Die Länderspielpause bietet Zeit zur inneren Einkehr. Wir gehen alle in Klausur mit uns. Dabei im Handgepäck die wirklich wichtigen Fragen: Wer bin ich? Wohin gehe ich? Und warum verletzen sich bei Union ständig die Innenverteidiger?
Abseits von den kleinen Problemen eines Zweitligisten hat Prof. Gunter Gebauer den Blick auf das große Ganze gerichtet. Auf der Sportkonferenz des Deutschlandfunks hat er einen, wie ich finde, schonungslosen Vortrag über den Zustand des Sports in Deutschland heute gehalten. Sämtliche Sonntagsreden über eine Wertevermittlung durch den Sport hat der Professor von der Freien Universität als das benannt was sie sind: Salbungsvolle Augenwischerei.
Bevor Gebauer darauf kommt, dass sich Sportler heute nicht mit guten Gewissen sich für den Leistungssport entscheiden können (Profifußball bildet da eine kleine Ausnahme), erklärt er, wie es überhaupt dazu gekommen ist. Dabei erläutert er den Stellenwert des Sports sowohl in der DDR als auch in der Bundesrepublik. Die Vereinbarkeit von Sport und Berufsausbildung ist heute nicht mehr gegeben. Die wachsende Ungleichheit in der Gesellschaft führe dazu, dass andere Werte (ökonomisches Kapital, Einfluss und Bildung) eine deutlich größere Rolle spielen würden. Laut Gebauer repräsentiert der Sport die Gesellschaft nicht mehr.
Die gut 26 Minuten lange Rede „Deutschland, Dein Sport“ gibt es beim Deutschlandfunk zum Nachhören. (Download als MP3, 12MB). Es lohnt sich.
Lesetipp: Der freie Journalist Jonathan Sachse hat gemeinsam mit Daniel Drepper und Anja Perkuhn die Konferenz dokumentiert: Deutschlandfunk-Seminar.
Update: Auch Kai Pahl von allesaussersport.de hat sehr meinungsfreudig über die Konferenz geschrieben: Sportjounalismuskonferenz 2011 in Köln.
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