Blog State of the Union

Was nützt ein sportlicher Wettbewerb, wenn man ihn nicht mehr gewinnen kann?

Ich war gestern Abend zur Feier der 100. Sendung des Hertha-Podcasts Damenwahl im Brauhaus Südstern. Das alleine wäre jetzt gar keine große Meldung wert und ich war auch nicht der einzige Unioner vor Ort. Was mich tatsächlich bewegt hat, war die Grundstimmung in den Diskussionen, dass der moderne Fußball hierzulande endgültig auf eine Zeitenwende zugeht. Wir haben in Deutschland eine Auseinandersetzung zwischen traditioneller Fußballkultur und einem Eventprodukt, in das immer mehr Kapital hineinfließt. Das muss sich nicht zwangsläufig ausschließen, aber aktuell sieht es so aus, als ob das Konzept mitgliederbestimmter Verein im deutschen Fußball ein Auslaufmodell wird. Jedenfalls, wenn die tatsächliche Mitbestimmung in den ausgelagerten Fußball-Kapitalgesellschaften auf der Strecke bleibt.

Wir haben Fußballverbände, die irgendwie ihr eigenes Ding durchziehen und wo vor allem Dollar- oder Eurozeichen in den Augen die Entscheidungen bestimmen. Wir haben in der Bundesliga einen Wettbewerb, in dem es dem überwiegenden Teil der Klubs niemals mehr möglich sein wird, Deutscher Meister zu werden. Mir persönlich ist es egal, ob gerade Dortmund oder Bayern den Titel gewinnt. Aber für den Wettbewerb ist das Gift.

Und trotz all dieser wirklich niederschlagenden Punkte saßen wir gestern zusammen und haben uns leidenschaftlich darüber unterhalten. Was mir zeigt, dass das Thema nicht egal ist. Auch wenn wir gegen den permanenten Druck des Geldes sicher nicht viel unternehmen können. Aber es lohnt sich aus meiner Sicht trotzdem, eine Haltung zu entwickeln. Und wenn sie nur dazu da ist, die Dinge im eigenen Verein kritisch zu verfolgen und zu erkennen, dass die Herausforderungen, vor denen wir als Fans stehen für fast alle Klubs gleich sind.

„Wettbewerb“ in der Bunndesliga, Screenshot: dfb.de

Ich habe mich am Abend auch sehr gefreut, Manfred Sangel vom Hertha-Echo wiederzutreffen. Er nimmt heute mit anderen Herthanern den Julius-Hirsch-Preis entgegen für die Erinnerungsarbeit, die sie als Fans leisten. Dazu gehört unter anderen die Aufarbeitung der Geschichte des früheren Mannschaftsarztes von Hertha, Herman Horwitz (Süddeutsche Zeitung und Tagesspiegel). Hertha wird aber auch für Gedenkstättenfahrten ausgezeichnet (mehr hier auf der DFB-Website). Mich bringt das dazu, auch mal darüber nachzudenken, wie denn die Geschichte von Unions Vorgängerverein im Dritten Reich aussah.

Was ist bei Union los?

BZ und Kurier beschäftigen sich heute mit Suleiman Abdullahi und erklären, wie er zu seinem Spitznamen „Manni“ gekommen ist. Bemerkenswert finde ich, dass das Thema Sprache noch aktuell ist, obwohl der Angreifer aus Nigeria schon vergangenes Jahr in Deutschland gespielt hat.

Unions U17 hat gestern in Chemnitz 1:1 gespielt und steht damit in der Bundesliga weiter auf Rang 7.

Und sonst so?

Auf der RBB-Website gibt es ein kurzes Interview mit Fan-Anwalt Bert Handschumacher über die Pyrodiskussion, in der er klarstellt, dass es weder Politik noch Polizei darum geht, in der Sache eine Lösung zu finden.


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6 Kommentare zu “Was nützt ein sportlicher Wettbewerb, wenn man ihn nicht mehr gewinnen kann?

  1. Klugscheißer Hoge

    Der Rechtsanwalt heißt Handschuhmacher.

  2. silberhacke

    Einzig der sich verweigernde Konsument ist in der Lage, diesem Wahnsinn Einhalt zu gebieten. Sky, Eurosportplayer, DAZN usw. kündigen. Fußball im Stadion erleben. Fertig. Aber wahrscheinlich ist es dafür zu spät. Auch für Union – mitgliederbestimmt hin oder her.

  3. Das Foto von Manne Sangel nicht gerecht, nun gut, man könnte es museal nennen. Aber schön, dass die Gruppe den Preis bekommt, vielleicht könnten wir ähnliches für Union initiieren, nicht des Preises wegen. Eventuell könnte man mit Gerald karpa was beginnen. Danke für die Anregung, Sebastian.

  4. Manni spricht halt fließend Englisch, da wird er das Deutsch seltener brauchen. Wenn ich mir die Deutschkenntnisse einiger Skandinavier im Team anschaue (die ja eine deutlich ähnlichere Sprache sprechen), dann macht er sich nicht unbedingt schlechter.

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