In der künstlich verkürzten Jahresauftaktswoche – habt ihr die riesige Publicity-Welle für die zweite Liga unter der Woche mitbekommen? – geht es für Union heute mit dem nächsten Spiel gegen eine Mannschaft aus dem Spitzentrio weiter.
Am Beginn des Spiels gegen Nürnberg heute Abend wird das Stadion etwas anders und gewissermaßen leerer aussehen – und das nicht, weil gestern der Heimbereich noch nicht ausverkauft war. Sondern weil die aktive Fanszene in Anlehnung an die 12/12 Proteste vor ein paar Jahren zwar keinen Stimmungs- aber so etwas wie einen Atmosphärenboykott organisiert. Bis nach Ablauf der ersten 12 Spielminuten werden Fahnen weder geschwenkt noch an die Zäune gehangen werden, und wird es kein Trommeln geben, dass den Fangesängen den Takt vorgibt.
Der Protest richtet sich einem Statement der Szene zu Folge gegen übermäßig restriktive und uneinheitliche Richtlinien darüber, welche Fanutensilien in welche Stadien mit herein genommen werden dürfen. Mit der Kritik daran, dass Fans etwa aufgefordert werden, überlange Fahnenstangen zu kürzen oder auf sie zu verzichten, verbindet die Szene eine (scheinbar) einfache Forderung: „die bundesweite Freigabe sämtlicher Fanmaterialien.“
Cool,. 12 Minuten lange freie Sicht :D
— saetchmo (@saetchmo) January 25, 2018
Diese Forderung ist nur scheinbar einfach, weil sie zum einen nicht nur die Regeln des DFB (oder der in der Ankündigung nicht erwähnten DFL) betrifft, sondern die der einzelnen Vereine in ihren Stadien. Es ist also nicht nur am Verband, diese Regeln unilateral zu ändern (oder entfallen zu lassen), selbst wenn er das wollte. Deshalb geht der Verweis auf die Änderung der Einstellung des DFB zu ‚Kollektivstrafen‘ etwas ins Leere. Und manche Regeln zu Fanmaterialien sollte es wahrscheinlich geben – etwa solche über Brandschutz. Denn diese Regeln werden nicht falsch, nur weil sie an anderer Stelle, wie das Kommuniqué in Bezug auf Werbeflyer von Sponsoren anmerkt, nicht umgesetzt werden.
À propos DFB: Für Pyro beim Spiel gegen Braunschweig muss Union 8.500 Euro Strafe bezahlen.
Spiel-Plan
André Hofschneiders hauptsächliche Aussage auf der Pressekonferenz gestern war, von seiner Mannschaft 100% Konzentration zu fordern. Wie schon direkt nach dem Spiel sah er darin den Grund dafür, in Kiel nicht gewonnen zu haben. Als Beispiele dafür nannte der Trainer neben Gegentoren aus Situationen, die man hätte verteidigen können, eine ungenaue Ballannahme von Sebastian Polter in einer Situation, die zu einer großen Chance hätte führen können, und die drei Chancen nach dem 2-2, insbesondere Philipp Hosiners am-Ball-vorbeirutschen.
Die ‚expected goal‘ Statistiken stimmen Hofschneider übrigens darin zu, dass Union insgesamt die besseren Chancen als Kiel hatte. Meinem Eindruck des Spiels entsprach das ehrlich gesagt nicht.
Die Belastung von 2 Spielen in 4 Tagen wollte Hofschneider nicht überbewerten und seinen Spielern vor allem nicht einreden. Eine Mannschaft aus Vollprofis müsse physisch in der Lage sein, in diesem Rhythmus Spiele zu bestreiten (etwas, das auch Hofschneiders Vorgänger gern sagte).
Die Einschätzung der Leistungen gegen Kiel (und im Punktspiel gegen Ingolstadt, das Hofschneider mehrfach erwähnte) und des Fitnesszustands dürften darauf hinauslaufen, dass heute Abend eine unveränderte Union Mannschaft zu sehen sein wird. Das bedeutet auch, dass wieder Simon Hedlund auf der Acht in der Raute spielen wird. Von Hedlund, der Hofschneider zu Folge auch in Schweden schon auf dieser Position gespielt hat, forderte der Trainer, noch häufiger den Abschluss zu suchen.
Eine genaue Betrachtung der Spielweise von Nürnberg in dieser Saison erschien in der Winterpause bei Spielverlagerung. Im Fokus stehen dabei vor allem die Abläufe im Spielaufbau, wo Nürnberg gelegentlich recht guten Fußball produziert. Interessant wird heute Abend nicht zuletzt sein, wie sich Union mit der Raute um die relativ starken Außenverteidiger Nürnbergs kümmern wird, die schon das Hinspiel stark geprägt haben und nun keine direkten Gegenspieler haben.
Presseschau
Die Berliner Medien konzentrieren sich vor allem auf Unions Defensive und André Hofschneiders Satz, er wolle lieber 4-2 als 1-0 gewinnen.
- Der Angriff muss Unions Flatter-Abwehr retten (B.Z.)
- Christopher Trimmel – Der Adjutant von Köpenick (Morgenpost)
- „Wir brauchen ein Erfolgserlebnis“ (RBB)
- Der 1. FC Union setzt alles auf Angriff (Tagesspiegel)
Der Kurier schreibt dagegen schon mal die Narrative für den Fall eines Sieges und den einer Niederlage auf.
Und sonst so
Für alle, die ohne Trommelanleitung mal nicht wissen, was sie singen sollen, hier noch ein kleiner Vorschlag:
Wir sind Unioner,
und ihr seid Franken
denen wir fürs Kommen danken
Die drei Punkte
behalten wir,
dafür habt ihr leckres Bier#fairefangesaenge #wiedervorlage #fcufcn— Daniel Roßbach (@da_rossbach) January 26, 2018
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Den Gesang muss Daniel dann wohl aus dem Pressebereich heraus anstimmen, mit Schnittchen im Mund :D
Das mit den Schnittchen wird schwierig, die sind meist von den Sky-Kabelschleppern schon verköstigt worden.,
Gut zu wissen. Dann kann man sich die Presse-Akkreditierung ja sparen.
Naja, gibt auch nicht so guten Kaffee und manchmal ist noch ein Stück Kuchen da.
Ich finde übrigens echt dass es kein schlechteres Thema als Journalistencatering gibt…
Wenn jetzt öfter so ein „Ultra-Boykott“ sein sollte wäre ja nicht schlecht. Dann kann man sich ein Spiel ansehen und nicht nur die Hälfte des Spielfeldes…
Außerdem könnte man über die lachen die sinnlos rumstehen und nur zum emotionslosen Singen gekommen sind. So eine Art „Kulturbeitrag“.
Schade, hat nicht so geklappt mit dem Lied. Nächstes Mal bitte etwas lauter, Daniel!
Vielleicht koennen wir dann jetz, wo Hofschneiders Serie ebenso schlecht ausfaellt, wie Kellers, ja mal ueber die Personalie an sich reden?
Wieso Hofschneider?
Was hat den Verein dazu bewogen, Chancen die fuer einen Aufstieg mit Keller noch bestanden, auszutauschen, gegen jemanden ohne Erfahrung der meiner Meinung nach nicht mal in der Jugend den Ansatz eines Trainers gezeigt hat, auf die Union jetzt Wert legen sollte. Die wichtigen Spiele wurden da naemlich auch nicht gewonnen. Ganz davon abgesehen, dass ich nicht finde, dass er der Typ Mensch ist, den Union braucht, ist was am Ende immer wieder im Raum steht, die Tatsache, das er Urunioner ist. Ich sehe ihn weder als großen Motivator, noch als großen Taktiker. Er wirkt wie ein Vertretungslehrer der mit auf Klassenfahrt faehrt und eher der coole ist, weil er einiges Durchgehen laesst. Mit dem Rausschmiss haben wir uns wohl vom Aufstieg verabschiedet und uns wieder in alte Verhaltensmuster fallen lassen. Selbst mit neuem Stadion und LZ etc seh ich damit die Weichen fuer die naechsten Jahre gestellt, und so leid es mir tut: Der Aufstieg rutscht damit in einige Entfernung, behaupte ich, denn es wird keiner kommen, der besser passt, als Keller das tat.
Ist doch klar, warum Hofi: Er war verfügbar, hatte in seiner letzten Amtszeit besonders in den Heimspielen eine gute Bilanz vorzuweisen und kostet sicher auch nicht die Welt. In der Situation eine nachvollziehbare Wahl.
Ist ja auch nicht so, dass die Mannschaft schlechter oder unsicherer wirkt als zuletzt unter Keller. Aber halt auch nicht effektiver oder cleverer. Das in Kombination mit relativ starken Gegnern und schon passiert so eine Pleitenserie. Die Frage ist nur, ob und wie man sich da noch am eigenen Schopf rausziehen kann. Wenn das nicht klappt geht’s den Rest der Saison nicht um die goldene Ananas, sondern gegen den Abstieg.
Ich hab moentan den Eindruck, dass diese Mannschaft mit dieser Spielweise ne Menge Probleme bekommen wird ….