Der interessanteste Teil des Echos der Niederlage gegen Dresden war, was Sebastian Polter und Toni Leistner am Sonntag über die psychische Verfassung der Mannschaft zu sagen hatten ( RBB).
Der Angreifer attestierte der Mannschaft nach einer, wie er sagt, fast schlaflosen Nacht, eine Verunsicherung und meint, dass „Überzeugung im Allgemeinen fehlt,“ ebenso wie „der Mut, nach vorne zu spielen.“ Diese Verunsicherung zeige sich auch darin, dass die Spieler Angst habe, Fehler zu machen, obwohl Fehler auch dann zum Fußball gehören, wenn man gut oder normal spielt.
Gerade der letzte Punkt hat mich an das erste längere Interview von Henrik Pedersen erinnert, das er im Trainingslager vor der letzten Saison in AFTV gab. Darin redete er zum einen darüber, wie erfolgreicher Fußball davon abhänge, dass Spieler sich mit der aktuellen Aufgabe in der konkreten Spielsituation komplett identifizieren und in ihre Ausrichtung und Systematik vertrauen („im Sein sein“). Und sprach zum anderen über eine offene Fehlerkultur, die Voraussetzung dafür sei, aus dieser Überzeugung nicht herauszufallen. Pedersen: „Deshalb haben wir auch dieses Gegenpressing. Ja, um Tore zu verhindern. Aber auch und vor allem, weil es das Fundament ist, um ein Milieu zu schaffen, in dem man Fehler machen kann. Dann muss ich nicht knallhart gegen sich selbst sein, wenn ein Fehler passiert, sondern weiß, das ich Teil einer großen Gruppe bin, die akzeptiert, dass ein Fehler passiert ist, und ins Gegenpressing geht.“
Die Umsetzung dieses Prinzips im Spiel ist inzwischen nur noch rudimentär zu erkennen. Eine solche offene Fehlerkultur über einzelne Ballverluste hinaus scheint es in der Mannschaft nicht mehr zu geben, zumindest dann nicht, wenn man Toni Leistners Ausführungen glauben darf. Der merkte an, dass der erste Teil eines solchen Umgangs – sie klar zu konstatieren – im Moment „schwierig“ umzusetzen sei und Kritik „derzeit nicht so angenommen“ werde. Jeder müsse bereit sein, sich von erfahrenen Spielern, die schon schwierige Phasen erlebt hätten, sagen zu lassen, um dann gewissermaßen ins Gegenpressing gegen die aktuelle Formkrise zu gehen.
Die Äußerungen von Leistner und Polter bestimmen auch die Presselandschaft:
- Unions Leitwölfe Über den schwierigen Umgang mit berechtigter Kritik (Kurier)
- Union Berlin meckert sich ins Unglück (B.Z.)
- Nach der Hinrunde brodelt es bei Union (Morgenpost)
- Neuer Trainer, alte Probleme beim 1. FC Union (Tagesspiegel)
- Erstes Spiel unter neuem Trainer Niederlage vergrößert die Verunsicherung der Unioner (Berliner Zeitung)
Einmal Unioner immer Unioner
Das mit den Trainerentlassungen kommt gerade nicht nur bei Union vor, sondern zum Beispiel auch in Darmstadt (11 Spiele ohne Sieg) und Dortmund (8 Bundesliga Spiele ohne Sieg). Bei letzteren kommt nun der gerade bei Köln (inzwischen 15 BL Spiele ohne Sieg, gestern in tragikomischer Manier) seines Amtes enthobene Peter Stöger unter. Und bekommt Jörg Heinrich als Co-Trainer an die Seite gestellt. Heinrich war gerade Trainer des Unionern gut bekannten Brandenburgligisten SV Falkensee-Finkenkrug, und wird nun, wie der RBB anmerkt, “ der einzige Brandenburger auf einer Trainerbank in der 1. Fußball-Bundesliga.“
Warum genau er das wird ist nicht besonders offensichtlich, von seinem Status als Spieler in Dortmund (Champions League Sieg!) abgesehen. Aber natürlich wünschen wir ihm herzlich das Beste für diese Aufgabe.
In dieser nachzutragen ist noch, dass Roberto Puncec in der Europa League mit HNK Rijeka in der letzten Woche ausgeschieden ist – trotz eines Heimsiegs über Gennaro Gattusos Milan, bei dem ‚Robo‘ sogar spielen durfte. Damir Kreilachs Stammverein scheiterte letztlich an der Niederlage im ersten Spiel gegen A.E.K. Die Griechen gewannen dieses Spiel 2:1 und spielte danach fünf Mal unentschieden (insgesamt 3:3). Das reichte, um vor Rijeka und der Austria zu bleiben.
Aber Robo hat auch Grund zur Freude:
robo! #einmalunionerimmerunioner pic.twitter.com/lTXU7gUB2u
— keano (@keanofcu) December 10, 2017
Podcast
Wir haben gestern über das Spiel gegen Dresden und die vergangene Woche gepodcastet. Hört die Folge um zu erfahren, warum Sebastian in den Wald gehen musste, was er da gemacht hat und wie der Forst danach aussah.
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Einer meiner ersten Gedanken nach dem Spiel war: Die brauchen keinen neuen Trainer, sondern einen Psychologen.
Ich hab mich am Sonnabend auch erst mal von allen Aufstiegshoffnungen verabschiedet, weil ich nichts, aber wirklich gar nichts, gesehen habe, was mir dahingehend irgendwie Zuversicht verlieh.
Was es dann noch beunruhigender machte, war, dass Dresden ja auch fern davon war auch nur gut zu sein. Dresden war am Sonnabend höchst schlagbar. In normaler, nicht mal in guter, Form, hätte diese Union-Mannschaft dieses Dresden geschlagen.
Dank der Recherche von Matze Koch wissen wir, dass Union ja seit ein paar Monaten schon mit einem Psychologen/Mentaltrainer arbeitet. Aber das ist vielleicht eher eine langfristige Geschichte
@daniel @schoki Der Mentaltrainer kam ja über Henrik Pedersen. Kann mir nicht vorstellen, dass speziell dieser jetzt noch einmal kommt.
an das Detail hab ich mich grade nicht mehr erinnert. Stimmt.
Als Vierter von unten in der Tabelle würde ich die Verunsicherung verstehen. Aber als Vierter von oben mit zwischenzeitigen 6 Spielen ohne Niederlage klingt mir das zu sehr nach Alibi. Aber das war ja letzte Saison schon so, nur das man da sogar Erster war. Also doch Mentalitätsprobleme und scheinbar das denken, das es einem in Liga 2 mit diesen Fans auch gutgehen kann. Hier haben einige Stammplätze, die sie in Liga 1 nicht hätten. Schade.
Meiner Meinung nach sollten Psychologen Herrn Munack und das gesamte Präsidium auf Zurechnungsfähigkeit untersuchen und bei der Gelegenheit gleich die Schnapsvorräte aus den Schreibtischen einkassieren.
Ist echt toll dass Munack jetzt die Verantwortung für dieses Disaster übernimmt. Aber wem ist damit geholfen? Die Jungs sind verunsichert. Wäre ich auch wenn man eine funktionierende Zusammenarbeit in einer absolut unpassenden Situation und aus unerklärlichen Gründen zerstört.
Schade für Hofi, aber wie will er das Ruder jetzt rumreissen? Die Mannschaft war vor dem Wechsel irritiert und jetzt gelähmt.
Die ganze Saison gehts nur um den Aufstieg, Stadionausbau und Kohle. Und das beim 1.FC Union!!!
Herr Munack sollte seine Verantwortung ernst nehmen, seinen Fehler eingestehen und den Stuhl freimachen der wirklich falsch besetzt ist.
Sich beim Training hinzustellen und dadurch noch mehr Druck auf die Mannschaft auszuüben ist fehl am Platz wie die getroffene Entscheidung. Vielleicht hätten wir mit JK ebenso verloren, aber die Mannschaft wäre anders aufgetreten …
Für mich ist die ganze Situation ein Albtraum!!!
@rico13187 Bis zum Beweis des Gegenteils gehe ich mal davon aus, dass in den Schreibtischen keine Schnapsvorräte liegen und Entscheidungen im Verein nüchtern gefällt werden.
Ein Spatz hat mir gezwitschert es sei schon lange der Plan gewesen Hofi zu installieren. Seinerzeit war das aber noch nicht möglich wegen fehlendem Trainerschein (also Nachfolge Lewandowski). So habe man mittelfristig mit Keller geplant und musste auf eine Gelegenheit warten ihn abzuschießen. Ob das stimmt kann ich nicht sagen und ob dann der Zeitpunkt (2 Heimspiele in Verbindung die Heimstärke bis zur Winterpause) wirklich der richtige gewesen ist bleibt ebenso offen. Hinterher hat man es meist vorher gewusst sage ich nur. Alles echt irritierend für die Fans und offensichtlich auch für die Mannschaft…
Wenn wir schon bei dem Wort eventuell und vielleicht sind, wie wäre es damit :
Wir müssen, laut Präsi Zingler, unbedingt aufsteigen weil schon gewisse Planungen mit dem Stadion und anderen finanziellen Dingen so weit sind gediehen sind das es nicht mehr ohne Aufstieg geht. In der 1.Liga bekommt man ja schon mehr Geld allein dadurch das man anwesend ist. Vielleicht lassen sich mit diesen Geldern gewisse Kredite und dubiose Darlehen besser abbauen. Dinge von denen vielleicht nur sehr wenige Eingeweihte etwas wissen.
Ansonsten :U.n.v.E.U.
@Bernd Kausch Ach nee, in der ersten Bundesliga bekommt man mehr Geld? Hätte ich nicht gedacht. ? Sieh an, gut das es solch Eingeweihte wie dich gibt…?
Um Geld ging es auch bei Union schon früher, wenn auch unter anderen Vorzeichen. Jetzt kann im positiven Sinne etwas gestaltet werden und die Weichen für die Zukunft gestellt werden. Das finde ich positiv. Allein der scheinbare Zwang, dass jetzt der Moment dafür ist und dem Ziel erste Liga alles untergeordnet wird, lässt mich zweifeln. Am Samstag hatte ich das Gefühl, dass erst der Mannschaft und dann den Fans der Glauben verloren ging. Deshalb müssen wir jetzt noch mehr zusammen halten und am Freitag wieder für Stimmung in der Alten Försterei sorgen. Eisern!
Hallo Mehl Gipsen, Du hast leider nicht gemerkt was ich meine, das tut mir leid für Dich. Es wäre vergleichbar damit wenn ich Dich auf die auf die falsche Schreibweise Deines vermeintlichen Namens aufmerksam mache…
Angekommen?
Ich denke mal man sollte die Zeile „wer lässt sich nicht vom Westen kaufen“ möglichst bald aus der Hymne streichen -…. ;-)
Von außen betrachtet stellt sich mir die Frage, wieviel den verantwortlichen Personen vertraut wird, den Verein zu führen. Egal wie man zu der gefällten Entscheidung steht, niemand hier war dabei, als entschieden wurde.
Daher die Frage: Vertraut ihr den Verantwortlichen? Immerhin habt ihr die Chance mit zu bestimmen und zu wählen, wem ihr vertraut.
für die demokratische Mitbestimmung war der Zeitpunkt der Entscheidung wirklich nicht ideal – oder aber schon, wie man ’s nimmt. Das Ding ist ja, das bisher die allermeisten eindeutig ja gesagt hätten. Die Entscheidung schafft nun erstmal eine große Rechtfertigungslücke, die bisher nicht geschlossen ist, und von der ich teilweise auch nicht sehe, wie das passieren soll. Das heißt, besagtes Vertrauen ist erstmal erschüttert – einerseits in die Personen, noch mehr aber in die Relevanz und Tragfähigkeit der Strukturen.
@Sebastian, ist nur ne Vermutung gewesen, mit dem Schnaps. Aber ich finde keine logischen Argumente mir die Ereignisse der letzten Tage und Wochen zu erklären ;-)
@Sebastian … so von wegen Schnapsidee, wir spielen mal FC Kölle oder so und mit Hofi gewinnen wir alles und retten den Stadionausbau! Schau mal einer an Kiel ist Herbstmeister. Wie haben die das gemacht? Zaubertrank? Erfolgreichen Trainer für ne Schnapsidee rausgeschmissen? Oder einfach Kopf frei und volle Granate? Attacke!?
Konnten wir auch mal! Aber da schwirrten noch nicht solche Gedanken im Verein, von wegen wir müssten unbedingt in die erste Liga um zu überleben. Schwachsinn!
Eine grüne Wiese, zwei Tore aufgestellt … das ist unsere Devise und nicht … nächste Woche kommt der Manager von Sky, wir brauchen positive Ergebnisse.
Schnaps oder nicht, da geht gedanklich viel durcheinander.
@Daniel … diplomatisch gesehen kann man das so sehen wie du es beschreibst. Rechtfertigungslücke. Bin ich vollkommen bei Dir.
Keiner hat irgendeinen Plan, so scheint es mir. Und das Präsidium reagiert unbeholfen wie noch nie gesehen. Vielleicht liegt es noch an den Nachwehen der 50 Jahr Feier, um bei der Schnapstheorie zu bleiben.
Sorry, aber ich bin echt sauer auf die Leistung des Vereins, ich meine damit die handelnden Personen.
Sebastian, ich schätze dich und deine Arbeit, dein oder euer Blog ist das erste was ich morgens lese …. aber ich bin Unioner
Wehret den Anfängen
@ Daniel
Die Vermutung, habe ich bei unserem Präsidium auch gewonnen. Schnaps oder nicht … trink ich übrigens nicht. Ich wollte damit nicht provozieren, ich wollte es etwas zuspitzen, und den Grund dafür habe ja nicht ich geliefert …
@Daniel … vielleicht hast du recht, und einiges geht im Strudel der Emotionen durcheinander, gedanklich oder emotional. Aber ist das verwunderlich, wenn dein Herz für diesen Verein schlägt? Wie gehts den Spielern, der Mannschaft, die die diese Misere ausbaden müssen? Aber einige Punkte sind sicher überlegenswert, denke ich. Sorry ich bin kein Journalist, aber Unioner
@ Rico13187: mir geht es wie dir, ich kann vieles weiterhin nicht verstehen, ich helfe mir damit das sich mich versuche zu erinnern welche Krisen wir hatten und dass wir uns immer wieder selbst aus der Sch**e gezogen haben, nun gilt es nach vorn zu schauen und zu hoffen das Winterpause und Trainingslager wieder Ruhe und Spielfreude zurück bringen. @ Daniel: danke für die Analyse. EISERN!
Ein kluger Mann, der Herr Pedersen. Und nur so geht’s…
Das haut alles in die Kerbe von letzter Woche. Keine Fehler. Kein Punkteverlust. Druck… Druck… Druck…wer bekommt da keine Angst?
:-(
Man muss vielleicht der Vollständigkeit halber anfügen, dass auch wenigstens in der öffentlichen Kommunikation auch Jens Keller sich nicht immer extrem konsequent an diese Fehlerkultur und ihre Vorgaben gehalten hat.
@ Daniel
Was möchtest du sagen mit ’nicht immer extrem konsequent‘? Ist das son Bauchgefühl oder knallharte Recherche? Für mich hat Jens Keller in den Interviews immer den Druck von der Mannschaft genommen, und bis zu den letzten drei Spielen vor Hofi hat das funktioniert. Meine Frage ist welche sind die Argumente es jetzt besser zu machen als zuvor. Und das ist entscheidend, und diese Antworten hat bisher niemand. Wie gesagt es ist ein Albtraum …
Ich denke übrigens auch dass es falsch ist mir gedankliche Defizite zu unterstellen, ohne auf meine Aussagen einzugehen. Ich denke nicht alles ist falsch was gedanklich bei durcheinander geht, und da bin ich nicht der einzige dem es so geht
U.N.V.E.U.
@Rico ich meine einfach Dinge die Keller nach Spielen öffentlich gesagt als immer wieder vorkam, man habe eben zu viele Fehler gemacht. Manchmal war das dann auch auf einzelne Spieler bezogen (wie bei Schösswendter).
Und was durcheinander war ist erstens dass Kiel erfolgreich spielt weil sie nach einem Prinzip „einfach Kopf frei und volle Granate? Attacke!“ Kiel hat eine Spielidee, die sie konsequent umsetzen, und mit der die Liga nicht klarkommt. Und zweitens, dass überhöhte oder fehlgeleitete Ambitionen Union daran hindern, ähnliches zu tun.