Blog State of the Union

Union braucht kein Derby am 9. November, um dem Spiel Bedeutung zu verleihen

Wir schildern in den vergangenen Tagen immer mal wieder Momente, in denen uns bewusst wird, dass Union nun Bundesligist wird. Unser Leser Ronny hatte vor Kurzem auch so einen Moment, in dem er kurz vergessen hat, dass er nun ein Regal höher greifen muss. Und ganz ehrlich, mir geht es immer noch jeden Tag genauso.

Screenshot: Ronny

Bundesliga bedeutet auch, dass es eine höhere Aufmerksamkeit gibt und wir uns auch mit Dingen auseinandersetzen müssen, die in der Zweiten Liga nicht die Relevanzschwelle überschritten hätten. Dazu gehören für mich die Transfergerüchte, mit denen uns die Bild nun täglich bombardiert. Vorgestern Philipp Förster. Gestern Sasa Kalajdzic. Und heute? Marius Bülter von Magdeburg. Dazu soll angeblich Hannover Interesse an Marcel Hartel haben. Aber wenn die in Hannover den Namen des Spielers genauso falsch schreiben wie die Bild (nämlich Härtel), mache ich mir wenig Sorgen, dass sie den richtigen verpflichten …

Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich stumpfe bei den vielen Namen schon ab, klappe langsam die Ohren zu und warte darauf, dass Union mal wieder ein Foto von Oliver Ruhnert mit Spieler XY und einer Unterschriftenmappe postet.

Mauerfall-Derby

Auf eine andere Art schräg ist die Meldung, Hertha wolle das Derby gegen Union gerne am 9. November austragen (Sky). Weil 30 Jahre Mauerfall. Das ist ungefähr so ausgefallen, als ob ein Spieler gegen seinen Ex-Klub trifft und man sagt „Ausgerechnet der! Das sind Geschichten, die nur der Fußball schreibt.“ Für mich ist das reine Symbolpolitik. Der Fußball hat für den 9. November 1989 exakt nichts getan und keine tragende Rolle dabei gespielt. Und ich finde auch nicht, dass der für die deutsche Geschichte so wichtige Tag ein Fußballspiel mit Bedeutung aufladen muss. Denn erstens hat das Spiel schon ohne diesen Rahmen eine große Bedeutung. Und zweitens sollte man sich auch um den kompletten 9. November kümmern, wenn man das schon möchte. Aber mit Hitlerputsch, Novemberrevolution und Judenverfolgung, um mal die weiteren Ereignisse der deutschen Geschichte am 9. November zu benennen möchte man sich vielleicht nicht im Rahmen des Derbys auseinandersetzen.

Meinetwegen kann Hertha seine Erstklassigkeit im Zeichensetzen gerne für sich behalten, weiter am Mittelkreis knien und sich für die damit gewonnene internationale Reichweite selbst auf die Schulter klopfen. Aber Union sollen sie da raushalten. Wir brauchen kein Spiel an einem besonderen Tag, damit die Partie Bedeutung erlangt. Dafür reicht ein Ergebnis.

Anzeigetafel mit 1:2-Endstand vom ersten Pflichtspiel-Derby gegen Hertha im Olympiastadion am 05.02. 2011, Foto: Matze Koch

Update von 15.50 Uhr: Union schreibt dazu: „Also uns ist der Gedenktag zum #Mauerfall zu wichtig, wir wollen an diesem historischen Tag nicht Fußball spielen“

Screenshot: 1. FC Union/Twitter

Im Kurier geht es heute in der Union-Serie (nicht online) um Spieler die vom oder zum BFC gewechselt sind. Damit war nicht zwangsläufig eine Abneigung verbunden, wie wir an den Personalien Reinhard Lauck oder Olaf Seier sehen. Und die Bild hält Rafal Gikiewicz ebenfalls für den Unioner des Jahres und schaut sich noch einmal die Ziele an, die der Keeper für sich am Anfang des Jahres formuliert hatte. Um Rafal Gikiewicz und dessen Aussagen gegenüber einem polnischem Medium geht es auch in der Morgenpost.

Und sonst so?

Toni Leistner gibt Bier aus.

Der Präsident des SC Paderborn lag die vergangenen Jahre unter einem Stein und hat nichts mitbekommen:

Und der Gastgeber der Männerfußball-WM in 2 Jahren hat im Prinzip nichts an seinem System der Entrechtung von ausländischen Arbeitern geändert:

Aufstiegsrasen zu Hause

Ich habe gestern im Laufe des Tages immer wieder Bilder vom eingepflanzten Aufstiegsrasen zugeschickt bekommen und die Fotos im gestrigen Artikel ergänzt. Diese zwei Bilder haben mich gestern Abend noch erreicht und ich möchte sie euch nicht vorenthalten. Denn beim ersten Bild wurde der Rasen an eine schon gebaute Union-Bar in einem Garten gepflanzt …

Foto: ankaspe

… und beim anderen hat ein Kind die Einpflanzung übernommen. Beides sehr gelungen, wie ich finde.

Foto: ankaspe

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22 Kommentare zu “Union braucht kein Derby am 9. November, um dem Spiel Bedeutung zu verleihen

  1. Ich habe mich sehr über Herthas Wunsch gefreut, weil er auf Grund seiner überspanntenn Aufgeladenheit nämlich ziemlich sicher erfüllt wird, und für mich eine unerwartet frühe Planungssicherheit für einen weiteren Spieltag bedeutet.

  2. DerImmi

    Das Derby wird auf keinen Fall am 9. Nov stattfinden, da die Polizei in der Stadt schon zu sehr mit den Feierlichkeiten ausgelastet ist.

  3. silberhacke

    Wir alle brauchen Urlaub.

    EISERN

  4. Padermike

    Ich finde die Idee, das Derby am dreißigsten Jahrestag des Mauerfalls (und nur um den geht es hier) auszutragen, richtig gut! Wie kann man besser ans Ende der Teilung erinnern, als mit so einem Spiel?!

  5. mario draghi

    ich find die idee auch gut. hertha hat das erste mal seit 30 jahren eine idee (vor uns). großartig, wenn wir der bräsigen tante (m/w/*) endlich mal beine machen. man muss auch mal gönnen können.

  6. Ich bin auch positiv gestimmt, denn dadurch zeigt das Barometer mal wieder auf Weißt-du noch wie’s-früher-war und nicht auf dieses neumoderne Stadtrivalengedöns.
    Dass dieses Spiel auch ohne den 9. Nov. große Bedeutung für Union hat liegt nun mehr als auf der Hand und hat jeder gesagt, der im Rahmen der Aufstiegsbesoffenheit danach gefragt wurde.
    In Puncto Polizeiaufkommen sehe ich auch eine Herausforderung. Jedoch nicht mehr, als am 1. Mai und es betrifft ja vorwiegend Berlin.
    Nur, in welchem Stadion spielen wir denn dann? :o) Das wird ja wohl auf’s Oly hinauslaufen…

  7. Für viele von uns Fußballfans wohl schwer zu verstehen, aber vielen anderen Menschen ist Fußball schon dermaßen omnipräsent, dass es solch einen Tag einfach nur noch abwertet. Im ersten Moment dachte ich auch: ja cool. Aber nee: Marketing der Clubs. Das macht die wertvollen Themen dieses so wichtigen Tages kaputt, wenn sich zwei Fußballwirtschaftsunternehmen im gleichen Lichte profilieren. Der 9. November kann kein rein fröhlicher Tag sein (auch wenn es so toll wäre). Er ist mit all seinen Facetten symbolisch für das 20. Jahrhundert, so traurig, wütend oder fröhlich es einen auch stimmen mag. Der 9. November wurde nach unzähligen Diskussionen als Feiertag verworfen. Es ist ein Gedenktag. So sehr der Mauerfall zur deutschen Nationenbildung (bin kein Fan des Wortes) beigetragen hat, so sehr sollten die anderen Ereignisse der nationalen Geschichte nicht zurücktreten.

    Das Spiel wird eh dermaßen mit Bedeutung überladen, dass es wohl kaum noch Luft nach oben gibt. Reicht es nicht einfach, dass sie beim Derby jede Anmoderation folgendermaßen starten: „30 Jahre nach dem Mauerfall, gibt endlich das ersehnte Hauptstadtderby ohne Mauer, über die alten Grenzen hinweg“.

    Die Grenzen gibt es bei viel zu vielen Leuten im Kopf.

  8. mario draghi

    ich persönlich empfinde eher das ringen um die politische deutungshoheit und das aufladen des alltags mit vermeintlicher politischer symbolik omnipräsent…

  9. Anonyme Herthaholiker

    Für mich – bin Herthaner – ist die Idee, am 9.11. Derby zu spielen deswegen gut, weil ich Lust auf das gemeinsame Feiern habe – euren Aufstieg, unseren Erfolg, unsere gemeinsame Stadt, den Fussball, den Mauerfall. Miteinander, sportlich gegeneinander. ?

  10. Eine wunderbare pro/contra Situation. Daraus lässt sich ganz vorzüglich ein Diskussionszirkel aufmachen, an dem ich Spaß hätte.
    Aber das ist hier vllt. das falsche Forum. Deswegen warte ich die Entscheidung ab und nehme sie z.K. Nicht mehr, nicht weniger.

  11. Ich bringe dann nochmal die Geschichte des Olympiastadions ins Spiel…

  12. silberhacke

    Die Spieler beider Teams könnten sich genau so gut im KaDeWe in der Fressabteilung treffen, um gemeinsam einem Lichtbildvortrag über das Centrum-Warenhaus zu lauschen.
    Das vorgeschlagene Spiel ist folkloristischer Pseudo-Polit-Kitsch.

  13. f. schmidt

    Ich geh ins Stadion, weil Union spielt. Da brauchs keine Jahrestage.
    Btw, irgendein Jahrestag ist immer. Soll das Hinspiel dann schon am 13.8. sein?

  14. f. schmidt: jupp

  15. Immer_noch_anonymer_Herthaner

    Zitat: „Die Spieler beider Teams könnten sich genau so gut im KaDeWe in der Fressabteilung treffen, um gemeinsam einem Lichtbildvortrag über das Centrum-Warenhaus zu lauschen.
    Das vorgeschlagene Spiel ist folkloristischer Pseudo-Polit-Kitsch.“

    Endlich mal konstruktive Alternativvorschläge!

  16. A.Mörl

    Politik und Fußball find ich sch…..e ! Und die Wende möchte ich erst feiern wenn meine Mutter die gleiche Rente bekommt, wie eine Mutter im Westen ( was 30 Jahre nach der Wende nicht der Fall ist ). Die Hertha kann sich Ihren Vorschlag in den Allerwertesten schieben. Mir ist es völlig egal an welchem Tag wir sie sportlich schlagen. Ich freue mich auf das Spiel. Die Hertha und die BILD passen einfach gut zusammen. Eisern

  17. Der Sepp

    Wir können ja auch am Reformationstag gegeneinander spielen. Dann hat das Umland wenigstens auch was davon.

  18. Da hat sich die HERTHA-PR-Abteilung wieder voll ins Zeug gelegt! Siehe auch die Eisbärenaktion im Tierpark!
    Hier in SO: Köpenick/ Treptow / Lichtenberg erzeugt das nur Kopfschütteln!
    Fehlt nur noch die Hertha-Straßenbahn durch die Bahnhofstraße!?
    Frohe Pfingsten!
    u.n.v.e.u.

  19. Berliner

    Die Hertha – Straßenbahn ist schon vor Jahren durch Köpenick gedüst.

  20. @johei
    Herthas PR Abteilung macht schon seit Jahren eine guten Job. Ich weiß ja nicht mit welchen Leuten du so anfängst, aber ich und andere Köpenicker finden das eine gute Idee!

  21. […] Nur versuche ich dann nicht noch flach mit dem Stammtisch drüberzubrettern, wie ich das vielleicht mit einem Absatz noch in dem Text zum Hertha-Wunsch Berliner Derby am 9. November gemacht habe, als ich […]

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