Die Bild stellt vor, wer mit wem in Konkurrenzkampf gehen wird, der Kurier erzählt die Geschichte des Sportinvaliden und Ex-Unioners Dustin Heun und AFTV fasst den ersten Tag der Reise nach Bologna zu den neuen Trikots zusammen.
Steffis Text über Ludwig Götze, den Mann an der Kamera bei AFTV, erschien zuerst im Oktober 2012 im Köpenicker Magazin Maulbeerblatt.
Volles Haus, ohrenbetäubender Lärm, dicht an dicht stehen die Unioner auf den Rängen. Unten an der Seitenlinie wartet Ludwig Götze. Konzentriert, aufmerksam. Er wird gleich auf den Rasen laufen. Alle werden das sehen, niemand wird es bemerken. Ludwig führt die Kamera, die Stadionsprecher Christian Arbeit auf dem Weg zum Mittelkreis begleitet.
Foto: Stefanie Fiebrig
Unten gibt Christian die Mannschaftsaufstellung durch, oben begrüßt das Publikum seine Fußballgötter. Spürbar ist die Vorfreude, aber auch die Anspannung vor dem Spiel. Nur Ludwig ist die Ruhe selbst. Zumindest sieht es so aus.
„Ich bin an Spieltagen immer aufgeregt. Da stehen 20.000 Leute, wo ich sonst alleine bin!“ Ludwig ist mindestens einen Kopf zu groß, als dass man ihn übersehen könnte. Auch sein Arbeitszeug ist nicht eben winzig. Dennoch besitzt er die Fähigkeit, sich komplett unsichtbar zu machen. Selbst dann, wenn er mitten auf dem Rasen herumläuft. Alle Blicke richten sich auf den Kollegen neben ihm, und genau so soll es sein.
Ludwig filmt und produziert seit 2010 Videos für AFTV, den vereinseigenen Videokanal des 1.FC Union. Interviews sind dabei, Fantreffen, Trainingslager, oder vor kurzem erst der Derbykartenverkauf. Seine „Visitenkarte“ war 2010 das Video zum Testspiel gegen Vitesse Arnheim.
Foto: Matze Koch
Die Spieler kommen aus dem Tunnel. Anpfiff. Die Spielszenen gehören dem Fernsehen, Ludwig hat Sendepause. Eine Zeitlang hat er während des Spiels Fanvideos gedreht. Am liebsten vom Kamerastand unter dem Dach aus, auf der Gegengerade. „Der normale Mensch denkt sich, es ist wahrscheinlich langweilig da oben. Ich kann mich an das 3:3 gegen Osnabrück erinnern, bei dem Santi Kolk nach mehreren Versuchen doch noch zum Ausgleich getroffen hat. So eine Explosion von oben zu mitzukriegen, von einem Meter drüber, ist richtig cool.“
Ludwigs Bilder sind kraftvoll, lebendig und nah am Geschehen. „Glattgebügelt TV-mäßiges“ will er nie machen müssen. „Mit der Handkamera kriegt man, wenn man die ruhig hält und vernünftig bedienen kann, einen Style hin, der anders ist.“ Das Stativ packt er nach Möglichkeit gar nicht erst aus.
„Ich will, dass man im Hintergrund sieht, was los ist. Deshalb finde ich es besonders schön, dass man bei uns im Stadion aus der Ecke heraus filmt, weil man immer noch ein ganzes Stadion im Hintergrund hat. Da gibt der Trainer ein Interview, auf der anderen Seite räumt irgendeiner ein Kabel weg, auf der Anzeigetafel steht das Ergebnis. Im Idealfall hast Du noch Markus Babbel, der in der Alten Försterei gerade nur 1:1 gespielt hat, und der ganze Block dahinter hüpft.“ So entstehen authentische Bilder, wie man sie in Zeiten der Fifa-Werbeästhetik kaum noch kennt.
Foto: Matze Koch
Der aufwändigste Teil seiner Arbeit ist aber nicht das Drehen an sich. Es ist eher der Umgang mit den Menschen, die er filmt. Die Kamera ist ein Fremdkörper, der zunächst einmal stört. „Fußballfans sind argwöhnisch dem Kameramann gegenüber, die wollen wissen: Was macht der da? Warum ist der dabei?“ Bei den Spielern ist es ähnlich. Dass man faktisch für den gleichen Verein tätig ist, ändert nichts daran.
„Spieler sind durch die Medienwelt noch ganz anders geprägt als die Fans. Die nehmen mich, gerade wenn es Neuzugänge sind, nicht unbedingt sofort als Mitglied ihres Teams wahr, für die bin ich natürlich immer noch der Kameramann. Dann ist es erstmal wichtig, nicht den großen Macker zu machen und selber im Vordergrund zu stehen.“
Foto: Matze Koch
Egal ob Fans oder Spieler, Ludwig will die Menschen so zeigen, wie sie wirklich sind. „Solange es gestellt ist, die Leute in die Kamera kucken oder mit der Kamera Quatsch machen, ist das vielleicht einen kurzen Moment lang lustig, aber nicht nachhaltig für das Bild.“ Also muss er sich Vertrauen erarbeiten, eine Gesprächsebene finden und geduldig sein, bis sich alle wieder natürlich bewegen. Wenn das Eis gebrochen ist, sagt er, ist es relativ einfach. „Bei Union fliegen einem die Geschichten eigentlich zu.“ Die gilt es gut einzufangen.
Kurz vor Abpfiff. Wenn für alle anderen die Arbeit getan ist, geht es für ihn noch einmal richtig los. Wieder runter zum Spielertunnel. Jetzt werden die Interviews gemacht. Danach ist Pressekonferenz. Anschließend wird geschnitten. Wenn das alles fertig ist, gehört ihm das Stadion schon wieder fast alleine.
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apropos „vereinseigener Videokanal AFTV“: mich interessiert, ob AFTV wirklich vereinseigen ist, ob das eine Art Joint-Venture mit der Telekom ist; und wenn letzteres, wie viel % des Umsatzes (Abopreises) dann bei Union verbleiben. Antwort gerne hier in einer der kommenden Veröffentlichungen.