Erinnert ihr euch noch daran, dass im Sommer die Zweitligisten auch mit Zustimmung von Union „angesichts der außergewöhnlichen Situation, dass in der abgelaufenen Saison zwei Drittel der Clubs bis zu den letzten Spieltagen um den Klassenerhalt bangen mussten“ Fallschirmzahlungen von jeweils 600.000 Euro für die beiden Absteiger beschlossen haben? Das wurde damals als besondere Aktion angekündigt, Helmut Hack von Greuther Fürth als Vertreter der Zweitligisten wurde weiter so zitiert: „Diese Solidaraktion, die aus der Mitte der Zweitliga-Clubs angeregt wurde, ist den besonderen Umständen geschuldet und daher einmalig.“
Nun, in der Erklärung, die die Zweitligisten in der DFL gestern veröffentlicht haben, steht dass es diese Zahlungen auch in dieser Saison geben wird. Und zwar ohne Bezug auf eine besondere Lage.
Man könnte jetzt noch anmerken, dass die Vereine/die Liga hier zwei PR-Tricks anwenden, indem sie die Meldung einerseits unter der über die Abschaffung der Montagsspiele ab 2021/22 verstecken; und andererseits verschweigen, inwiefern sich damit die Beschlusslage zu den Fallschirmzahlungen ändert.
Keine Montagsspiele mehr ab 2021/2022 ! Gut so ??? Alle Infos zum Nachlesen ? https://t.co/IsHWYm1fO6 #fcunion #unveu #eisern ??
— 1. FC Union Berlin (@fcunion) December 4, 2018
In jedem Fall wird man sich damit wohl daran gewöhnen können, dass es solche Zahlungen für die Vereine geben wird, die aus der DFL herausfallen. Das hat sicher tatsächlich damit zu tun, wie wirtschaftlich und sportlich schwierig der Fall von der Zweiten in die Dritte Liga und die Existenz dort sind. Dass beide Ligen sportlich nah aneinander liegen zeige schon der aktuelle letzte Platz von Braunschweig und die anhaltende Krise von Kaiserslautern (gerade 5:0 gegen Unterhaching verloren, Michael Frontzeck entlassen, wirtschaftlich weiter gefährdet) auf der einen; die starken Leistungen von Aufsteigern wie Kiel, Regensburg und Paderborn auf der anderen Seite.
Aber das spricht eben nur dafür, die 3. Liga wirtschaftlich tragfähig aufzustellen. Sehr zu empfehlen dazu der neueste Kurzpass vom Rasenfunk mit Daniel Sauer, Vorstandsvorsitzender und Präsident der Würzburger Kickers. Und es spricht nicht dafür, Vereine mit ‚Solidaritätszahlungen‘ gegen sportliche Risiken abzusichern. Natürlich haben Abstiege harte Konsequenzen, wenn Vereine etwa ihren Personalstand aus der höheren Liga nicht halten können. Aber dieses Risiko ist eben in einem Ligasystem mit Auf- und Abstieg inhärent und eines, mit dem Vereine in so einem System planen müssen. Und weil es nicht nur Ab-, sondern auch Aufsteiger gibt, handelt es sich grundsätzlich um eine Nullsummenspiel, in das die Fallschirmzahlungen eingreifen.
Das überstrahlende Thema war in der Ankündigung aber der gefasste Plan, ab der Saison 2021/22 kein Rechteverwertungspaket mit Montagsspielen mehr auszuschreiben und stattdessen einen Termin am Samstagabend einzuführen. Dass entsprechende Berichte so schnell bestätigt würden, kam etwas überraschend.
Es wäre nun natürlich interessant zu hören, wie die Meinungsbildung innerhalb der Vereine und zwischen ihnen abgelaufen ist und wie groß der Einfluss der Fanproteste darauf war. Es darf aber schon davon ausgegangen werden, dass der umfassende, eindrucksvolle und thematisch konzentrierte Stimmungsboykott das Bewusstsein der Funktionäre geschärft und zur ‚großen Mehrheit‘ für die Abschaffung der Montagsspiele beigetragen hat.
Mein Verein. Mein Präsident. Stolz drauf! https://t.co/tcrufpTJpQ
— rudelbildung (@rudelbildung) December 4, 2018
Unions Position in dieser Frage ist jedenfalls klar: Der Verein hat sich spätestens mit dem eigenen Positionspapier gegen Montagsspiele ausgesprochen. Spiele unter der Woche wird es aber wohl weiter mit Englischen Wochen geben.
Zum Sport
Bild/BZ berichten, dass sich „Unions neuer Chefscout“ Stefan Studer bei Spielen von Hansa Rostock umgeschaut habe, und stellt eine Liste angeblich interessanter Spieler aus. Ich würde das unter ‚mit einem Korn Salz nehmen‘ einsortieren. Eigentlich kann ich eine solche Liste, auf der Mirnes Pepic fehlt, aber nicht ernst nehmen.
Der Kurier (noch nicht online) stellt das Spiel gegen Magdeburg in einen historischen Kontext.
Und sonst so
Podcast-Empfehlung I: Wer sich noch etwas mit der Situation bei Hannover 96 beschäftigen will, kann diesen Artikel im Tagesspiegel lesen oder die erste Stunde von Drei90 hören, in der mit Andreas Hüttl einer der Protagonisten der dortigen Fanszene zu Gast war.
Podcast-Empfehlung II: Und noch eine Empfehlung, die nichts mit Fußball aber mit Sport an sich zu tun hat: Ich habe gestern den Podcast „Gladiator“ (auf Englisch) gehört, in dem es um Aaron Hernandez geht, einen prominenten American Football Spieler, der wegen mehrfachen Mordes verurteilt wurde und sich im Gefängnis das Leben nahm. Der Podcast beleuchtet wie seine Persönlichkeit, ein gewalttätiger und homophober Vater, diverse Sportorganisationen inklusive der Uni, an der er im College gespielt hat, Drogen und die Gehirnschäden, die durch Football entstehen, zu dieser Tragödie beigetragen haben.
Podcast-Empfehlung III: Die Spiel-Aufbereitungs-Folge des Millernton zum Spiel zwischen dem FC St. Pauli mit den Themen Stimmungsboykott, zerstörte Toiletten, Schlägereien, Notarzt-Einsatz und sexistischer Mist.
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Erst Drei90 und dann Millernton