Das Trainingslager in Spanien ist vorbei. Und natürlich bleibt die Frage: Was hat es gebracht? Da gibt es einige Punkte. Einige vorher verletzte Spieler haben wieder Spielminuten sammeln können (Grischa Prömel, Marc Torrejon, Fabian Schönheim und Winterzugang Nicolai Rapp). Allerdings hat sich mit Joshua Mees ein Spieler auf der Linksaußen-Position verletzt, auf der Union im Winter mit Kenny Prince Redondo und Simon Hedlund zwei Profis abgegeben hat. Ich bin tatsächlich gespannt, wie der Heilungsprozess hier verläuft und ob Union doch noch jemanden nachverpflichtet.
Ende einer Dienstreise. #fcunion zurück in Berlin pic.twitter.com/ohe0NUqAuJ
— Matze Koch (@MatzeKoch) January 20, 2019
Trainer Urs Fischer hat sich im Abschlussgespräch mit den leider nicht so zahlreich mitgefahrenen Journalisten (nur Mathias Bunkus vom Kurier und Matze Koch für Bild/BZ, Kicker und andere Medien waren in Spanien vor Ort) sehr zufrieden mit dem Trainingslager gezeigt, lediglich die Chancenverwertung in den Testspielen gerügt. Und er hat angesprochen, wie sehr er noch von der Klubkultur, die sehr viel Fan-Nähe zulässt, Neues gelernt hat. Und ein Video des Fanklubs Ecke Nord zeigt das ganz gut, auf dem der Trainer das Geburtstagsständchen für den 1. FC Union mitsingen darf.
Eine durchaus interessante Frage wurde von Fans aufgeworfen: Warum hat Union nur an einem Tag zwei Mal trainiert? Pressesprecher Christian Arbeit argumentiert, dass dafür die Vormittagseinheiten kürzer waren (in diesem kurzen Gespräch mit Christopher Trimmel auf AFTV). Der Trainer sagte dazu, dass lediglich ein Nachmittag aufgrund der Belastungssteuerung ungeplant frei war und ansonsten viel Zeit für Massage und Pflege der Spieler draufging. Ich kann das von Berlin aus schwer beurteilen. Weder stand ich mit einer Stoppuhr beim Training noch kenne ich die Inhalte und den genauen Plan für alle Spieler. Wenn der Trainer sagt, dass „Qualität vor Quantität“ geht, dann ist das sicher richtig. Ich würde noch hinzufügen, dass es ein für uns sichtbares Training gibt und einen großen nicht sichtbaren Bereich. Wir bewerten die Arbeit von Leuten im Büro (hoffentlich) auch nicht danach, wie lange sie pro Tag den Schreibtisch bewachen.
Dass Fans im Trainingslager mehr Einheiten sehen wollen, weil sie die Nähe zur Mannschaft spüren wollen, halte ich für nachvollziehbar. Aber auch hier gilt: Der 1. FC Union ist in erster Linie ein Fußballverein. Und gut zwei Wochen vor Ligastart ist es vielleicht nicht sinnvoll, auf Teufel komm raus Kondition zu bolzen und die Spieler körperlich fertig zu machen.
Hier die Berichte von Kurier und Bild/BZ zum Trainingslager-Fazit von Urs Fischer:
- Fischer hat höhere Ansprüche (Bild)
- Urs Fischers Trainingslager-Fazit: Bei allem Ernst hat es auch irre Spaß gemacht (Kurier)
- Golfen für die Mannschaftskasse (Tagesspiegel)
Der Kicker schreibt noch im Montagsheft, dass sowohl Fabian Schönheim als auch Marc Torrejon bis Sommer bei Union bleiben, wenn kein Angebot im Winter hereinkommt (wovon ich angesichts der Verletzungshistorie beider Spieler nicht ausgehe). Torrejon blieb gestern noch in Spanien wie der Kurier berichtet. Allerdings nur, um noch einen Tag in der Heimat zu bleiben. Ab Dienstag startet wieder das Training in Berlin.
Die Diskussion um die Union-Fankultur
Ihr erinnert euch sicher an die Diskussion rund um den 11Freunde-Text über Touristen bei Union. Ich habe dazu in der vergangenen Woche einige Gespräche geführt. Darin ging es wahlweise um Anglerhüte, um umgekehrte Exiler (Leute, die nicht aus Berlin und Umgebung kommen, aber hier in Berlin mit Union ihren Verein gefunden haben) oder auch um die Gestaltung des Stadionausbaus. Zu dem Thema hat mir beispielsweise Erik aus Schweden folgende Nachricht geschickt:
Ich habe mich mit einem Hammarby-Fan darüber ausgetauscht, wie es war als Hammarby (Erzrivale von Scheiß-Djurgården) 2013 ins neue Stadion in Stockholm (geteilt mit Scheiß-Djurgården) umgezogen ist. Kapazitätserhöhung von ca 16.000 auf ca. 31.000 (Zuschauerdurchschnitt 2018: 23.679).
Hammarby hat generell eine gut funktionierende Transparenz den eigenen Fans gegenüber. Vor dem Umzug führte der Verein ganz bewusst viele Diskussionen mit den Fans und hat sich viel Mühe gegeben. Fanbeauftragter, Geschäftsführer, Sicherheitsverantwortlicher und so weiter.
Sorgen unter den Fans gab es schon. Die Rede von Eventies, Touristen und so weiter. Mein Kumpel meint, das große Erfolgsrezept war, die treuen, langjährigen Fans mitzunehmen, offen zu diskutieren, wirklich auf sie zu hören und zusammen etwas zu gestalten. So kann man auch Botschafter für das Neue gewinnen.
Mein Kumpel meint, ohne diese aktive Diskussion des Vereins hätte der Umzug nicht so gut geklappt.Auch bei Hammarby war es übrigens früher so, dass ”alte” Fans den neuen Zuschauern beigebracht haben, wie es im Stadion so funktioniert. Heutzutage trauen sich Leute eher selten, die Stehplatz-Nachbarn anzusprechen, sondern lassen lieber alles nach dem Spiel in den sozialen Medien raus …
Ich habe wenig Sorgen, dass bei Union beim Stadionausbau die Fans nicht mitgenommen werden. Schon allein für die Planung ist da schon einiges passiert. Aber der Hinweis ist tatsächlich wichtig. Erinnern wir uns daran, wie in der sportlichen Krise der vergangenen Saison immer wieder auf den Stadionausbau („zu groß“, „Union übernimmt sich“ etc.) eingehauen wurde. Ohne eine Moderation dieses Themas wird es den Lautsprechern und Unzufriedenen überlassen.
Die U19 bekommt einen neuen Trainer
Willi Weiße ist nicht mehr Coach der abstiegsgefährdeten A-Jugend, wie Union auf der Website mitteilte. Das neue Trainer-Gespann besteht aus Toni Mandl (bisher Co-Trainer) und Christian Stuff (jetzt Co-Trainer). Grund für den Wechsel soll eine persönliche Entscheidung von Willi Weiße gewesen sein, auf die Union aber nicht näher eingegangen ist.
Die Vitrine in der Abteilung Frauen- und Mädchenfußball dürfte langsam etwas voll werden. Das zweite Frauen-Team hat am Wochenende in Fürstenwalde das Hallenturnier gewonnen.
Termine
Am 23. Januar findet in der Landesvertretung von Baden-Württemberg eine Veranstaltung mit dem Titel #MeinHeimspiel statt, bei der unter anderem auch Union-Präsident Dirk Zingler zu Gast ist. Es geht darum, was Fußball und Heimat miteinander zu tun haben. Dazu dürfte Dirk Zingler sicher einiges zu sagen haben, schließlich vertritt er die These, dass Vereine regional wirken und in erster Linie Fußballspiele in Stadien organisieren für Leute, die dort hingehen wollen. Die Veranstaltung beginnt um 18.30 Uhr. Bitte beachtet, dass ihr euch für die Veranstaltung bis heute anmelden müsst und nur reinkommt, wenn ihr eine Bestätigung bekommen habt. Details dazu in der Einladung hier als pdf.
Und sonst so?
Christoph Menz hat vergangene Woche einen Vertrag bis 2021 bei Eintracht Braunschweig unterschrieben und damit das Kapitel Viktoria Berlin für sich beendet.
Ab dem nächsten Schuljahr werden zwei weitere Schulen von Union unterstützt. Die Otto-Hahn-Schule in Neukölln (über die wir an dieser Stelle schon einmal berichteten) und die Oberschule Neuenhagen. Voraussetzungen für die Sportklassen sind Sichtungstrainings. Alle Details dazu gibt es hier in der Vereinsmitteilung.
Zwar schon aus dem November vergangenes Jahr, aber trotzdem interessant zu lesen: ein Interview mit Peter Zulj, dem jüngeren Bruder von Robert Zulj im österreichischen Fußballmagazin Ballesterer. Darin geht es auch um den großen Traum, ebenfalls in Deutschland zu spielen wie sein Bruder oder warum es der älteste der drei Zulj-Brüder nicht zum Fußballprofi gebracht hat.
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0 Kommentare zu “Urs Fischer hat im Trainingslager noch mehr Union-Fankultur kennenlernen dürfen”