Blog State of the Union

Wir hätten die Größten sein können, haben uns aber selbst kleiner gemacht

Das kleine Kind auf dem Arm. Die andere Hand zur Faust geballt. So standen wir an der Anzeigetafel da, als die Mannschaft vor der Waldseite zusammenkam. „Stadtmeister, Stadtmeister, Berlins Nummer 1“, singen wir. In dem Moment ist fast alles wieder in Ordnung gewesen.

Es gab wahnsinnig tolle Momente an diesem Tag. Es fing mit einer Choreo an, die einfach nur sensationell war und großartig aussah. Wumme spielte vorher Musik, die genau machte, dass die Leute locker wurden. Denn entspannt waren wir alle nicht vor der Partie. Und ehrlich gesagt geht es mir immer noch in jedem Bundesligaspiel so, dass ich am Anfang mitzähle, wie viele Minuten Union ohne Gegentor bleibt. 1 Minute, 2 Minuten, 5 Minuten. Irgendwann ist mir dann klar, dass wir ja in derselben Liga spielen und das Team von Urs Fischer mitspielen kann. So war es im Spiel gegen Hertha auch. Da waren es die beiden Torchancen zu Beginn, die mich fußballerisch in diese Partie hineinholten. Und ich war beeindruckt, wie viel Entwicklung wir beim Team schon sehen. Es befreit sich immer öfter spielerisch aus der Abwehr.

Gestern war auch zu sehen, dass wirklich keine der beiden Mannschaften einen Fehler machen oder auch nur ein Fitzelchen Raum preisgeben wollte. Das dürfte es für die Fernsehzuschauer nicht unbedingt zu einem Leckerbissen gemacht haben. Aber das ist ein Gedanke, der mir eigentlich fern ist. Denn für Union geht es nur darum, jeden möglichen Punkt zu holen. Egal wie.

Der Elfmeter

Ich war im Stadion überrascht, dass Schiedsrichter Deniz Aytekin auf den Elfmeterpunkt zeigte. Das lag einerseits an meinem Blickwinkel, der keine ideale Sicht bot und andererseits daran, dass ich wie alle vor allem die Augen auf den Ball hatte. Mit den Fernsehbildern war dann deutlich, dass Dedrick Boyata mit einer Grätsche Christian Gentner vollkommen abräumt. Wir betreten hier das Reich der gefühlten Fußball-Regeln. Eine davon lautet: Wenn der Stürmer zum Abschluss kommt und dann umgehauen wird, gibt es keinen Elfmeter. Richtig dagegen ist: Der Abschluss spielt dafür überhaupt keine Rolle. Es kann auch ein Foul sein, bei dem der Ball nicht einmal in der Nähe ist. Einziges Kriterium: Der Ball muss im Spiel sein. Sehr gut konnten wir diesen Widerspruch zwischen gefühlter und echter Fußballregel gestern Abend im Aktuellen Sportstudio beim Gespräch zwischen Michael Preetz und Oliver Ruhnert sehen, in dem Unions Manager regelfester erschien.

Sebastian Polter behauptete danach, dass er den Elfmeter schlecht geschossen habe. Und beim Anblick der Bilder muss ich sagen, dass Unions Angreifer recht hat. Aber darüber wird ja nur diskutiert, wenn der Ball nicht reingeht. So konnten wir alle ausflippen. Auch die Mannschaft. Gerade durch die Minuten, die vergingen, bis per Video die Szene vor und zurück gecheckt wurde, haben den Druck noch einmal erhöht, der sich dann entlud.

Danach: „Stadtmeister, Stadtmeister, Berlins Nummer 1!“

Wir könnten lange darüber reden, wie sehr Sebastian Polter diese Treffer gut tun. Ich gönne es ihm vom Herzen. Irgendwie ist er für mich der Spieler, der Unions Reise durch die Bundesliga symbolisiert. Union will sich festbeißen, wird aber von allen als sicherer Absteiger gehandelt. Sebastian Polter will sich in die Startelf kämpfen und  wird ständig gefragt, ob er nicht im Winter wechseln wird. Und so wie Union jeder Sieg mehr das Selbstvertrauen gibt, in dieser Liga einen Platz zu haben, gibt hoffentlich jedes Tor (egal, ob Elfmeter oder anders) Sebastian Polter das Zutrauen, dass er in diese Bundesliga-Mannschaft gehört.

Hier die Berliner Medien zum Spiel:

Die vielen roten Linien, die überschritten wurden

Fange wir mit dem offensichtlichsten an. Es wurden aus dem Gästeblock konstant von Beginn Pyro in andere Stadionbereiche abgefeuert. Das verlässt den Pyro-Konsens, der lautet, dass Pyro niemals die Hand verlässt. Böller und Raketen sind sowieso geächtet. Ich möchte nicht den gesamten Gästeblock dafür in Haftung nehmen. Aber ich möchte, dass diejenigen, die das beim Spiel gemacht haben, der Blitz beim Scheißen trifft. Mich hat das regelrecht fassungslos gemacht. Fassungsloser war ich nur noch, als im oben erwähnten Sportstudio-Gespräch Herthas Manager Michael Preetz tatsächlich behauptete, dass von beiden Fanlagern Raketen geschossen wurden. Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass mindestens eine Fackel von der Waldseite auf den Rasen geworfen wurde. Was das für die Menschen bedeutet, die da unten hinter der Werbebande stehen und arbeiten, wird Steffi heute Abend im Podcast sicher erzählen. Denn die können da nicht einfach weg.

Kommen wir zur nächsten roten Linie. Nach „Niemand wirft irgendetwas auf das Spielfeld“ gibt es auch zurecht die Regel „Niemand betritt das Spielfeld“. Ich weiß nicht, was genau sich die Vermummten dabei dachten, als sie nach Schlusspfiff vom Zaun in den Innenraum gingen, um sich vermutlich Richtung Gästeblock aufzumachen. Wir wollten den Derbysieg feiern. Und mir blieb beinahe die Spucke weg, als Rafal Gikiewicz mit seinem Laserblick auf sie zu rannte.

Schaue ich mir sein Gegenüber an, hat es für mich den Eindruck, dass da nicht viel gefehlt hat und wir hätten eine Schlägerei zwischen einem Union-Anhänger und einem Spieler erlebt. Mir fehlen die Worte dafür. Das ist einer der schönsten Momente der Union-Geschichte. Es gibt erstmals das Derby in der Bundesliga gegen Hertha BSC. Es gibt erstmals einen Heimsieg im Derby. Und dann hat man nichts anderes zu tun, als sich kloppen zu wollen.

Respekt an Rafal Gikiewicz und das Team für das beherzte Eingreifen, dass meiner Einschätzung nach auch die Vermummten vor schlimmeren Konsequenzen bewahrt hat. Ich glaube nicht, dass sie unerkannt aus dem Stadion gekommen wären, hätten sie wirklich Richtung Gästeblock laufen können. Da können sich ein paar Leute mal heimlich beim Torhüter und der Mannschaft bedanken, wenn sie demnächst noch das Stadion betreten dürfen. Auch hier noch einmal der Zusatz: Das war eine wahnsinnig gefährliche Situation für die vielen Leute, die hinter der Bande bei Union arbeiten. Solche Aktionen gefährden unser Stadionerlebnis, denn laut, steil und nah gibt es nur, wenn niemand die roten Linien übertritt.

https://twitter.com/JensWeinreich/status/1190717681416245248

Nächste rote Linie: Schwulenfeindliche Sprüche. Ich habe es im Stadion nicht sehen können, aber es kotzt mich an, wenn ich so etwas sehe. Erst recht von den eigenen Anhängern. Das ist eine Schande und dafür gibt es auch keine Entschuldigung. Denkt mal darüber nach, wie das auf homosexuelle Anhänger von Union wirkt.

Und diese drei überschrittenen roten Linien haben mir ein bisschen die Freude genommen. Nicht über den Sieg an sich. Aber ich habe schon weit bedeutungslosere Siege und erst manch hohe Niederlage euphorischer im Stadion gefeiert als gestern. Und ich habe schon sehr lange nicht meine Kinder nach dem Spiel sehr nahe bei mir gehabt und darauf geachtet, wo wir lang gehen und wer da noch alles auf der Straße ist. Das brauche ich nicht.

Ich brauche auch nicht diese Kleinmacherei vor dem Gegner, indem er noch mit Gesängen bedacht wird. Ich brauche nicht das Präsentieren von gestohlenen Sachen des Gegners (was bei Lichte betrachtet meist als Raub eingestuft wird und damit überhaupt kein Kavaliersdelikt ist). Ich hatte das Gefühl, dass wenige Anhänger von beiden Seiten dieses Derby zu einem (Vorischt, Boulevard-Wort) Hassgipfel aufbauen und inszenieren wollten. Es wäre viel besser gewesen, das an sich abperlen zu lassen, die eigene Mannschaft zu unterstützen und zu feiern. Denn nach dem Sieg hatten wir alle das Recht, uns wie die Größten zu fühlen. Leider haben wir uns kleiner gemacht.

Der Vollständigkeit halber hier die Medienberichte über Pyro, Platz betreten und so weiter:

BBC-Beitrag über Union

Wer noch etwas Schönes sehen will, kann sich diesen zehnminütigen Beitrag der BBC anschauen:


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72 Kommentare zu “Wir hätten die Größten sein können, haben uns aber selbst kleiner gemacht

  1. Andi der Kroate

    Du sprichst mir wieder so aus dem Herzen! Mehr kann ich kaum hinzufügen um mein Inneres zu beschreiben!

  2. Wäre der Elfer schlecht geschossen gewesen, hätte ihr der Torwart gehabt – er war ja in der Ecke. Aber er war hart und nicht flach geschossen, und dadurch schwer zu halten. Da muss sich Polti nicht zu sehr in Understatement üben.

    Zur Pyronale und dem (versuchten) Platzsturm ist Sebastian nichts hinzuzufügen. Gut und differenziert zusammengefasst.

  3. Londonkraut

    Danke für den Bericht, der hoffentlich einige Herrschaften mal zum Nachdenken anregt.Infantiles Gehabe und homophoben Mist hätte ich bisher nicht mit Union in Verbindung gebracht, und hoffe, daß so etwas nicht zur Regel wird. Wahrscheinlich spiegelt dies nur die Verrohung des gesamten gesellschaftlichen Diskurses wider. Trotzdem lasse ich mir, als schwuler Unioner, nicht den Spaß versauen und sage Danke an alle, die gegen diese Idiotie vorgehen. Rafa und Co. verdienen eine Medaille!

  4. silberhacke

    wenn lenz so weiter macht, spielt er bald in der nationalmannschaft. nach hinten stabil, nach vorne gefährlich, konstruktiv in der mitte. der moderne spielertyp. sensationell!

    EISERN

  5. Sebastian Arlt

    Sehr guter und differenzierter kommentar was mir durch den kopf geht: warum werden diese vermummten schwachmaten im block der richtigen fans geduldet? Warum wird deren tun billigend (?) in kauf genommen? Wo waren ordner als es zum platzsturm kam? Und anschließend konnte sich der vermummte mob wieder locker in den block zurückbegeben wer solche leute schützt macht sich indirekt gemein mit ihnen weggucken und weghören iist keine lösung

  6. Eigentlich müsste ich heute freudetrunken aus dem Rausch aufwachen, aber ich bin total ernüchtert. Ein so schöner emotionaler Moment für so viele, kaputtgemacht von so wenigen – von beiden Seiten.
    Trotzdem mein größter Respekt an die Mannschaft, die sich vor, während und NACH dem Spiel voll reingehängt hat. Das wichtigste – die drei Punkte sind da, aber trotzdem wünsche ich mir wie Oliver Ruhnert, dass beim nächsten Mal wieder der Fußball mehr im Mittelpunkt steht.

  7. Danke für den Beitrag, du sprichst mir mal wieder aus der Seele.
    Nach nun etwas Abstand auf gestern muss ich sagen, dass ich immer noch fassungslos, sauer und enttäuscht bin über das, was da abseits des Spielfelds passiert ist.
    Zu Union kommen Menschen und Familien wegen der Atmosphäre, wegen des WIR-Gefühls, wegen des Miteinanders.
    Doch das, was da gestern abgegangen ist, hat für mich absolut nichts mehr mit Fußball zu tun.
    Es macht einen einfach nur wütend, wie unfassbar dumm manche Individuen sind – Und das auf beiden Seiten.
    Pyro/Raketen auf Menschen zu schießen ist das Allerletzte, hoffentlich werden die Verantwortlichen hier zur Rechenschaft gezogen. Aber wahrscheinlich muss am Ende nur der Verein die Strafe hierfür zahlen.
    Und auch die Hooligan-Idioten auf unserer Seite (für mich sind das keine Ultras) haben dazu beigetragen, dass die Stimmung und die Freude über den Sieg getrübt wurde. Ich stand direkt neben den „freundlichen“ schwarzen Gestalten und war mir dessen bewusst, dass da noch was kommen würde. Wohl gefühlt habe ich mich nicht.
    Traurig, dass unsere eigenen Spieler für Ordnung sorgen mussten. Das ist also Liebe gegenüber dem Verein?!?! Für mich unverständlich und absolut nicht nachvollziehbar…Derby hin oder her.
    Am Ende des Abends zählt für mich der Sieg, aber das Drumherum und Benehmen Einzelner hinterlässt einen sehr üblen Beigeschmack.

  8. Frank Willmann

    Ganz starker Text, der alles benennt!

  9. Eine vielleicht naive Frage, zu der es möglicherweise ungeschriebene Gesetze gibt: die Capos haben ein Mikro in der Hand und anscheinend einen Draht zu den Personen ganz vorne am Zaun. Wieso wird da nicht zurückgepfiffen, sondern weiter die Stimmung aufgeheizt? Ja, das ist zwar ihre Aufgabe, aber es war schon seltsam zu sehen, dass sich Vermummte mit den eigenen Spielern anlegen und währenddessen einfach weitergemacht wird, als sei nichts.

    Mir ist jedenfalls auch die Spucke weggeblieben.

    @Sebastian (und alle anderen mit Kind): ich kann mir kaum vorstellen, wie beunruhigend so ein Spiel mit Knirps ist und man das nächste mal das Kind noch mitnimmt. Sehr schade.

    • @silvan Im Stadion hatte ich keine Angst oder Befürchtungen. Die Leuchtgeschosse waren zu weit weg von uns. Aber wer wie ich früher mit Kind in Sektor 4 war, dürfte das ganz anders wahrgenommen haben. Es war vor allem der Rückweg nach Hause, der anders war. Ich habe meinem großen Kind, das noch Party machen gegangen ist, den roten Fischerhut abgenommen und gesagt „Sicher ist sicher.“ Und das kleine Kind hatte ich immer an der Hand für den Fall, das irgendwas passiert. Wir waren einfach vorsichtiger.

  10. Es ist schon vieles (durchaus richtig) gesagt – kleine Ergänzung von der dpa:

    Leuchtraketen, Vermummte und ein später Held: Die fünf Derby-Szenen

    […]

  11. Bernd Mentjes

    Großartiger Text. Danke!

  12. Ich finde es nicht Schwulenfeindlich, denn Analverkehr ist nicht nur für Männer reserviert.
    Die „Gäste“ habe ich gefragt, was das soll – ob sie die alte Freundschaft in die Spree kippen wollen. Ich erntete nur höhnisches Lachen von Hirntoten. Mehr als 60 Hohenschönhausener sollen dabei gewesen sein. Wird Zeit, dass dieser Club sich auflöst.

    Ansonsten: Stadtmeister!!!

  13. um das mal hier klar zustellen da es in den Kommentaren auftaucht. Ali und Voss haben beide versucht auf die Maskierten einzuwirken. Haben sie versucht zu beruhigen usw. allerdings wurde dort 90 Minuten provoziert und am ende waren es 10 ungsche Übermotivierte die über den Zaun gesprungen sind und sich dort auch relativ schnell haben beruhigen lassen. Klar ist das Verhalten falsch ABER man muss es auch nicht überzogen schlimm darstellen.

  14. Auf den Punkt. Danke!!

  15. Nö, das war nicht mal annähernd eine drohende Prügelei zwischen den Vermummten und den Spielern. Die Spieler haben souverän und deutlich klar gemacht was sie von diesem Unfug halten und der Mini-Mob war stante pede abgekühlt – Schluss, aus …

    Wichtig ist, dass man bei allem berechtigten Ärger über diese Idiotie, nicht vergisst, dass diese Scheiße erst NACH dem Spiel stattfand, das mit den Raketen aufs Feld durch die Schlottenburger während des Spiels zu vergleichen ist überkorrekte Selbstkasteiung.

  16. Danke wieder mal für die Einordnung des Ganzen was absolut meinen Gefühlen entspricht! Meine Frau sagte heute früh zu mir, dass es richtig war den Sohn nicht mitzunehmen. Und leider hat sie recht damit gehabt. Ich rege mich gerade auch nur über die Grenzüberschreitungen auf statt den Sieg zu genießen!!

  17. Wie immer auf den Punkt. Ich gehöre zu den Fans auf der Tribünen, welche die Ultras meist in Schutz nehmen, wenn jemand meckert. Aber jetzt frage ich mich, wie die Waldseite es in Zukunft gestalten will. Wie können sie zulassen, dass einige wenige gegen unsere Mannschaft vorgehen. Hier erwarte ich klare Haltung von den führenden Ultra Gruppen und auch Taten.

  18. Danke Sebastian! Du bringst alles auf den Punkt und spiegelst auch mein Gefühl nach dem Spiel wieder. Danke!
    Ein Zusatz noch: laut meiner Frau muss es noch einen zweiten Pyro von Unioner Seite gegeben haben, der aus dem Block geflogen ist. So wurde ihrer Beschreibung nach während der Sky-Übertragung gezeigt, wie ein Sky-Mitarbeiter fast von einem Pyro aus dem Union-Block getroffen wurde. Das will ich mir auf Sky in der Review in der vollen Spiellänge noch verifizieren lassen.
    Wie ich die ganzen Aktionen finde, hast Du ja geschrieben.
    Eisern.

  19. Die 10 Hansel die über den Zaun musste haben ihre Lektion von Rafa bekommen. Mir reicht sein Blick aus 30m Entfernung und indirekt damit ich Gänsehaut bekomme. Aber was auch erwähnt werden muss: es gab direkt die Ansage der Capos und es sind nochmal 3-4 hinterher und haben unsere Idioten eingesammelt. Insofern hat hier zumindest teilweise die Szene „funktioniert“

  20. Also mir ist auch mit jeder abgefeuerten Rakete mehr der Kamm geschwollen. Da wird von der Staatsmacht in Blöcke einmarschiert wegen harmlosen Bannern, aber wenn da jemand seelenruhig eine Leuchtrakete nach der anderen auf Menschen abfeuert passiert gar nix, unfassbar!
    Und da verstehe ich auch Leute die das Gefühl der Ohnmacht befällt und glauben irgendwas machen zu müssen. Aber dann den dümmsten aller Wege zu gehen hat bei mir das Fass echt zum überlaufen gebracht und mir den Abend weitestgehend versaut.
    Aber das was jetzt auf gar keinen Fall passieren darf ist die reflexartige Unterscheidung zwischen guten und schlechten Unionern, den „wahren“ Fans und den „anderen“. Das wäre das Ende unserer Familie. Einer hat Scheiße gebaut und jetzt müssen sich Oma, Opa, Fadda, Mutter und die Gören an einen Tisch setzten und die Sache bequatschen. Und vielleicht muss es auch Konsequenzen geben, aber dann is ooch wieder jut, beim nächsten Geburtstag wird wieder zusammen gefeiert und gesoffen. Ich will nie wieder andere Unioner beschimpfen wollen und schon gar nicht nach nem Derbysieg, Eisern!

  21. Sebastian, deine Fassungslosigkeit und Empörung in aller Ehre. Aber das ist mir alles zu sehr über einen Kamm gebürstet.
    1. Das Spruchband war drüber, ja. Aber auch nicht mehr. Können wir viel besser und haben dies auch bei dem Spiel gezeigt.
    2. 10 Leute sind über den Zaun, als das mit den Signalraketen in Richtung unserer Fans und unserer Spieler gar nicht aufhörte. Früher wären da alle rübergegangen und hätten den Block geräumt. Machen wir nicht mehr. Ja die Jungs sind auf den Platz und das geht nicht. Die Mannschaft hat reagiert und die Jungs zurückgeschickt. Zur Wahrheit gehört, die Jungs haben sich auch wieder zurückschicken lassen. Darüber zu diskutieren, dass einer von uns, einen unserer Spieler schlagen würde… ist bestenfalls gewagt. Fakt ist, die Jungs sind zurück gegangen und am Ende zählen die Fakten und nicht „Aber ich hatte da so ein Gefühl.“ Keiner der Jungs hat zugeschlagen. Fakt.
    3. Dies alles, mit den Signalraketen in die Zuschauer, in einem Atemzug zu nennen ist für mich keine korrekte Bewertung. Vor allem wenn man nicht die ganze Geschichte dahinter erzählt.

    Die Szene des Spiels war für mich nicht Rafas eingreifen, sondern unser Tor gegen die blau weißen Mickmäuse.

    Eisern dein alter Uniongeist.

  22. Dem Beitrag ist kaum etwas hinzuzufügen, vielleicht nur soviel zu unseren „Gästen“ wenn die Verantwortlichen nach dem Spiel nichts besseres zu tun haben als herauszustellen das man ja immernoch mit 1. Punkt vor Union in der Tabelle steht (Covoc) oder das Verhalten des eigenen Anhangs zu relativieren (Preetz) sollter dieser Gernegroß-Verein sich vielleicht mal selbst hinterfragen was bei denen eigendlich schief läuft, der Fisch stinkt immer erst am Kopf. Da muß man sich über den Anhang dann nicht mehr wundern.
    p.s. also so schlecht war der Elfer nicht geschossen, Torwart dran und trotzdem drin, alles gut.

  23. silberhacke

    marvin friedrich ist auch der absolute hammer!

    EISERN

  24. @wenti @Cartman: Danke für die Info mit den Ansagen der Capos! Habe ich von weiter oben nicht wahrgenommen.

  25. Ich glaube unsere Ultras entfernen sich langsam von dem größten Teil der Fans… Es hätte nur noch gefehlt dieser vermummte Feigling hätte Rafa eine aufs Maul gegeben. Es ist echt peinlich gewesen. Schämt Euch!

  26. Ja und nein. Denn die Empörung sollte mit Selbstreflektion gepaart sein: Wir haben Idioten bei Union, wir hatten diese schon immer. Das ist nicht neu, das kommt nicht überraschend. Außer, man hat Union romantisiert. Dann kann man solch einen überraschten Text schreiben.

  27. Danke, danke für diesen Text, er macht mir wieder etwas Mut.
    Gestern hatte ich Mitte der 2.HZ tatsächlich die Lust an diesem Derby verloren.
    So einen Scheiß braucht wirklich keiner — das hat nichts mit FUSSBALL PUR zu tun.
    Schade, dass die Unsrigen auch ihren Beitrag geleistet haben, so dass es überall heißt: „Fans von beiden Seiten …“.
    Rolf

  28. silberhacke

    wir müssen ein bisschen aufpassen, dass wir nicht der verein werden, den man als gastfan besucht, um mal richtig die sau rauszulassen. bisher haben alle gegner bei uns was abgebrannt, und es hat an heftigkeit zugenommen. jetzt kann man das natürlich als kompliment begrüßen oder als willkommenheißungsgeste in der liga ansehen. worauf ich aber überhaupt keinen bock habe, ist, dass unser begriff der fußballkultur mißbraucht oder karikiert wird, und wir zu so einer art disneyland der 1.fußballbundesliga verkommen. und das betrifft dann schlussendlich alle beteiligten – gäste, wie auch die eigenen fans.

    EISERN

  29. eisernen dank, @sebastian!

  30. Der Text wie von anderen schon benannt auf dem Punkt und beschreibt auch mein Erlebnis im Stadion.
    Leider haben die blauen mir/uns mit Ihren Provokationen über die gesamte Spielzeit das Stadionerlebnis versaut. Im Nachgang verstärkt , habe dass noch 2 weitere Fakten.
    Das die Verantwortlichen wie Herr Pretz sich hinstellen und tatsächlich wider den Tatsachen auf unserer Seite, nach der Mega Choreo, den Anfang sehen, ist zu viel und hat mit sportlicher Rivalität nicht zu tun.
    Das Zweite war, dass deutlich nach dem Spiel auf dem Schlossplatz etwa 20 Schwarze mit Schmähgesangen gegen Union auftauchen und sich nur prügeln wollten. Wobei einer davon einen Rollkoffer dabei hatte, was dort drin war, mag sich jeder denkei. Die kleine Brauerei und die umliegenden Lokaliten standen ohne sich provozieren zu lassen. STARK und EISERN.
    Warum kann es nicht einfach Fussball bleiben?

    U.N.V.E.U

  31. Dieser Preetz-Cyborg (halb Funktionärsbot, halb Bullshitsprachausgabe) fand Herthas Abschlusstraining also „stimmungsvoll“, da würde ja nur per Transpi eine Menschenjagd angekündigt… Der Typ ist ein derart stumpfer Schmock und Fussballnixchecker, unfassbar. Möge er Hertha noch lange erhalten bleiben.

  32. Martin Tetzlaff

    Kommando zurück: Pyro, der fast einen Sky-Mann traf, kam NICHT von der Waldseite.

    Dennoch flog einer aus dem Union-Block. Scheisse genug. Traurig, dass am Abend Unioner Stein und Bein behaupteten es wäre von uns nix geflogen.

    Mich persönlich nervt diese paramilitärisches Auftreten einiger „Fans“. Ganz in Schwarz, als Armee auftretend und sich dann vermummen?!?

    Dass diese Typen dann singen beim VAR „Ihr macht unseren Sport kaputt!“ ist absurd. Ausschreitungen wie gestern machen unseren Sport kaputt.

  33. Also erst einmal kann auch ich bestätigen, das die Capos immer wieder den vermummten zugerufen haben, ruhig zu bleiben.

    Und das mit dem Banner geht bei aller Abneigung überhaupt nicht.

    Leider finde ich es etwas übertrieben dargestellt, wenn man schreibt das nicht viel gefehlt hat, dass die Vermummten gegen die eigene Mannschaft austeilen würden. Das was ich da in dem Moment gesehen habe, war dass der vermummte sehr aufgebracht mit Rafal diskutiert hat.

    Und auch so waren sie sehr schnell zurück im Block und ganz ehrlich vor 15 Jahren wären diese Personen und evtl. auch viele andere, schon während der Spielunterbrechung und der ersten Raketen in Richtung Union Seite unterwegs zum Gästeblock gewesen.

    Ansonsten wird es solche Leute auch immer bei Union geben, denn im Fußball behauptet man ja immer mit etwas Stolz, der Querschnitt der Gesellschaft zu sein und in einer Gesellschaft existieren auch immer Personen, die leichter zu provozieren sind und einen ausgeprägten Hang zur Aggressivität haben.

    Eisern

  34. danke für den Text! Sebastian!
    Hab ich heute nach dem Frühstück gebraucht!
    Über die Wertigkeit bestimmter „Vergehen“ werden leider wieder die „Gerichte“ urteilen!
    Bestimmte (Nicht)Vorgehensweisen von „Ordnungskräften“ besonders bei „Dauervergehen“ erschließen sich mir nicht!
    Zumal die ja direkt darüber sitzen und zuschauen!?
    u.n.v.e.u.

  35. Einpaar Fragen: Eine Gruppe von etwa 30 Ultras hatte sich im Union-Block auf der Waldseite mit weißen und rot-weißen Tüchern die Gesichter vermummt. Von Spielbeginn an hatte sie dort wie zur Drohung gestanden, und man fragte sich, warum dagegen eigentlich niemand etwas unternahm. Angesichts des Gästeblocks fragt man sich außerdem, wem Hertha die wenigen Karten gibt und was sie sich dabei gedacht hatte. Auch konnte man sich dann wundern, wie eine derart große Zahl von Leuchtraketen bei den Hertha-Fans und Pyrofackeln (in beiden Lagern) bei der Kontrolle übersehen werden konnten.

  36. Einfach klasse analysiert und emotional aufgeschrieben! Stadtmeister!

  37. dank @silberhacke für diese wichtigen gedanken!

    mit grausen habe ich gerade daran gedacht, dass es bei dfb/dfl mit sicherheit kreise gibt, die nur zu gern an union ein exempel statuierem würden.
    man wird in frankfurt nie vergesses, wie union immer wieder auch offiziell gegen den stachel löckte.

    (wobei ich die pyro-appeasementpolitik unserer verantwortlichen stets abgelehnt habe – allein schon deshalb, weil es mich ärgert, dass immer wieder zehntausende euro auch unserer mitbliedsbeiträge abgefackelt werden.)

    man stelle sich vor, wir würden mit einem punktabzug bestraft werden!
    je mehr ich darüber nachdenke, so wahrscheinlich scheint mir, dass die ligabarone sich diese chance nicht entgehen lassen möchten, uns zu maßregeln und zu demütigen.

  38. „Hufeisentheorie“ beim Textilvergehen. Die Herthafans haben Menschen gefährdet, Spruchband und ein paar Blödmänner aus dem Unionblock nicht, nichtmal das Zeigen der Beutestücke.

  39. Sportanwalt

    Gratulation zur Stadtmeisterschaft an den ganzen Verein! Der Union-Wahnsinn geht weiter!!!

    Auch ich war gestern wieder mit meinem Sohn in der Alten Försterei, obwohl in der Woche vor dem Spiel schon zu lesen und zu hören war, dass sich die Ultras beider Clubs -warum auch immer- eine Fehde liefern, die über das „normale“ Maß -was immer das ist- hinauszugehen scheint. Ich war mir jedoch sehr sicher, dass diese Auseinandersetzung weder im noch im direkten Umfeld des Stadions ausgetragen werden wird.

    Leider wurden wir eines Schlechteren belehrt.

    Ich verstehe wie u.a. auch @Dennis nicht, dass die Polizei zum Teil wegen Bagatellen Fanblocks stürmt, dass es aber gestern über 90 Minuten nicht möglich war, die Kriminellen mit der Leuchtraketen-Pistole und die Pyro-Werfer dingfest zu machen. Da gebe ich allen direkt Beteiligten eine Mitverantwortung: den Menschen im Block, die den/die Täter gesehen haben, aber nichts dagegen unternommen haben, aber auch dem Ordnungsdienst und der Polizei, die nicht eingeschritten sind.

    Selbst als diese Idioten Union-Devotionalen im Block angezündet haben und ein ziemlich großes Feuer entstand, ließ man sie weiterhin gewähren.

    Wie kann das sein?

    Ich befürchte, es war ein Lehrstück der Art „Seht Ihr was passiert, wenn die Polizei nicht präsent ist.“

    Es ist einfach zum Kotzen. Es ist nämlich eben nicht die Regel, dass es so abläuft und eskaliert. Es ist die REGEL, dass ein Fußballspiel und sogar ein Derby emotional und ggf. mit Pyrotechnik (in der Hand) und mit wilden Gesängen abläuft, aber GEWALTFREI. Und so lieben wir das Stadionerlebnis.

    Wenn es jedoch in einem konkreten Fall Hinweise gibt, dass es wohl zu Gewalt bzw. zu kriminellen Handlungen kommen wird, muss die Polizei zur Gefahrenabwehr präventiv Präsenz zeigen. Und ich verstehe nicht, dass die Fanbeauftragten beider Vereine in diesem Fall nicht selbst darauf hingewirkt haben.

    Wir standen Nähe Waldseite, so dass mein Sohn in diesem Fall keine Angst haben musste, aber es war eben nur Glück. Die Sicherheit war gestern nicht gewährleistet und das wegen ein paar Idioten. Und alle anderen Unbeteiligten müssen darunter leiden und werden von den meisten Medien in den Topf der Fußball- und Fan-Chaoten geworfen. In dieser Hinsicht war das gestern ein trauriger Tag für den „Live-Fußbal“l in Berlin und in Deutschland.

  40. Danke für den sehr guten Kommentar, Sebastian. Die Fackel, die aus unserem Block geflogen ist, habe ich während des Spiels nicht bemerkt, danke für diese Info. Ich habe tatsächlich Hoffnung, dass zumindest unsere Szene lernfähig ist und sich nicht zu einer Eskalation verleiten lässt. Dennoch: auch meine Stimmung ist nachhaltig versaut – allerdings vor allem wegen dem Verhalten des Gästeblocks…

  41. Der Text ist soweit in Ordnung. Auch wenn mal wieder alles aus der Ferne betrachtet wurde und aus einer anderen Fankultur kommt.

    Und bitte an andere User die hier kommentieren, lasst es doch sein Sachen zu schreiben die nicht den Tatsachen entsprechen. Sowas hilft auch keinem weiter. Unserem Verein schon gar nicht. Von Sek2 kann ich auch nicht beurteilen was in anderen Sek passiert.

    Bei uns ist es sehr ruhig geblieben, trotz der über 90min. langen Provokationen seitens der Herthaner. Und unsere Capos haben deeskalierend auf unsere Jungs eingewirkt. Da muss auch nichts mehr im Nachhinein besprochen werden. Es ist von unserer Seite souverän gehandelt worden.

  42. Super geschrieben, genau meine Gedanken. Ich denke, jetzt ist es an der Zeit, daß die Ultraszene klar Stellung zu den Aktionen derer bezieht, die Zäune überwanden, egal ob beim Einlaß, um sich der Kontrollen zu entziehen, oder nach dem Spiel die Maskierten… Da gibt’s keine Ausreden. Ansonsten der Choreos einfach Wahnsinn, super. Eisern ?

  43. @maeander: Pyro wird von den Verantwortlichen geduldet. Aber natürlich nur so verantwortungsvoll wie wir das immer machen. Vielleicht einfach mal selbst im Sek2 sich ein bild davon machen. Gehört zu unserer Fankultur. Andernfalls, es gibt auch viele andere Vereine. Vielleicht passt da ein anderer besser zu dir.

  44. Sebastian,

    dein Kommentar ist 100% auf den Punkt. Ich hab mich bei einem Unionspiel noch nie unwohl gefühlt – gestern schon. Und das nicht nur wegen der Hertha-Raketen.

    Das schwulenfeindliche Banner (und, ja, das ist schwulenfeindlich, auch wenn Analverkehr, wie hier jemand spitzfindig anmerkt, nicht auf Schwule beschränkt ist) habe ich selbst gestern nicht sehen können, wenn ja, hätte mir das echt schon gereicht. Dadurch hätte ich mich aber noch nicht bedroht gefühlt. Ich habe solche Sprüche, wenn sie – sehr selten – von neben mir stehenden Unionern kamen, genau wie rassistischen Scheiß, in der Vergangenheit angesprochen und die Leute gebeten, damit aufzuhören, und habe mich damit noch nie unwohl gefühlt, denn hier ging es immer nur um Worte, nicht um körperliche Gewalt oder die Androhung davon. Vor paramilitärisch gekleideten Vermummten, die offensichtlich keine Lust haben, nach irgendwelchen Regeln zu spielen, und die sich mit Gewalt Zutritt zum Stadion verschaffen, habe ich aber Angst.

    Ich habe beim Verlassen des Fanshops vor dem Spiel direkt daneben gestanden, als genau diese Vermummten, die mit den Zaunfahnen provoziert und versucht haben, den Platz zu stürmen, die Einlasskontrollen einfach überrannt haben. Sie hatten die Fahnen dabei, auch das konnte man sehen. Keine Ahnung, wie man so was verhindern kann, aber ich bin ja auch kein Veranstaltungs-Experte. Die fünf Polizisten, die daneben standen, hätten zumindest nichts ausrichten können, außer vielleicht, indem sie scharf schießen, aber wer will das schon.

    Tatsache ist aber, dass diese vermummten Feiglinge offensichtlich das gesamte Spiel über irgendwo unten im Block gestanden haben. Da hätte evtl. eine einfache Ticketkontrolle gereicht, um sie rausschmeißen zu können, denn selbst wenn sie Tickets hatten, sie haben sie definitiv nicht am Einlass gezeigt und/oder entwerten lassen … Mir war jedenfalls von Anfang an klar, dass es Ärger geben würde.

    Die „Jungs“ haben nicht zugeschlagen? sagt hier jemand ein den Kommentaren. Soll das ein Witz sein? Stimmt, haben sie nicht, und ich bin froh darüber, aber nicht, weil sie irgendwann keine Lust mehr dazu hatten, sondern weil sie Gegenwind vom Team bekamen. So lange sollte der Verein aber nicht warten – die Spieler sind ja keine Ordner. Und, mag sein, dass die Capos beruhigend auf die Kerle eingewirkt haben (ich habe das nicht gehört, obwohl man seit dieser Saison ja jeden Huster von ihnen mitkriegt), aber ich fand schon die Choreo in der Wortwahl einfach nur daneben. Hier geht’s nicht um Krieg und Ehre und so einen Blödsinn, wir sind doch nicht in Sparta. Ich zitiere Christian Arbeit aus der Erinnerung, lasst uns Fußball spielen.

    Eins der Kinder, die mit uns unterwegs waren, sagte es auf dem Rückweg in der S-Bahn sehr richtig – er fühlte sich zum Ende des Spiels hin „angegriffen“ und damit meinte er nicht die Hertha-Raketen. Ich rede hier von Kindern mit Dauerkarte, für die die Försterei tatsächlich ein zweites Wohnzimmer ist, weil sie zu Spielen gehen, seit sie aus den Windeln sind, und die durchaus differenzieren können zwischen „normaler“ vielleicht manchmal überschießender Wildheit im Block und einer Atmosphäre, wie sie gestern geherrscht hat.

    Ich erhoffe mir ein klares Statement vom Verein und auch deutliche Aktionen. Ich will so was nie wieder haben.

  45. @Patrick: Ich bin immer im Sek3 und sehe den Sek2 eigentlich ganz gut… und warum soll man sich, wenn man mal etwas hinterfragt, gleich einen neuen Verein suchen?

  46. Wenn Patrick sagt er war in Sektor 2 und da war alles in Ordnung dann kannst Du Dich doch nicht erdreisten das in Frage zu stellen, ich bitte Dich…

  47. Wenn Patrick das »alles in Ordnung« findet (Vermummte, Zaunfahnen, homophobe Banner und Sprüche etc.) dann ist es seine Sache… ich wollte es nur mal hinterfragen.

  48. @Sebastian
    die von dir als „schwulenfeindlich“ interpretierten Tapeten sind die einzige Schwachstelle deines sonst gut geschriebenen Beitrags. Denn erstens waren die Tapeten nicht grundlos, sondern ganz klar an die Herthaner gerichtet, die alleine NICHTS auf die Reihe bekommen und sich feige und ohne vorherige Absprache Hilfe aus Hohenschönhausen geholt haben und zweitens ist Analverkehr nicht ausschließlich den Homosexuellen vorbehalten.
    Ansonsten wie gesagt ein guter Bericht von dir. Die Raketen der Herthaner waren nicht nur geistlos, sondern auch ein Tritt in den Hintern aller Fans, die sich für Legalisierung von Pyros aussprechen. Und unsere schwarzen Jogginghosenträger sollten sich bitte an Stockholm erinnern. Bei aller Wut im Bauch über das asoziale Verhalten des Hertha-Blocks, so etwas klärt man außerhalb des Stadions. Auf dem Spielfeld haben weder Pyros noch Zuschauer irgend etwas verloren!!!
    Bei allen Nebengeräuschen wird mir hier allerdings viel zu wenig über Fußball gesprochen. Ein Heimsieg im ersten Bundesligaspiel gegen Hertha, die jetzt schon 10 Punkte auf unserem Erstliga-Konto und die Stadtmeisterschaft sollten wir in vollen Zügen genießen.
    „Stadtmeister! Stadtmeister! Berlins Nummer 1 !!“

  49. silberhacke

    nochmal ganz klar: selbst wenn analverkeHr kein exklusives privileg der schwulen community ist, ist der spruch auf der tapete selbstverständlich homophob, auch nur so und als schmähung zu verstehen und gemeint. verweise auf die streuung sexueller praktiken sind hier nichts als spitzfindigkeiten, die der bagatellisierung dienen.

    EISERN

  50. Mir ist das auch ein bisschen zuviel Selbstgeißelung. Das Spruchband sollte provozieren, das ist gelungen und das muss man nicht höher hängen als nötig. Da hätte in den 90ern jeder müde drüber gelächelt. Die „Stürmer“ haben sicher nicht den cleversten Weg gewählt, aber mir ist mit jedem Leuchtspurgeschoss mehr und mehr ne Ader geplatzt, auch mit Hinblick darauf, dass von Seiten der Polizei absolut null gehandelt wurde, wo für weitaus nichtigere Anlässe gnadenlos in Blöcke gerannt wird. Und wenn Rafa auf dem Platz schon gewusst hätte, dass seine Frau mit den Kindern schon in der ersten Halbzeit von der Tribüne und scheinbar auch aus dem Stadion geflüchtet ist, wäre er wohl eher mitgerannt. Ich konnte sehr gut beobachten, wie sie mit den Kindern unter dem Arm fluchtartig die Tribüne verlassen hat, nachdem sie dort fast von Leuchtspur getroffen wurden.

  51. Echt mal, wir haben das Derby gewonnen. Und nur weil einige Unioner zu sehr aufn Putz gehauen und sich im Ton vergriffen haben renn‘ hier einige rum wie ne selbstgeißelnde Mönchs-Prozession … Man kann es auch übertreiben.

  52. Mittlerweile ist ein Tag vergangen und die erhitzten Gemüter haben sich scheinbar ein wenig beruhigt.
    Auch ich habe übrgens mitbekommen, dass Ali und Vossi versucht haben, die Vermummten (die es zuvor während des Spiels noch nicht waren) zurück zu rufen, allerdings ohne Erfolg.
    Ich denke, dass nichts Schlimmeres passiert ist, haben wir unseren Jungs auf dem Spielfeld zu verdanken – allen voran Rafal (erst heute habe ich ein Video gesehen, bei dem Pyro nach ihm geworfen und knapp hinter ihm gelandet ist, was vielleicht mitunter auch seine Wut erklärt).
    Natürlich haben die Hertha-„Fans“ völlig übertrieben und provoziert, aber hey, da hätten wir drüber stehen müssen…denn wir haben gewonnen und sind Stadtmeister!
    Ich bin gespannt, was die eingeleiteten Ermittlungen ergeben werden und freue mich auf das Rückspiel, in dem es hoffentlich vernünftiger zugehen wird.

  53. Ich freue mich sehr über diesen Artikel. Insbesondere, weil er nicht relativiert, nach dem Motto: „Die Herthaner waren schlimmer“. Was zu sehen war (die Pyros und Leuchtraketen von Hertha sowie die homophobe Tapete und der versuchte Platzsturm nach Spielende) lässt einen einfach die Freude am Fußball verlieren. Zumal an dieser Stelle ja neulich auch Berichte über das bedrohliche Verhalten mancher Union-Fans in Freiburg zu lesen waren.
    Mir fällt es sogar schwer, mich über den Sieg zu freuen. Der Inbegriff eines dreckigen 1:0-Sieges, nach einem Elfmeter, der keiner war.
    Aber gut, letztendlich haben wir drei Punkte mehr und die tun uns gut. (Dass sie uns aberkannt werden, wie hier spekuliert wurde, kann ich nicht recht glauben)

  54. Das nachdem aus dem Hertha-Block die gefühlt 30 Leuchtspurrakete auf dem Platz bzw. Block geflogen ist, einige etwas emotionaler Reagieren verwundert nicht. Die Jungs sind direkt zurück. Ich würde das nicht zu hoch hängen. Ich finde es eher verwunderlich, dass so viele ruhig geblieben sind.

    Wir sollten uns deswegen nicht zerfleischen.

    Die Eskalation ging einzig und alleine von Hertha aus.

  55. TimoEis, der Platzsturm war keine spontane emotionale Reaktion. Diese Leute haben sich durch Überrennen der Einlass-Ordner – das hab ich mit eigenen Augen gesehen – Zutritt zum Spiel verschafft, da war noch nicht eine Rakete geflogen. So was hat kein normaler Fan nötig, auch kein normaler Ultra. Die kamen, weil sie von vornherein Ärger im Sinn hatten und/oder sich herzlich gern provozieren lassen wollten. Oder was meinst du, warum sie zur Sicherheit noch die Hertha-Fahnen präsentiert haben?

    Und wenn es im Vorfeld Provokationen auf beiden Seiten gab, dann soll alles weitere bitte auch abseits vom Feld ausgetragen werden, wenn man so eine Auseinandersetzung denn für nötig hält. Nicht im Stadion.

  56. @tarantandy – Elfmeter der keiner war ? Na da liegst du aber sowas von daneben, wurde oben sehr gut erklärt, kann man auch im Regelbuch nachlesen glaube Seite 70 oder so. Der Ball war zum Zeitpunkt des Fouls noch im Spiel, und damit Elfmeter ein 100%iger sogar.

  57. […] am Samstagabend rund um das Derby zwischen dem 1. FC Union und Hertha BSC passiert ist, wird weit über diese Woche hinaus Folgen haben. Das gilt hoffentlich für die interne und […]

  58. Es ist ja fast alles gesagt, insbesondere über das Geschehen während des Spiels und nach dem Spiel.
    Ich stimme S.F. und C.A. zu, wenn sie wie heute in Radio1 sagen, wir müssen mit unseren Fans, die sich daneben benehmen, auseinander setzen, reden. Es bleiben aber unsere Fans.
    Lt. Union Forum kam es vor dem Spiel zu einem Sturm auf den Einlassbereich an der Waldseite. Dabei sollen Unioner von
    „Unionern“ (schwarz gekleideten jungen Männern) beleidigt, bedrängt und verletzt worden sein. Ein Augenzeuge hat mir das ziemlich konsterniert bestätigt.
    Wenn es so gewesen sein soll, dass die eigenen Fans angegangen wurden, ist m.E. Schluss mit Sozialpädagogik.
    Abgesehen davon habe ich das Gefühl, dass die Bullerei immer mit der falschen Anzahl von Leuten am falschen Ort ist. Oder sind Einlassbereiche keine neuralgischen Punkte bei derartigen Ereignissen ?

  59. Drei Sachen muss ich noch loswerden. 1.Auch wenn es nur ein Platzstürmchen war:
    Wenn ich schon das ganze Spiel unter der Sturmhaube verbringe, brennen mir nicht plötzlich die Sicherungen durch, weil mein Gegenüber sich beschissen benimmt, sondern ich warte nur auf eine günstige Gelegenheit.
    2.Sturmhauben sind für Feiglinge.
    3.Geiler Sieg für den Klassenerhalt !

  60. @ Grübel: werden die gleichen „Unioner“, schwarz gekleidet und aggro drauf gewesen sein die mir als Begleiter der Waldseiten-Capos vorher am Waldweg entgegen gekommen sind, so etwas hat nichts bei uns zu suchen!! Wenn man die Berichte von Auswärtsfahrten so liest udn ich meine eigenen Erlebnisse einbeziehe sind das die die andere dort schikanieren und auf Bestimmer machen. Denke mal für ca. 100 von denen lebenslanges Stadionverbot wäre der einzige Weg um zukünfig Gewalt und auch andere Vorfälle zu verhindern! Wenn wir JETZT nicht durchgreifen haben wir bald solche Zustände wie bei Hertha oder anderen Vereinen (z.B. Cottbus) wo eine kleine Gruppe die Mehrheit dominiert um ihre Gewalt ausüben zu können und uns dafür missbraucht!!

  61. Es war ein Derby, das Bundesliga Derby. Wir haben einen Trainer, nein, einen grossartigen Trainer. Danke, Urs Fischer … und wir sind Hauptstadt- Sieger. Besser geht es doch gar nicht. Wer hätte das damals gedacht, als wir „Hertha und Union auf den Tribünen gesungen haben“. Ich beim legändären 1:0 gegen die Unaussprechlichen
    1976 und beim Sieg 3.2 gegen Bayer Üerdingen in unserem Stadion. Danke, dass ich das alles erleben darf. Eisern Union, der Altunioner, E:G.

  62. Lieber Sebastian, liebe Alle hier,
    ich habe mich nun hier durch die Kommentare gelesen, und möchte mich zu der anhaltenden „Homophoben-Phobie“ und ein paar anderen Dingen äußern:
    1. Der Spruch auf dem Banner war eine METAPHER!!! Diese verdeutlichte recht eindrücklich, dass die Herthaner offenbar ohne Unterstützung von Hohenschönhausenern nicht genug Mumm haben, sich gar von denen benutzen lassen. Und das hat man unabhängig von dem Vorfall, auf den mit „16 Autos – 12 Herthaner“ angespielt wurde, auch im Stadion gesehen, denn wie der informierte Union-Fan weiß, waren Anhänger der Unaussprechlichen im Hertha-Block. Offenbar gab es nicht genug Herthaner die zum Spiel wollten. Der Spruch mag geschmacklos sein, aber das ist eben – genau: Geschmackssache. Wer hier Homophobie reininterpretiert, ist mit seiner Sexualaufklärung im letzten Jahrtausend steckengeblieben und/oder hat selbst Vorbehalte gegenüber Schwulen. Die lassen sich nämlich ungern auf Analverkehr reduzieren und fühlen sich bei dessen Erwähnung auch nicht persönlich angegriffen, weswegen man sie auch nicht ständig darüber identifizieren sollte, auch nicht wenn man es gut meint!
    2. Das Wort „Rote Linien“ ist für mich inzwischen zum Unwort des Jahres geworden, denn es hat dazu geführt, das jedes mehr oder weniger sorgfältig recherchierende Medium in dieser Stadt es als Steilvorlage nutzt um vor allem Union-Fans als „Chaoten“ darzustellen, denn schließlich haben die ja zwei von drei „Roten Linien“ überschritten. Hier würde ich mir von einer Seite wie „Textilvergehen“ ein bisschen mehr Bedacht und Verantwortungsbewusstsein wünschen. Vielleicht mal ne Nacht drüber schlafen und noch mal einen halben Tag überlegen und recherchieren, bevor man seinen Frust auskippt und damit gewisse Blätter u. a. Medien bedient, die nur darauf gewartet haben, dass es etwas zum Ausschlachten und Aufregen gibt. Differenziertheit und Relationen gehen dabei leider verloren. Radio Eins höre ich sonst gerne, musste ich am Montag wegen Unerträglichkeit ausschalten!
    3. Danke, Danke, Danke an die Ultras, die wieder einmal eine tolle Choreo vorbereitet haben und seit Jahren und Jahrzehnten, in guten wie in schlechten (!!!) Zeiten dem Verein die Treue halten, für Stimmung sorgen, in allem sehr gut organisiert sind, die Mannschaft auch bei jedem Auswärtsspiel wahnsinnig unterstützen und im Prinzip ihre gesamte Freizeit für den Verein aufbringen. Ich wage zu behaupten, dass es ohne diese Ultras, die letzte Saison wie nie zuvor den Glauben an den Aufstieg befeuert haben, den Aufstieg nicht gegeben hätte, von dem im übrigen auch eine Seite wie „Textilvergehen“ und deren Betreiber erheblich profitieren. Leider wird die Arbeit der Ultras viel zu wenig gewürdigt, aber wenn dann mal was passiert, werden sie zum Aufreger der Stadt und jeder, auch der Ahnungsloseste, hat nen Kommentar dazu. Das nervt echt.
    4. Danke auch an Ali und Vossi und die vielen vielen anderen Unioner der Waldseite, die am Sonnabend ständig zu Ruhe und Besonnenheit aufgerufen haben. Schade dass es trotzdem ein paar junge Burschen nicht lassen konnten, wäre viel cooler gewesen wenn das nicht passiert wäre (und ich denke das wird auch unter den Ultras ein Thema sein, völlig unabhängig davon was hier oder sonst wo geschrieben wird). Wer das aber einen Platzsturm nennt hat noch keinen gesehen. Übrigens sind die Ultras eigentlich fast immer alle schwarz gekleidet. Daher erscheint es mir unnütz zu versuchen, einzelne über die schwarze Kleidung zu identifizieren.
    5. Das Abfeuern von Raketen auf Menschen stellt einen Straftatbestand dar (Körperverletzung bzw. versuchte Körperverletzung), alles andere aber nicht. Im Gegenteil, angesichts des Beschusses gab es auf Union-Seite bis auf die genannten Ausnahmen sehr viel Vernunft und Besonnenheit, vielleicht sollte man das mal herausstellen!
    6. Schön dass hier schon 2 Tage nach dem Spiel auch mal über das Spiel berichtet wird.
    Wichtige 3 Punkte und: Stadtmeister, Stadtmeister, Berlins Nummer Eins! Danke an Urs, Polti, die Mannschaft und das Team! Eisern

  63. Zu meinen, die Tapete sei nicht homophob, weil Analverkehr nicht auf Homosexuelle beschränkt ist, ist ungefähr so wie zu sagen, „schwule Sau“ sei nicht homophob, weil „Sau“ eine übliche völlig neutrale Bezeichnung aus der Landwirtschaft ist. Kontext ist alles!

    Wenn ich Affenlaute mache, sind das erstmal einfach Affenlaute, wenn ich sie aber mache, wenn ein dunkelhäutiger Mensch in Hörweite vor mir über die Straße geht, sind sie Rassismus. Bei der Tapete werden gängige Klischees über Schwule – die eindimensionale Definition der Gruppe nicht über eine bestimmte sexuelle Orientierung sondern über eine ganz bestimmte sexuelle Spielart und die Wahrnehmung von Schwulen als Feiglinge und Weicheier (allein das Wort „schwul“ ist ja als Schimpfwort gleichbedeutend mit schwach, weich) – benutzt, um eine ganze andere Gruppe zu verunglimpfen.

    Der Spruch selbst ist vom Bild her sprachlich sogar clever, Hut ab, aber er bleibt trotzdem schwulenfeindlich.

    Da ist Intention vollkommen irrelevant. Nein, das heißt nicht, vollkommen. Wenn neben mir jemand „Schiri du Fotze“ brüllt und ich ihm sage, dass er das bitte lassen soll, weil ich mich als Frau da beleidigt fühle, und er dann meint, sorry, war nicht so gemeint, dann kann ich ihm als Privatmensch und von Angesicht zu Angesicht die Hand geben und alles ist gut. So und ähnlich habe ich das schon mehrfach bei Spielen geregelt, ob es nun um frauenfeindkliche, homophobe, oder rassistische Äußerungen ging. Und ich gehe nebenbei auch deswegen gern zu Union, weil so was hier dankenswerterweise äußerst selten vorkommt. Bei einem öffentlich aufgehängten Banner geht das aber nicht. Da sollte ich mir – wie bei allen öffentlichen Äußerungen – doch vorher mal überlegen, was ich sage und wie es evtl. beim Gegenüber ankommt.

    Und es ist auch nicht relevant, dass schwule Unioner sich von der blöden Tapete nicht beleidigt fühlen. Andere – schwul und nicht schwul – haben das anders gesehen. Ich freu mich aber, dass diejenigen, die sich nicht geärgert haben, drüber stehen können, das spricht für eine Abgeklärtheit und eine Reife, die ich selbst gern hätte, wenn ich solche Aussagen in der Öffentlichkeit mitbekomme.

    Nebenbei hab ich mit derber Sprache kein Problem. Wie in einem meiner Union-Lieblingslieder treffend gesagt wird, „hier kann ick fluchen und och schrei’n“. Ich mach’s selbst gern. Ein Fußballspiel ist kein Kindergeburtstag. Ich lebe gern damit, begleitenden Kindern die Frage zu beantworten zu versuchen, was eine Fotze ist. Geschenkt. Aber auch hier ist Kontext wichtig. „In den Bäuchen stecken Messer“ – den Song hab ich noch nie gemocht, aber ich muss ihn nicht mitsingen, ich hab noch nie „Auf die Fresse“ gerufen. Diejenigen, die es tun, haben das Recht auf freie Meinungsäußerung. Im Kontext der aufgeladenen Atmosphäre beim Derby fand ich es aber sehr unpassend. Und, ja, ich glaube gern, dass die Capos beruhigend eingewirkt haben, und das finde ich natürlich gut. Aber sie haben eben auch diesen Song angestimmt und das ist nicht gerade abwiegelnd.

  64. Liebe Änne,
    möglicherweise hast du den Kontext ja nicht verstanden. Der Analverkehr wird seit Jahrhunderten, wenn nicht Jahrtausenden, von heterosexuellen Männern benutzt um andere Männer zu erniedrigen (v. a. unter Söldnern/Soldaten, Gefangenen etc., aber auch in „normalen“ Gesellschaftsschichten). Das hat mit Schwulenfeindlichkeit nichts zu tun sondern ergibt sich aus der Physiologie, also dem Fehlen einer anderen Körperöffnung, wie Frauen sie haben. Der Penetrierte ist dabei der Erniedrigte, das Objekt, und erntet für seine willigen Dienste vom mächtigeren Erniedriger Wohlwollen, Hilfe, Schutz. Die Tatsache, dass Analverkehr zwischen heterosexuellen Männern auch zur Erniedrigung mit Gegenleistung praktiziert wird und dies nicht gerade für den Mut des Erniedrigten spricht, wurde in dem besagten Banner als Metapher verwendet, denn die Herthaner lassen sich nun mal von den Hohenschönhausenern benutzen. Das hat mit Homophobie oder Schwulenfeindlichkeit nichts zu tun. Man kann natürlich dem Klischee folgend einfach bei seiner auf Unkenntnis begründeten Meinung bleiben, wie so viele Menschen in den letzten 3 Tagen, und weiterhin Birnen mit Äpfel vergleichen. Vielleicht auch einfach mal ein paar Schwule fragen wie sehr es sie nervt, wenn man bei jedem „Schwanz im Arsch“ vollkommen unabhängig vom Kontext (!) zuerst an Schwule denkt, „Homophobie“ schreit und den pädagogischen Zeigefinger hebt. Danke.
    Stadtmeister, Stadtmeister, Berlins Nummer Eins! Eisern

  65. Schwuler hier.

    Homophober Schrott ist homophober Schrott. Wenn du den Spruch damit rechtfertigst, dass „als Mann gefickt werden“ als METAPHER!!1!elf für Erniedrigung zu betrachten sei – ja, dann bekräftigst du, dass als Mann gefickt werden ja in erster Linie Erniedrigung sei – denn wie sonst sollte man auf die Idee kommen, die Metapher sei so zu deuten? -. Das soll nicht homophob sein? Oh bidde…

    (Und außerdem: was soll man darüber denken, dass bei „Schwanz im Arsch“ zuerst an Erniedrigung durch sexuelle Gewalt gedacht wird und(!) diese Assoziation eingesetzt wird, um Gegner zu verhöhnen?)

    Und wenn so viel Geschwurbel überhaupt erst benötigt wird im Versuch, die Sache schönzureden, könnte man vielleicht auch auf die Idee kommen, dass der Spruch, wenn vielleicht auch nicht so gemeint, trotzdem ’ne Scheißidee war…

  66. Danke Saesch, aber Homophobie heißt Angst vor Schwulen! Wo diese in dem Banner zum Ausdruck kommen soll, ist mir rätselhaft.
    Im Übrigen werden auch Frauen durch Sex erniedrigt, vaginal, oral, und auch anal, und wurden das schon immer. Ist das dann auch homophob oder schwulenfeindlich? Müsste es ja nach deiner Logik. Sex als Machtinstrument gehört aber nun mal zur Menschheitsgeschichte, die Erniedrigung kann sich ergeben, wenn zwischen Penetrierer und Penetriertem ein Machtgefälle besteht, wobei Geschlecht und sexuelle Orientierung beider unerheblich sind. Die Metapher mag also von mir aus sexistisch sein, homophob oder schwulenfeindlich ist sie nicht! Die Assoziation zur Erniedrigung ergibt sich aus dem Kontext! Möglich dass dieser nicht jedem im Stadion klar war, aber wenn man es nicht versteht, sollte man zumindest eine andere Erklärung für möglich halten, statt die Urheber reflexartig als homophob oder schwulenfeindlich abzustempeln. Darüber hinaus gibt es Analverkehr auch bei einvernehmlichen Sex, unter Heterosexuellen, dessen Erwähnung findet dann doch auch keiner schwulenfeindlich, oder?
    Ja wirklich traurig, dass so viel „Geschwurbel“ notwendig ist, damit die Leute vielleicht noch mal Ihrer reflexhafte Empörung überdenken, die auf Vorurteilen und Klischees beruht, und die es in diesem Fall mal wieder schafft die Unionanhängerschaft zu spalten, da sie in den Medien völlig unreflektiert und ohne jede Hinterfragung weiterverbreitet wird, damit sich jeder der es nötig hat mal wieder so richtig aufregen kann!
    Nochmal, wer bei „Schwanz im Arsch“ zuerst und vor allem ausschließlich an Schwule und Schwulenfeindlichkeit denkt und gar keine andere Auslegung in Betracht zieht, der sollte meiner Meinung mal seine eigenen Denkmuster auf Vorbehalte und Vorurteile überprüfen. Bei der Gelegenheit könnte man auch gleich mal seine Vorurteile gegenüber Ultras überdenken. Aber es ist ja, wieder mal, viel bequemer, sich gemeinschaftlich über die Ultras aufzuregen. Warum sollte man auch für eine andere Erklärung offen sein? Vielleicht aus Aufgeschlossenheit und Toleranz?! Ja, Toleranz auch demjenigen gegenüber, der anders denkt als man selbst und einen anderen Geschmack hat. Im Übrigen war es ein FUßBALL-DERBY! Und wer Hohenschönhausener braucht, der kann auch ruhig mal mit einem Banner verhöhnt werden, was ist denn daran verwerflich!? Hat eigentlich niemand den Missbrauch der griechischen Mythologie bemerkt? Wer noch nicht genug hat, könnte sich doch darüber auch noch so richtig schön aufregen! Viel Spaß dabei.
    Stadtmeister, Stadtmeister, Berlins Nummer Eins! Eisern und Ende

  67. Nachtrag und Schlusspunkt: Es schadet dem Ansehen von Union und seinen Fans, wenn Homophobie oder Schwulenfeindlichkeit auf Verdacht und aus Reflex unterstellt und in den Medien verbreitet wird!

  68. Du hast recht: gefickt werden als Erniedrigung zu betrachten, hat auch eine frauenverachtende Komponente. Macht das jetzt nicht besser…

    Dass der Ausdruck „Homophobie“ unglücklich gewählt ist, wo es ja auch um Hass und Verachtung geht, das stimmt. Aber wir wissen doch beide, was gemeint ist. Dass du bei deinem Rechtfertigungsgeschwurbel immer noch einen drauf setzen musst, könnte dir eigentlich selbst zu denken geben…

    Ob schwulenfeindliche Sprüche aus Schwulenfeindlichleit gemacht werden oder weil man nicht hinterfragt, ob die Sprüche nicht vielleicht doch eine Scheißidee sein könnten, ist erstmal nachrangig und bleibt es auch, wenn das Hinterfragen auch bei Kritik ausbleibt.

    Schwulenfeindliche Aktionen schaden, nicht das Benennen dieser. Für mich bleibt das Stadion an der alten Försterei gerade wegen der von Unionerinnen und Unionern vorgetragenen Kritik ein positiv besetzter Ort.

  69. (Und das Problem war jetzt auch nicht, das oder wer verhöhnt wird…)

  70. […] Wir hätten die Größten sein können, haben uns aber selbst kleiner gemacht (10.757 Aufrufe) […]

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