Blog State of the Union

Unions Kader ist ausgeglichener, als man von einem Aufsteiger erwarten kann

1. FC Union Kader

Dass wir uns noch immer tief in der Länderspielpause befinden, gibt uns die Gelegenheit, mit etwas Abstand darauf zu schauen, wie sich Union nach dem ersten Drittel des Bundesliga-Debuts präsentiert. Was fällt dabei auf? Also außer den für Unions Verhältnisse guten Ergebnissen, die den Klassenerhalt mittlerweile sehr realistisch erscheinen lassen:

Vorhersage Fivethirtyeight Bundesliga
Die Vorhersagen von 538 zeigen, dass Unions Chancen auf den Klassenerhalt deutlich gestiegen sind. Screenshot fivethirtyeight.com

Ich finde vor allem bemerkenswert, wie ausgeglichen sich der Kader präsentiert. Man kann sagen, dass der Kader nicht nur groß, sondern auch vielseitig genug ist, um jeden Spieler darin unmittelbar oder mit kollektiven Anpassungen ersetzen zu können. Für einen Aufsteiger ohne Bundesliga-Spielzeiten in den vergangenen Jahren ist das bemerkenswert.

Einer der Spieler, deren Fähigkeiten relativ schwer direkt zu ersetzen sind, ist Sebastian Andersson. Er wird regelmäßig vor allem dafür gelobt, wie er die Rolle als „Zielspieler“ für lange Bälle ausfüllt. Aber Andersson ist auf relativ unauffällige Art auch einfach ein Stürmer mit einer sehr stabilen Torquote. Und das nicht erst, seit er bei Union oder in Deutschland spielt, sondern in verschiedenen Ligen und Mannschaften.

Sebastian Andersson
Sebastian Andersson hat in den vergangenen sieben Saison ziemlich konstant alle zwei Spiele ein Tor geschossen. Screenshot: fbref.com

Andersson ist also sehr wertvoll für Union, aber nicht absolut unverzichtbar. Obwohl Sebastian Polter nicht ganz so gut wie Andersson lange Bälle behaupten kann, ist er darin doch so gut, dass Union seinen Spielstil auch ohne Andersson durchziehen könnte. Und außerdem gibt es mit Anthony Ujah einen Spieler im Kader, für den die Ausrichtung der Mannschaft nicht grundsätzlich anders sein müsste, um seine Stärken einzubringen. Dazu könnte Union etwa die langen Bälle eher auf die Flügel spielen und Ujah bei Läufen in den Strafraum einsetzen. Die BZ schreibt darüber, dass Ujah gern mehr von Anfang an spielen würde.

Ähnlich, oder noch etwas offener, ist die Konstellation in der Abwehr. Da ist Marvin Friedrich der Spieler, der am konstantesten Leistungen auf hohem Niveau zeigt. Aber nicht Friedrich, sondern Keven Schlotterbeck ist der bisher auffälligste Abwehrspieler bei Union. Und das vor allem, weil er der einzige primär spielstarke Innenverteidiger im Kader ist. Aber ein spielstarker Innenverteidiger macht Union zwar besser, ist in vielen Spielen aber auch nicht unbedingt notwendig. Und für zentrale Abwehrspieler, deren Stärken anderswo liegen, gibt es mit Michael Parensen und eventuell wieder Florian Hübner mindestens bis zu Innenverteidiger Nummer 5 im Kader ordentliche Alternativen. (Beim RBB gibt es ein Interview mit Neven Subotic.)

Etwas anders ist die Situation im zentralen Mittelfeld. Dort hat Union bisher schon gezeigt, dass der Kader eine gewisse Tiefe und Ausfall-Resistenz hat. Denn das Grischa Prömel nur zwei Spiele machen konnte, ist eigentlich eine kleine Katastrophe, die Union in erster Linie mit Robert Andrich und Christian Gentner aber sehr gut kompensiert hat – das zentrale Mittelfeld ist in seiner defensiven Stabilität eine der Stärken der Mannschaft.

Natürlich wird das Spiel gegen Gladbach am Wochenende der Test, ob das auch ohne Andrich noch funktioniert. Spannend wird dabei vor allem, ob ein oder zwei Spieler (zum Beispiel Felix Kroos und Manuel Schmiedebach) Andrich ersetzen sollen. Für diese Lösung spricht, dass keiner der zur Verfügung stehenden Spieler allein Andrichs Aktionsradius abdecken kann.

Grüße gehen an dieser Stelle an das Blog Zerstreuung-Fußball, der mich gestern mit diesem Beitrag auf einige der Ideen hier gebracht hat (und der es durchaus verdient, ein paar Euro für Serverkosten und ein Sky-Abo zugeworfen zu bekommen).

Und sonst so

Einen Schiedsrichter-Streik, wie vor ein paar Wochen in Berlin, gibt es nun auch in Köln (WDR).

Und der Berliner Fußball Verband passt seine Regularien an, um sicherzustellen, dass auch trans- und intersexuelle Menschen Zugang zum Fußball haben.


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23 Kommentare zu “Unions Kader ist ausgeglichener, als man von einem Aufsteiger erwarten kann

  1. Mike Tambach

    Hallo,
    heute wurde jeweils auf der Twitter Seite von „Und niemals vergessen…“ & „Sebastian Fiebrig“, jeweils eine Kaffeetasse gepostet. Nun meine Frage, kann man diese käuflich erwerben?

    Gruß Mike

  2. @ Daniel: super, danke für den Link, habe gleich mal was dort bestellt!

  3. Ergänzung: vielleicht solltet ihr oben im Menü den Link als Auswahlpunkt „Shop“ hinzufügen? ich habe das zwar immer mal gelesen aber leider nicht sofort ein Lesezeichen gesetzt.

  4. Mike Tambach

    Hallo Herr Roßbach,
    noch eine kleine Nachfrage, Herr Fiebrig’s Tasse hat welchen Farbton (weiß)? Oder wirkt sie nur so dunkel durch den Lichteinfall? Die Darstellungen auf der Produktseite, sind nicht so gelungen.

    Gruß Mike

    • Die sind grundsätzlich weiß. Scheinbar hat spreadshirt ein paar Darstellungsprobleme, in manchen Browsern funktioniert es besser in manchen schlechter.

  5. Mike Tambach

    Recht herzlichen Dank Herr Roßbach & eine schöne Woche.

  6. irgendwelche vorhersagen irgendwelcher 538 / 0815-seiten zeigen REIN GAR NICHTS,
    wie die vor-vorhersage eindrücklich beweist.

    ob wir den klassenerhalt tatsächlich schaffen – dass dieser möglich ist, davon ging von beginn an jeder unioner aus – hängt von vielen faktoren ab.

    insbesondere vom willen, der fitness, der steigerungsfähigkeit und der qualität unserer spieler, ihrer verschonung von verletzungen sowie der kompetenz (und manchmal auch des glücklichen händchens) unserer trainer und betreuer basierend auf einer stabilen und wachsenden finanziellen ausstattung unseres klubs.

    absolut nicht jedoch von „berechnungen / einschätzungen“ irgendwelcher notorisch trash-news-produzierender, kaffeesatzleserei betreibend wichtigtuerisch daherkommender bullshit-blogs.

  7. Menschen, die freiwillig etwas lesen, das sie für Quatsch halten, werde ich nie verstehen. Mir wäre ja die Zeit zu schade.

  8. herzlichen Dank an euch vom Textilvergehen und vorallem was die Auswertung von Statistiken angeht an Daniel für eure Mühe!

  9. du kannst nicht verstehen, dass ich inhalte lesen muss, um diese zu bewerten?
    versteh ick nich…

    ich halte ja nicht roberts einschätzungen per se für quatsch (oft ganz im gegenteil!), sondern eben genau, wie geschrieben, solchen statistikmüll.

  10. korrektur:

    daniels einschätzungen

  11. @mo aber sofern Du ein Blog für Dich persönlich längst als „notorisch trash-news-produzierender, kaffeesatzleserei betreibend wichtigtuerisch daherkommender bullshit-blog“ einsortiert hast, dann hat die Bewertung doch schon stattgefunden?! Ich mein – ein einfaches „ich interessiere mich nicht für Statistiken, weil ich sie im Fußballkontext für Quatsch halte“ hätte ja vielleicht gereicht? Oder wir sind verschiedener Meinung darüber, was „ein Blog“ ist. Also: Textilvergehen ist ein Blog, als Ganzes, mit allen seinen Beiträgen. Und ja, wir machen das mit dem Kaffeesatz. Schon immer, wie eigentlich alle, die jemals irgendwas über Fußball geschrieben haben. Aber ob wir den Kaffeesatz jetzt Mentalität, Körpersprache, Teamgeist oder Torquote nennen: Das macht null Unterschied. Das ist ja das unterhaltsame daran. Alle bringen ihren Theorien und Begründungsmodelle mit, und dann gewinnste 3:1 gegen Dortmund. Aber nicht in Augsburg.

  12. nö…ick finde solche seiten bullshit – nicht den blog textilvergehen.

    wie kann man nur darauf kommen, ich würde textilvergehen schlechtreden wollen?
    ich hab doch oft genug und gerne geschrieben, wie gut und wertvoll ich textilvergehen finde und mich immer wieder bedankt für tolle arbeit.

    aber soll ich jetzt jedesmal, wenn ich z. b. die basis eines artikels blöd finde, die schnauze halten oder aber mindestens stets ein vorauseilendes dankbarkeitsmantra vorausschicken, wenn ich etwas beitragen möchte, das – wie ich mir denken kann – gut möglich oder wahrscheinlich kontrovers aufgenommen wird von machern und lesern?

    • @mo ich hab gar kein Problem mit deiner Kritik und hab dich was den bullshit betrifft auch richtig verstanden.

      Du kannst natürlich gerne sagen, wenn du etwas Quatsch findest. In dem Fall würde ich dir halt nur nicht zustimmen. Denn dass sich die Vorhersage geändert hat zeigt ja zb nur, dass einer der unwahrscheinlicheren Fälle eingetreten ist.

      Vor allem war das aber auch nur eine Illustration für die Entwicklung der letzten Spieltage, die mit dem restlichen Inhalt gar nicht so viel zu tun hat.

  13. Mo, Du machst es einem nicht einfach.
    Dich zu verstehen, zum Beispiel.
    Ich glaube aber, ich hab´s jetzt :)

    (Und selbstverständlich muss man nicht erstmal loben, bevor man kritisiert, und kritisiert wurde hier schon immer, das soll auch so bleiben. Ich glaube aber wirklich, dass Prognosen, egal worauf gestützt, jederzeit widerlegbar und deshalb immer mühelos anzuzweifeln sind. Deshalb passt Deine Kritik auf jede Prognose, aber eben auch auf die Prognosen, die aus den Faktoren abgeleitet sind, die Du nennst. Es bleibt halt immer Mutmaßung.)

  14. danke @daniel!
    so schwer kann es also dann doch nicht gewesen sein, @steffi, meinen AUF DIE GRUNDLAGE des artikels bezogene aussage richtig einzuordnen.

    und selbstverständlich kannst du, kann jeder das anders sehen als ich!

    es ist doch sinn einer kommentarfunktion (gerne auch um verdientes lob und anerkennung zu zollen! :-) ) , sich mit beiträgen auseinanderzusetzen.

    oder…??

    okay…ich hoffe, das grobe missverständnis, ich wollte hier textilvergehen verreißen, ist nun vom tisch.

  15. Maria Draghi

    Ich sach ma nix zum Thema :-)))

    oder doch: Was nichts kostet… Und heutzutage kostet es fast nichts mehr, irgendwas zu irgendwem statistisch in Beziehung zu setzen (egal wie sinnvoll das sein mag). Und es kostet auch fast nichts, die daraus gewonnenen „Erkenntnisse“ von einer Software in einen Text umwandeln zu lassen.

    Es kostet nichts mehr, mit wenig oder Null Inhalt die Netze zu fluten. Alle, die unter 20 Jahren sind, kennen nur noch solche „heiße Luft in großen Tüten“. Die Älteren haben ihren Teil zu dieser Entwicklung beigetragen, weil sie 20 Jahre lang tatsächlich gedacht haben, gute Informationen dürften nichts kosten. Aber jetzt kriegt man den Senf nicht mehr in die Tube.

  16. „Was nichts kostet, ist nichts wert“ ist nicht nur ein irreführend wiedergegebenes Sprichwort, sondern auch in seiner Eigenschaft als Urteil a priori kompletter Unsinn. Gerade jemand, der sich als Internet Handle zumindest hier Mario Draghi, bzw. entsprechende Abwandlungen, gegeben hat, sollte doch das Konzept von „Wert“ ein bisschen tiefschürfender begreifen. Auch die Verquickung von Kosten und Qualität einer Ware bzw. einer Dienstleistung ist an guten Tagen unsinnig und an schlechten mind. grob fahrlässig hinsichtlich der eigenen Glaubwürdigkeit in meinen Augen.

    Oder willst Du generelle Werturteile über Dienstleistungen fällen, die den Endverbraucher direkt nichts kosten? Ist Dein Denken hinsichtlich potentieller Geschäftsmodelle etwa so eindimensional?

  17. Mal so nebenbei
    Wir reden und lesen über Fußball.
    Da ist Kritik und andere Meinung gefragt.
    Aber es ist „nur“ ein Spiel.

    Umso Anerkennenswerter ist die Arbeit, die alle Beteiligten in Textilvergehen stecken.
    Dafür gebührt Dank.

    U.N.V.E.U

  18. Gerade diesen kostenlosen Blog sollte man in seiner Arbeit nicht lenken wollen. Ich finde das anmaßend. Es mag jeder davon halten, was er möchte und es für gut bzw. mehrwertig halten oder eben nicht. Aber diese Diktatur oder Zensur nervt mich.

    Im Übrigen haben wir wohl seit der Amtsniederlegung vom EZB Präsidenten eine Maria ;o)

  19. @ Andy und alle: finde ich auch, wie schon geschrieben machen ALLE hier eine gute und wichtige Arbeit und das in ihrer Freizeit, ich versteh schon dass manche Dinge die so im WWW geschrieben werden einem auf die Nerven gehen, aber „dont schlage the Überbringer“ :-) und: es ist klar dass wir spätestens seit dem Aufstieg unter verschärfter Beobachtung stehen und da so mancher Beitrag etwas merkwürdig ist, das stört mich meist gar nicht, nur wenn es bewusst gegen uns geht (wie bei eineigen Beiträgen bei Bild, BZ und auch Tagesspiegel), wichtig ist das WIR wissen was wir wollen und wie besonders das alles ist, Also nochmal danke an Steffi, Sebastian, Daniel und alle anderen vom Textilvergehen U.N.V.E.U.!

  20. Maria Draghi

    Niemand will den Überbringer schlagen; ich für meinen Teil wäre schon ganz zufrieden, wenn schlicht weniger „Nachrichten“ überbracht werden. Denn vieles was so veröffentlicht wird, ist bei Lichte betrachtet oberflächliches und entbehrliches Geblubber. Das Textilvergehen schadet vor allem sich selbst, wenn man allzu viele dieser Seifenblasen einfach übernimmt.

    Ich will mal ein Beispiel bringen. Es gab (gibt wahrscheinlich immer noch) eine Seite, wo statische Platzierungs-Wahrscheinlichkeiten für eine bestimmte Liga für das Saisonende prognostiziert werden. Wenn man die dort genannten Wahrscheinlichkeiten über ein paar Spiele verfolgt hat, konnte man schnell erkennen, dass dahinter reine Trendfolgealgorithmen steckten. Sprich: Wenn eine Mannschaft gewonnen hat, stiegen deren Wahrscheinlichkeiten (und vice versa). Ganz ehrlich: Dafür braucht niemand eine (scheinbar wissenschaftliche) Statistik um zu wissen, dass eine Mannschaft am Ende der Saison umso besser dastehen wird, je mehr Spiele sie gewinnt.
    Funfacts im Gewand von Hardfacts. Braucht niemand.

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