Es war gestern kurz vor 15 Uhr, als ich im Rathaus-Center Pankow bei Ernsting’s Family kurz jubelte. Neben mir standen der Jung-Unioner, der eine neue Winterjacke anprobierte und eine verwirrt schauende Verkäuferin. Ehrlich gesagt hatte ich die ganze Zeit Angst, dass Union irgendwann in Rückstand geraten würde und gedacht: Keine Push-Mitteilung ist eine gute Push-Mitteilung. Sebastian Polter bewies das Gegenteil.
Später zu Hause sah ich, dass sowohl Toni Leistner als auch Marc Torrejon sich den Assist mit Christopher Trimmel teilen sollten. Denn beide Verteidiger blockten den Weg erst frei für Sebastian Polter, der dadurch sehr viel Platz hatte (Kurier).
Die Partie selbst war umkämpft, machte Spaß beim Zuschauen, auch wenn die klareren Torchancen bei St. Pauli lagen (Warum das so war, erklärt Daniel in Eiserne Ketten). Dazu hatte Union auch Glück mit Schiedsrichter-Entscheidungen. Sei es bei der Gelben Karte für Sami Allagui für eine vermeintliche Schwalbe, bei der sich Jens Kellers Team über einen Elfmeterpfiff auch nicht hätte beschweren können. Aber ich brauchte auch mehrere Perspektiven und Zeitlupen, um das richtig einzuschätzen. Und den Freistoß in der Nachspielzeit an Toni Leistner pfeift auch nicht jeder Schiedsrichter.
Das soll nicht Unions Leistung schmälern. Und erst recht nicht sagen, dass der Referee Union einseitig bevorteilt hätte. So wurde beispielsweise Allaguis Kopfball-Chance in der ersten Halbzeit auch nicht wegen Abseits zurückgepfiffen.
Auf jeden Fall ist das Karma wieder ausgeglichen nachdem die Mannschaft in Duisburg einen sicher geglaubten Sieg kurz vor Schluss noch aus der Hand gegeben hatte. Und die Frage nach der Konzentration in den Schlussminuten stellt sich hoffentlich so schnell nicht wieder. Ich habe mich sehr gefreut, dass Jens Keller am Schluss mitgehüpft ist. Aber für den Anblick möchte ich auch nicht jedes Mal bis zur 92. Minute zittern müssen.
Ein extra Lob für Jakob Busk für dessen Reflex gegen Sami Allagui in der zweiten Halbzeit:
Hier die Berichte der Berliner Medien:
- Sebastian Polter köpft gegen St. Pauli zum Sieg (Kurier)
- Union poltert Richtung Aufstieg (Bild)
- Polter erlöst Union (Morgenpost)
- Union gegen St. Pauli Das Wichtigste zum Heimsieg (Berliner Zeitung)
- Polter köpft Union zum Last-Minute-Sieg (Tagesspiegel)
- Union win scoreless draw vs. St. Pauli 1:0 (Union in English)
Fabian Schönheim fällt wegen seiner Knieverletzung übrigens 5-7 Wochen aus (Kurier).
Fotos vom Spiel gibt es hier:
Verdient?! Unverdient?! Who cares ???
Danke @polti1991 ?#TL37 #union #unveu #Berlin #fcufcsp pic.twitter.com/bxen6A1TpL— Toni Leistner (@ToniLeistner) November 4, 2017
Gratulation an Damir Kreilach zum 150. Union-Spiel:
Termine
Am Montag (6.11.) eröffnet die Ausstellung „Bilder aus der Försterei“ in der Kunstfabrik HB55 in der Herzbergstraße 55 in Lichtenberg, in der auch Bilder von Steffi gezeigt werden. Die Ausstellung geht bis 19.11. und bietet auch interessante Events wie einen Abend zu Sportis „Eisernet Lied“. Alle Details findet ihr auf der Website badf.eu.
Am Dienstagabend (7.11.) geht es beim Fantreffen um das Nachwuchsleistungszentrum:
Die FUMA lädt am Dienstag zum Fantreffen ein, Thema des Abends: Unser Nachwuchsleistungzentrum https://t.co/I8qenliZeV #fcunion #FUMA pic.twitter.com/vTerlI46L5
— 1. FC Union Berlin (@fcunion) November 2, 2017
Und sonst so?
Während ich gestern Abend aufgrund des bereits entschiedenen Spiels zwischen Dortmund und Bayern diesen Artikel in der New York Times über Bibiana Steinhaus las, sagte Wolff-Christoph Fuß bei Sky zur Situation, als unklar war, ob der Schiedsrichter wegen Wadenproblemen weitermachen kann oder Bibiana Steinhaus als 4. Offizielle das Spiel zu Ende pfeifen muss: „Hoffen wir, dass sie das kurze Höschen dabei hat.“
https://twitter.com/11Freunde_de/status/926891422170714112
Kurz danach sollte sich Esther Sedlaczek, die die Expertenrunde moderierte, zur Qualität halbnackter Männer auf dem Kabinenselfie der Bayern äußern. Sie moderierte das locker weg, indem sie sagte: „Der einzige nackte Mann, den ich mir anschaue, ist mein Freund.“ Als ob es bei Sky nicht um Sport, sondern um Altherrenwitze ginge …
Prognose: Das Schiedsrichterthema wird dem DFB um die Ohren fliegen
Das merkwürdige Urteil der Ethik-Kommission, das alle beteiligten Schiedsrichter gleichzeitig bestraft (Zeit Online), aber mit Manuel Gräfe den Überbringer der schlechten Nachricht am stärksten, wird dem DFB aus meiner Sicht noch heftig um die Ohren fliegen. Denn einerseits hat die Ethik-Kommission in Rekordzeit (5 Tage) ermittelt und andererseits die des Mobbings und der Günstlingswirtschaft bezichtigten Personen im Amt belassen (Herbert Fandel und Hellmut Krug). Letzterer ist auch noch für das Krisenthema Videobeweis verantwortlich. Ich empfehle diesen Beitrag des Deutschlandfunks zu dem Thema. Mich würde nicht wundern, wenn die DFL irgendwann die Reißleine zieht und das Schiedsrichterthema für Zweite Liga und Bundesliga komplett in Eigenregie übernimmt. Wir dürfen uns auf jeden Fall auf weitere Schlammschlachten und öffentliche Anschuldigungen „freuen“ …
Investoren in der Zweiten Liga
Zweitligavereine denken über Investoren als neue Geldquelle nach. https://t.co/iV1zZTlS2z
— Deutschlandfunk Sport (@DLF_Sport) November 4, 2017
Einen interessanten Beitrag zum Thema Investoren in der Zweiten Liga bringt der Deutschlandfunk. Bei der These des Beitrags, dass das neue Verteilungsmodell mit einer Art von Fallschirmzahlungen für Bundesligaabsteiger dazu führen würde, dass Zweitligisten nun nach Investoren suchen würden, weil sie sonst nicht wettbewerbsfähig sein würden, gehe ich allerdings nicht mit. Zwar kann es sein, dass ein langjähriges Bundesliga-Mitglied wie Bremen oder Köln bei einem Abstieg im nächsten Jahr zwischen 8-10 Millionen Euro aus der Säule Wettbewerb, über die 23% der TV-Gelder ausgeschüttet werden, erhält. Und würde Kiel aufsteigen, würden sie, obwohl dann Bundesliga, daraus rechnerisch nur 944.000 Euro erhalten.
Aber das sind nur extreme Rechenbeispiele, die der Beitrag im Deutschlandfunk auch nicht nennt. Denn wir müssen berücksichtigen, dass die DFL außer für die Top6 der Bundesliga null Zahlen kommuniziert hat, wir also gar nicht wissen, wer genau wieviel Geld in diesem Bereich ausgeschüttet bekommt und die DFL diese rechnerischen Extrem-Effekte abschwächt, in dem beispielsweise kein Zweitligist mehr Geld bekommt als die Plätze 14-18 der Bundesliga und kein Erstligist weniger als die Plätze 1-6 der Zweiten Liga (Details dazu hatte ich mal hier aufgeschrieben). Also Kiel würde deutlich mehr Geld erhalten. Für die Zweite Liga spielt es natürlich schon eine gewisse Rolle, dass Mannschaften wie Köln, Hamburg oder Bremen ein paar Millionen mehr erhalten. Aber dass ausgerechnet Klubs wie Bochum oder Kaiserslautern behaupten, dass sie deswegen nicht mehr aufsteigen könnten und nun Investoren suchten, halte ich für falsch. Denn dann hätten Düsseldorf, St. Pauli und Union die gleichen Probleme. Hier wird aus meiner Sicht versucht, ein Argument für das Investorenmodell vorzuschieben, das einer näheren Betrachtung nicht standhält.
In absoluten Zahlen entwickeln sich Bundesliga und Zweite Liga bei den Erlösen aus den TV-Geldern auseinander. Das ist keine Frage. Die Ablösesummen sind für die Zweite Liga eigentlich schon länger nicht mehr stemmbar (wir wissen alle nicht, woher Union die Reserven nimmt, kolportierte Ablösen von über einer Million Euro für Spieler wie Gogia, Polter oder Hedlund zu stemmen). Und die Zweite Liga ist quasi komplett im Pay-TV verschwunden, dadurch dass das Montagsspiel nicht mehr live im Free-TV übertragen wird, was die Werbewerte für Groß-Sponsoren durchaus reduziert. Ob Investoren, die ja auch Rendite sehen wollen, die einzig richtige Wahl sind, um auf sportliche Ungleichheiten zu reagieren, wage ich zu bezweifeln. Diese Einmal-Effekte durch Investoren rechnen sich eher, wenn man versucht, Infrastruktur zu entwickeln, über die langfristig mehr Geld eingenommen wird (Stadion beispielsweise).
Zum Schluss noch ein krasser Beitrag aus der Regionalliga: Der schwer verletzte Spieler Christian Müller (Ex-Hertha) von Wuppertal wird für mehrere Minuten auf dem Platz nicht versorgt, weil die bezahlten Rettungssanitäter sich nach Berichten der Vereinsoffiziellen nicht für zuständig erklärten (Reviersport).
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Ich bin etwas verwirrt. Was macht man Samstag 15 Uhr in einem Einkaufscenter und betreibt die Seite Textilvergehen ?!
@torsten Das ist total einfach. Wir haben zwei Kinder. Und wir schaffen es einfach nicht immer, für die Kinder entweder Betreuung oder ausreichend Karten für das Spiel zu bekommen. Dann wechseln wir uns mit Stadionbesuchen ab. Dieses Mal war Steffi dran mit dem Stadionbesuch.
Verstehe. Weitermachen, bis die Kinder groß sind.
Erst einmal Respekt, du wirst von Toni intensiv konsumiert.
Zum Investorenthema:
Man muss heutzutage davon ausgehen, dass die Fans von Köln, Gladbach oder Bremen nie wieder eine Meisterschaft feiern können. Weil TV-Gelder und regelmäßige CL-Teilnahmen Dortmund und Bayern übermäßig bevorteilen. Mateschitz zeigt den einzig noch möglichen Weg, diese Schranke zu durchbrechen. Auch die Zweitligisten leiden unter der Verteilung der Gelder. Du hast richtig angemerkt, dass im FreeTV fast nichts mehr gezeigt wird. Das heißt für Sponsoren wird es schwer, wahrgenommen zu werden. Ab 2018 läuft auch die CL nur noch im Pay/StreamTV. Mit Streaming kommt der Ottonormalverbraucher bis Ende 40 noch klar, aber die zahlkräftigen TV-Kunden sind meist über 50. Ich glaub, das System kollabiert bald. Deshalb ist es m.M.n. so wichtig zu unserer MV zu gehen und die Weichen für die Zukunft unseres Vereins (ohne Investoren) zu stellen.
Danke für die tollen Berichte und Zusammenfassungen.
Aufhorchen lassen mich die Zeile, dass wir anscheinend wirklich nicht nachvollziehen können, wie wir die Transfers aktuell refinanzieren. Das ist ziemlich bedenklich.
Desweiteren ist die Schere auch noch weiter zu beobachten. National League, Europa Liga der Top Teams, darunter dann die B-Teams der EL Plätze und dann der Rest der nationalen Liegen (die unteren 50% der BL). Wie das je wieder ausgeglichen wird?
Vllt nur wenn ein Reset passiert und Salary Caps und ähnliches eingeführt werden.
„Die Ablösesummen sind für die Zweite Liga eigentlich schon länger nicht mehr stemmbar (wir wissen alle nicht, woher Union die Reserven nimmt, kolportierte Ablösen von über einer Million Euro für Spieler wie Gogia, Polter oder Hedlund zu stemmen).“
Ich finde abseits von dem Rest des Artikels diese Passage sehr interessant. Ich hatte bei der Präsentation zur Stadionerweiterung das Gefühl, dass viele Ausgaben aus Eigenkapitel/Einnahmen finanziert werden können. Die Aussage stellt das jetzt ein wenig auf den Kopf, zumal mein bester Freund (FCSP) sich schon häufiger entsprechend geäußert hat, dass wir für Spielergehälter verhältnismäßig (für 2. BL) viel ausgeben. Gibt es dazu irgendwelche Zeitungsartikel oder Infos seitens Verein?
[…] haben vor kurzem über den Wunsch des FCK berichtet, sich einen Investor zu suchen. Nun scheinen die Verhandlungen bereits sehr weit gediehen (der […]