Blog State of the Union

Genug Material, um Unions Pläne zu kommentieren, liegt jetzt jedenfalls bereit

Seit gestern läuft das Beteiligungsverfahren zur Baugenehmigung für die Stadionerweiterung. Das bedeutet nicht nur, dass die Allgemeinheit die Vorhaben kommentieren kann, sondern auch, dass genauere Pläne dazu veröffentlicht wurden.

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Das neue Stadion an der Alten Försterei im Querschnitt, Screenshot: Architekt FACHXWERK

Doch bevor wir darauf näher eingehen, noch ein Rückgriff auf gestern: Der Kicker hat in seiner Montags-Ausgabe breit angelegt über Hertha und Union und ihren parallelen Aufschwung geschrieben. Naturgemäß finden Union Themen in so einer Betrachtung in groben Zügen statt. Wer Union näher verfolgt, findet weder in den Einschätzungen noch in dem, was zum Beispiel Dirk Zingler im Interview sagt, sehr viel ganz Neues.

Aber das ist auch nicht, warum solche Artikel interessant sind. Das sind sie vielmehr, um ein update dazu zu bekommen, wie Union (und Hertha) gerade aus einer externen Perspektive gesehen werden. Die kann sich in vielen Punkten schon deutlich von der eigenen Selbstwahrnehmung unterscheiden. So ist die Einschätzung der eigenen Lage bei Union gerade noch zu sehr von der letzten Saison geprägt – und sei es nur in Abgrenzung davon – um sich wirklich wie ‚Boom‘ anzufühlen. Und auch bei Hertha muss man vielleicht erstmal abwarten, ob die Mannschaft von Pal Dardai weiter so viel bessere Ergebnisse wird einfahren können, als es die zu Grunde liegenden Leistungsdaten vermuten lassen würden.

Das gilt auch für Parallelen, die zwischen der Entwicklung beider Vereine gezogen werden. Sieht man aus der Nähe eher die Unterschiede in den Stadion-‚Problemen‘ und Plänen von Hertha und Union, bleibt aus der Außen zunächst die Gemeinsamkeit, dass beide gern etwas bauen möchten.

Stadion-Details für die Beteiligungs-Phase

Damit sind wir auch schon beim großen Thema des Tages: den Unterlagen zu Unions Baugenehmigungen, die von der Senatsverwaltung veröffentlicht und damit zur Diskussion gestellt wurden. Bis zum 26. Oktober können Kommentare dazu abgegeben werden.

Wir können hier nicht auf die Einzelheiten der einzelnen Gutachten eingehen, auch wenn wir uns natürlich freuen, in Zukunft nachschlagen zu können, welche Baum-Arten genau so um das Stadion herum stehen – also diejenigen von uns, die einer Robinia pseudoacacia ihr ‚pseudo‘ nicht sofort ansehen. Nachlesen kann man im Rahmen des Bebauungsplan neben Lageplänen Gutachten zu Bestand und Entwicklung der örtlichen Biotop, des Lärm- und Verkehrsaufkommens.

Die technischen Zeichnungen der geplanten Baumaßnahmen verraten einige interessante Details etwa zur genauen Planung von Catering- und Toiletten-Einrichtungen in den neuen Tribünen, weichen aber in den großen Zügen nicht offensichtlich von den Plänen ab, die der Verein im letzten Jahr vorgestellt hat.

So ist der interessanteste Teil der ausgelegten Dokumente wohl das Verkehrsgutachten, dass die Stadionbetriebs AG hat anfertigen lassen (mit gut 170 Seiten ist es auch mit Abstand das längste). Darin finden sich nicht nur Aufschlüsselungen über Anreise-Herkunft und -Wege der bisherigen Besucher von Union Spielen, sondern auch Konzepte für die künftige Gestaltung. Im ersten Aspekt erfahren wir zum Beispiel, dass das Publikum von Union Spielen zu 70% aus Berlin, zu 25% aus Treptow-Köpenick und zu über 50% mit dem öffentlichen Nahverkehr kommt.

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Woher Unions Zuschauer kommen

In der Analyse kommt das Verkehrsgutachten zu einer Schlussfolgerung, die niemanden überraschen kann, der bei Union zum Fußball geht, oder genauer gesagt, fährt: „Der ÖPNV als wichtigste Verkehrsart für die Stadionanreise ist an seiner Kapazitätsgrenze angelangt.“ Und das zum Teil auch unabhängig von Union Spielen. Und auch die vorgeschlagenen Maßnahmen, um dem Abhilfe zu schaffen, sowie die damit verbundenen Diskussionen und Anforderungen sind nicht neu: dichtere Takte bei S-Bahn und Straßenbahn mit mehr Zügen und, für die Straßenbahn, einer Bedarfshaltestelle.

Das Gutachten schlägt aber auch vor, anders als vom Verein ursprünglich kommuniziert, mit einem neuen Parkhaus zusätzliche Kapazitäten auch für Autos zu schaffen. Das gleiche gilt für mehr Fahrrad-Standplätze, deren Zahl schon jetzt nicht für die knapp 10% Radfahrerinnen ausreiche.

Insgesamt kommt man aber zu einem optimistischen Fazit:

Auf Grundlage der vorgeschlagenen Maßnahmen ist eine Erweiterung des Stadions An der Alten Försterei aus verkehrlicher Sicht möglich. Die erforderliche Leistungsfähigkeit des Verkehrssystems für die Abwicklung der zu erwartenden Verkehrsströme ist gegeben.

Und das schreiben die Berliner Medien über die Stadionplanungen: Der RBB fasst die Pläne zusammen und lässt einen Stadionbauer zu Wort kommen. Außerdem:

Und sonst so

Der Schauplatz der Lesung beim Union Fanclub Dreki Ragnarök hatte gestern Abend ein schönes bisschen Nostalgie-Potential. Mehr über die Veranstaltung selbst könnt ihr hier in den nächsten Tagen lesen.


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6 Kommentare zu “Genug Material, um Unions Pläne zu kommentieren, liegt jetzt jedenfalls bereit

  1. mario draghi

    santi kolk hat gar nicht im oly gegen hertha getroffen sondern an der AF… :-)

    dass das verkehrsgutachten zu den empfehlungen kommt, ein parkhaus zu bauen, eine straßenbahn-bedarfshaltestelle einzurichten und mehr fahrrad-stellplätze zu schaffen ist ja eine echte Überraschung :-)))

  2. Kurzer Hinweis: Die Beteiligung erfolgt nicht für die Baugenehmigung, sondern im Rahmen des Aufstellungsverfahrens des Bebauungsplans. Der Bebauungsplan ist dann die planungsrechtliche Grundlage (BauGB) für die später zu beantragende Baugenehmigung. Im Rahmen des Verfahrens ist nun die frühzeitige Öffentlichkeitsbeteiligung erreicht. Parallel läuft scheinbar die frühzeitige Beteiligung der Behörden. Damit wären dann die ersten beiden „großen“ Verfahrensschritte gestartet. Bei aller Euphorie sei aber auch auf das fehlende Schallgutachten hingewiesen. In der Auslegung befindet sich lediglich eine Art Aufgabenstellung und Methodikhinweis dazu. Auch die vom Verkehrsgutachter gezeigten Lösungsmöglichkeiten müssen erstmal geklärt werden. Bisher zeigte sich die BVG ja recht resistent. Hoffentlich siehts hinter den Kulissen etwas anders aus. Die wesentlichen Aufgaben sind nocht nicht gelöst!

  3. „ein Sitzplatztempel für Fußball pur“ da ist einer vom Kurier voll bei der Sache…

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