„[A]lle im Verein [müssen sich darauf] konzentrieren, die notwendigen Punkte zu holen, um den Klassenerhalt auch rechnerisch zu sichern.“ Das ist die erste von einigen klaren Aussagen von Präsident Dirk Zingler im Interview mit dem Berliner Kurier. Union steckt nicht im Abstiegskampf und die Chance, dass dieser schlimmste Fall eintritt, ist klein ( statistisch ca. 2%). Aber Zingler macht klar, dass es in den verbleibenden Spielen zu allererst darum geht, dieses Risiko vollkommen auszuschließen.
Worum es in diesen Spielen auch noch geht, ist dass Spieler und Trainer unter Beweis stellen müssen, Zinglers zentrale inhaltliche Forderung zu erfüllen: “ [W]ir müssen den Spagat zwischen Leistungsportverein und Folkloreverein meistern, wobei das mit dem Folkloreverein nicht missverstanden werden darf. Wir haben insgesamt eine tolle Entwicklung genommen, haben viele Themen um den Sport herum aufgegriffen, Werte und Regeln geschaffen. […] Es geht aber letztlich darum, eine Leistungsatmosphäre herzustellen.“
Die Anforderung, ‚besondere Leistungen zu bringen um Besonderes zu erreichen,‘ die Zingler in seiner Rede auf der letzten Mitgliederversammlung artikuliert hatte und weiterhin aufrecht erhält, wurde in dieser Saison nicht erfüllt – und zwar Zingler zufolge sowohl in Mannschaft und Trainerstab auch in den leitenden Gremien. Deren Entscheidungsprozesse seien vielleicht im Bemühen, sie zu professionalisieren, zu indirekt und langwierig geworden.
Für die Mannschaft entstehe aus dem Ziel, sportlich ‚Besonderes zu erreichen‘ eine Fallhöhe, die Spiele wie das gegen Regensburg schwerer mache, da aus den ungleichen Ansprüchen ein „erhebliche[r] psychologische[r] Nachteil‘ entstehe. Doch statt deshalb diesen Anspruch aufzugeben, möchte der Präsident sehen, dass die Mannschaft ihn erfüllt, indem sie „in jedem Spiel mehr leiste[t] als der Gegner, um ihn zu besiegen.“ Sehe man das am Samstag nicht, werde es „auf jeden Fall im Anschluss vierzehn anstrengende Tage für die Mannschaft geben.“
Über Personalien sagt Zingler, dass André Hofschneiders Position auf Grundlage der Leistungen bis zum Saisonende überdacht werde. Die Bilanz bisher jedenfalls lässt Zingler nichts anderes übrig als einzugestehen: „Der Trainerwechsel führte nicht zu dem Effekt, den die Vereinsführung erzielen wollte.“ Auf Steven Skrzybskis Zukunft angesprochen relativiert Zingler, dass der Umbruch im Kader eventuell nicht so groß ausfallen könnte, wie allgemein angenommen: „Stevie beispielsweise macht sich null Gedanken darüber, wo er kommende Saison spielt. Er gibt Gas, will Tore schießen, liebt den Verein.“
Ansonsten stellt die (B.Z.) eine Hofschneider-Tabelle auf, die sich für Union schlecht liest. Niemand in der Liga hat seitdem weniger Punkte geholt.
Fanbelange
Als Nachtrag zur Diskussion über die Pfiffe im Stadion am Sonntag gilt es, Campis Blogeintrag dazu zu erwähnen, der die (vielleicht bei manchen doch nicht) bekannten Grundsätze noch einmal betont.
Wer sich für die Arbeit von Fanprojekten bei Union und anderswo interessiert, hat in der kommenden Woche die Möglichkeit, eine Tagung dazu in Berlin, beziehungsweise deren Auftaktveranstaltung am kommenden Dienstag (20.3.) von 12-19 zu besuchen, an der Geschäftsführer der Trägergesellschaften der Fanprojekte und der Berliner Profivereine teilnehmen.
Außerdem gibt es eine Online-Abstimmung darüber, wer das tollste Programmheft hat.
Und sonst so
Beim Londoner Erstligisten West Ham kam es am letzten Wochenende zu relativ bizarren Szenen, als verärgerte Fans während des Spiels (0-3 gegen Burnley) auf den Platz stürmten und es sogar körperliche Auseinandersetzungen mit Spielern gab. Vor allem aber protestierten viele Fans gegen die Besitzer und Direktoren des Clubs, nachdem sich dessen Zustand nach dem Umzug aus dem traditionellen Upton Park in das (dafür etwas umgebaute) Olympia-Stadion gegenteilig zu den damit verbundenen Versprechungen entwickelt hat.
Was dieser Umzug mit dem Verein gemacht hat, beschreiben zwei englisch-sprachige Artikel in der englischen und irischen Presse in einer Weise, die auch über Ostlondon hinaus interessant ist.
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Ergänzend zu Euren guten Erklärungsversuchen im podcast, warum die Krise eine andere Dimension hat als Krisen zuvor, nochmal folgende Feststellungen:
1. Niemand hat die JK Entlassung kommen sehen (auch wenn wir uns einig sind, dass das Bochum-Spiel ein Tiefpunkt war, wofür ich wiederum nicht JK die Alleinverantwortung gebe, wenn man sich das Spiel noch einmal genau anschaut).
2. Die Entlassung wurde mit sportlichen Gründen erklärt, obwohl der FCU auf Tabellenplatz 4 stand.
3. Gleichzeitig befeuerte DZ im Interview jedoch anhaltende Gerüchte, dass es schwerwiegende andere Gründe gegeben haben könnte.
4. Der neue Trainer AH hat in 10 Spielen 9 Punkte geholt – innerhalb dieser Zeit ist das die schlechteste (!) Punkteausbeute in der Liga.
Es gibt also gewichtige Gründe für die aktuell miserable Stimmung.
Da hilft es recht wenig, wenn DZ von allen im Verein Vertrauen einfordert (auf dem FUMA im Februar fiel dieses Wort gefühlte 100 Mal), denn Vertrauen muss man sich auch verdienen. Und keine der Entscheidungen seit Dezember hat bisher dazu beigetragen, dass das Vertrauen bei Mannschaft und Fans wieder gestärkt wird.
Warum hat man nicht wie folgt gehandelt?
1. Rausschmiss JK unter Nennung der Gründe (der Trainerjob basiert auf Vertrauen. Wenn es Gründe gibt, die eine weitere Zusammenarbeit aus Mangel an Vertrauen unmöglich machen, kann und darf man handeln und dies auch sagen).
2. Berufung von AH als Interimstrainer und Entscheidung NACH den zwei Spielen vor Weihnachten in der Winterpause wie es trainerseitig weitergeht.
Ist das naiv? Was spricht dagegen?
Welche Konsequenzen wird es jetzt geben? Muss es geben?
@ Gorilla-im-Nebel: volle Zustimmung! Ich finde es gut das DZ sich äussert auch wenn ich die nebulösen Andeutungen immer wieder unglücklich finde, es erschließt sich mir nicht warum man nicht, wie im fall Sascha Lewandowski genau vor 2 Jahren wenigstens eine Sprachregelung gefunden hat, das wäre sicher besser gewesen (auch wenn ich den Verantwortlichen eine gewisse Schockreaktion zu gestehe), was die jetzige Situation angeht: ich war von den Pfiffen gegen die Mannschaft bei der Verabscheidungsrunde ehrlich geschockt (hatte erst gedacht das gilt den Auern die da ihre auf die Knie-geh-Zeremonie vor ihren Anhängern vollführten), hatte ich doch gerade am Beginn des Spiels einem Nichtunioner erklärt dass genau das wir NICHT tun, allerdings möchte ich jene nicht verurteilen, wichtig ist das wir Leuten die das tun unsere Grundsätze erläutern, wie es einige hier schon sehr gut getan haben (auch der Beitrag von Harry Berg auf facebook gehört dazu!), ein „dann geh doch nach..:“ ist zwar verständlich, hilft aber nicht weiter. Ich denke wir alle sollten Ruhe bewahren, uns auf unsere Tugenden besinnen und diese schwierige Phase als Chance begreifen, wie heißt es doch in einem Unioner-Lied: „… Niederlagen machen stark!“ Und: Diskussionen über Trainerwechsel oder gar Rücktritte in der Führungsebene bringen DERZEIT überhaupt nichts, jetzt gilt es die Saison so gut wie möglich zu Ende zu bringen.
@Jens Otto: ebenfalls volle Zustimmung,
ich werde die Mansnchaft nicht auspfeiffen und die Entscheidungen des Präsidiums mittragen. Es wäre halt schön, wenn die Entscheidungen begründet werden. Und noch schöner, wenn man sie nachvollziehen kann. ;)
@ Gorilla-im-Nebel: ja das mit den Begründungen fände ich auch gut, ich denke aber das es im Moment aus rechtlichen Gründen nicht möglich ist, verzeihe mir das Wortspiel aber ich glaube das nach dem Ende der Saison sich „der Nebel“ lichten wird, spätestens bei der Mitgliederversammlung im Herbst wird/muss da Tacheles geredet werden!
Das Wortspiel gefällt mir und hoffentlich behältst Du recht…
@gorilla 110 prozentige zustimmung….unter den aspekten warum es zu kellers entlassung gekommen ist,hätte hofi schon lange gehen müssen. Der präsi macht sich in meinen augen unglaubwürdig und das vertrauen ist nicht unendlich!
@Jens Otto was du da schreibst den du da?
Niederlagen machen stark? Was für ein Schwachsinn, wo warst du denn in den letzten zwei Jahren?
Die einzigen die sich auf unsere Tugenden besinnen sollten ist die Mannschaft
und zwar kämpfen und siegen.
Und die „Führungsebene“ muss sich ganz klar fragen lassen was deren Anteil an der katastrophalen Saison ist und ob genug Kompetenz in unserem Verein vorhanden ist. Wann denn wenn nicht jetzt? Besteht schließlich aus lauter „alten Freunden“ da kann man sich nicht sicher sein ob da objektiv reflektiert wird.
Ist doch toll dass du die Mannschaft nicht auspfeifen willst.
@ Karl: Gegenfrage: und wo warst du die letzten 10, 20, 30 Jahre? Ich ahbe schon oft geschrieben dass wir seit 2013/14 in einem Umbruch sind, das hatte viele Ursachen. Wir haben aber doch genau mit dem Motto in den letzten Jahrzehnten wahrlich viel schlimmere Krisen überstanden, deine Meinung zur Führungsebene (welche ja auch für die Zusammensetzung der Mannschaft und der Trainer verantwortlich ist) unterstütze ich, allerdings betone ich nochmal das JETZT nicht der Zeitpunkt ist um über notwendigen Veränderungen nachzudenken, es ist schon genug Unruhe, wir sollten allerdings nicht so tun als ob jetzt alles zusammenbricht und wir sollten trotzdem hinter der Mannschaft stehen, sachliche Kritik: ja, auspfeifen und in Grund und Boden reden: nein!
@Gorilla-im-Nebel: Siehe meine Antwort auf Dein gleichlautendes Posting im Podcastkommentarbereich …. aus meiner Sicht hätte ein Interimstrainer Hofachneider keinen Sinn gemacht …. im Gegenteil …-.
Heute habe ich habe die Kurskorrektur gelesen – von unter den besten 20 Mannschaften in Deutschland zu: wir müssen auch Punkte sammeln gegen den Abstieg. Kann man machen, aber die Begründung, warum das so ist fehlte. Außer psychologischen Erwägungen zur Mannschaft, wieso man unter Druck steht, wenn große Ziele erreichen will und diese nicht erreicht. Das verstehe ich. Dann Hinweise, dass man ja vielmehr gesellschaftlich engagiert sei. Ja und – und ist ja richtig! Dann der Satz mit der Folklore… Da habe ich lange drüber nachgedacht. Ist denn die Verbundenheit und die „immerdauernde“ Verbindung zu einer Gruppe jetzt ein Gegensatz. Das verstehe ich überhaupt nicht. Dann noch ein Hinweis: die Ausdifferenzierung des Management zu professionellen Strukturen, die Entscheidungen verlangsamt. Hallo: wer hat denn drei neue Geschäftsführerposten geschaffen, zwei weitere Präsidiumsmitglieder einen Sportlichen Leiter etc. Das ist doch nicht vom Himmel gefallen, dass hat doch DZ entschieden. Ich glaube wir sollten – wie immer – erstmal unsere Mannschaft unterstützen. Pfiffe, oder all die ganzen Diskussionen sollten wir uns sparen. Ich glaube die Jungs geben alles. Aber: das Management, Vorstand, die Leitungsstrukturen können nicht unangetastet bleiben in der Kritik. Und wenn man das macht, geht das nicht gegen den Verein. Alles was auf dem Grün unsere Mannschaft macht gehört unsere vollste Unterstützung. Aber so Interviews und so ein Verhalten der Verantwortlichen im Verein darf man auch kritisieren.
@mathias Ich würde da ein paar Dinge anders betrachten. Zum einen ist es explizit keine Abkehr von dem top 20 Ziel. Spiele wie am letzten und kommenden Wochenende zu gewinnen gehört dazu, reicht in der jetzigen Situation aber eben nur noch zur Bestandssicherung.
Und die Anmerkungen zinglers zur Organisation sind ja explizit selbstkritisch
[…] wollte. Denn im Raum stand groß – wenn auch nur metaphorisch – Dirk Zingler und sein Interview zwei Tage zuvor. Aus diesem leiteten sich sowohl für die aktuelle Situation als auch die Bewertung von […]