André Hofschneider hat am Dienstag viel reden müssen. Erst beim Trainergespräch mit den Berliner Medien und dann am Abend beim Fantreffen. Während ich über das Fantreffen nicht viel sagen kann, so ergibt sich durch seine Aussagen aus dem Trainergespräch ein vielfältigeres Bild auf diese Saison, als wir es vielleicht wahrgenommen haben.
Bereits im Interview bei AFTV hatte Hofschneider deutlich gemacht, dass die Entscheidung für die Anmeldung beim Fußballlehrer-Lehrgang im Herbst des vergangenen Jahres gefallen sei und diese von Sascha Lewandowski als „Königslösung“ propagiert wurde. „Er hat mehrfach an Sebastian Bönig und mich herangetragen, dass er gern mit seinem eigenen Team arbeiten würde“, wird Hofschneider in der BZ zitiert. Wir erinnern uns, dass medial zu dieser Zeit auch Namen von Wunsch-Co-Trainern Lewandowskis gehandelt wurden.
Als besonders vertrauensvolles Verhältnis würde ich eine Zusammenarbeit zwischen Co-Trainern und Cheftrainern jedenfalls nicht beschreiben, wenn es heißt: „Die Tür zum Trainerzimmer war meist geschlossen.“ (Berliner Zeitung) Letztlich sagt Hofschneider über die drei Trainer, unter denen er Cheftrainer war: „Ich könnte mir immer wieder vorstellen mit Neuhaus zusammenzuarbeiten, mit Lewandowski nicht.“ (BZ)
Diese Darstellung deckt sich mit der Stimmung innerhalb des Vereins, die zum Ende der Winterpause nicht gut gewesen sein soll und in der sich eine gewisse Unzufriedenheit mit dem damaligen Trainer Sascha Lewandowski artikulierte. So schrieb die Morgenpost vielsagend vor dem ersten Pflichtspiel 2016: „Im so gern als familiär bezeichneten Vereinsumfeld der Köpenicker gibt es einige Mitarbeiter, die nach den zuletzt eher diktatorisch geprägten Jahren unter Uwe Neuhaus und dem kommunikativen Intermezzo unter Norbert Düwel mit Lewandowskis beruflicher Introvertiertheit so ihre Schwierigkeiten haben.“ Positive Ergebnisse halfen jedenfalls, das nicht größer zum Thema werden zu lassen.
Unabhängig von Lewandowski finde ich, dass das Vertrauensverhältnis zwischen Cheftrainer und seinen Co-Trainern stimmen muss. Nichts wäre schlimmer, als wenn der Cheftrainer das Gefühl hat, dass jeder Satz, den er mit seinem Co-Trainer austauscht, weitergetragen wird. André Hofschneider hatte dieses Unbehagen des Cheftrainers mit einem ihm vorgesetzten Co-Trainer nach eigener Aussage zuvor auch bei Norbert Düwel spüren dürfen: „Düwel hatte Bedenken, dass ich zu sehr von der Arbeit mit Neuhaus geprägt bin. Am Ende haben wir eine Basis gefunden.“ (BZ) Deshalb finde ich es ganz gut, dass Jens Keller mit Hendrik Pedersen einen eigenen Co-Trainer mitbringt. Spannend dürfte in der Konstellation die Rolle von Sebastian Bönig als weiterer Co-Trainer sein.
Für uns war diese Spielzeit schon anstrengend, aber für André Hofschneider dürfte sie mit einem hohem Stresslevel und Frustrationspotential verbunden gewesen sein. Schön ist, dass ich das Gefühl habe, dass André Hofschneider aus dieser Saison geht und mit sich im Reinen ist. Nicht zufrieden. Weil eigentlich diese Mannschaft viel mehr in sich trägt als nur Platz 6, aber er ist sich treu geblieben. Und mit seinen Aussagen zu der Art und Weise, wie er sich unter Sascha Lewandowski behandelt gefühlt hat, rückt er nun im Nachhinein ein paar Dinge zurecht, die aus seiner Sicht in der Außendarstellung zu kurz kamen oder zur entsprechenden Zeit nicht gepasst hätten.
Hier noch einmal alle Texte aus dem Trainergespräch mit André Hofschneider:
- Mit welchem Trainer André Hofschneider bei Union nicht klar kam (BZ)
- André Hofschneider ist dann mal kurz weg (Berliner Zeitung)
- „Ich will mit Union auf dem Rathaus-Balkon feiern“ (Bild)
Mehr Fotos vom Fantreffen mit André Hofschneider und Sebastian Bönig gibt es auf unveu.de
Gestern war Tag gegen Homophobie und Transphobie. Union ist als Verein im Bündnis zur Stärkung der Rechte von Homosexuellen und Transsexuellen aktiv. Entsprechend stellten sich beim Fantreffen viele hinter das Transparent, mit dem der Verein tagsüber auf dem Wittenbergplatz präsent war:
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sehr schöner Artikel; informativ, flüssig geschrieben und inhaltlich absolut nachvollziehbar.
Interessanter Kommentar von Hofi zu Lewandowski. Nun müsste man nur noch dessen Gegenposition hören… Dass die Trainertür immer verschlossen war, könnte ja einfach nur am Burnout-fördernden Arbeitseifer gelegen haben. Außerdem kann man ja vielleicht auch einfach mal anklopfen ;)