Blog Kommentar

Unions neuer Hauptsponsor ist eine bemerkenswert instinktlose Entscheidung

Sportsponsoring ist auf dem Papier für Unternehmen eine seltsame Investition. Eine Ausgabe ohne direkten Mehrwert und unklaren Möglichkeiten, daraus Gewinn zu generieren. Das Versprechen, was hinter Werbung im Allgemeinen und Sportsponsoring im Speziellen steht, ist, neben der reinen Werbefläche zur Präsentation des Firmenlogos, natürlich das Aufladen des Firmennamens mit positiven Emotionen. Die Telekom bezahlt in der Allianz-Arena Mitarbeitern die Eintrittskarte in guter Lage, damit diese sich in Form eines Telekom-Logos kamerafreundlich ins Stadion setzen und so in allen Einstellungen von Strafraumszenen (also auch Toren) gut im Bild sind.

All diese Zusammenhänge sind kein Geheimnis und der Imagetransfer von positiven Emotionen auf den jeweiligen Sponsor ist Teil des Deals, den man als Sportverein eingeht. Gerade Vereine wie Union existieren dabei in einem besonderen Spannungsfeld: Zum Einen agieren sie nach allen Regeln des Marktes als Unternehmen in einem hochkompetitiven Umfeld, zum Anderen erfüllen sie, auch nach einem durch die Vereinssatzung festgehaltenen Selbstverständnis, durchaus soziale Aufgaben. In diesem Spannungsfeld sollte sich auch die Entscheidung bewegen, wem man die beschriebene Bühne eines Hauptsponsors gibt.

Das dabei manchmal unglückliche Entscheidungen getroffen werden, ist nichts Neues – Bremen hat dies 2012 erfahren müssen, als die Wahl von Wiesenhof als neuer Hauptsponsor mit Protesten begrüßt wurde. Auch Union hat diese Erfahrung bereits einmal machen müssen, als im Juni 2009 die Firma ISP als neuer Hauptsponsor bekanntgegeben wurde. Aus dem damals geschlossenen 5-Jahresvertrag stieg Union nach kurzer Zeit aus – in erster Linie wegen aussbleibenden Zahlungen, Teil der öffentlichen Begründung war aber auch, dass sowohl die persönliche Vergangenheit des Geschäftsführers als auch die Tätigkeitsfelder der Firma nicht mit den Werten, die Union als Verein vertritt, vereinbar waren.

Nun ist eine Immobilienfirma aus Luxemburg mit 15-jähriger Unternehmenshistorie nicht zu vergleichen mit einer Firma wie ISP, die gefühlt einen Monat vor dem Deal mit Union gegründet wurde, aber es ist auch nicht mehr 2009 und die sozialen Gefüge in Berlin haben sich seitdem geändert. Der Kampf um bezahlbaren Wohnraum hat sich zugespitzt und man muss kein Prophet sein, um hier einen Konflikt zu sehen, der in den kommenden Jahren eher größer werden wird als kleiner.

Aroundtown Beteiligung an Grand City Properties (Quelle: Screenshot Aroundtown Homepage)

Aroundtown selbst hat dabei nur 16% Wohnimmobilien im Portfolio und ist dadurch nur sehr mittelbar verantwortlich für Änderungen im Gefüge des Wohnungsmarktes in Berlin. Anders sieht das jedoch aus, wenn man sich das Portfolio der Firma Grand City Properties ansieht, an deren Wohnimmobilien-Portfolio Aroundtown zu 39% beteiligt ist. Berlin ist in Grand City Properties Portfolio der zweitgrößte Markt (Link auf PDF), von dem 1/3 im direkten Einzugsgebiet von Union (Treptow-Köpenick) liegt. Den Hauptvorteil ihrer Immobilien in Berlin allgemein sieht Grand City Properties übrigens darin, dass sie mit nur geringem Risiko bei mind. 84% aller Wohnungen die Miete anheben können (Chart 7 im verlinkten PDF).

Dem neuen Hauptsponsor des 1. FC Union Berlin ist also aus reinem wirtschaftlichen Eigeninteresse daran gelegen, dass eine Firma, bei der sie der größte Einzelaktionär sind, im Haupteinzugsgebiet des Vereins die Mieten anhebt. Man könnte Zeitungen mit eher intensiven Überschriftenvorlieben eine Schlagzeile wie „Union lässt sich ab sofort von dem Geld bezahlen, was mit der Verdrängung von bezahlbarem Wohnraum in Berlin eingenommen wurde“ nichtmal verübeln. Dass der Wirtschaftsstandort Luxemburg von Aroundtown nicht unbedingt dafür bekannt ist, dass sich dort Unternehmen ansiedeln, die auf die Gewinne, die sie in Deutschland gemacht haben, gerne auch in Deutschland Steuern zahlen, haben wir dabei noch nichtmal erwähnt – das sei hiermit nachgeholt.

Völlig zurecht wurde in den Kommentaren beim State of the Union bereits darauf hingewiesen, dass es natürlich der Zweck von Unternehmen ist, Gewinne zu erwirtschaften. Gerade bei Aktiengesellschaften (das „SA“ im Firmennamen von Aroundtown steht für „Société Anonyme“, der luxemburgischen Variante der „Aktiengesellschaft“ aus Deutschland) sind Gewinne und die damit verbundenen Dividenden für die Aktionäre Hauptzweck und Pflicht der Geschäftsführer und Globalisierung heisst dann eben auch, dass wir damit leben müssen, dass Investoren ihre Steuern ggf. im Ausland zahlen. Alles unbenommen. Gut finden müssen wir das aber dadurch noch lange nicht.

Die Frage, die sich mir dabei stellt, ist, warum Union einem solchen Firmengeflecht die oben beschriebene Bühne des Hauptsponsors einräumt? Gerade in Berlin. Gerade 2019, wo sich der Kampf um eine sozialverträgliche Regulierung des Wohnungsmarktes zuspitzt. Der Umstand, dass der Verein keinen anderen Sponsor finden konnte, der ein Angebot in der Nähe der 2 Millionen Euro pro Jahr, die Aroundtown bezahlen möchte, abgeben wollte, ist unter Berücksichtigung aller externen Faktoren nur eine schwacher Grund. Ein großer Teil meines Fandaseins von Union war und ist, dass sich der Verein in dem Spannungsfeld zwischen Wirtschaftsunternehmen und sozialer Verantwortung im Zweifel immer auf der Seite der sozialen Verantwortung wiederfindet. Engagement um Fanrechte, soziale Initiativen, Verzicht auf Mehreinnahmen zugunsten eines saubereren Stadionerlebnisses – alles Dinge, die den Verein auszeichnen und die dafür sorgen, dass das Leben für Menschen in und um den Verein herum besser wird.

Die Entscheidung für den neuen Hauptsponsor ist nun die erste größere seit langer Zeit, die nicht in diese Reihe passt. Soziale Verantwortung und Immobilieninvestoren passen nicht zusammen – nicht im Berlin des Jahres 2019. Es ist eine instinktlose Entscheidung, die gesellschaftliche Dynamiken ignoriert, die jeder Einwohner dieser Stadt spürt. Ganz davon abgesehen, dass der 1. FC Union Berlin es ganz sicher nicht gebrauchen kann, wenn in den kommenden Jahren der neue Hauptsponsor in der Berliner Tagespresse des Öfteren als Investorenheuschrecke vorkommt – Imagetransfer funktioniert leider in beide Richtungen.


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71 Kommentare zu “Unions neuer Hauptsponsor ist eine bemerkenswert instinktlose Entscheidung

  1. silberhacke

    guter text!
    much zieht dieser entschluss völlig runter. jetzt mischt sich so eine erfolg-um-jeden-preis-haltung hinein, die alles besudelt, auch in der rückschau.
    ich meine, wer will den jetzt die hymne noch singen?

    BLECH

  2. Der Text bringt es auf den Punkt. Besser kann man es nicht darstellen. Sachlich geschrieben und beide Seiten betrachtet. so sollte sich jeder einen Überblick zur Thematik verschaffen können. Top.

  3. Gorilla_im_Nebel

    Danke, Robi!

    I really don‘t get it, Diggi…

    Eisern.

  4. Tja, dann bleibt wohl nur die Möglichkeit, einen Fonds zu gründen, in den die Fans einzahlen. Und sind die 6 mio erstmal drin, können wir ja einen 3-Jahres-Vertrag mit dem Verein machen.
    Sorry, aber eine andere Möglichkeit seh ich nicht. Welcher Sponsor, der auch nur ansatzweise bereit wäre, entsprechende Kohle bereitzustellen, wäre denn über Vorwürfe erhaben?
    Ich bin niemand, der kritiklos im Union-Universum unterwegs ist. Aber mir war vorher klar, was bei uns in Richtung Haupsponsor losgetreten wird.
    Und ganz ehrlich: Ich finde es schwach, dass ihr euch in die Nörglerschlange einreiht! Es hätte uns deutlich schlimmer treffen können! Aber das Rumtreten auf Immo-Firmen ist hip und deshalb tut euch keinen Zwang an.

  5. Ein sehr guter Text und eine Schweinerei, dass sich Union jetzt von deren Kohle bezahlen lässt. Wohnen ist ein Menschenrecht und Verdrängung (zunehmend auch in Treptow-Köpenick) ein großes Problem. Das Union jetzt für ein Unternehmen Werbung macht, dass tagtäglich seine eigenen Fans aus ihren Wohnungen drängt, sie drangsaliert und die Mieten steigen lässt, ist wirklich traurig. Ja Kapitalismus ist so aber sich von den schlimmsten Heuschrecken sponsern zu lassen ist eine moralische Frage.

  6. Sehr interessant ist ja, was Dr. André Holm letztens zum Aufstieg von Union und möglichen Eventsfans gesagt hat:

    „Natürlich fühlt sich der Kollwitzplatz heute anders an als vor 25 Jahren, weil ganz andere Menschen dort leben. Bei Union ist das anders. Wir werden ewig leben, heißt es in der Hymne. Die Menschen lassen sich nicht einfach verdrängen. Die Leute hören nicht auf zu kommen, außer aus gesundheitlichen Gründen oder weil sie umziehen müssen. Da ist eher die Gentrifizierung der Stadt eine Gefahr für den Klub, wenn die Leute sich das Wohnen in Berlin nicht mehr leisten können“

  7. Tom Kohlschmidt

    Guter Text, aber sollten wir uns auch überlegen, wie man das deutlich nach außen tragen kann.

  8. Musiclover

    Gibt es dafür irgendwelche Belege oder ist das reiner Wutbürger-Populismus?

    “ Das Union jetzt für ein Unternehmen Werbung macht, dass tagtäglich seine eigenen Fans aus ihren Wohnungen drängt, sie drangsaliert…“

    Eine weitere Frage: Welchen Anteil hält die Firma Aroundtown am Berliner Wohnungsmarkt? Da würde mich beispielsweise die Anzahl der Wohnungen interessieren.

  9. Sie hält 39% an 7.515 Wohnungen (siehe Links oben).

  10. Es geht mir immer noch zu schnell. Die Urteile sind zu schnell fertig. Ich möchte erstmal mehr wissen und selbst recherchieren.
    Aber eine Frage stellt sich mir doch sofort: wo ist eigentlich dieses Vertrauen hin, welches alle immer so vollmundig verkündeten zu DZ und der Vereinsführung? Von einem Tag zum anderen wie weggeblasen. Toll. Da möchte man Chef sein.

    Aber gerade werden verbal die Barrikaden angezündet, zum Boykott aufgerufen und das mit der Reichweite.
    Vielleicht erstmal fragen stellen und sich etwas Zeit lassen, bevor man die Streichhölzer anzündet.

    Ja ich hadere selbst mit dem Sponsor, aber wie ich schon mal sagte „der Zorn der Gerechten“ zerstört mehr als es aufbaut. Ich will mehr wissen.

  11. @Jan: Zu welchem Boykott wurde wo aufgerufen? Welche Barrikaden wurden angezündet?

    Sowohl in diesem Text als auch in State of the Union heute morgen haben Daniel und ich jeweils belegbare Zahlen präsentiert und unsere persönliche Einschätzung dieser Zahlen in Bezug auf Union und die Werte, die wir damit verbinden, dargelegt. Nirgends haben wir Dirk Zingler oder der Vereinsführung auch nur mit einer einzigen Silbe das Vertrauen aberkannt oder sie abgeurteilt. Zu einem Vertrauensverhältnis gehört auch, dass Kritik erlaubt ist und diese haben wir geäußert.

  12. Musiclover

    In Berlin gibt es knapp 2 Millionen Wohnungen! Ich glaube nicht, dass man mit 7515 Wohnungen einen signifikanten Einfluss auf den Berliner Wohnungsmarkt hat.

    P.S.: Gibt es irgendwo ein Beispiel, dass ein Unionfan aus einer Aroundtown/GCP-Wohnung gedrängt wurde?

  13. Ab wieviel betroffenen Wohneinheiten wäre es für Dich ein Thema, was es sich lohnt betrachtet zu werden? Alles unter 10.000 ist egal? Mit 20.000 Mieterhöhungen können wir noch gut leben? 7515 Wohnungen sind 7515 Mieter, auf die hier signifikanter Einfluss ausgeübt werden kann. Wußte nicht, dass wir uns erst ab bestimmten Größenordnungen um Menschen kümmern.

  14. J.D.Coke

    Du schreibst: „Nirgends haben wir Dirk Zingler oder der Vereinsführung auch nur mit einer Silbe das Vertrauen aberkannt oder sie abgeurteilt.“

    Schon, wenn du einen Blick auf deine Überschrift wirfst, (…instinktlose Entscheidung) wirst du den Widerspruch deiner Aussage selbst erkennen.

  15. Eine(!) Entscheidung als „instinktlos“ zu kritisieren und das Aberkennen jeglicher Kompetenz, Entscheidungen zu treffen, sind für mich immer noch zwei Paar Schuhe. Aber netter Versuch.

  16. Musiclover

    Es geht um Menschen, also bringe bitte ein Beispiel für den negativen Einfluss dieser Firma. Ein Betroffener würde mir ja schon reichen!

    Bisher ist mir das alles viel zu populistisch hier!

  17. Meine Argumentation für den „negativen Einfluss“ kannst Du oben als Text lesen. Meine Fragen hast Du auch nicht beantwortet: Ab wieviel Menschen wäre das Thema für Dich wichtig genug?

  18. […] P.S. Aus der Rubrik – wir haben hier kontrovers über den Hertha-Hauptsponsor diskutiert – beim 1. FC Union gibt es Kritik am neuen Hauptsponsor, der Aktiengesellschaft „Aroundtown“, einem Immobilien-Unternehmen. Wen das Thema interessiert, dem empfehlen ich den Beitrag im Blog Textilvergehen „Unions neuer Hauptsponsor ist eine bemerkenswert instinktlose Entscheidung“ – hier entlang […]

  19. Musiclover

    Deine Argumentation, „Union lässt sich ab sofort von dem Geld bezahlen, was mit der Verdrängung von bezahlbarem Wohnraum in Berlin eingenommen wurde“, sehe ich bisher nicht im Ansatz bewiesen, daher ist deine Frage irrelevant!

  20. J.D.Coke

    Ansichtssache @robert wenn ich eine Entscheidung (des 1.FC Union) als instinktlos bezeichne, urteile ich schon darüber. Nach euren Artikeln gestern (Stichwort Scheinmitgliedschaft) und heute (Stichwort Instinktlos) können wir als nächstes vielleicht mal wieder einen entspannten Artikel über die Pokalauslosung gegen Halberstadt lesen. Oder gibt es daran auch etwas zu kritisieren? Nichts für ungut, eigentlich lese ich euren Blog ja ganz gerne.

  21. Man hatte mit etwas mehr Fingerspitzengefühl agieren können. Aber muss man das als Wirtschaftsunternehmen auch ?????. Auf alle Fälle hätte man gekonnt.

  22. @Musiclover: Nettes Rosinenpicken – dass dieser Satz in keinster Weise eine Argumentation ist, sondern lediglich ein bewusst übertriebenes fiktives Beispiel einer Schlagzeile, die ich über meinen Verein eben genau nicht lesen will, unterschlägst Du dabei. Immerhin weiß ich jetzt, wer darüber befindet, welche Debattenbeiträge und Fragen irrelevant sind und welche nicht.

  23. @J.D.Coke Daniel und ich sind zwei verschiedene Personen mit zwei verschiedenen Standpunkten, die sich in diesem Fall deutlich näher sind als in manch anderen Diskussionen. Bitte bewerte meine Worte nicht mit Beispielen aus Artikeln, die ich nicht geschrieben habe.

    Und ich bin mir sicher, dass die Pokalauslosung morgen ein ganz entspanntes Thema im State of the Union sein wird.

  24. @robert sorry wenn ich beide Texte feuern aus vollen Rohren auf die Entscheidung. Es wird nicht die Frage gestellt, was die Alternative wäre oder wie es zu dieser Entscheidung gekommen ist. Dies wären Fragen die ich gerne antwortet hätte.
    und Betreff Vertrauen in die Vereinsführung… Echt jetzt, du weißt nicht wenn du da ansprichst, wenn du von einer „bemerkenswert….“ sprichst? Du gehst davon aus das es Karl Schuster aus der Kleiderkammer war, der den Deal unterschrieben hat?
    Ja Kritik ist durchaus angebracht und natürlich gehört es dazu sie anzubringen. aber ich finde, dass man einen maßvolleren Ton hätte anschlagen können und vielleicht erst einmal neben dem Aufzählen der Fakten, ein paar Fragen stellen können.

    Erst recht wenn man die Reichweite beachtet, die ihr vertretet, bundesweit.

  25. @Jan: Ich weiß sehr wohl, wen ich da anspreche. Darum habe ich das ja auch getan. Ich lasse mir aber in keinster Weise unterstellen, dass ein kritischer Text zu einem Thema dem Komplettentzug des Vertrauens in das Präsidium gleichkommt. Das ist eine dumme und unehrliche Unterstellung.

    Die Diskussion um Alternativen auf dem Niveau von „na wer hätte denn besser gepasst“ spare ich mir (und damit auch Euch), da sie nicht zielführend ist, solange wir keinen Einblick haben, was und wer denn noch alles zu welchen Preisen zur Wahl stand. So müssen wir Entscheidungen an einem singulären Endergebnis bewerten.

    Ich bin mir aber sicher, dass das Präsidium ein oder zwei kritische Texte im Textilvergehen aushalten wird – mich erschüttert eher, wie dünn hier manche das Fell unserer Entscheider sehen.

    Was die Berechtigung von Kritik mit einer vermutlichen Reichweite derselben zu tun hat, musst Du mir bei Gelegenheit nochmal erklären.

  26. Musiclover

    Die Fragestellung ist irrelevant!

    Ich kann bei unserem neuen Sponsor bisher nicht mal im Ansatz eine Heuschrecke à la KKR oder ein Geschäftsgebaren à la Deutsche Wohnen erkennen. Wo genau wird durch diese Firma ein Wert des 1. FC Union mit Füßen getreten?

  27. Wie oft möchtest Du mir diese Frage eigentlich noch in immer wieder anderer Formulierung stellen? Du kommentierst unter einem Text, in dem ich genau diese Frage für mich beantworte.

  28. EisernerStorch

    Vielen Dank Jungs, dass ihr genau immer meine Gedanken zu Vorkommnissen im Verein (ob Tickets, Rassismus oder wie hier ein zwielichtiger oder zumindest extrem fragwürdiger Sponsor) sofort thematisiert. Jeweils zu einem Zeitpunkt, wo ich noch meine Gedanken dazu sortiere, liefert ihr gleich Standpunkte.

    Fussballvereine haben einen gewaltigen Einfluss, den es heißt bedacht zu lenken. Hier riecht es nach einem Schnellschuss oder Details im Vertrag die uns nicht bekannt sind, die aber so verlockend sind, sich dem erwartbaren Shitstorm auszusetzen. DZ unterstelle ich auch keine Inkompetenz, das wird er durchdacht haben, und irgendwas muss verdammt lukrativ gewesen sein…

    Sprecht weiter unbequeme Dinge an. Führungspersonen und fragwürdige Entscheidungen sind in einer offenen Demokratie kein rotes Tuch. Wir sind Mitglieder und wir sind mündig. Wenn uns Entwicklungen im Verein nicht passen, wird dies zum Thema. Dann wird es diskutiert. Ein Vorgang der bei Union kultiviert und auch intern hervorgehoben wird. Ich bin auf eine Stellungnahme des Vereins gespannt.

    Die warte ich ab, bevor ich meine Meinung festzurre.

    Vielen Dank für eure Meinungen, Standpunkte, Zahlen und Fakten zum das Thema zu durchleuchten.

    Weiter so!

  29. Bitte ein Trikot ohne Sponsoraufdruck!

  30. Robert, Hey. Ich bin es immer noch.
    Ich habe nichts weiter getan, als etwas Kritik am Stil zu üben. Meiner ist es nicht.
    Ich für meinen Teil bin dafür erstmal Fragen zu stellen und dann zu schießen, erst Recht wenn man Vertrauen hat.
    Ich wollte dir nichts unterstellen, nur auf die Konsequenz hinweisen, die ich sehe. Natürlich werden die Vereinsverantwortlichen die Kritik aushalten, ändert aber gar nichts daran, dass ich anders herangegangen wäre. Mehr wollte ich nicht sagen.

    PS. Lass uns nen Bier trinken gehen und drüber reden. Ich glaube wir sind gar nicht weit von einander entfernt.

  31. @Jan: Ich weiß, dass wir nicht weit voneinander entfernt sind. Und klar, Kritik am Stil – immer her damit. Solange ich dagegen argumentieren darf :) Am Ende stehen wir dan beide da und sagen jeder „Ich hätte es anders gemacht“. Das halte ich für ein valides Ergebnis, mit dem zumindest ich gut leben kann.

    Die von Dir angesprochenen Konsequenzen von Kritik würden mich dann aber doch interessieren.

    Und auch das Bier trinke ich gerne mit.

  32. Naja.. wenigstens etwas, wenn man schon die „Gewinne“ nicht in Deutschland versteuert. So bleibt wenigstens ein kleiner Teil in Berlin, statt alles in Luxemburg oder auf Zypern.

  33. Ich finde gut,
    dass ihr euch heute die Zeit genommen habt, noch einmal zum Thema zu schreiben. Danke
    Leider hat ja unsere Politik sehr viel verschlafen.
    Persönlich finde ich es auch nicht so gut, dann lass uns zusammen schauen, wie wir ein Zeichen setzten können.

  34. silberhacke

    wahrscheinlich schlägt das ereignis solche wellen, weil es in der vergangenheit kaum eine entscheidung gegeben hat, die die kernfragen eben auf emotionaler ebene, eher als auf der rationalen, in den focus rückt:
    wer ist der verein?
    wer bin ich im verein?
    warum gehe ich ins stadion?
    zingler trifft seine entscheidungen kalkuliert und mit perspektive, aber ist das auch meine perspektive?
    union ist ein unternehmen im wettbewerb. union hat sich verändert und wird sich weiter verändern. union spielt in der höchsten deutschen spielklasse, und die entscheidung für den genannten sponsor läßt darauf schließen, dass man da oben bleiben will.
    zum verkauf steht ein stück seele, oder ist es doch nur romantischer tant, ein echohall?
    fühle ich mich besser, wenn die spieler für die allianz, generali oder irgend eine andere beschissene versicherung auflaufen?
    dieser tage hat es aroundtown ebenso schwer wie irgend ein klimaschwein oder vielleicht nestlé. ist aroundtown schlimmer als adidas oder bwin, die ja auch schon dabei sind?
    profisport nervt halt tierisch, aber es ist der beste sport mit den besten sportlern, die man bekommen kann.
    da sitzt man da und glotzt und nimmt noch einen schluck.
    morgen ist auch noch ein tag.

  35. Zum Thema,
    Gentifizierung,

  36. alorenza

    An Argumenten ist alles gesagt, wenn auch vielleicht noch nicht von jedem. Ich verkneife mir Wiederholungen, möchte aber eines loswerden, und ich glaube, dass ich mir da ein Urteil erlauben darf:

    Genauso aufsehenerregend wie sich der 1. FC Union Berlin zu einem Erstligisten entwickelt hat, gilt das auch für den erstklassigen Journalismus von Textilvergehen.

    Respekt vor der Leidenschaft, an 365 Spieltagen pro Jahr auf Ballhöhe zu sein.

    Einem Verein mit einem stabilen Wertegerüst kann das Aufgreifen von – auf den ersten Blick – unangenehmen Themen nie schaden. Das hält der FCU schon aus.

    Meine Meinung.

  37. Und vor 2 Jahren hat es niemanden interessiert. Ich finde es verlogen. Das auch noch ausgerechnet Holm seinen Senf dazu gibt, ist echt übel. Das der Fan des gleichen Vereins sein will, kotzt mich an. Zu Ostzeiten wäre er auf die Idee nie gekommen. Spinner.

  38. Mein Name ist doch aber gar nicht Holm.

  39. Mit keinem Wort zu erwaehnen wie lange wir schon mit diesem Firmengeflecht verpartnert sind, finde ich persoenlich enttaeuschend.
    gibt dem gesamten text nen faden beigeschmack und erweckt den eindruck von „stimmungsmache“, ums uebertrieben zu sagen.

  40. @Hans: Diese Information ist nicht eben geheim, wird sie doch in sämtlichen Pressemitteilungen und Artikeln erwähnt. Ich halte sie auch für relativ egal für die Punkte, die ich versucht habe darzulegen. Es ist für mich ein Unterschied, wenn man mit einem Unternehmen in beschränkter Kapazität im Jugendbereich zusammenarbeitet oder siebenstellige Summen pro Jahr für die exponierteste Position im Sponsorenpool einnimmt. Daher, um Deine implizierte Frage zu beantworten: Ja, es ist jetzt eine neue Situation, die es anders zu bewerten gilt als die letzten zwei Jahre. Ich habe auch mit keinem Wort dem Jugendengagement irgendetwas abgesprochen.

    • Außerdem hat Robert in seinem Kommentar auf State of the Union, also den Nachrichtenteil, verwiesen, in dem das steht.

  41. Mich wundert wie einige mehr die Kritik in diesem Blog kritisieren als die Entscheidung unserer Vereinsführung. Alles mit Zahlen und Argumenten gut untermauert.

  42. Die Situation hat sich kein stueck veraendert. entweder will man mit solchen leuten geschaefte machen, oder ebn nicht. zu sagen auf jugendtrikots duerfen sie aber fuer die maennerbrust sind sie nich sauber genug finde ich nur heuchlerisch.

    • Deswegen ist das auch nicht das Argument. Ich gebe zu, mich damit, wer die Nachwuchstrikots gesponsort hat, nicht allzu genau beschäftigt zu haben. Das war aber eben auch öffentlich kein Thema. Und das spielt eine Rolle, weil es bei Sponsoring nun mal um Öffentlichkeitswirkung geht. Wenn die mit dem Auftreten bei der Profimannschaft exponentiell größer wird, ändert das zumindest, wie viel Aufmerksamkeit dem gewidmet wird. Und gibt Gelegenheit, Ansichten, die man auch vorher hatte, zu äußern, weil das Thema wichtig(er) wird.

  43. Tja . Überschriften sind nicht die Spezialität vom Textilvergehen. Aber so ist das halt. Es ist schon seltsam zu beobachten, wer Anrüchigkeiten entdeckt, sie mitunter in Kritik verkleidet. Der mediale Verein – ? großartig-supi ….. aber ist nicht ostdeutsch. Union ist ein Stück aus unserer Heimat, in der wir groß geworden sind, und es findet im Stadion statt. Mir geht diese zu Hause am Laptop Meuterei, von den ganzen Plattformrebellen einfach auf Sack. Machen wir Werbung für Gurken aus dem Spreewald,( das ist das einzigste Unbefleckte welches dann noch als Sponsor infrage kommt ) . Eisern

  44. Sponsoring im Fußball kann noch eine andere, disruptive Funktion haben, die es Unternehmen erlaubt, Diskussionen einen Akzent zu geben, der sie ein wenig aus der Schusslinie nimmt; Gazprom und Qatar und Emirates wären Beispiele. Es gibt relevante Kritik von Teilen der Zivilgesellschaft am Geschäftsmodell, an der Haltung, am politischen Hintergrund eines Unternehmens – das Unternehmen steckt Geld in einen Verein – die Anhängerschaft entzweit sich ob der Frage, ob das eine egale oder schlechte Entscheidung ist. Und schon steht zumindest für einen Moment der Verein im Auge der Diskussion, nicht mehr das Unternehmen (bzw. hier die Branche).

  45. @ Robert, ich verstehe deine Wut in Bezug auf die gegenwärtige Immobiliensituation in Berlin und ich kann die Entscheidung des Vereins emotional auch nicht nachvollziehen. Aber ich frage mich, wo ist da unsere Kommunikationsabteilung? Wie so oft in solchen kontroversen Situationen werden nach der Bekanntgabe die Schalosienen im alten Forsthaus heruntergezogen, und niemand hört ein offizieles Wort. Wo sind die,???. Im Urlaub oder bei der Bandprobe…? Es liegt in der Verantwortung der Kommunikationsabteilung uns solche Entscheidungen zu kommunizierern. Es ist wohl leichter, sich gegen eine eher labile Gegengerade zu mukieren, als gegen einen Entscheidung von D.Z.
    Eine Gengerade wie die Unsere würde sich manch ein Verein als Kurve wünschen…(aber ich schweife ab).
    @ Mörl, du alte Spreewaldgurke, du Katzengoldgräber mit dir trinke ich seit ich dich kenne am liebsten ein Bier. Lass uns ein Crowdfunding gründen und auf den Trikots steht dann „Fucking for Forest“ dass passt dann vom Sujet her besser zu uns da im Wald…

  46. Danke Robert! Ich finde, man kann über den neuen Hauptsponsor geteilter Meinung sein, von daher verstehe ich auch nicht die Kritik an der Kritik.

    Ich denke auch, es passt nicht. Seit langer Zeit, eine schlechte Entscheidung vom Präsi.
    Immobilien als Geschäftsmodell, in Luxemburg, um Steuern zu sparen, Blackrock als größter Einzelinvestor, dieser geschniegelte Typ das passt nicht!

    Union wird aus der Nummer nicht mehr rauskommen aber unseren Unmut über die Entscheidung können wir ja äußern.

  47. Der Beitrag mag etwas zu überspitzt formuliert sein, aber er verweist auf ein grundsätzliches Spannungsfeld, welches die Vereinsführung bewusst herbei geführt hat, um (wie ich annehme bzw. hoffe) das Beste für den Verein heraus zu holen.
    Hier ist der Raum, sich innerhalb der Union-Gemeinde mit dem Thema und den womöglichen Konsequenzen auseinander zu setzen. Mit ist es lieber, dies wird in diesem Rahmen konstruktiv besprochen, als in der breiten Öffentlichkeit ausgeschlachtet. „Perception is reality“ ist nun einmal eine Wahrheit. Ich gehe daher davon aus, dass dieser Vertrag uns noch viel größere (deutschlandweite) Kritik einbringen wird. Nein, ich habe keine belegbaren Fakten dafür, das ist lediglich meine Meinung.
    Deshalb bin ich umso schockierter über die Kommentare. Anstatt sich kritisch und konstruktiv mit dieser Entscheidung auseinander zu setzen, wird hier gegeneinander geschossen. Und anscheinend darf auch das berühmte Gegengerade-Argument nicht fehlen, welches kein Ausdruck einer angenehmen Debattierkultur ist – schon allein weil sich der Zusammenhang bzw. der Wahrheitsgehalt der Aussage nicht belegen lässt.
    Wie mit allem gibt es kein Recht auf absolute Meinungs- und Deutungshoheit genauso wenig wie es eine klare Definition von „gutem“ und „schlechten“ Unioner gibt. Alles ist relativ und kann deshalb hinterfragt werden. Und ja, diese Entscheidung ist für mich mehr als fragwürdig und kann dem, was Union sich aufgebaut hat, vielleicht Schaden zufügen.

  48. Eddy Rebel

    Vielen Dank für den erhellenden Text.

    Wir Fans müssen bei jedem Heimspiel fordern, dass Grand City den freiwilligen Mietendeckel für fünf Jahre einführt. Konsequent, die ganze Saison. Zuzüglich weiterer Maßnahmen.

    Die Grand City Verantwortlichen werden dann irgendwann reagieren müssen.

    Es gibt die geringe, theoretische Chance, dass sich der Grundsatz „Eigentum verpflichtet“ durchsetzt.

  49. @Anna, das „berühmte Gegengerade-Argument“ ist kein Klischee an dieser Stelle. Es soll lediglich meine Kritik an der Arbeit unser Kommunikations-Abteilung untermauern. Deine Empörtheit über einige Kommentare in allen Ehren aber dann kritisiere doch bitte den Kern einer Aussage und zieh dir nicht irgendein kleines Attribut des Textes exemplarisch aus der Nase.
    Was ich in all dem hier erkenne, ist eine tiefe Verzweiflung über eine Entscheidung, die uns einfach unzureichend kommuniziert wurde…

  50. HANS-JOACHIM BARTLICK

    Hallo ,
    ich finde die Kritik an dem Sponsor verlogen. Wenn man diese Zusammenarbeit hätte kritisieren wollen, dann bitte schon vor zwei Jahren. Denn solange besteht die Kooperation schon.

  51. Das Grundproblem besteht darin, dass die Mannschaft gegen Geld Fußball spielt bzw. dass sie mehr Geld haben wollen als die Zuschauer dafür bezahlen. Sonst gäbe es diese Sponsoren-Problematik gar nicht.

  52. Ralf der'Eisbär'

    Hallo. Mann soll nicht alle Immobilienfirmen über einen Kamm scheren. Es geben auch Gute. Die Vereinsführung wird sich was dabei gedacht haben.
    Ich habe auch im Internet nichts negatives gefunden bzw gelesen.
    Bei aller Kritik, gibt den Sponsor die Chance und dann werden wir sehen.
    Entweder es passt oder nicht.
    Im diesen Sinne
    EISERN UNION

  53. Ulf Pape

    Für mich ist der neue Sponsor ohne wenn und aber ein No Go. Und übrigens finde ich es ziemlich daneben, über den Artikel von Andrej Holm herzuziehen. Ja er hat als Milchbubi mal eine Stasi-Verpfichtungserkärung unterschrieben und war kurz beim Wachregiment (übrigens unser Vereinspräsi meines Wissens auch). Jeder, der ihn persönlich kennt, wußte schon immer von diesen Jugendsünden – und viele seiner Freunde, saßen selbst im Stasi-Knast und haben damit kein Problem. Ich kenne ihn als sozial engagierten, integren und selbstkritischen Menschen – und als einen hervorragenden, international renommierten Wissenschaftler, der seriös forscht und arbeitet. Wenn ich bedenke, wie ich mit 14 drauf war, da ist mir heute auch Manches peinlich, obwohl ich die Stasi immer wie die Pest hasste. Ich freue mich jedenfalls, dass Andrej auch Union-Fan ist.

  54. Hey, Eddy Rebel! Genau, das wäre ne positive Wendung aus der Geschichte! Den neuen Sponsor moralisch unter Druck setzen (Tenor: „schließlich steht ihr jetzt auf dem Union-Trikot, und Union steht für was…“) und dadurch eine Verbesserung der Situation in Gang zu bringen… :)
    Wundere mich auch über die Entscheidung für diesen Sponsor, gerade zu einer Zeit, in dem das Thema Mieten – endlich! – hochkocht, und sich die Erkenntnis auszubreiten scheint, dass immer weiter steigende Mieten und die Macht von fiesen Vermieter*innen und Wohnungsgesellschaften kein Naturgesetz sein müssen.
    Robert hat das mit „instinktlos“ gut auf den Punk gebracht. Man fragt sich, ob sich Union damit „auf die andere Seite“ stellt?
    Es ist eine ständige Gratwanderung bei Union, nur so konnten die bisherigen Erfolge, das kontinuierliche Wachstum erreicht werden. Im Ganzen finde ich, dass Union unter Dirk Zingler die Mischung aus Kommerz und Erhalt gewisser Werte bisher sehr gut hingekriegt hat.
    Diese Entscheidung ändert an meiner Meinung dazu nichts. Aber ich hätte mir eine passendere, coolere Wahl gewünscht…

  55. Honeypie

    Die einen Antikapitalisten hatten sich einen Militärausstatter eingetreten und die Berliner eben eine Firma die mit zum widerlichsten gehört was der moderne Kapitalismus zu bieten hat …

  56. Dr. Mucha Klaus

    Ich wollte gerade Union-Fan werden, aber nicht in einem Boot mit Black Rock & Co. (Friedrich Merz CDU). Instinktlos bleibt instinktlos. Wehret den Anfängen! So kann Union von mir aus sofort wieder absteigen!

  57. Bernd Ludwig

    Und Tschüss.U.N.V.E.U.

  58. Kampfhase

    Nein Klaus du musst nicht zu Union ins Stadion gehen, du kannst deine Ticks auch anderweitig ausleben. Geh doch zu Hertha, die sind da viel netter und es ist von Reinigendorf auch nicht so weit zu Radeln.!

  59. Es ist jetzt fast eine Woche her das Union seinen neuen Hauptsponsor vorgestellt hat. Die ersten Reaktionen waren überwiegend Negativ, allerdings bestanden viele der Begründungen dafür eher aus Hörensagen als aus wirklich belastbaren Fakten. Da mir das nun zur Meinungsbildung zu wenig war, habe ich mich mal selbst hingesetzt und recherchiert, Zahlen verglichen u.s.w. um mir da ein eigenes Bild zu machen. Ist der nun Gut oder Schlecht ? Naja ist wie immer im Leben weder Schwarz noch Weiß, sondern Grau, ob Hell.- oder Dunkelgrau, da bin ich mir selbst noch nicht sicher.
    Aber der Reihe nach:
    Aroundtown SA
    Firmensitz in Luxemburg, das alleine ist nicht negativ zu werten, weil es in der EU nun mal Niederlassungsfreiheit gibt. Nun ist dieser Ort natürlich mit Bedacht gewählt, um Steuern zu sparen. Das ist rechtlich wohl Legal, aber moralisch doch sehr fragwürdig. Allerdings besteht dieses Steuerschlupfloch nicht erst seit gestern und die Frage warum es nicht geschlossen wird muß an anderer Stelle wohl mal gestellt werden.
    Geschäftsmodel, Aroundtown ist Hauptsächlich im Gewerbebereich tätig, Bürohäuser, ShoppingCenter, Hotels. Wer in den letzten 20 Jahren mal in einem ShoppingCenter oder einem dieser Bürotürme war, weis das der kleine Gewerbetreibende eher nicht zur Kundschaft gehört, und über das wohlergehen großer Konzerne und deren Filialen muß man sich nun weniger Gedanken machen.
    Blackrock ist Großaktionär, nun da liegt nun wohl offensichtlich ein weitverbreiteter Irrtum über BR vor. Blackrock ist keine Investmentbank sondern ein Vermögenverwalter, die haben auch kein Eigenhandel (ist denen das Risiko viel zu hoch) sondern verwalten Kundengelder. Da sie über ihre Tochter iShares auch einer der führenden Anbieter von Fonds (ETFs) sind, müßen sie in den nachgebildeten Indizes natürlich auch investiert sein, und somit auch Aktien der enthalten Firmen halten. Unter dem Strich, eigentlich nicht mal erwähnenswert.
    Der wirklich relevante Teil ist die Beteiligung (38,8%) an Grand City Property, weil deren Geschäftsmodel sind Mietwohnungen.
    Um mir da ein Bild zu machen habe ich mir mal die immer wieder zitierte Studie der Rosa-Luxemburg-Stiftung runter geladen.
    Grand City hatte laut Studie zum Ende 2018 in Deutschland 83.671 Wohnungen in seinem Portfolio. Rund 70% in Toplagen und 30% in Randlagen (z.B. Reinickendorf, Treptow, Köpenick, Marzahn, Hellersdorf) Durchschnittsmiete laut Studie 7,60 pro Quadratmeter. Laut Berliner Mietspiegel 2019 ist die Durchschnittsmiete bei Bestandsverträgen in Berlin wohl unter 7 Euro, allerdings ist dieser Vergleich wohl etwas wie Äpfel mit Birnen weil mir nicht bekannt ist um was für Wohnungen es sich handelt, also freier Wohnungsbau oder Sozialer Wohnungsbau mit Mietpreisbindung.
    Zum Schluss noch ein kurzes Wort zu oben erwähnter Studie. Auch wenn die enthalten Fakten und Zahlen mit Sicherheit seriös recherchiert sind kann man einige Schlussfolgerungen daraus durchaus in Frage stellen, z.B. diese:
    Zitat: Rendite
    Aktionäre von Grand City konnten seit dem Börsenzugang Dividenden und Wertsteigerungen von durchschnittlich 19,1 Prozent pro Jahr realisieren.
    Naja, interessant wie das gehen soll, weil die sogenannte Wertsteigerung ist in Wirklichkeit eine Preissteigerung (Kursgewinn) und die kann man nur einmal realisieren und nicht pro Jahr.

  60. Wenn man sich mal die Mühe macht und Fakten und Zahlen über den neuen Sponsor zusammenträgt und mit anderen Vergleicht um sich ein eigenes Bild zu machen, wird man feststellen Aroundtown ist nicht besser oder schlechter als andere Unternehmen in dieser Größenordnung und im Börsenuniversum. Die Frage ob man die nun Gut oder Schlecht findet ist also tatsächlich ein rein emotionale. Ist wie immer im Leben nicht alles Schwarz und Weiß sondern eher Grau, ob Hell.- oder Dunkelgrau kommt wohl immer auf die jeweilige Sichtweise an.

  61. Bin bei Robert. Das ist ein Großunternehmen mit Sitz in einer Steueroase ohne jeglichen Bezug zu Berlin. Die Tatsache dass sie hier agieren hat rein wirtschaftliche (leichte Beute) Gründe. Es fehlt jegliche tiefere Verbundenheit und damit in der Regel auch die Bereitschaft soziale verantwortung zu übernehmen.
    Mal andersrum gefragt. Die kündigen selbst an dass bei ca 84% der 7500 Wohnungen (sehr grob gerechnet also in 6000 Wohnungen mit ca 12 000 (?) Menschen ) die Miete erhöht wird. In Treptow Köpenick wohlgemerkt, nicht Zehlendorf oder Prenzl Berg. natürlich sind da viele dabei die das dann nicht mehr bezahlen können. Und das nur weil wer in Luxemburg beschlossen hat dass er gerne hier Gewinnmaximierung betreiben möchte. klassischer kann man heutzutage nicht verdrängt werden. und das ist „nur“ Wohnraum Wenn ich das richtig verstanden habe. Da sind kleine und mittelständische Gewerbe und Unternehmen (Kneipen, Handwerksbetriebe etc..) welche für viele Leute die Existenz Grundlage darstellen, selbst wenn sie nicht in diesen Wohnungen wohnen noch nicht mal mit eingerechnet.

  62. Glückwunsch @Robert, der Kicker zitiert deine Überschrift als stellvertretend für „viele Anhänger“, allerdings ohne Quellennachweis, siehe https://www.kicker.de/751858/artikel

  63. Ret Langmeier

    Wir sind keen Verein, wo die Euros wehn / Die richtje dicke Kohle hat hier nie eena jesehn / Doch die Mannschaft weiß, dass wir hinter ihr stehn / Und wer dit nich kapiert, der soll zu Hertha jehn… Als ich diese Zeilen für unsern Verein schrieb, waren wir noch weit davon entfernt, ein Nadelstreifenclub wie so viele andere zu werden! Natürlich war ich stolz wie Bolle, wenn ich als Fan unter Euch Fans stand und hörte wie Ihr diese Worte, die Sporti so fantastisch vertont hatte, mitsangt! Tausende Kehlen! Wo seid Ihr jetzt?! Singt Ihr auch die neue Strophe mit (die Melodie kennt Ihr ja)? Die geht so:
    Bratwurscht und Bier reichn jetz nich mehr aus / Der Präsi holt endlich die Sektgläsa raus / Die Eventies könn feiern, dit alles jut looft / Und janz nebenbei wird unsre Seele vakooft… Für mich war die Entscheidung für den neuen Hauptsponsor nicht bloß instinktlos. Für mich ist diese Entscheidung ein Schlag ins Unionerherz und: Auf die Fresse! So eine Firma kann mir keiner als harmlos verkaufen. Ich bin gutwillig, aber nicht doof! Wird diese Entscheidung nicht zurückgenommen, werde ich meinen Verein wohl verlassen müssen. Wär nicht die erste Heimat, die ich verliere… Und meinen Enkeln werde ich später von unserer besseren Zeit erzählen: Union Berlin, dit war Spreesand im falschn Jetriebe…

  64. stuart stahl

    @ andreas 20.6.

    Rendite: GCP schüttet ja jährlich eine Dividende aus. Diese liegt für 2019 bei 0,77 Euro je Aktie. Kaufst Du aktuell eine GCP-Aktie zu rund 20 Euro, so ist das eine jährliche Dividende von 3,85%. GCP hat seinen Börsenwert in den letzten 7 Jahren aber verachtfacht. Die Aktie kostete Mitte 2012 2,7€. Diejenigen, die damals Aktien gekauft haben, fahren deshalb eine Rendite von jährlich 28,51% ein. Insofern sind die durchschnittlich 19,1 % pro Jahr schon realistisch. Ja, das ist viel.

  65. @ stuart stahl

    Ich denke Du hast mich da falsch verstanden. Es ging mir um dieses Zitat: „Aktionäre von Grand City konnten seit dem Börsenzugang Dividenden und Wertsteigerungen von durchschnittlich 19,1 Prozent pro Jahr realisieren.“
    Das entspricht zwar einer durchschnittlichen Rendite von 19,1% pro Jahr, aber realisieren konnte man pro Jahr nur die durchs. Dividenden-Rendite von 2%. Die Kursgewinne oder von mir aus Wertsteigerungen kann man eben nicht jährlich sondern nur einmal realisieren wenn man die Aktie verkauft.
    Du hast Recht 19,1% ist viel, nur liegt der Auswertungszeitraum auch in einem durchgängigen Aufwärtstrend, kommt eine Korrektur oder gar ein Crash sehen die Zahlen nicht mehr so rosig aus.

  66. […] Sprache. Aber es werden dabei keine anderen Aspekte aufgebracht als die, über die auch wir hier diskutiert haben, nachdem Aroundtown Unions Hauptsponsor […]

  67. […] dass viele Unioner:innen die Rolle dieses Unternehmens in der Gesellschaft, gerade in Berlin, sehr kritisch sehen, dürfte sich in den zwei Jahren seit dem Beginn des Engagements als Hauptsponsor wenig geändert […]

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