„Komisch, dass sich bei Union niemand zu Wort meldet“, dachte ich gestern Nachmittag. Dabei dachte ich vor allem an die sportliche Leitung, die vielleicht ihren weiteren Plan für die Saison und vor allem, wie es danach weitergehen soll mit der Mannschaft. Dann wiederum dachte ich daran, dass Unions Medienstrategie bis jetzt lautete, sich nur zu Wort zu melden, wenn man etwas zu einem Thema beizutragen habe. „Sind sie halt noch nicht so weit in ihrer Entscheidungsfindung“, war mein letzter Gedanke.
Da wusste ich noch nicht, dass Sportgeschäftsführer Lutz Munack zum Pressegespräch geladen hatte. Angesichts dessen, was davon in den Berliner Medien steht, hätte er aus meiner Sicht wohl besser darauf verzichtet und wäre der bisherigen Medienstrategie gefolgt. Union kann es momentan sowieso niemanden recht machen. Egal, was sie da momentan sagen oder machen. Dagegen helfen schlicht und einfach nur Siege in den Zweitligaspielen.
Aber zunächst mal die Kernaussagen von Munack, die von den Berliner Medien transportiert werden:
- Der Trainer wackele nicht: „Ich sehe, dass Trainer und Mannschaft intensiv miteinander arbeiten. Die Frage ist nicht, wie oft ein Trainer verlieren darf, sondern welche Maßnahmen wir ergreifen, um Spiele zu gewinnen und ob wir an den Erfolg glauben. Das ist der Fall.“
- Das Saisonziel und das mittelfristige Ziel: „„Das Ziel Bundesliga ist nicht vom Tisch. Dass es sich diese Saison nicht mehr realisieren lässt, ist okay. Rückschläge gibt es im Sport.“
- Trainerwechsel im Dezember: „halte ich nach wie vor für total richtig. Die Aufgabe, die dahinter steht, eine Ergebniswende zu schaffen, ist deutlich schwieriger als gedacht.“
- Abstiegskampf: „Ich sehe uns nicht im Abstiegskampf. Die Liga ist sehr eng, wir sind momentan Neunter, es sind noch 14 Spieltage – nein.“
- Über die vergangenen Spiele gegen Kiel und Nürnberg, aus denen nur 1 Punkt geholt wurde: „Wir haben 2 Standardtore sowie ein Abseitstor kassiert und selbst vielen Chancen vergeben.“
Hier sind die Medienberichte zum Nachlesen:
- „Wir wollen nicht absteigen“ (Morgenpost)
- Union-Sportchef Munack Keller war eine Sackgasse (Kurier)
- Lutz Munack stärkt André Hofschneider den Rücken (Berliner Zeitung)
- Wie oft darf Hofschneider noch verlieren? (Bild)
- „Wie oft darf Union-Coach Hofschneider noch verlieren, Herr Munack?“ (BZ)
- Abschied vom Aufstieg (Tagesspiegel, noch nicht online)
Die Intention von Lutz Munack war klar, nämlich Trainer André Hofschneider nach 4 Spielen ohne Sieg den Rücken zu stärken. Dass so etwas überhaupt nötig ist, lässt mich durchaus die Augenbraue lupfen. Schließlich machte man sich bei Union in der Vergangenheit von Stimmungen der Öffentlichkeit (sei es durch Medien oder Fans geäußert) unabhängig, wenn es um eigene Entscheidungen ging. Und was die Unterstützung für den Trainer betrifft: Ob die André Hofschneider wirklich hilft? Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Lutz Munack die Unterstützung selbst nötig hätte und seine persönliche Zukunft als Sportgeschäftsführer maßgeblich vom Erfolg der Personalie Hofschneider abhängt.
Was seine Einschätzung der beiden Spiele in Kiel und gegen Nürnberg betrifft, bin ich anderer Meinung. Denn aus meiner Sicht verrät das nur eine Perspektive. Kann schon sein, dass Nürnberg offensiv kein Feuerwerk abgebrannt. Aber das mussten sie auch nicht. Denn Union konnte sich auf den Ballbesitz in der zweiten Halbzeit ein Ei pellen, so wenig kamen sie selbst gefährlich vor das Tor. Ballbesitz an sich ist kein Wert, der irgendetwas über ein Spiel aussagt. Das ist gerade im vom Konterfußball geprägten Deutschland klar. Aber ich will das auch nicht überbewerten. Das sind aus meiner Sicht Argumente, mit der vor allem die eigene Entscheidung beim Trainerwechsel gestützt werden soll. Überzeugen können am Ende aber nur Punkte.
Über die mögliche Verpflichtung eines neuen Leiters für das Nachwuchsleistung berichtet der Kurier. Es soll sich dabei um Wolfgang Schellenberg von 1860 München handeln, wie dieblaue24.com berichtet.
Die Union-Stiftung hat gestern zum Neujahrsempfang geladen:
Und sonst so?
Die ewige Geschichte um das merkwürdige Urteil des NOFV-Sportgerichts rund um die Ausschreitungen von rechten Fans von Energie Cottbus beim SV Babelsberg geht weiter. Babelsberg weigert sich, die Strafe zu zahlen. Der NOFV droht mit Ausschluss vom Spielbetrieb. Der DFB prüft zwar durch das Bundesgericht die Urteile des NOFV, allerdings nur die gegen Cottbus, die obwohl nachweislich Cottbuser Anhänger Verursacher der Nazi-Ausschreitungen waren, seltsam milde ausfielen (letzten Endes wurde das Verfahren gar eingestellt). Das Urteil gegen Babelsberg bleibt bestehen. Der Verband beruft sich auf die Anerkennung der Gerichtsbarkeit, Babelsberg besteht darauf, dass das Gericht eigene Fehler anerkennt und höhere Instanzen gibt es nicht. Aus meiner Sicht ist das sowieso ein Fall, der nicht mehr juristisch geklärt werden kann. Aber es gibt offensichtlich auch keinen politischen Willen beim NOFV, gegen Nazi-Umtriebe im Spielbetrieb vorzugehen. Das ist aus meiner Sicht nicht nur peinlich, sondern beschämend.
Wer das ganze Dilemma noch einmal nachlesen möchte:
- SV-Babelsberg-03-Präsident Archibald Horlitz: „Das gibt einen Flächenbrand“ (sportbuzzer.de)
- Nach Skandalspiel Babelsberg gegen Cottbus : Verband droht SV Babelsberg mit Liga-Ausschluss (Potsdamer Neueste Nachrichten)
Zum Abschluss aber noch eine gute Nachricht, die mich zum Tippspiel Twitterförsterei erreicht hat: Frank Nussbücker schrieb, dass er für den Viertplatzierten ein von Sam Pfaff und ihm signiertes Buch spendiert:
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Was Hr. Munack in den Interviews so von sich gibt klingt eher wie eine Durchhalteparole, um sein eigenes Vorgehen zu rechtfertigen.
Und was seine Analysen der letzten beiden Spiele betrifft, muss man sich schon mal fragen welche Brille er da auf hatte. Ein bisschen mehr Sachverstand/Objektivität hätte ich ihm da eigentlich schon zugetraut.
Und wenn jetzt schon wieder von einem Umbruch für die kommende Saison die Rede ist, der vergisst leicht das der jetzige Kader für den unbedingten Aufstieg (Umbruch) in die 1 Liga zusammen gestellt wurde.
Andre`Hofschneider wird hier ganz klar verheizt, da kann Hr. Munack ablenken wie er will.
Wenn das der sportliche Sachverstand ist, der Jens Keller und Henrik Pedersen vor die Tür gesetzt hat, dann ist klar, dass der Verein hier noch mehr Kompetenz gebrauchen könnte.
Ich habe auch positives gegen Nürnberg gesehen. Macht Gogia den Ball zu Polter und nicht ins Außennetz sieht die Welt anders aus.
@ Jan Grobi: Dann wäre es Abseits gewesen. Polter ist nicht sonderlich klug gelaufen. Andi musste abschließen.
Also ich fand es auch überraschend, dass sich Union an die Presse gewandt hat ohne Erkennbaren Mehrwert. Und das war es dann auch. Ich finde es etwas hochnäsig aus einem Pressebericht Sachverstand abzulesen. Sorry aber da ist der Abstand zu groß!
Den Satz „seine persönliche Zukunft als Sportgeschäftsführer maßgeblich vom Erfolg der Personalie Hofschneider abhängt“ finde ich ebenso ziemlich übertrieben und fällt für mich unter den Begriff Mutmaßung…
Dem beschämenden Zustand in der NOFV hingegen kann man so unterschreiben!
Aus meiner Sicht zeigt die aktuelle Situation recht deutlich, dass die Kommunikationsstrategie der letzten (zwei) Jahre ein ziemlicher fail war.
So langsam versteh ich, warum es in der Bundesliga nur eine einzigen Verein gibt, der immer und zu jeder Phase einer Saison sagt, „wir wollen Meister werden“. Alle anderen verstecken sich hinter Floskeln, obwohl ja klr ist, dass jeder Verein im Grunde immer so viel gewinnen möchte, wie möglich und dass vermutlich jeder Trainer auf ein „Wunder“ hofft. Selbst Vereine, die realistische Chancen haben, sprechen das Ziel Meisterschaft normalerweise nicht aus.
Das macht offensichtlich Sinn, zumindest kann man an Union sehen, was passiert, wenn man sich öffentlich von an Anfang an so weit aus dem Fenster lehnt und wenn es dann nicht 100% so läuft, wie es laufen müsste, damit sich die großspurigen Ankündigungen verwirklichen lassen.
Na ja, aber für die Öffentlichkeitsarbeit ist meines Wissens nach nicht die sportliche Leitung zuständig. Oder täusche ich mich da?
es soll sogar leute geben, die unsere kommunikationsstrategie bereits seit jahren als grottig bezeichnet haben, aber – so ist es ja immer – solange es vermeintlich „läuft“ halten die meisten lieber die klappe, sogar dann, wenn sie die schwachstellen selbst erkennen.