Blog State of the Union

Der Trainer bleibt. Aber die Frage, wie Union endlich aus der Krise kommt, bleibt unbeantwortet

Krisengespräche haben bei Union stattgefunden. Der Tagesspiegel schreibt, dass Präsident Dirk Zingler, Trainer André Hofschneider, Sportgeschäftsführer Lutz Munack und Kapitän Felix Kroos sich am Montag getroffen hätten. Was dabei herausgekommen ist? Das wissen wir nicht. Der Trainer bleibt auf jeden Fall. Und so viele Bauchschmerzen ich mit der Verpflichtung von André Hofschneider als Trainer von Beginn an hatte, so sehr muss ich auch sagen, dass ein einfacher Trainerwechsel auch nichts bringt. Weil Union auf jeden Fall jemanden mit einem Fußballlehrerschein als Alternative verpflichten muss. Und wer mir entgegnet, schlimmer könne es nicht kommen, dem möchte ich entgegnen: Doch. Schlimmer kann es immer kommen.

Krisengespräche haben wir wohl alle gestern geführt. Und haben uns ohnmächtig gefühlt. Weil wir von außen nicht viel machen können und nicht sehen, was intern alles gemacht wird. Ich bin ein großer Freund des Nachvornediskutierens und möchte mich nicht mit Dingen aufhalten, die nicht mehr zu ändern sind. Will heißen, dass die ewige Fragerei und Mutmaßerei zum Thema Jens Keller null zielführend ist. Ja, im Nachhinein war es sicherlich eine richtige Scheiß-Idee. Das wird niemand bestreiten. Aber das hilft eben jetzt nicht aus der Patsche. Wichtiger ist, was man jetzt noch ändern kann.

Ich sehe zwei größere Probleme. Zum einen ist aus meiner Sicht völlig unklar, wie Union ins Angriffsdrittel kommen möchte. Hier hatte man sich mit dem Trainerwechsel einen Weg mit mehr Ballbesitz gewünscht. Und Ansätze dafür können wir sehen. Aber nun sind Ansätze eben nur das: nämlich Ansätze. Der Rest des Spiels findet dann gerne außerhalb des gegnerischen Strafraums statt, weil Union nicht in der Lage ist, die numerische Überlegenheit im Mittelfeld auszunutzen. Die individuelle Klasse von Steven Skrzybski oder Sebastian Polter hilft, solche Situationen aufzulösen. Aber fehlen beide, wird es schwierig.

Baseballschläger statt feine Klinge

Trainer André Hofschneider, Foto: Matze Koch

Und ein aus meiner Sicht viel schwierigerer Punkt, den ich von außen auch null belegen kann, ist die atmosphärische Lage im Team. Da hat André Hofschneider für meine Begriffe zumindest öffentlich zu oft den Baseballschläger ausgepackt, statt mal die feine Klinge zu schwingen. Das mag eine Typsache sein, und Hofschneider steht selbst sicher auf klare Ansagen und hat diesen Ehrgeiz in sich, es allen beweisen zu wollen. Aber es sind nicht alle gleich, und verschiedene Spieler brauchen verschiedene Arten von Ansagen.

Es hilft dann eben nicht, Andy Gogias Heilungsprozess bei einem doppelten Bänderriss mit dem Hinweis beschleunigen zu wollen, man sei nicht in einem Mädchenpensionat. Es hilft auch nicht, Toni Leistner mit einer Pressemitteilung zu brüskieren, ihn dann auf die Bank zu setzen, aber wegen der Personalsituation auf ihn angewiesen zu sein (ich gehe mal davon aus, dass Hofschneider sicher nicht auf die Idee mit der Pressemitteilung gekommen ist, aber er hätte sich dagegen wehren müssen). Toni Leistners Spieleröffnung kritisieren und ihn dann wie im Spiel gegen Fürth permanent das Spiel eröffnen lassen ist auch so ein Ding, dass ich nicht unbedingt zusammenbekomme. Dennis Daube quasi auszumustern und nun auf ihn angewiesen sein? Mindestens unglücklich. Es gibt Spieler, die sicher von Hofschneider profitieren: Kroos, Skrzybski und vielleicht auch Christopher Trimmel (obwohl der in dieser Saison wieder mal völlig unabhängig von allen Aufs und Abs des Teams auf einem konstant hohen Niveau spielt). Auch Daniel Mesenhöler gehörte dazu. Den hat Hofschneider nun mit der Entscheidung in der Torwartfrage verprellt. Eine Baustelle, die sich in der Situation nicht jeder Trainer aufmachen würde. Und die mit Argumenten nur schwer zu begründen ist. Letzten Endes frage ich mich, wie viele Spieler dem Trainer noch glauben, wenn er den Matchplan für die nächste Partie erläutert? Wie viele Spieler sind noch bereit, dafür alles in die Waagschale zu werfen? Und je nachdem, wie man diese Frage beantwortet, muss man sich entscheiden. Denn rein nach Ergebnissen beurteilt hätte die Frage schon längst anders entschieden werden müssen.

Ich halte die Mannschaft spielerisch und mental für stark genug, die Situation anzunehmen. Aber sie müssen halt alle die gleiche Richtung verfolgen und daran glauben, dass diese Richtung die richtige ist. Kommen Spieler wie Steven Skrzybski oder Michael Parensen wieder ins Team, kann das nur positiv sein.

Wer Fragen an den Trainer hat, kann sie ihm heute Abend selbst stellen:

Das schreiben die Berliner Medien:

Und sonst so?

Ich finde, dass sich Sebastian Polter mit solchen Fotos durchaus in Richtung Bond-Bösewicht bewegt. Fehlt nur noch, dass er hier sagt: „Ich habe sie schon erwartet.“

Lennard Maloney führt nach seinem Startelfdebüt das Hashtag #diezungewirdzumeinemmarkenzeichen ein. Gratulation dazu ?

https://www.instagram.com/p/BhEDeKRhvRB/

Und in der Tipprunde Twitterförsterei geht es auch drunter und drüber. Mein Ziel der Top20 rückt auch in immer weitere Ferne (bin gerade auf Rang 27).


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19 Kommentare zu “Der Trainer bleibt. Aber die Frage, wie Union endlich aus der Krise kommt, bleibt unbeantwortet

  1. Da hab ich mal ne Frage an Daniel:
    Wie schaut es denn mit expected-victories aus, wenn man „Ballbesitz-Fussball“ mit „Gegenpressing-Konter-Fussball“ vergleicht, also das „System Keller“ mit dem „System Hofschneider“?

    Oder anders ausgedrückt, wie schaut es denn da mit Statistiken im Vergleich aus? Gibt es evtl. Vereine/Niveaus, bei denen die eine Variante erfolgreicher ist, als die andere und umgekehrt?

    Gibt es evtl. theoretische Überlegungen, die aussagen, welche Spielweise wann angemessen ist, die nicht durch statistische „Beweise“ untermauert sind?

    Mir würden Antworten darauf helfen, unabhängig von meinem subjektiven Unmut einzuordnen, ob die Entscheidung zum „Systemwechsel“ fundiert und nachvollziehbar war, oder eben nicht.

    • @framlin danke für die Frage – die Antwort darauf hatten wir sowieso schon für morgen an dieser Stelle geplant

  2. „spielerisch und mental … stark genug“: das ist für mich nicht mehr als eine Vermutung, die sich aus dem gehobenen Gehaltsbudget ergibt. Aber wie oft hat man denn diese Saison Nachweise dafür gesehen? In den guten Heimspielen gegen Lautern und Düsseldorf. Das war’s. Auf der anderen Seite stehen so viele verpasste Chancen, dass man sowohl die spielerische Klasse als auch die mentale Stärke in Frage stellen kann.

  3. Interessant ist auch, dass offensichtlich Helmut Schulte nicht an dem Krisengespräch teilgenommen hat, oder wurde er schlicht in der Aufzählung vergessen?

  4. @Basti: Ganz genau und das wird auch nicht dadurch besser, dass die Trainer der gegnerischen Mannschaften Woche für Woche stolz darauf sind, dass sich ihre eigenen Mannen gegen so eine Klassemannschaft wie Union so gut durchgesetzt haben …..

  5. Helmut Schulte is ja nicht im Vorstand, oder?

  6. Kroos und Hofschneider sind auch nicht im Vorstand. Ich hätte erwartet, dass der Verantwortliche „Manager“ für die Profiabteilung an so einem Gespräch teilnimmt.

  7. @Daniel, cool, da bin ich sehr gespannt

  8. @Timoeis: da hasde auch wieder recht …

  9. Natürlich kannst du jetzt bis zum Saisonende am Trainer festhalten, aber ich glaube, dass die zurückliegende Entwicklung deutlich zeigt, dass das nicht wirklich etwas bringen wird. Und ja, wir müssen auch schon an die Zukunft denken, denn es muss auch jetzt angefangen werden das Team für die nächste Saison zusammenzustellen und das würde ich eigentlich ungern einem sportlichen oder kaufmännischen Angestellten überlassen, sondern tatsächlich dem Trainer, der unser Team auch in die nächste Saison begleiten wird. Und da könnte es eben doch wieder sinnvoll sein, sich jetzt noch auf die Suche zu begeben. Klar können die Fehler aus der Vergangenheit nicht mehr rückgängig gemacht werden, aber es können jetzt die richtigen Weichen für die Zukunft gestellt werden. Und ich glaube, dass ist eben derzeit eine Zukunft ohne Hofschneider.

  10. Was gegen einen Trainerwechsel spricht, ist vor allem die Marktsituation: Wer wäre denn zu haben, im Zweifel auch für Liga 3?

    Für mich wäre Steffen Baumgart die erste Wahl, weil er bewiesen hat, dass er eine Mannschaft schnell umkrempeln und erfolgreich machen kann. Dazu der Union-Hintergrund. Aber er wird den Teufel tun, Paderborn kurz vorm Aufstieg (oder auch kurz danach) zu verlassen, und eine Freigabe kriegt er vermutlich eh nicht. Viel mehr fällt mir nicht ein. Und große Namen werden sich nach dem Keller-Theater ohnehin nur schwer anwerben lassen.

    Wie sieht’s bei euch aus?

  11. @Basti Ich habe gerade einmal geschaut wer denn derzeit Vereinslos ist und sofort ins Auge fiel mir Andre Schubert ( https://www.transfermarkt.de/andre-schubert/profil/trainer/5905 ). Ich glaube schon, dass das ein Trainer wäre, der ins Profil passt und der ein Team aufbauen kann. Ob er in unsere Gehaltskategorie passt ist natürlich eine andere Frage, die ich nicht beantworten kann.

  12. Musiclover

    Ich halte nichts davon, jetzt noch einen neuen Trainer für die letzten Spiele zu verpflichten. Das Risiko des Scheiterns ist mindestens so hoch, wie damals im Dezember als Hofi ans Ruder kam. Die aktuelle Tabellensituation ist bekannt. Ein neuer Trainer bräuchte Eingewöhnungszeit und die haben wir nicht. Hofis Heimspieltaktik war ja bisher auch ganz ok, nur auswärts hapert es gewaltig. Zur neuen Saison sollte man dann einen Trainer verpflichten, der etwas entwickeln kann. Voraussetzung wäre natürlich der – von mir aus auch glückliche – Klassenerhalt.

  13. @Musiclover wenn du einen Trainer für die neue Saison möchtest, dann sollte der spätestens nach dem letzten Spieltag dieser Saison da sein, damit eben dieser neue Trainer auch noch die Möglichkeit hat, sich ein Team zusammenzustellen. Sinnvoller wäre es aber, wenn er die derzeitigen Spieler auch schon kennt und sie schon ein wenig einschätzen kann. Und so ein Trainerwechsel gibt durchaus auch noch einmal Impulse, die können natürlich negativ sein – so wie nach dem Wechsel von Keller auf Hofschneider – aber sie können eben auch positiv sein und noch einmal wichtige Kräfte für den Kampf um den Klassenerhalt freisetzen.

    Eine Alternative wäre, dass Hofschneider bis zum Ende der Saison weitermacht, im Hintergrund aber schon der neue Trainer die Weichen für die neue Saison stellt. Die Frage ist dann halt nur, wie motiviert Hofschneider dann noch in die letzten Spiele geht.

  14. Musiclover

    An der Motivation von Hofschneider zweifle ich nicht. Im Hintergrund wird man sich aber sicherlich schon Gedanken zur Ausrichtung in der kommenden Saison machen, und wenn der Klassenerhalt gesichert ist, dann könnte man einen neuen Mann präsentieren. Wichtig wäre aber zunächst ein Heimsieg gegen Duisburg, damit man nicht noch tiefer unten reingerät.

  15. Eine Alternative zum jetzigen Trainer muss es geben. Sonst würde er auch in der nächsten Saison auf der Trainerbank sitzen. Ich hoffe, dem wird nicht so sein…
    Allein ein Torwartwechsel zum jetzigen Zeitpunkt ist eine katastrophale Entscheidung. Eine Entscheidung wie damals von Rensing zu Butt beim Spiel Bayern gegen Barcelona 2008. Unnötig…
    Ich stimme zu, dass ein Trainerwechsel jetzt keinen Sinn macht, gegebenfalls würde man den neuen Trainer im Abstiegskampf verbrennen.
    Allerdings hoffe ich inständig, dass intern ein Plan existiert, wie es auf der Trainerposition und wie es mit der sportlichen Führung weitergeht.

  16. Iron Fist

    Sehr erfrischendes Interview eben auf radioeins mit guten Aussagen, Stefanie.?

  17. Alter Förster

    Wenn Hofi geht, müsste eigentlich auch Munack gehen. Glaube nicht, dass das eintritt, obwohl 10 Punkte aus 12 Spielen sicherlich zu wenig sind…

  18. @Alter Förster, wenn der Präsident seine eigenen Worte ernst nimmt, kann das IMHO nur zu einem neuen Sportvorstand führen ….

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