Blog State of the Union

Union ist aufgestiegen

in die zweite Runde des DFB Pokals. So würden das zumindest die (vielen) Österreicher im Kader sagen. Besonders leicht ist der Sieg in Völklingen einer durchrotierten Union Mannschaft aber nicht gefallen.

Nachdem sich Union gerade so ein 2-1 in der Verlängerung erarbeitet hatte ist solcher Optimismus ernstgemeint wohl niemandem in den Sinn gekommen (zum Beispiel nicht Steven Skrzybski). Stattdessen standen zwei Sachverhalte im Vordergrund: Dass Saarbrücken viele gute Chancen hatte, und das Daniel Mesenhöler die allermeisten, vor allem viele in eins-gegen-eins Situationen, zu Nichte machte. Der Torwart, der gerade nicht erste Wahl ist verdiente sich so ein Lob von seinem Kollegen Gspurning, das im selben Atemzug auch an Jakob Busk ging und irgendwie auch nach Abschied klingt. Aber wann und für wen – abwarten.

Während Mesenhöler seine Position im Rennen um den Platz in der Startelf alles andere als verschlechtert haben dürfte, lässt sich gleiches über Christoph Schösswendter wohl nicht sagen. Dessen positionsgetreue Auswechslung nach ein paar unglücklichen Aktionen war bitter für den Österreicher, und unterstrich dass Toni Leistner nicht ganz unwichtig in diesem Union Kader ist. Nicht, dass es einer Erinnerung bedurft hätte.

Als taktischen Grund für die Vielzahl Saarbrücker Chancen benannte Jens Keller in der Pressekonferenz vor allem die Absicherung eigener Abstöße – das heißt von Situationen, in denen Union weit aufgerückt ist, ohne sichere Ballkontrolle zu haben. Daneben hatte Union aber auch hin und wieder Probleme mit Saarbrückens Umschaltspiel nach Ballverlusten im Zentrum. Dabei bekam das Union Mittelfeld defensiv (wieder) nur schlecht Zugriff auf das Spiel. Warum genau das so war, wie Unions Spielaufbau (suboptimal) funktionierte und wie die Anpassung nach der Einwechslung von Leistner und Polter aussah, habe ich auf Eiserne Ketten beschrieben.

Im angesprochenen zentralen Mittelfeld von Saarbrücken machte Martin Dausch ein gutes Spiel, von dem es auch ein sympathisches Interview auf AFTV gibt. (Á propos AFTV: Der Kommentator, der dort zu hören ist, ist herzlich zu einer unentgeltlichen Regelkunde vor allem in Sachen Abseits eingeladen.)

Stolper
Sebastian Polter und Union stolpern gerade so nicht über Saarbrücken und dessen Torwart Cymer (der die spektakulärsten Paraden des Spiels zeigte), Photo: Hupe/union-foto.fe

Die Medienberichte zum Spiel

Der ‚Aufreger des Tages‘ der Saarbrücker Zeitung hat übrigens auch mit Berlin zu tun, irgendwie.

wiewäreesmitertrinkendenflüchtlingen?
Ich hätte ein paar Ideen, worüber man sich mehr aufregen sollte

Photos aus Völklingen gibt es bei union-foto.de

Krieg der Scheiß Fußballmafia DFB

In Völklingen (Union Fans werden nachvollziehen können, dass Saarbrücken mit dem Heimspielexil nicht glücklich ist) war auch die Konfrontation zwischen Fans und Verbänden (und manchen Medien) einmal mehr nicht zu übersehen oder zu überhören – nicht einmal durch die Linsen der Fernsehkameras. Banner wie das der Saarbrücker Fans, dass sich gegen Überwachungsmaßnahmen aussprach, kann man begrüßen, weil es (wie die Tapete zur Gesichtserkennung am Südkreuz auf der Waldseite beim Spiel gegen Kiel) die gesamtgesellschaftlich-politische Dimension der eigenen Anliegen erkennt. Der ebenfalls sichtbare Protest gegen die „Eingliederung“ der chinesischen U20 Nationalmannschaft in die Regionalliga Südwest (in der Saarbrücken spielt), etwas ratlos zurück: Woran genau stört man sich da?

Zur differenzierten Einordnung des Handelns aller Beteiligten regt auch dieses Interview des DLF mit dem Soziologen Jonas Gabler an.

Relativ deutlich dürfte eine solche Einordnung dieser Schmierereien aus Magdeburg ausfallen.

Und sonst so

Union ist der FC Bayern der 2. Liga. Meint jedenfalls 1912fm, der Kieler Podcast in seiner Folge zum Sieg im Pokal gegen Braunschweig.

Wir podcasten heute aus dem Studio Friedrichshain, live ab 19.30 Uhr.


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11 Kommentare zu “Union ist aufgestiegen

  1. Hi Daniel,
    zwei kurze Bemerkungen – eine davon fußballpolitisch. Soweit ich mich richtig erinnere, geht es bei der chinesischen U20 nicht nur um den schon zu hinterfragenden Sinn dieser Aktion, sondern um Punktabzüge, Zwangsabstiege und richtige Zeitpunkte, wann man Insolvenz anmeldet. Ich habe die beteiligten Vereine (einer war Pirmasens?) alle vergessen, aber Waldhof hat deswegen beschlossen, man würde Freundschaftsspiele gegen Pirmasens machen anstatt gegen die chin. U20. Aus Solidarität mit Pirmasens. Das ist eine ziemlich verworrene Geschichte, in der der Verband wohl auch entgegen üblicher Praxis agierte, so daß eine ungerade Anzahl an Mannschaften übrig blieb. Dadurch ein Team immer spielfrei hat und da kam man auf diese Form von Entwicklungshilfe.

    Die zweite Bemerkung zum Aufreger… ja, es ist Englisch und es gibt immer auch wichtigere Dinge, aber wenn man von Integration redet und den dafür notwendigen Spracherwerb der Landessprache für eine der tragenden Säulen hält, dann kann man nicht bei Arabisch und Türkisch sprechenden Menschen das einfordern und bei englischen Muttersprachlern drüber wegsehen. Das wäre dann schon bigott.

    • zum zweiten Punkt zuerst: Ich werde dir nicht widersprechen, dass wir das Phänomen Migration weniger rassistisch betrachten sollten. Ich bezweifle nur, dass das die Stoßrichtung der Kollegen aus Saarbrücken und von Jens Spahn ist.

      Zum China-DFB Thema: Das sind eben zwei unterschiedliche Dinge. Das eine ist, dass die Ligenstruktur schlecht gestaltet ist. Das bestreiten mE nicht viele Leute. Aber der DFB hat diese Konstellation ja nicht absichtlich herbeigeführt, um die China-Geschichte zu ermöglichen. Ich denke, man sollte beides also getrennt bewerten. Chinas U20 nimmt eben _nicht_ den Platz von Pirmasens gemäß der Ligenstruktur ein.

  2. Danke @Tom für deine Ausführungen. Wie dort in der RL SW verfahren wurde, stinkt zum Himmel. Und @Daniel: Deine Antwort macht ja alles nur noch schlimmer. Wer sich allen Ernstes fragt, woran man sich bei der China-Sache stört, sollte vielleicht besser bei seinem kleinen niedlich-nerdigen Taktikblog bleiben.

  3. Jussipussi

    Dürfen die jeweiligen Gastgeber eines solchen U21-gastspiels eigentlich auch china-landestypische Spezialitäten in der Stadion Gastronomie anbieten, wie Chili con cane oder hot dog mit reis?

  4. „Warum etwas schlecht ist.“ oder „Warum man sich an etwas stört.“
    Ist doch egal, allet gleich! Schön, wenn die Welt so einfach ist.

  5. Stark, wie sich hier gleich wieder persönlich angegangen werden muss.

    Es ist doch ziemlich klar, wie hier eine Ligastruktur zum einen und eine PR/Trainingsaktion zum anderen, fehlgelaufen sind. Das beide Fälle am Ende bei einer Stell zusammenlaufen, lässt die Verbände nicht wirklich glorreich dastehen.

  6. Leute, Papi SF hat doch gesagt, wir mögen alle lieb sein. Diskutiert das Thema kontrovers oder lasst es (hier). Dazu fallt mir eine Gegenfrage auf den Spahn Vorstoß ein: „Und wieviele KellnerInnen sind von Jens Spahn genervt?“ In dem Sinne

  7. Musiclover

    Hmm, irgendwie kann ich mich über ein paar Freundschaftsspiele in Spielpausen nicht wirklich aufregen, aber vielleicht bin auch auch einfach nur zu weit weg von der RLSW. Einzig die Pirmasens-Geschichte scheint interessant zu sein. Kann mir das bitte mal jemand aufdröseln, warum die absteigen mussten bzw. ihnen die Teilnahme verweigert wurde? Links zu längeren Ausführungen wären auch genehm. ;-)

    • Also, was ich dir/mir erklären kann:
      In der RLSW haben in der vergangenen Saison 19 Mannschaften gespielt.

      Es gab drei feste Abstiegsplätze
      für die Meister* von drei untergeordneten Ligen

      Weil die Regionalliga das Scharnier zu den bundesweiten Ligen ist, mussten unregelmäßig viele Absteiger eingegliedert werden: in diesem Fall 2 (MainzII und FSV Frankfurt)

      Weil niemand definitiv aufsteigt und die beiden Relegationsteilnehmner verloren haben ist niemand aufgestiegen.

      An der Stelle hat man also zwei Mannschaften ‚zu viel‘, wenn man die Ligastärke konstant halten will.

      Was ich dir/mir nicht erklären kann:

      Warum es noch einen Aufstiegsplatz für die Zweitplatzierten der untergeordneten Ligen gibt, wegen dem man nun drei Mannschaften zu viel hat.

      Warum man die Ligastärke bei 19 hält und deswegen alle drei (also den viert-, fünft- und sechstletzten [Pirmasens] der Liga) absteigen lässt.

      Soweit ich das verstehe, war dieser Modus aber von Saisonbeginn festgelegt.

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