Blog State of the Union

Rafal Gikiewicz hat recht: „Wir verlieren jede Woche zu viele Punkte.“

Es war gestern ein bisschen so, als hätten wir doch schon den Videobeweis in der Zweiten Liga. Gemeinsam mit dem Fanklub Ziegenunioner war ich beim Eisbeinessen und Union schauen. Als Ken Reichel zum 2:1 für Union traf, gab es die kollektive Ausflippung und ich rief: „Endlich trifft er auch mal für uns.“ Mitten in den Jubel machte Schiedsrichter Sascha Stegemann zwar nicht die viereckige Geste für den Videobeweis, sondern lief rüber zu seinem Assistenten. Auch ein Zeichen, das nichts Gutes vermuten ließ. Und dann gab der Referee das Tor nicht. Warum der Assistent so ewig brauchte? Keine Ahnung. Denn die Fahne hob er zu keinem Moment, bis das Tor fiel. Hartel stand in der Situation im passiven Abseits. Wie der Assistent das so genau gesehen haben will, wenn er nicht auf Höhe der Abseitslinie stand, während wir das nur mit Standbild erkennen? Keine Ahnung. Und ich gebe zu, dass ich nicht regelfest genug bin, um zu erklären, ob es danach eine neue Spielsituation gibt oder ob Hartels passives Abseits nicht doch zum aktiven wird. Wenn letzteres der Fall ist, war es sicher korrekt, den Treffer nicht zu geben.

Screenshot: AFTV

Union braucht die Punkte und hätte sie in einem wenig überzeugenden Spiel gegen Regensburg noch viel mehr benötigt. Das 1:1 hatte so einige kuriose Momente. Der Elfmeter, den Rafal Gikiewicz festhält, war schon ein klares Foul und elferwürdig. Aber aus meiner Sicht trifft Reichel seinen Gegenspieler außerhalb des Strafraums am Fuß. Wobei man natürlich auch die Stoßbewegung als ursächlich sehen kann und die fand im Strafraum statt.

Die Gelb-Rote Karte gegen Grischa Prömel? Saudumm, weil sich der eigentlich unersetzliche Mittelfeldspieler am Anfang des Spiels nicht beherrschen kann und aus Wut über eine Schiedsrichterentscheidung den Ball auf den Boden wirft. Die zweite Gelbe kann man aus meiner Sicht ohne Probleme geben, auch wenn der Gegenspieler von hinten ins Kopfballduell und damit in Prömels Arm springt, der ihn dann am Hals trifft. Ob man sich als Gegenspieler dann das Gesicht halten muss, sollte jeder Fußballspieler mit sich selbst ausmachen.

Insgesamt war es das erwartete Spiel ohne Kontrolle, weil Regensburg vor allem über lange Bälle kam. Der Schiedsrichter ließ viel laufen, was der Gangart von Union durchaus entgegen kam. Ich erinnere nur an das Foulspiel von Prömel, das vor dem 1:0 nicht gepfiffen wurde. Stattdessen gab es den Einwurf von Union, aus dem heraus das Tor entstand. Schiedsrichter Sascha Stegemann hier zum Sündenbock und Regensburgs 12. Mann zu machen, halte ich dann doch für zu viel.

Und doch hätte die Partie trotz der Umstände und knappen Entscheidungen gewonnen werden können. Weil Sebastian Polter seinen Fuß hinhält und zum 1:0 trifft, nachdem Prömel von der Grundlinie den Ball zurück spielte. Aber weil sich Julian Ryerson im Zweikampf mit George auf den Hosenboden setzt, hat dieser Zeit zu einem Sonntagsschuss anzusetzen. Den trifft er in zehn Jahren nicht noch einmal so.

Was ärgerlich ist, und das trifft auf die meisten der vergangenen Spiele zu, Union hatte die Chancen, das Spiel zu gewinnen. Und das nach einem eher schlechten eigenen Spiel. Deshalb fühle ich voll mit Rafal Gikiewicz, der nach dem Spiel sagte: „Wir verlieren jede Woche zu viel Punkte. Normalerweise müssten wir Erster sein und fünf, sechs Punkte mehr als die anderen Teams haben.“ In diese Richtung geht auch der Kommentar des Berliner Kuriers.

Torwart Rafal Gikiewicz nach Abpfiff, Foto: Matze Koch

Das sind die Spielberichte der Berliner Medien:

Auf den anderen Plätzen

Durch ein 9:0 gegen Dresden ist das erste Frauenteam auf den zweiten Platz in der Regionalliga geklettert.

Und sonst so?

Was hat es mit dem FC Bayern und seiner Prüfung, ob man aus Champions League und Bundesliga aussteigen könne, auf sich? Das ist eine gute Frage. Nach Ansicht des früheren Leverkusener Geschäftsführers Wolfgang Holzhäuser ist das vor allem eine Drohkulisse, um mehr für sich selbst herausholen zu können (Deutschlandfunk). Und ein bisschen erinnert mich das an die Zeit, als die Bayern drohten, aus der Zentralvermarktung auszusteigen und dann doch dafür stimmten. Später erfuhren wir, dass Leo Kirch ein paar Millionen extra für die Bayern zahlte (40 Millionen Mark laut Spiegel), damit sie drinbleiben.

Gestern hat die NRW-Polizei in Bielefeld 250 Fans des FC St. Pauli 6 Stunden festgehalten. Hintergrund sollen Provokationen der Fans in einem Zug gegenüber mitreisenden Polizisten gewesen sein, die dann nach Lesart der Polizei in einer Randale ausarteten. So ganz kann ich in der Neuen Westfälischen, die ausführlich über den Fall berichtet, nicht erkennen, wie es eskaliert sein soll. Aber dass Bundespolizisten für eine erkennungsdienstliche Maßnahme mit drei Hubschraubern zum Bahnhof geflogen werden und Laternen zur besseren Ausleuchtung gedreht werden, erscheint mir dann doch etwas viel. Mal vom 6-stündigen Freiheitsentzug abgesehen. Es scheint in Nordrhein-Westfalen einen politischen Willen zu solchen Einsätzen zu geben (Siehe auch den Polizei-Einsatz in Dortmund beim Hertha-Spiel), denn sonst würde man als Polizei nicht sagen, dass man „ein Zeichen setzen“ wolle. In diese Richtung geht auch das Interview mit NRW-Innenminister Reul im Deutschlandfunk.


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16 Kommentare zu “Rafal Gikiewicz hat recht: „Wir verlieren jede Woche zu viele Punkte.“

  1. Der Schiri war ne Nulpe. Er maß mit zweierlei Maß.
    Prömel bekommt fürs meckern gelb.
    Grünther oder wie der hieß machte dasselbe = nix. Die Regensburger lagen ständig am Boden und Stegemann fiel drauf rein. Erbärmlich.

    Der Elfer war ein Witz und die Zurücknahme des 2:1 ein Skandal. Aber so sind Erstligaschiris leider wenn der VAR nicht dabei ist. Dann markieren sie den harten. Selten so aufgeregt über eine Schirileistung. Aber immer wieder um Verständnis für die Schirigilde bitten.
    Nein, von mir nicht mehr.

    Welche Ansetzung kommt als nächstes?
    In Hamburg ein Bremer oder Kieler Schiri?
    In Nürnberg ein SR aus Fürth?
    Komisch das bei den Schiriansetzungen die 300km-Regel zu gelten scheint, die man bei den Spielansetzungen vermissen läßt.
    Der DFB macht sich angreifbar und weißt Kritik daran vehement zurück.

  2. Zu Hartels Abseits: Eine neue Spielsituation gibt es wenn jemand den Ball spielt. Falls nicht, ist Hartels Abseitsstellung noch strafbar. Aus meiner Sicht wahrscheinlich eine korrekte Entscheidung.
    Warum der Assistent so ewig brauchte? Er war einfach nicht sicher, ob jemand den Ball berührte, vor Hartel sich in den Zweikampf nach Anderssons Schuss einmischte. Und dann ist es auf jeden Fall besser, die Situation zu Ende spielen zu lassen und erst danach mit dem Schiedsrichter zu überlegen was passiert ist.
    Eine optimale Position hatte der Schiedsrichterassistent in der Situation ganz sicher nicht.

  3. Ich in leider auch eher bei Michael als bei Sebastian. Ganz großer Groll über den Schiri neben der Chancenverwertung in einem anstrengend zu sehendem vogelwilden Spiel.

  4. Ich bin da ganz klar bei den Spielern, die die Fehler bei sich selbst suchen und nicht bei anderen…gute Jungs haben wir da, siehe AFTV-Spielerinterviews.

    Was irgendwie gar keine Erwähnung findet ist der Wechsel auf 2 Stürmer als das Spiel komplett gegen uns lief. Eine sehr mutige, aber wie man sah richtige Entscheidung von Urs, Respekt Coach! Vielleicht auch mal ne Option für das nächste Heimspiel?!

  5. Das stimmt, Sebastian^2 wurde bisher als eher nutzlose Lösung abgetan. Am Ende fiel das vermeintliche 2:1 jedoch erst, als sich Sebastian A schon die Trainingsklamotten überzog.

    Wer iauswärts über 15 Minuten mit zehn Spielern kickt, ist mit dem Punkt gut bedient (als Schönheim vor 2 Jahren bei 1860 wegen Verwechslung recht früh vom Platz gestellt wurde, aber am Ende 1:0 gewonnen wurde – da wären Diskussionen angebracht gewesen, die sich glücklicherweise erübrigten).

  6. silberhacke

    Vielleicht ist es am Ende aufbauender, mal richtig einen vor den Latz zu kriegen und mit 4 Gegentoren demütig vom Platz zu schleichen. Bei diesen ganzen Unentschieden bleibt die Einstellung zum Spielgeschehen, zu Taktik und Matchplan eben genau so, nämlich unentschieden. Ok, hinten stehen wir ganz gut. Aber von kreativem, temporeichem Spiel nach vorne, vom Binden der Gegenspieler über Einzelaktionen oder von schnellem Umschaltspiel, wie auch von gezielten Flügelwechseln im Spiel nach vorn ist wenig zu sehen. Die ausgegebene Marschrute scheint zu lauten, nicht zu verlieren. Die wird befolgt. Besser wäre: Gewinnen. Weil das das Nichtverlieren einschließt. Positiv ist, dass immer mehr Spieler sagen, worum es eigentlich geht – um den Aufstieg – und nicht nur um die bessere Platzierung in der Tabelle.
    EISERN!

  7. Dennis, wie viele Tore willst du aber in Unterzahl (!) erzielen damit sie zählen?

    Ja es war ein schlechtes Spiel aber mit dem Hintergrund des Mittwochspiels erwartbar. Schade das wir nicht mit dem 1:0 in die Pause gingen. Das Gegentor war dann Ryerson sein Ding. Man sollte schon wissen welche Stollen man aufzieht.

  8. Also ich habe mal nachgeschaut. Zwischen Herrn Steuermanns Heimatort Niederkassel und Regensburg liegen je nach Route rund 500 Km. Von Lokalverbundenheit kann also keine Rede sein. Ich würde auch nicht soweit gehen, dass er klare Fehlentscheidungen gegen Union gepfiffen hat. Es sind 2-3 knifflige Situationen gewesen, die gegen Union gepfiffen wurden. Beim Ziehen von Ryerson gegen Grüttner hätte er aber genauso gut erneut Elfer pfeifen können und hat es nicht getan. Halte es daher auch eher mit den Spielern und suche die Gründe beim eigenen Team.

    Wir erspielen uns tatsächlich aktuell zu selten eindeutige Chancen. Sowohl gegen Dresden als auch gegen Regensburg spielte sich das Geschehen 80 Minuten lang außerhalb des gegnerischen Strafraums ab. Da kann und muss Union einfach dominanter auftreten. Hinten hat man gegen Regensburg gesehen, dass wir auf den Außen doch anfällig sind, wenn wir auf agile schnelle Außenstürmer treffen. Reichel ist nun eben keine 25 mehr und Ryerson fehlt wohl etwas Erfahrung.

  9. Ich bin da bei Eric und Dennis. Klar, gab es zwei, drei knifflige Situationen. Aber sowohl der Elfmeter als auch der Platzverweis gg Grischa und das aberkannte Tor sind in meinen Augen alles vertretbare Entscheidungen, die ich vllt. als nicht-Unioner woanders nicht mal in Frage stellen würde. Und ich habe auch bis heute Vormittag geglaubt, dass Tor von Reichel war regulär. Warum es das nicht ist, wurde hier ja bereits erklärt.
    Ich wehre mich zudem gg. verschwörungstheoretische Begriffe, wie Schirigilde oder Schiri fiel drauf rein von Michael. Und ja, ich finde Schiedsrichterleistungen gehören kritisiert. Aber nicht die von gestern.
    Mir fehlt es vorne auch immer noch etwas an Durchschlagkraft. Ganz selten mal sieht es richtig gut aus aber meistens ist keine Idee zu erkennen (Bsp. eintrainierte Spielzüge oder schnelles Aufbauspiel in die Spitze, o. Ä.).
    Weitermachen.

  10. 4 Spiele in Folge nicht gewonnen und nur vierter in der Tabelle:
    Sind die sportlichen Ziele des 1.FC Union Berlin gefährdet?
    ;-)

  11. Platz 4 und Kontakt nach oben können gefährlich werden für Trainer bei Union ;-)

  12. Man man man diese janzen Schiri-Versteher hier … Greift Hartel irgendwie ein? Geht er zum Ball, räumt einen Spieler ab damit der Ball reinfallen kann? Wenn er das nämlich nicht tut, wäre aus dem passiven Abseits erst dann ein aktives geworden, so er zBsp. einen Abpraller der Torhüters eintüten würde. Anwesend sein ist kein aktives Abseits – Der Schiri war’n Hoyzer – Alle jekooft die Banausen.

  13. PS
    Korruptiooon
    Korruptiooon
    Alles schiebt
    ge – gen
    Un- jooon!

  14. Nur weil unsere Spieler auch unter ihren Möglichkeiten blieben spricht das für mich auch nicht den Schiri von der Verantwortung frei. Auf dem Srennshot oben sehe ich gleiche Höhe und welche neuen Erkenntnisse der Linienrichter Minuten später hatte um dann doch die Fahne zu heben halte ich für fragwürdig. Es wurde uns ein Tor geklaut und die Diskussionen auf dem Feld noch nach Abpfiff zeigen, dass unsere Spieler das genauso sahen auch wenn sie später zurecht ihre eigene Leistung kritisierten.

    Ich kann auch nicht mitgehen bei der Ansicht jeder Fußballspieler müsse selbst mit sich ausmachen sich das Gesicht zu halten wenn er dort garnicht getroffen wurde. Dieses fallenlassen und simulieren ist massiv unsportlich. Um vielfaches unsportlicher als einen etwas zu harten Zweikampf zu führen. Wird aber heutzutage als Schlitzohrigkeit verherrlicht.
    Im übrigen fiel mir auf: wurde die Regel, dass Spieler nach Behandlungspausen den Platz verlassen müssen abgeschafft? Musste gestern kein einziger. Wäre ja immerhin eine kleine Bestrafung für diese dramatischen Schauspieleinlagen…

  15. ich kann Flo nur zustimmen, natürlich heißt das nicht dass man nun jede Entscheidung der Schiris anzweifelt ABER es gab und gibt nun eklatante Fehlentscheidungen und Ungerechtigkeiten UND es ist ein System der Willkür ohne transparente Kontrolle und ohne Bereitschaft auf Seiten der Schiris Fehlentscheidungen zu korrigieren, das heißt ja nicht dass wir uns alles schön reden ABER wir sind Unioner, wir haben schon oft die Erfahrung der ungerechten Behandlung durch Schiris machen müssen, waren die Hintergründe auch unterschiedlich so haben wir doch ein gutes Gespür für diese Fehlentscheidungen. Was das Spiel unserer Mannschaft angeht so bleibe ich dabei, wir haben viele neue Spieler, einige waren verletzt und es muss sich erst alles einspielen, es gibt sehr gute Ansätze und es gibt halt auch noch einiges zu tun, halten wir den Ball flach und lassen wir uns nicht verrückt machen, vorallem nicht von bestimmten Medien

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