Gestern Abend waren Manager Oliver Ruhnert und Trainer Urs Fischer beim Fantreffen im Stadion, das wegen der warmen Temperaturen draußen auf der Tribüne stattfand. Über Inhalte des Gesagten wird wie immer nicht geredet (ich bin gespannt, ob dieses eingeübte Verhalten in der Bundesliga noch Bestand haben wird, wünsche es mir aber sehr, weil das ein tolles Format für Fans ist, bei dem sie im Mittelpunkt stehen und nicht jede Aussage der Gäste vorher in deren Köpfen auf ihre Schlagzeilentauglichkeit geprüft werden muss), weshalb ich nur das Bild des sichtlich gut aufgelegten Trainers zeigen kann:
Keine Worte nötig…?#fcunion #eisern #fantreffen pic.twitter.com/FPL3LP2wkK
— 1. FC Union Berlin (@fcunion) August 6, 2019
Beeindruckend fand ich, dass eine Gebärdensprachdolmetscherin dabei war:
Union hat sich entschieden, noch ein Testspiel vor Bundesliga-Start durchzuführen. Nächste Woche Montag geht es im Zoschke-Stadion gegen den Neu-Regionalligisten Lichtenberg 47. Angesichts der Tatsache, dass Union am Tag zuvor sein erstes Pflichtspiel im DFB-Pokal in Halberstadt hat, und des großen Kaders wirkt das ein bisschen wie Spielersatztraining, so dass alle Spieler in eine Belastung kommen, bevor es richtig los geht.
Am Montag absolvieren wir unser letztes Testspiel vor dem Start in die @Bundesliga_DE ??? Wir sind zu Gast bei @Lichtenberg47 – Infos zur Partie gibt es hier ? https://t.co/TowZzrH1mj#wirklichletztertest #fcunion #eisern pic.twitter.com/WwyvMdnBBn
— 1. FC Union Berlin (@fcunion) August 6, 2019
In den Berliner Medien geht es unter anderem um die Zielsetzungen von Unions Torhüter, die sich wieder am Kühlschrank von Familie Gikiewicz finden (Bild, Bezahl-Link). Ich finde es interessant, dass mit 8 Zu-Null-Spielen die Latte recht hoch gesetzt ist. Andererseits ist das Ziel Klassenerhalt, da müssen auch Punkte geholt werden. Ich freue mich jedenfalls schon auf die Auflösung am Saisonende, bei der wir sehen werden, wieviele seiner Ziele Rafal Gikiewicz erreicht haben wird (unter anderem will er in der Nationalmannschaft auch spielen). In Unions Sinne können wir jedenfalls nur gutes Gelingen dabei wüschen.
Auch über die Nationalmannschaft hat der Kurier mit Sheraldo Becker gesprochen (noch nicht online). Aber mehr so als fernes Ziel angesichts seines Cousins Javairo Dilrosun, der das über seine Position bei Hertha erreicht hat. Für Becker geht es in erster Linie erst einmal darum, sich in der Bundesliga und bei Union zu behaupten.
Nachschauen, wann @fcunion gegen Mannschaft X auswärts spielt und in Liga 2 nachschauen. Jedes mal. #fcunion
— Denniz Jajut (@kurtsharer) August 6, 2019
Der RBB hat unterdessen das kurze Interview mit Dirk Zingler, dass Reporterin Stephanie Baczyk geführt hat, auch komplett online gestellt. Dabei ist durchaus bemerkenswert, wie der Union-Präsident klar versucht, Union vom hohen moralischen Ross herunterzuholen. Bisher hatte sich der Verein gegen eine solche Vereinnahmung zumindest nicht gewehrt und hatte bei der Bekanntgabe eines Immobilien-Unternehmens als Hauptsponsor durchaus etwas mehr Gegenwind als üblich bekommen. Vielleicht ist dieser Versuch in einem Zusammenhang zu sehen, dass Union nicht in Schwarz-Weiß gemalten Bildern vor Spielen als der Robin Hood der Liga durchgehen möchte. Für uns aus der Nähe ist das sicherlich keine Überraschung, aber ich teile Dirk Zinglers Bedenken schon, wenn er warnt:
Ich habe ein bisschen Angst davor, dass um uns zu viele Themen gesponnen werden, die weniger mit Sport zu tun haben. Wir tun uns selbst keinen Gefallen und sollten darauf achten, dass uns von außen kein Heiligenschein aufgesetzt wird. Also wir sind nicht wirklich so viel anders als andere Pro?vereine. Wir haben zu bestimmten Dingen eine klarere Haltung, wir versuchen unseren Spieltag anders zu organisieren – konzentrierter auf den Fußball. Wir lassen Dinge weg, geben den Menschen um uns herum etwas mehr Raum. Aber am Ende sind wir einer von 18 Bundesligisten und das müssen wir auch sein, wenn wir zu den Top 18-Vereinen in Deutschland gehören wollen. Lasst uns authentisch bleiben, aber wir sollten nicht zwingend versuchen, permanent anders zu sein.
Bei diesen Worten muss ich ein bisschen an den ersten Spieltag und die Partie gegen Rasenballsport Leipzig denken, weil da schon Gegenentwürfe von Fußballkultur aufeinanderprallen werden. Doch zu wem spricht Dirk Zingler mit dieser Warnung, wenn wir als Fans und Mitglieder ja Union schon ziemlich gut kennen und sicher niemand von uns jemals freiwillig das Wort „Kultklub“ in Bezug auf Union benutzt hat? Ich interpretiere das so, dass wir als Fans vom Verein nicht in jedem Punkt eine Positionierung erwarten können, auch wenn das einzelne durchaus mit einer gewissen Berechtigung verlangen. Union ist schließlich mehr als nur ein Fußballverein für die meisten von uns, sondern eine Gemeinschaft.
Ich weiß gar nicht, wie ich es sagen soll: Union ist aber auch, und das in erster Linie, ein Fußballverein. Und ich will eigentlich nicht, dass zu jedem x-beliebigen Thema nun der Verein befragt wird, wie das sonst in der Bundesliga mit Christian Streich passiert. Denn über die Kultur im Verein entscheidet nicht ein Satz oder Wort vom Präsidenten (manchmal vielleicht schon, wie vielleicht aktuell beim FC Schalke 04, aber dazu später im Text), sondern wie wir uns alle dort einbringen und verhalten. Das muss gelebt werden, weil Union ein lebendiges Gebilde ist. Wir müssen nicht anders sein als andere Klubs. Wir müssen wir sein. Das ist für mich die wichtigste Aussage von Dirk Zingler in diesem Interview. Es geht nicht um Abgrenzung zu anderen Klubs. Es geht darum, dass das, was Union macht, gut für Unionerinnen und Unioner ist.
„Also wir sind nicht wirklich so viel anders als andere Pro?vereine“, sagt @fcunion-Präsident Dirk #Zingler vor dem Pflichtspielstart in Halberstadt. Wir haben uns unterhalten. #fcunion #fcu @sportschau @rbb24 https://t.co/Vle5BQqewF
— Stephanie Baczyk (@StephanieBaczyk) August 6, 2019
Und sonst so?
Die Frage, welches Selbstverständnis ein Klub und seine Mitglieder haben, dürfte nach dem gestrigen Eiertanz Abend den FC Schalke 04 eine Weile beschäftigen. Der Ehrenrat findet, dass der Vorwurf des Rassismus in den Aussagen von Aufsichtsrats-Chef Tönnies unbegründet sei, er aber gegen das Diskriminierungsverbot des Klubs verstoßen habe. Daraufhin will Tönnies sein Amt nun 3 Monate ruhen lassen. Es gibt also keine Strafe für den mächtigsten Schalker. Und der möchte das Thema nun offensichtlich aussitzen.
Clemens Tönnies hat sich entschieden, sein Amt vorübergehend ruhen zu lassen. ?? https://t.co/CcyltiCUVJ pic.twitter.com/bX1uLInFLV
— FC Schalke 04 (@s04) August 6, 2019
Ich bin wirklich sehr gespannt, wie das sich auf das Schalker Selbstverständnis auswirkt. Für Faninitiativen im Verein, die lange schon gegen Diskriminierung und Rassismus arbeiten, dürfte das ein Schlag ins Gesicht sein.
Rassismus? Ich kann Euch nicht hören! Ich stell‘ mich jetzt einfach drei Monate taub, dann geht das vorbei! #Toennies pic.twitter.com/AIP2kKKhaY
— ????????? ???????? (@RC_KH) August 6, 2019
Und niemals vergessen
Und niemals vergessen:
Heute vor 30 Jahren, 1. Spieltag DDR-Liga, Chemie Velten-1.FC Union 2:2.
Mobile Tribünen durch Hänger der örtlichen LPG, bei Velten ein blutjunger Jörg Heinrich in der Elf.@fcunion #undniemalsvergessen #eisern#30jahrespäter #erstklassig— Thomas Schmidt (@thms_schmdt) August 6, 2019
Podcast
Wir haben gestern gemeinsam mit unseren Freunden vom Hertha-Podcast Damenwahl eine „kurze“ Saisonvorschau beider Klubs aufgenommen. Dabei geht es neben dem Sport auch um Themen, die beide Klubs garantiert die ganze Saison begleiten werden. Ich sage nur Stadionbau beziehungsweise Stadionausbau …
Die Fußball-Ökumene Berlin erobert die Bundesliga. Unsere neue Podcast-Episode vor Saisonstart mit @damenwahlberlin #fcunion #herthabsc https://t.co/2S93SXyKCB
— Textilvergehen (@textilvergehen) August 6, 2019
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„Es geht nicht um Abgrenzung zu anderen Klubs. Es geht darum, dass das, was Union macht, gut für Unionerinnen und Unioner ist.“
Genauso ist es!
Obwohl ich manchmal geneigt bin, es anders zu wollen. ?
Diesen Artikel finde ich immer noch sehr treffend: https://www.freitag.de/autoren/mdell/gute-gesellschaft
@RaBe66 Danke für den Link!
„Union besteht darauf, unpolitisch zu sein. Das hängt mit der Mentalität zusammen, die in den DDR-Jahren ausgeprägt wurde.“
Das ist mit das Wichtigste bei Union, wir lassen uns politisch nicht auseinanderdividieren. Ich rede mit Rechten und Linken (von denen ich es weiß) und wir können es aushalten, wenn wir in manchen Dingen keinen Konsens finden. Alles andere steht in der Satzung und in der Stadionordnung (keine rassistischen Äußererungen, Symbole etc.).
Wer hat die Gebärdensprachdolmetscherin denn bestellt? Die FuMa oder jemand, die/der persönlich drauf angewiesen ist? Letzteres wäre so bemerkenswert dann ja gar nicht. Ersteres wäre tatsächlich cool.
Wir sollten nicht anders sein wollen und die Klappe halten, denn zu viel Gemecker stört das Business mit Immobilienhaien.
Ernsthaft, es glaubt doch wohl bitte niemand, dass Zingler das rein zufällig gerade jetzt einfällt?
Wie sehr mir DZ aus dem Herzen spricht. Es ist auf den Punkt gebracht, was seit langer Zeit ein großes Unbehagen für mich ist. Auch in Gesprächen untereinander. Diese teilweise eigene Überhöhung. Für mich waren es noch gute Zeiten, als wir das Stadion ausbauten und hingingen, weil es für den Verien aber auch für uns selbst gut war und dann ganz verwundert feststellten, welches Echo daraus erfolgte. dahin sollten wir zurück. Wir tun, was für uns gut ist und was der Rest der Fußballwelt darüber denkt… How cares.
Bin etwas irritiert, dass von Ökumene gesprochen wird und auf dem Bild die Stadtteile durch Stacheldraht getrennt sind.
Gefallen hat mir, das Rasenballsport in seiner ganzen Lächerlichkeit genannt wird und nicht zu dem niedlichen RaBa wurde, wie sonst.
Ich kann Dirk Zingler total verstehen. Es gibt Magazine, wie 11 Freunde, die ein völlig überzeichnetes Bild von uns anfertigen.
Dies spielt in gewisser Weise auch in den Aussagen von Herrn Holm zur Sponsoring Sache eine Rolle.
Wir sind ein gewöhnlicher Verein, der sich schlichtweg nicht jeden Markteinfluss unterwirft, aber trotzdem nach deren Spielregeln spielt und externe Geldquellen durchaus nicht abgeneigt ist.
Dieses „Kult“ Image wird gerade von den Leuten betont, die in den dunklen Zeiten der 90er und Anfang 2000 nicht dabei waren oder es ausblenden.
Es gibt keinen Artikel mehr, der ihr Verweise auf Stadionbau oder Weihnachtssingen auskommt. Das ist alles bestimmt ein wichtiger Teil unserer DNA, blendet aber auch Probleme aus, die der Verein auch heute noch hat. Der finanzielle Belastungen sind heute immer noch nicht im Grünen Bereich. Union muss wichtige Teile seiner Fernsehgelder an ehemalige und aktuelle Investoren abtreten und auch im Stadion gibt es immer mal wieder kleinere , aber ernstzunehmende (z.B. rassistische) Scharmützel.
Wir entlassen auf Platz 4 den Trainer und es kommen Kommentare : Der angeblich etwas andere Verein macht nichts anderes. Ja natürlich nicht. Wenn’s nicht passt, wird halt der Trainer auch auf Platz 1 entlassen.
Ich gehe seit meiner Kindheit zu Union(Nachwendezeit) und habe den Verein nicht als Kultverein kennengelernt oder es so empfunden. Union war familiär, aber auch total chaotisch und sportlich bedeutungslos. Selbst nach dem Aufstieg waren wir sehr schnell wieder in einem negativen Sog.
Union hat eine bewegte Historie, aber das haben viele Vereine auch.
Union ist kein Lifestyle oder eine Mode. Union ist in erster Linie ein Fußballverein, der sportlich versucht, das beste aus seinen Mitteln zu machen.
Die Gesellschaft ist sehr heterogen. Auf den Rängen findest du alles, was die Gesellschaft ausmacht. Umso wichtiger ist es, dass Union versucht sich auf den kleinsten , gemeinsamen Nenner zu besinnen. Und das ist Fußball. Immobilien sind für einen Teil der Bevölkerung ein wichtiges Thema, aber Union muss sich hier nicht rechtfertigen. Andere haben mit dem Thema überhaupt nichts am Hut, weil sie weder direkt, noch indirekt damit zu tun haben.
Richtig, Sebastian. Wir müssen WIR sein, das heißt für mich u.a.: Sobald ich nicht im Stadion sein kann, kriegt meine Dauerkarte Späti-Hannes oder ein anderer echter Unioner. Und einmal werd ich ein Heimspiel in Coe oder Bootshaus kieken. Auch da arbeiten echte Unioner – und eine(n) schicke ich dann mit meiner Karte ins Wohnzimmer. Das zum Thema Eiserne Vorsätze für die neue Saison.
Der Ansatz „anders zu sein“ wäre doch auch komplett absurd.
Anders muss nur der sein, der nicht er selbst ist.
Legenden und Mythen sind für die Vermarktung eines Vereins unendlich wichtig. Nur die müssen sich selbst entwickeln ein Forcieren ist hier nie hilfreich. Ich glaube das meint Dirk Zingler. Ansonsten ist das schon ein wenig Kokettieren damit – natürlich lieben, leben und verbreiten alle (außer der Verein selbst – der wehrt sich halbherzig dagegen) die Mythen und Legenden das gehört zum Fansein dazu.
danke, @mars…
immer offener wird nun verkündet, dass wir uns schritt um schritt – wobei diese schritte immer raumgreifender werden – auf (fußball-)systemkompatibilität auszurichten haben.
schließlich sind wir nun „gekommen, um zu bleiben“.
so wird uns nahegelegt, den stetig zunehmenden sinnes- und narrativwandel – seit jahren erkennbar – nachzuvollziehn und mitzutragen.
und wer das noch immer nicht in aller konsequenz verinnerlicht hat, sondern den seinerzeit noch romantisierenden gedanken vom „ausflug in die bundesliga “ und anschließender – wahrscheinlicher – rückkehr ins angestammte, unionisch-arteigene wohlfühlbiotop nachhängt, der muss sich nun schnellstens den realitäten stellen, wenn er nicht zurückfallen, zum nörgelnden, den vereins-erfolg bremsenden bedenkenträger werden will?
95% der menschen – und ich glaube dirk zingler das gerne – im umfeld des präsidums haben zu „dem phantastischen deal mit AT“ gratuliert, sagt erfreut der präsident.
mir macht das sorge.
ich kann mich noch an zeiten erinnern, da solche zustimmungswerte vielen menschen suspekt waren.
in dankbarer und respektvoller erinnerung für diese wichtigen und m.m.n. zeitlos geltend richtigen worte dirk zinglers:
berliner zeitung vom 5. / 6. november 2011 – auszüge aus dem doppelseitigen interview mit dirk zingler:
berlZ:
(…)sie begnügen sich also mit der 2. oder 3. liga?
DZ:
nein.
die 1. liga ist unser sportliches ziel. für mich wäre bundesliga aber wie ein urlaub, auf den ich lange gespart habe.
(…)aber es wäre eben eher wie ein ausflug. es wäre nicht das, was wir immer haben werden.
am ende wäre ich wahrscheinlich froh, nach einer saison wieder bei mir zu hause zu sein. in der etwas kleineren fußballwelt.
wirt könnten nicht wir bleiben, wenn wir dauerhaft in der bundesliga spielen würden.
berlZ:
klingt sehr bescheiden.
DZ:
wir definieren uns nicht vor allem über den sportlichen erfolg.
weil wir sonst mitmachen müssten in diesem kapital-wettstreit.
sie haben es ja gesagt: wer siegen will, muss geld mitbringen.
das kann nicht unsere logik sein.
viele vereine wollen so erfolgreich wie bayern münchen werden.
und dabei verschulden sie sich maßlos.
gott sei dank haben wir in berlin ja zwei grundlegend verschiedene angebote zur auswahl.
berlZ:
sie sagen, sie wollen das projekt (anmerkung des zitierers: verkauf der stadionaktien an unioner) nicht so hoch hängen.
wir würden es gerne noch etwas höher hängen.
wir erleben doch gerade, wie die logik des kapitals in vielen bereichen zur zerstörung führt.
nicht nur im fußball, auch in unternehmen, bei den banken.
in ganzen staaten.
und am ende auch im alltäglichen leben der menschen.
DZ:
es sieht so aus, als würden wir auf einen großen crash zusteuern.
und alle machen immer weiter.
berlZ:
aber sie wollen doch nicht ständig verlieren?
sie wollen doch nicht die authentischen loser aus der wuhlheide sein?
DZ:
nein, auch wir wollen jedes jahr besser werden.
aber eben im rahmen unserer möglichkeiten.
und nicht um den preis, uns selbst zu verlieren.
p.s.
es geht nicht um abgrenzung zu anderen klubs?
ist das modell hertha bsc – zu dem dirk zingler sich in verbindung mit dem ansinnen der charlottenburger, das derby auf den 9. november zu legen – öfftl. noch so vehement abzugrenzen versuchte, denn nun ein anderes – oder doch nicht?
wie ernst habe ich als unioner die worte meines präsidenten – die ja ohne ohne erkennbaren widerspruch der aufsichtsgremien offenbar mitgetragen werden – die worte meines präsidenten noch zu nehmen?
oder wird hier zunehmend inflationär nach dem motto verfahren „was schert mich mein geschwätz von gestern“?
nachtrag (sorry, hatte es zuvor nur in papierform zur hand und es erst später dann im netz gefunden):
hier das gesamte interview von 2011:
headline: die seele des fußballs
https://www.berliner-zeitung.de/union-berlin-die-seele-des-fussballs-3794658-seite2
@mo @spielbeobachter Ich habe heute geschrieben, dass ich die Äußerung von Zingler auch im Zusammenhang mit der Debatte um den Immobilensponsor sehe. Für mich ist dieser Kontext sehr wichtig. Ich glaube nicht, dass Dirk Zingler hier einen Ausverkauf von Werten Vorschub leistet, sondern der Verein gesehen hat, was passiert, wenn ein Thema erst einmal Fahrt aufnimmt. Hier hatte Union den Vorteil, dass es am Ende vor allem ein regionales Thema war und es nicht (wie beispielsweise beim SV Werder) auch zu einem bundesweitem Thema wurde. Aber man kann die Äußerung auch im Kontext der sehr kurzen, aber hitzigen Derby-am-9.-November-Debatte sehen. Insgesamt tritt Union für viele bundesweit erst jetzt richtig in den Fokus und das kann schon zu sehr vielen Schwarz-Weiß-Geschichten führen (der FC St. Pauli kann da sicher ein Lied von singen, ich sage nur „Freudenhaus der Liga“) und gleichzeitig zu dem Wunsch dem allgemeinen Fußballkommerz eine Antipode entgegenzusetzen. Und dem möchte man gerne etwas den Wind aus den Segeln nehmen. Denn Union möchte auch weiter als seriöser Partner in der DFL wahrgenommen werden und wird nicht partout gegen alles sein. Das war trotz einiger weniger Momente (Stichwort Sicherheitspapier) nämlich in der Vergangenheit nicht der Fall.
Um es auf den Punkt zu bringen: Ich teile die Befürchtung nicht, dass hier etwas vorbereitet werden soll.
Was die Änderung der Maxime „Urlaub in der Bundesliga“ hin zu „Gekommen um zu bleiben“ betrifft, bin ich absolut der Überzeugung, dass das schon lange passiert ist. Spätestens zu dem Zeitpunkt, als Union den Mannschaftsetat so enorm erhöht hatte, das klar war, dass der Aufstieg das sportliche Ziel sein wird und kein angenehmer Betriebsunfall. Hier ist aber wichtig auch jeweils den zeitlichen Kontext zu betrachten. Du zitierst aus einem von Union initiierten Interview rund um die Stadionaktien aus dem Jahr 2011. Seitdem hat sich der Verein massiv weiterentwickelt und ist ein fester Bestandteil der DFL, während es damals noch um Konsolidierung nach dem Aufstieg und Etablierung von Strukturen im Profifußball ging. Ich würde da schon jeweils auch den zeitlichen Kontext nicht außer acht lassen und entsprechende Entwicklungen (auch die wirtschaftlichen in der DFL insgesamt) jeweils mit berücksichtigen. Menschen und Institutionen ändern über Zeiträume auch Meinungen, Haltungen und Ziele. Diese Änderung kann und sollte man natürlich kritisch begleiten, aber nur weil damals Sachen gesagt wurden, kann man die nicht ohne Einordnung den in der Gegenwart getätigten Äußerungen gegenüberstellen.
Allein wegen des TeVe´s und der Kommentare hier muss man eigentlich schon Union-Fan werden… danke dafür…
Mir ist das zu viel Zinglerflüsterei. Man sollte nicht zu viel in seine Aussagen hineininterpretieren, nur weil man sich wünscht, dass er es so gemeint hat. Meines Erachtens geht es ihm darum, langfristig den Fanprotest gegen den Hyperkommerz zu schwächen, der sich beim Aroundtown-Deal gezeigt hat.
PS: Mir ist Union ohne Hyperkommerz in der 2. Liga lieber als mit Hyperkommerz in der 1. Liga, bin da aber höchstwahrscheinlich in der Minderheit. Was man für Hyperkommerz hält, ist natürlich ein langes Thema.
natürlich @sebastian, ich gebe dir in vielem recht.
es hat sich seit dieser „grundsatzerklärung“ von 2011 vieles – und vieles zum guten – verändert
ich stehe ja auch nicht für union in verantwortung und habe es leicht, meinen unionbezogenen überzeugungen, die mE unabhängig des sportlichen und wirtschaftlichen vereinserfolges (wobei auch hier gilt: der erfolgsbegriff ist interpretierbar), existieren, zu folgen.
und auch ich habe einige meiner vorstellungen, wie union sein könnte, in vergangenheit und gegenwart abgelegt (mit bauchgrummeln manchmal zwar – aber trotzdem habe ich „mitgemacht“).
einige verantwortliche werden sicher durchaus auch kein genuss am schlucken besonders schleimiger kröten (wie AT für mich eine ist) haben.
im sinne der vereinsräson aber lächeln sie dazu bestenfalls etwas säuerlich.
eigentlich bin ick oft zunehmend zerrissen und auch ratlos…
gefühlsmäßig schließe ich mich „nach abzug“ der rationalen mich bewegende elemente dennoch @Jott-Wee-Dee an.
wohl wissend, dass ich weiß, eigentlich gar nichts zu wissen…;-)
eins aber ist sicher:
ich brauche und genieße diese art der respektvoll geführten und von inhaltlicher substanz getragenen diskussionen hier, die so angenehm ohne (anderweitig gewohnt) niederträchtiges angepisse verlaufen.
gerade die gedanken der andersdenkenden – so schmerzlich sich deren nachvollziehen für mich auch anfühlen mag und so sehr ich mich zunächst oder eben auf dauer gegen diese innerlich sperre – lassen mich meine standpunkte immer wieder überprüfen und ggf. korrigieren.
danke @TeVe und leserschaft!
Tut mir leid, ich kann das ganze nicht nachvollziehen. DZ sagt was, und sorry, man kann darin auch einfach nur eine Ankündigung sehen, den Verein langsam aber sicher zu verändern, und nicht zum guten. Ja, auch und gerade im zeitlichen Kontext, und auch, wenn man das mit dem vergleicht, was mal gesagt wurde, und wie sich das dann entwickelt hat. Nicht permanent anders sein, kein Kultclub… Ich für meinen Teil gehe zu Union, weil es genau das ist, daß der Verein anders iist, daß er ein Kultclub ist. Da macht für mich Union aus, kein Mainstreamverein, Zusammenhalt, Fan“famile“, usw.. Ich lese hier, daß Union unpolitisch sein will, daß es ja toll ist, daß man alles Gesellschaftsschichten auf den Rängen hat, daß man ja mit allen redet… Sorry, nein! Mal davon ab, daß man nicht einfach am Stadioneingang sein Hirn und seine Einstellung ablegen kann, auch wenns bei einigen so scheint, kann und darf man in der heutigen Zeit nicht unpolitisch sein! Ich finde es zum kotzen, Nazis, Rassisten und sandere Arschlöcher im Stadion zu haben. Und da muß sich der Verein auch eindeutig positionieren und handeln! Und nein, mit Nazis redet man nicht! Kultclub? Ja, sorry, für mich ja! Ich bin Ostberliner, und habe mich damals nicht per Dartwurf entschieden, ob ich nach Pberg oder Köpenick fahre! Ein Verein, den soviel ausmacht, was den Begriff Kult definiert! Natürlich rede ich von Fans, von Aktionen, von Zusammenhat, aber eben auch vom Fanverhalten! Bis vor nicht allzulanger Zeit kannte ich nur 2 Vereine, bei denen die Mannschaft nicht ausgepfiffen wurde, wo man nicht nach 60 min ging, weil das Spiel scheiße lief, wo bis zum Schluß supportet wurde… Es wird von DFL und Finanzen geredet, und ja, ich finde diesen AT-Deal zum kotzen. Für mich hat der Verein damit ein Stück weit sich selbst verkauft, seine Fans. Was war das damals noch für ein Aufschrei, als ISP Hauptsponsor wurde. und heute? Heut ist es völlig ok, wenn wir einen Hauptsponsor haben, der mit für Gentrifizierung, Verteuerung, mehr Obdachlosigkeit verantwortlich ist, haben, Hauptsache er bringt Kohle. Was ist mit stadtteilverein, Unionfamilie? Ich kenn Mieter der AT, die kräftige Mieterhöhungen bekommen haben… Mir machen solche Aussagen, solche Entwicklungen, Angst.
Der Trick in Zinglers Aussage ist durchschaubar: „95 Prozent aller Menschen, mit denen ich gesprochen habe, haben uns gratuliert. Wir machen immer den Fehler, dass wir uns auf die abweichenden Meinungen konzentrieren und die dann zur Allgemeinheit erklären. So ist es nicht.“
95% haben ihm zum Aufstieg gratuliert – wer und warum auch nicht? Aber wohl kaum zum Deal mit aroundtown. Der mag vielen vll. egal sein, einer ansehnlichen Zahl aber eben nicht. Wobei abweichende Meinungen oft unbequem, aber sehr wohl wichtig sind, weil sie bei allem Jubel Fragwürdiges hinterfragen (ohne sich wie DZ meint, gleich zur Allgemeinheit zu erklären). Wobei Stephanie Baczyk ja in dem Zusammenhang mal das Beispiel Babelsberg hätte anführen können (Sponsor „Seebrücke“, sicher auch diskutabel). Aber dazu reichte es in dem eher weichgespülten Interview einer Reporterin, die (nicht nur) hier leider den im Sportjournalismus verbreiteten Fan gibt, der es auf die andere Seite der Bande geschafft hat. Aber das ist wieder ein anderes Thema.
mein herz fliegt dir entgegen, @Paulioner, mein kopf reicht dir – unions „kultigkeit“ stirnrunzelnd bezweifelnd – eisern-kritisch verbunden die hand,
mein bauch hält sich grummelnd fragend zurück:
„erst das fressen und dann die moral?“ – oder führt zunehmend regelmäßiger verzehr „optisch aufgebesserter“ kröten über die kotzgrenze hinaus nicht doch absehbar und unweigerlich zum kollaps des sie verzehrenden organismus‘?
Ich glaube wir sind alle gar nicht weit auseinander.
Für mich ist dieses Kult-Getue einfach zu aufgeblasen. Wir können uns selbst genügen, wir wissen wer wir sind und der Rest der Welt, sind keine Unioner. Ich fahre nach Köpenick, wegen der Familie und auch weil wir bestimmte Werte vertreten. Ich beobachte auch mit Sorge, dass einiges davon bröckelt. Doch um den alten Fußballspruch abzuwandeln: Entscheidend ist auf den Rängen. Wir definieren was unsere Werte sind und ob wir sie leben wollen, in einem kann man sich ganz sicher sein, wenn diese klar formuliert sind und das sind sie zum Teil und zum Teil noch nicht, dann geht Dirk nicht daran vorbei. Das mag irgendwann anders aussehen, wenn keine Unioner mehr an der Spitze des Vereins sind, aber das wird noch dauern. Zum Thema „Urlaub“ aus dem der Wunsch nach einem Daueraufenthalt wurde. Wir leben in einer Gesellschaft und einem System das Wachstum als Wert an sich definiert und zwar als einen Wert, der höher steht als viele traditionelle Werte, darüber wird Erfolg definiert. Union kann sich dem nicht entziehen, bzw. lebt in dieser Logik, doch noch sagen wir Erfolg ja, aber nicht um jeden Preis. Ich beobachte auch mit Sorge, dass wir dieser „Wachstumslogik“ immer mehr nachgeben könnten und dafür anfangen ganz grundlegende Bekenntnisse in Frage zu stellen. Es ist jedoch auch wieder an uns, in der Mitgliederversammlung aufzustehen und diese Geschichten auszudiskutieren und für unsere Werte einzutreten.
@Paulioner Ich rede auch mit rechts eingestellten Unioner, Männer und Frauen, mit denen ich zusammen am Stadion gebaut habe, mit denen ich unsere Mannschaft angefeuert habe in all den Jahren und dabei Eimerweise Bier getrunken. Wenn rassistische Sprüche kommen, dann gibt es sofort Zunder und faschistoides Verhalten wird in keiner Weise toleriert. Aber mit denen die hier nicht den nazi gebe, mit denen Rede ich, weil es sind Unioner und da ist es mir jeder einzelne Wert.
eisern
@Paulioner
Genau das meine ich, Hass, Angst und Wut haben an der AF nichts verloren.
Wir haben in Ost-Berlin das Erbe zweier Diktaturen zu verarbeiten. Das sollte man nie vergessen.
dem stimme ich zu, @stephan!
ich würde nach meinem empfinden hinzuzufügen:
wir haben es (als gesellschaft, als individuum, also auch als unioner) bereits mit vorboten und zT bereits aktiven strukturen einer heraufzieheden, nächsten diktatur zu tun und hätten deshalb zusätzlich damit zu tun, zu verhindern, dass auch diese dereinst bewältigt werden muss.
ich würde das – meiner wahrnehmung nach – da am horizont droht, gegenwärtig offen totalitären finanzkapital-faschismus nennen.
Interessant ist für mich in dem Interview mit Dirk Zingler das was nicht explizit gesagt wurde. Ist das rein zufällig, dass ihm, dem Präsi das gerade jetzt einfällt … Ich weiss, das ist eine rhetorische Frage. Denken hilft steht auf meinem Vera Birkenbiehl T- shirt.
Ansonsten freue ich mich auf eine spannende Saison. Eisern Union.
Das ist ja oft so, dass das was NICHT gesagt wird, interessanter ist als das was gesagt wird.
Angepasst auf die Berliner Journaille möchte ich denen noch zurufen:
Am interessantesten an Union ist das, was ihr seid Jahren NICHT gefragt habt.