Blog State of the Union

Was von „In Köpenick herrscht Chaos“ übrig bleibt

Wenn ich das Kommentaraufkommen und die Zugriffe auf unser kleines Union-Blog hier in den vergangenen Tagen richtig deute, dann könnte man schon glauben, dass die Unioner gerade Puls haben. Weil es aber gar nicht mal so klug ist, in der Wut und Emotion (vermeintlich einfache) Entscheidungen zu treffen, fangen wir erst mal mit etwas Schönem an. Sebastian Polter bekam nämlich gestern morgen Krankenbesuch von Familie Leistner. Eine schöne Geste, wie ich finde:

Und weil wir alle ein paar gute Nachrichten verdient haben, gleich noch eine hinterher. Verteidiger Lennard Maloney hat die Chance bei der U19-EM-Quali (der DFB nennt das tatsächlich „Road to Finland“ …) vom 21. bis 27. März gegen Schottland, Norwegen und die Niederlande dabei zu sein. Der Kader wird bald bekanntgegeben. Wir drücken die Daumen.

https://www.instagram.com/p/Bf_oqG-HDzG/

So, ich hoffe, dass euer Herzschlag jetzt ein schöner Ruhepuls ist, ihr eine Tasse Tee oder Kaffee in den Händen haltet und bereits seid für IN KÖPENICK HERRSCHT CHAOS!

Für ein bisschen Wirbel sorgte gestern ein Artikel von Sport1, der behauptete Trainer André Hofschneider würde nach einer Niederlage gegen Aue entlassen und 5 Spieler würden das weite suchen wollen (dass es bei der Schreibweise der Spieler nicht komplett klappte, lassen wir mal dahingestellt).

Screenshot: Sport1

In dem ganzen Text ist sehr viel von „Sport1 erfuhr“ die Rede. Keine Ahnung, ob die Kollegen damit „habe ich in der Zeitung gelesen“ meinen, aber besonders exklusiv ist da erst einmal wenig. Das grundsätzliche Problem ist natürlich, dass hier klare journalistische Regeln missachtet werden. Zum Beispiel fehlt eine Stellungnahme von Union. Ob sie bei Sport1 das Prinzip eingehalten haben, sich Informationen von zwei voneinander unabhängigen Quellen bestätigen zu lassen, kommt auch nicht raus, denn es findet sich kein einziges Zitat im Text. Mir wäre so etwas ja in der Ausbildung um die Ohren gehauen worden. „Fiebrig, dein Werkzeug ist das Telefon. Benutze es verdammt noch einmal!“

Wenn wir ein bisschen darüber nachdenken, wer denn mit Sport1 gesprochen haben könnte, kommen wir alle sicher recht schnell auf Personen, die daran ein Interesse haben könnten. Es ist das übliche Drecksspiel im Sportjournalismus und die Frage, ob man sich als Journalist wirklich zum Werkzeug von Interessen machen sollte.

Ich finde Unions Reaktion darauf auf Twitter eher nicht so souverän. Dann lieber nichts schreiben, als sich einer Argumentation zu bedienen, die die AfD im Umgang mit Medien etabliert hat. Man kann schlechtes Handwerk auch mit Worten und konkreten Beispielen belegen:

Twitter: @fcunion

Ihr Handwerk beherrschen dagegen Kurier und Bild/BZ, die einerseits vor Ort waren und auch probiert haben, Stellungnahmen einzuholen. Dabei ließ sich keine der Kern-Aussagen (5 Spieler würden dem Markt angeboten und Trainer würde bei Misserfolg gegen Aue gefeuert) aus dem Sport1-Text belegen. Das heißt zwar nicht, dass der Artikel jetzt sofort unwahr ist, aber Fakten dafür finden sich auch nicht. Felix Kroos‘ Kommentar dazu laut Bild/BZ und Kurier: „Das ist die Unwahrheit und absoluter Quatsch. Jedes Wort darüber ist zu viel.“

Was wir aber festhalten können: Sollte sich einschleichen, dass sich einzelne Spieler eher mit ihrer eigenen Zukunft statt mit der des Teams befassen, dann muss eingeschritten werden. Nur wer kann das momentan bei Union? Wer hat eigentlich die Autorität, hier dazwischen zu gehen? Trainer André Hofschneider, Helmut Schulte als Leiter der Lizenzspielerabteilung oder Sportgeschäftsführer und Präsidiumsmitglied Lutz Munack? Von letzterem würde ich es Kraft seines Amtes auf jeden Fall erwarten, sich in einer solch schwierigen Situation zu äußern. Aber er verzichtete trotz Anfrage von Bild/BZ auf eine öffentliche Stellungnahme (wir wissen beispielsweise immer noch nicht, warum Andy Gogia und Marcel Hartel gegen Kaiserslautern aus dem Kader geflogen sind). Und ob Munack intern bei der Mannschaft noch Autorität besitzt, weiß ich nicht. Solche Ansagen müssten halt auch ernstgenommen werden. Unions Profi-Abteilung zeigt sich hier als Black Box, über deren Inhalt zur Zeit nur Spekulationen möglich sind.

So, und jetzt erst einmal durchatmen wie dieser Herr auf dem Bild (muss ja nicht mit Zigarette sein):

Und sonst so?

In der BZ geht es ansonsten heute noch um Philipp Hosiner, der aufgrund von Sebastian Polters Verletzung jetzt Spiele bekommen wird.

Aus der Rubrik „Alles wird teurer“ heute mal ein Blick auf den Preis einer Union-Dauerkarte vor 32 Jahren. Ich spare mir jetzt Kaufkraft-Umrechnungen in die heutige Zeit.

Bei uns kam gestern Post an. Steffi hat die 10 Jahre vollgemacht:

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Als wär‘s gestern gewesen ???? #fcunion

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Und hier noch ein Artikel aus der New York Times, der zur gestrigen Diskussion um den Wert von lokalen Spielern im globalen Sportgeschäft passt (danke Andreas für den Hinweis):

Korrektur 7. März 2015, 22.35 Uhr: In einer früheren Version stand, dass Lennard Maloney für die U19-EM-Quali nominiert wurde. Das ist aber nicht der Fall. Der Kader wurde noch nicht bekanntgegeben.


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8 Kommentare zu “Was von „In Köpenick herrscht Chaos“ übrig bleibt

  1. Jan Grobi

    Glückwunsch zum Jubiläum

  2. Der Reporter ist auch Lautern Fan. Von daher eine komische Sache. Danke Sebastian, dass du genau die richtigen Fragen zur journalistischen Wertschöpfung bei Sport1 und Co stellst.

    Union ist rein PR seitig gesehen in einer sehr miesen Situation. Vllt kannst du ja Möglichkeiten und Wege aufzeigen, wie sie dort wieder herauskommen könnten.

    Beeck sagt ja durchaus berechtigt, Union möge wieder ruhiger und zurückhaltender werden. Andererseits ist es ja auch wichtig, durch Grundrauschen die wichtigen PR-Zeiten in den Medien zu drängeln. Auf der anderen Seite stehen Fragen im Raum, die Antworten verlangen (Verantwortung, Kader, Aufstellung), die unbeantwortet bleiben und dann gibt es diese Reaktionen auf Twitter, die einem mehr als zu oft um die Ohren fliegen können. Wenn nur drei von fünf gehen und der Trainer gewechselt wird zur neuen Saison, dann fühlt sich dieser Pseudoreporter, wie ein großartiger Investigativjournalist.

    Glückwünsche an Steffi!

  3. micha774

    Guter Tip bei Ruhepuls nach Aufregung Kaffee zu trinken. Made my day :-)

  4. Stephan Zywotteck

    Das größte Potential Unions sind nach wie vor die Fans, die immer hinter der Mannschaft stehen werden.
    Leider kann sich der Verein im Spieler- (berater-) bereich dem Kommerz nicht verschließen. Starke junge Spieler wollen (müssen) weiter. Die Erwartungen waren in der Saison hoch gesteckt, zu hoch? Um denen gerecht zu werden, muss man aber auch lernen, über Leichen zu gehen und wenn es die eigene ist.
    Egal, spannend bleibt es.

  5. Jens Otto

    @ Kreuzberger: Danke für die Erinnerung, bei allen Problemen und Ärger über die letzten 3 Monate, genau das sind wir, genau das macht uns stark! In diesem Sinne: kämpfen und siegen! U.N.V.E.U.!

  6. […] hat Kreuzberger in den Kommentaren dieses Video vom Sieg gegen Raba Leipzig vor 4 Jahren gepostet. Diese Ansprache von Fabian […]

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