Blog State of the Union

Lars Dietz und Peter Kurzweg suchen eine Perspektive

Bevor ich mich gleich auch auf den Weg zum Drachenbootcup mache, gibt es heute noch einiges zu berichten:

Am letzten Tag der Transferperiode haben Union gestern mit Peter Kurzweg und Lars Dietz zwei der Spieler ohne gute kurzfristige Perspektive verlassen: beide leihweise, und beide in die dritte Liga.

Kurzweg hat seinen Vertrag bei Union um eine Saison bis 2020 verlängert und spielt für den Rest dieser Spielzeit in Würzburg, von wo er vor einem Jahr auch zu Union gewechselt war. Dietz, der noch kein Pflichtspiel für Union gemacht war und noch bis 2021 an Union gebunden ist, versucht nun Lotte dabei zu helfen, einen schlechten Saisonstart zu korrigieren.

Ob einer der beiden tatsächlich noch eine längerfristige Perspektive bei Union hat, ist mit diesen Entscheidungen nicht gesagt. Ihre Positionen sind aktuell nicht nur doppelt besetzt, sondern auch mit Spielern, die durchaus noch einige Zeit vor ihnen stehen könnten. Aber auch, falls Union auch in der kommenden Saison keine Verwendung für die beiden haben sollte, könnten diese Leihen Verein wie Spielern helfen, einen Markt für sie zu finden.

Genau das ist es, was zumindest bis zum Winter den anderen Spielern ohne Aussicht auf viel Spielzeit fehlt.

Urs Fischer war in seiner Pressekonferenz bemüht, Sorgen um die Auswirkungen des großen Kaders auf die Trainingsarbeit zu beschwichtigen – sagte dabei aber auch, dass ein kleinerer Kader von 25-26 Spielern ideal, die aktuelle Situation also suboptimal sei.

Spiel-Plan

Spiele zwischen Union und Sandhausen waren in den vergangenen Jahren seltene fußballerische Feinkost. Sei es, weil Union in diesen Spielen nicht unbedingt seine besten Spiele gemacht hat, oder sei es, weil Sandhausen erfolgreich darin war, Spielfluss rechtzeitig das Wasser abzugraben.

Das dürfte auch sich auch morgen nicht sehr ändern. Sandhausen ist mit drei Niederlagen in die Saison gestartet und steht so stark unter Druck, Ergebnisse zu produzieren. Sandhausen wird sich wohl noch stärker auf das Spiel gegen den Ball konzentrieren und versuchen, Union auf die Flügel zu lenken. Es wird interessant sein zu sehen, welche Lösungen Union im Aufbau dagegen finden wird. Und ob es sich auch ohne solche Lösungen durchsetzen kann.

Stadion

Die angesprochene Pressekonferenz fand gestern nicht in den angestammten Räumen der Haupttribüne statt, weil dort nach dem Feuer in der letzten Woche noch umfangreichere Sanierungsarbeiten und Kontrollen notwendig sind. In der Mitteilung des Vereins ist davon die Rede, dass diese Wochen oder Monate in Anspruch nehmen könnten. Vereinssprecher Christian Arbeit sagte aber gestern auf der Pressekonferenz, dass deshalb weder die Durchführung der Heimspiele gefährdet sei, noch die Kapazität dafür gesenkt werden müsse (mit improvisierten Lösungen im VIP Bereich kenne man sich ja noch aus), noch Auswirkungen auf die Ausbaupläne zu befürchten seien.

Die Medienberichte dazu:

Sachsen (aber nicht nur Sachsen)

Mit der Durchführung eines Zweitliga-Spiels überfordert zeigt sich dagegen die sächsische Polizei. Die hat am Freitag die DFL gebeten, dass Spiel zwischen Dresden und Hamburg, das heute Mittag stattfinden sollte, zu verlegen, da sie nicht über genug Personal verfüge, um bei dem Spiel und den Auftritten von Nazis in Chemnitz – beziehungsweise den Protesten dagegen – in ausreichender Stärke präsent zu sein.

Dass diese Absage derart kurzfristig ausfiel, als nicht nur Hamburgs Mannschaft, sondern auch Anhang längst auf dem Weg war, ist nicht einmal das größte Problem an dieser Erklärung. Das besteht darin, dass mit den Nazi-Ausschreitungen schon ein (lange falsch eingeschätztes) Sonderereignis die Kapazitäten der Polizei anscheinend so sehr überfordert, dass diese den Ablauf eines regelmäßigen Spiels nicht mehr begleiten kann.

Und wo wir schon bei ‚Chemnitz‘ sind – über ein weiteres Beispiel dafür, wie Nazis Sport, aber einfach auch soziales Leben, unterwandern, ohne entschieden zurückgewiesen zu werden, zeigt der RBB in einem Lausitzer Fußballverein. Bemerkenswert fand ich dort diese Stelle:

„Extremisten sollen ein normales Leben führen dürfen“, sagt Frank Nürnberger, Leiter des Verfassungsschutzes Brandenburg. „Selbstverständlich sollen auch Nazis oder Linksextremisten Sport machen oder Kultur genießen.“ Schwierig werde es allerdings immer dann, wenn der Sport Mittel zum Zweck ist, „für die extremistischen Bestrebungen“.

Von der falschen Gleichsetzung von ‚Nazis‘ und ‚Linksextremisten‘ abgesehen, stimmt das nicht: Nazis sollten kein normales Leben führen können, sondern (allerdings nicht primär vom Verfassungsschutz, sondern) von der Gesellschaft für ihre ‚Haltung‘ sanktioniert werden. Und das zum Beispiel auch auf jedem Fußballplatz.


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9 Kommentare zu “Lars Dietz und Peter Kurzweg suchen eine Perspektive

  1. Sorry, aber ich lehne jeden Extremismus ab, links wie rechts, wie religiös und sonstewie! Und fordere auf der anderen Seite gleiche Behandlung für alle Extremisten – permanente Bloßstellung, gesellschaftliche Ächtung und permanente Bekämpfung mit allen zulässigen Mitteln.

  2. Danke für die klären Worte hier! Kein Fußball den Faschisten!

  3. Gorilla-im-Nebel

    Danke PaderMike!

  4. Ungleiche Dinge können aber halt nicht gleich behandelt werden. Wenn auf der einen Seite Gewalt gegen Dinge vorherrscht und auf der anderen Seite Gewalt gegen Menschen, dann ist zwar in beiden Fällen die Gewalt zu verurteilen, die Gewalt gegen Menschen ist aber deutlich schärfer zu sanktionieren. (und damit soll nicht gesagt sein, dass es nicht auch Linksextremisten gibt, die Gewalt gegen Menschen anwenden. Die Fallzahlen sind da aber signifikant geringer)

  5. »Ein extrem wichtiges Thema. Ich sage Ihnen ganz ehrlich: Ob Links-oder Rechtsextremismus – da sehe ich keinen Unterschied.«
    »Doch, doch«, ruft das Känguru laut dazwischen. »Es gibt einen Unterschied. Die einen zünden Ausländer an, die anderen Autos. Und Autos anzünden ist schlimmer. Denn es hätte mein Auto sein können. Ausländer besitze ich keine.«

  6. Danke Daniel für die klaren Worte.

    Und an einige der Kommentatoren: Hört doch endlich mit diesem „Aber ich verurteile alle Formen von Extremismus“ Schwachsinn auf wenn es um rechte Gewalt geht. Stellt Euch einfach der Diskussion. So lenkt Ihr nur vom eigentlichen Thema ab! Das tut die Politik schon lange und wir als Gesellschaft bekommen jetzt die Quitting. Deutschland und Sachsen (das belegen ja die Ereignisse der letzten Zeit) im speziellen haben ein Problem mit rechtem Gedankengut und Nazis. Dieser Whataboutism führt zu nichts. Im übrigen hörte und las ich diesen Schwachsinn bei den linken Krawallen rund um den G20 Gipfel nirgends. Da war man sich, auch in der Politik, einig das Deutschland ein Problem mit linken hatte.

    Gegen Nazis aufzustehen ist keine linke Position das ist die Aufgabe einer gesunden und offenen Gesellschaft. Und an die habe ich ,trotz allem, noch nicht aufgehört zu glauben.

  7. ExexilUnioner

    @cuba was ist denn genau so schlimm daran, gegen alle angewendete Gewalt für politische Zwecke zu sein? Mich kotzt dieses links extreme pack halt genauso an wie das rechts extreme pack und ich setze sie beide auf eine ebene des Hasses. Problem damit?!

    • Naja, diese Haltung ist eben oft nicht ganz so glaubwürdig, wenn ‚Linksextremismus‘ oft mit Antifaschismus identifiziert wird. Und wenn Gewalt nicht nur zur Durchsetzung von ‚extremistischen‘, sondern gerade auch der hegemonialen Politik eingesetzt wird.

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