle die Trauern. Hätte mir vor der Saison jemand gesagt wir vernaschen Dortmund in der AF und gehen Vorort baden. Ick hätt's sofort jekoft. Viel Spaß beim Aufnahmen. https://t.co/d8MSFfPjhU
— kleinkeul (@kleinkeul) February 3, 2020
Und sonst so
Aufsehen erregt hat am Wochenende die Verpflichtung von Daniel Frahn durch den SV Babelsberg 03. Frahn war beim Chemnitzer FC gekündigt worden, nachdem er mehrmals Kontakt zu Neonazis in der Fanszene des CFC hatte. Diese Kündigung wurde später von einem Arbeitsgericht für nicht rechtmäßig erklärt worden.
Dass ausgerechnet Babelsberg, ein Verein, der sich dezidiert antifaschistisch positioniert, Frahn nun verpflichtet hat, stieß auf einige Kritik, bei Fans von Babelsberg, anderen Beobachtern und dem Gegner bei Frahns erstem Spiel, der BSG Chemie Leipzig.
Und das sagen die Fans von @nur_die_bsg zur Verpflichtung von Daniel #Frahn durch den @SVBabelsberg03 #SVBBSG pic.twitter.com/dQKQcJfYin
— Tagesspiegel Sport (@TspSport) February 2, 2020
Zu der Geschichte gehört aber auch, dass Babelsberg Frahns Heimatverein ist, dort zuletzt trainierte und der Spieler offenbar in Gesprächen mit dem Club (noch einmal) abgestritten hat, irgendwelche Sympathien für Rechtsextremismus zu hegen.
Katharina Dahme, die Aufsichtsratsvorsitzende beim SVB 03 und Mitglied des Parteivorstands der Partei Die Linke ist, hat in einem ausführlichen Statement bei Facebook begründet, warum sie Frahn diese Positionierung geglaubt und der Verpflichtung zugestimmt hat. Weil das auf interne Gespräche mit Frahn zurückgeht, lässt es sich allerdings von außen vorerst nicht bewerten.
Zur Verpflichtung von Daniel #Frahn äußert sich Aufsichtsratsvorsitzende Katharina Dahme. Ich teile ihre Auffassungen. pic.twitter.com/wkFS5ylQBq
— Max (@maximizer94) February 1, 2020
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Herzlichen Glückwunsch zum Jubiläum.
[…] nicht überraschen.Neuestes Beispiel: Union beim BVB, besprochen im Textilvergehen-Podcast. bzw. hier auch in schriftlicher […]
Der Innenminister von NRW und die Polizei von Dortmund sind bekannt für ihre negative Haltung gegenüber den Fußballfans. Das haben sie wieder mal eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Schade eigentlich. Dann müssen sie sich nicht wundern, wenn in den Stadien der Gesang skandiert, dass alle Bullen…. sind. Wie man in den Wald hinein ruft so schallt es wieder hinaus