Blog State of the Union

Wenn ein Spiel über Kampf und Willen definiert wird, dann das gegen den FCK

Heute um 12.30 Uhr gibt es die seltene Disziplin des Parallel-Pressekonferenzens zu bestaunen, wenn zeitgleich Union-Trainer André Hofschneider und FCK-Trainer Michael Frontzeck vor die Medien treten. Beim FCK wird es sicher darum gehen, die Hoffnung auf den Klassenerhalt aufrechtzuerhalten. Dabei trennen die Mannschaft bereits 6 Punkte vom Relegationsplatz. Trotzdem ist die Zuversicht zurückgekehrt, die Benny Kessel in der BZ/Bild auch demonstrativ zur Schau stellt. Woher die kommt? Kaiserslautern ist es gelungen, wieder Spiele zu gewinnen. Sie sind in der Hälfte der vergangenen 6 Spiele als Sieger vom Platz gegangen. Wenn wir uns den für Union interessanten Zeitraum seit dem Trainerwechsel von Jens Keller zu André Hofschneider anschauen, dann hat der FCK seit dem 17. Spieltag 11 und Union lediglich 8 Punkte geholt.

Union erwartet also keineswegs die demoralisierte Mannschaft gegen die in der Hinrunde 5:0 gewonnen wurde. Die Mannschaft hat die Ereignisse rund Jeff Strasser (musste wegen Herzrhythmus-Störungen während des Spiels gegen Darmstadt ins Krankenhaus gebracht werden) auf eine Art weggesteckt, wie Profisportler das im besten Fall hinbekommen. Indem sie sich so fokussiert, dass alles ringsherum ausgeblendet wird. Und da hat das Team in Kaiserslautern gerade sehr viel auszublenden (inklusive Interims-Lösungen standen sechs Trainer diese Saison dort an der Außenlinie, Finanzprobleme, Wechsel im Vorstand).

Und genau das wird uns André Hofschneider in der Pressekonferenz erzählen. Die Rollen in diesem Spiel sind nicht klar verteilt. Wenn ein Spiel in den nächsten Wochen über Kampf und Willen definiert werden wird, dann dieses. Das dürfte dem Trainer ganz gut passen, ist das ja gerade ein bisschen sein Thema.

Übrigens hat Daniel von Eiserne Ketten einem FCK-Blog ein Gegner-Interview gegeben, in dem es auch darum geht, was Kaiserslautern von Union zu erwarten hat.

Benjamin Kessel grätscht Simon Hedlund im Hinspiel ab; Foto: Michael Hundt/Matze Koch

Wenn es um Kampf und Willen geht, dann darf Michael Parensen nicht fehlen. Der Kurier erinnert uns wieder daran, dass dem Allrounder nur noch 6 Spiele bis zum 200. Zweitliga-Spiel für Union fehlen. Die Frage nach der Zukunft von Parensen stellt sich vor allem in zweierlei Hinsicht. Er beweist, dass er ein mehr als solides Backup auf verschiedenen Positionen ist. Und er scheint wichtig für die Team-Hygiene zu sein. Ich bin gespannt, wie Union zum Ende der Saison dieses Thema behandelt, denn der Vertrag läuft bekanntlich aus. Eins ist aber auch klar. Für die Maskottchenrolle ist Michael Parensen nicht gemacht und dafür ist im Kader auch kein Platz.

Die BZ nimmt sich noch einmal Kristian Pedersen vor, dessen Vertrag 2019 endet und der neben Steven Skrzybski und Toni Leistner ein Kandidat für den Wechsel in die Bundesliga ist (sollte nicht doch noch das gesamte Team die Spielklasse wechseln …). Das ist schade und gut für Union. Schade, weil Pedersen eine Wahnsinnsentwicklung auf der Linksverteidigerposition genommen hat. Gut, weil das beweist, dass Union Spieler entdecken kann, die andere nicht auf dem Schirm haben (eigentlich unglaublich angesichts der heutigen Verfügbarkeit von Daten). Ich sehe das immer als gutes Zeichen, wenn Union-Spieler begehrt sind.

Was ich mit Sebastian Polter gemeinsam habe? Ich bin gestern auch am Alex langgegangen. Habe aber angesichts der Temperaturen nicht so gelächelt wie der Stürmer:

Und sonst so?

Wir erinnern uns sicher alle an das sehr merkwürdige Tor, dass MSV-Keeper Mark Flekken am Wochenende kassiert hat (hier ein Video davon). Das sah ungefähr so aus wie ich bei Fifa98, wenn ich nicht gemerkt habe, dass ich bereits zum Torwart gewechselt habe und eigentlich mit meinem Verteidiger den gegnerischen Stürmer ablaufen wollte. Dann stand ich mit dem Keeper auch im Tor. Etwas albern finde ich nun aber schon, wenn der MSV die Trinkflasche des Torhüters versteigert:

Die Berliner CDU will Namen von Sportanlagen verkaufen

Apropos albern. Gestern ging den Mitgliedern des Sportausschusses des Berliner Abgeordnetenhauses ein sehr merkwürdiger Antrag der Berliner CDU zu, der schon aus dem vergangenem Jahr stammt. Darin macht sich die CDU für Namenssponsoring der landeseigenen Sportanlagen stark.

Antrag der Berliner CDU via Parlamentsdokumentation

Mal davon abgesehen, dass das Thema im Profifußball gerade unter Anhängern arg umstritten ist. Nicht umsonst gibt es die Doktrin bei Union, niemals den Stadionnamen veräußern zu wollen. Der CDU geht es aber nicht um das Olympiastadion oder das Stadion an der Alten Försterei (bei dem das Land sowieso kein Mitspracherecht hat), sondern um andere Sportanlagen. Was der Werbewert der Schmelinghalle oder des Velodroms sein soll, weiß ich nicht. Ich glaube, dass man da sehr neidisch auf die Halle am Ostbahnhof schaut. Die wurde allerdings von Beginn an als reine Event-Arena gebaut. Das kann man von den Olympia-2000-Bauten nicht behaupten, die als Sportanlagen konzipiert wurden. Und ob eine Anlage, auf der Landesliga- oder Bezirksliga gespielt wird, nennenswert Einnahmen durch Sponsoring verbuchen kann, wage ich leicht zu bezweifeln. Ich denke gerade an eine mögliche Bäckerei-Müller-Sportanlage am Rosenhag auf der Eintracht Mahlsdorf seine Heimspiele austragen würde.

Der Tagesspiegel legt die Finger aus meiner Sicht richtig in die Wunde, indem er auf das zu geringe Personal bei den Bezirken verweist. Und angesichts der legendären Berliner Verwaltung würde ich mal vermuten, dass die Bürokratiekosten auch höher als die potentiellen Einnahmen wären. Ganz davon abgesehen, dass Namenssponsoring schon heute möglich ist, wie der Name des Zoschke-Stadions in Lichtenberg beweist. Und überhaupt: Der Bereich Sport war doch gerade von 2011-2016 von einem CDU-Senator geführt und Andreas Statzkowski, der diesen Antrag mit unterschrieben hat war in dieser Zeit als Staatssekretär exakt für den Sport verantwortlich. Für mich klingt das nach einem Antrag, den man als Oppositionspartei einbringt, weil er auf den ersten Blick gut klingt (dem Sport wird geholfen und Steuergelder gespart), aber in Regierungsverantwortung nie umsetzen würde, weil Aufwand und Nutzen in keinem sinnvollem Verhältnis zueinander stehen.

Der DFB gibt dem NOFV Bescheid

Das DFB-Bundesgericht hat das Urteil des NOFV gegen Energie Cottbus aufgehoben (der Nordostdeutsche Fußballverband hatte das Verfahren gegen den FC Energie wegen des Rufens rechter Parolen und des Zeigens von Hitlergrüßen beim Spiel beim SV Babelsberg eingestellt) und den Verein zu einer Zahlung von 7000 Euro verurteilt (RBB). Der DFB konnte das Urteil aufheben, weil er bei Fällen, in denen es um Diskriminierung oder menschenverachtendes Verhalten geht, das Recht dazu hat. Damit hat der DFB dem NOFV eine Brücke gebaut, die der Regional-Verband aus unerfindlichen Gründen nicht aufzubauen bereit war. Die Geldstrafe liegt nämlich jetzt genauso hoch wie die für den gastgebenden Verein Babelsberg, der für Pyrotechnik zu dieser Summe verurteilt wurde. Irritiert hatte bis auf den NOFV alle, dass in der Urteilsbegründung auftauchte, dass jemand „Nazischweine raus!“ gerufen habe, während es im NOFV-Urteil gegen Cottbus weder um Hitlergrüße noch einschlägige Naziparolen ging.

„Der DFB fährt eine klare Linie gegen rassistische und rechtsradikale Umtriebe. Für solche Verhaltensweisen ist in unserem Fußball kein Platz“, heißt es vom DFB-Bundesgericht (hier das Statement des FC Energie Cottbus). Es wäre schön gewesen, wenn der NOFV auch zu solchen Statements fähig wäre. Die Strafe gegen Cottbus fließt zu einem Teil in sowieso schon geplante Maßnahmen gegen rechte Umtriebe. Ich halte das für sehr umsichtig, denn der Verein gehört zu den wenigen Institutionen in Cottbus, die etwas gegen Rechtsextremismus tun wollen. Und dieses Engagement wird dadurch eher gestärkt als durch Strafzahlungen noch geschwächt. Nun fehlt nur noch der Friedensgipfel zwischen Babelsberg und dem NOFV, der im März stattfinden soll.


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4 Kommentare zu “Wenn ein Spiel über Kampf und Willen definiert wird, dann das gegen den FCK

  1. Glückwunsch!
    Zum Abonnenten Nummer 150.

  2. Musiclover

    Also Borussia Mönchengladbach hatte Pedersen schon auf dem Schirm, sonst wäre er damals im Frühjahr nicht mit ins Trainingslager in die Türkei gefahren. Er wurde dann als zu leicht für die Bundesliga bzw. zu teuer für die Regionalliga eingestuft und landete im Sommer bei uns. Passt schon so. Ob er wirklich bereits reif für die Bundesliga ist? Da habe ich noch leichte Zweifel. Ein weiteres Jahr 2. Bundesliga mit vielen Einsätzen wäre für seine Entwicklung sicher zielführender als eine Saison auf der Bank eines Bundesligisten.

  3. Interessanten Interview mit Daniel Roßbach, bis auf den Weichei-Tipp 2:1, der sogar noch weicher wurde durch das vorangestellte circa ;) Aber wenn er Recht behält ist ja alles schön.

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